track 17
Disc 3
Track 17 - Alive
» do what we like, we got nothing to lose «
HARRY
im dritten Jahr nach der Trennung von One Direction
"Ich geb's auf."
Mit einem tiefen Seufzer schnippte ich die Spielkarten auf den Tisch. Ohne sie überhaupt erst angesehen zu haben, ließ Estelle ihre Karten ebenfalls sinken und legte den Kopf schief, "wirklich." "Ich bin so schlecht darin. Ich habe nicht einmal eine Runde gewonnen, und ich glaube nicht, dass es noch besser wird", sagte ich und hob dabei die die Hände verteidigend in die Luft, woraufhin ein freches Grinsen über Estelles Lippen huschte. "Schade", meinte sie und legte ihre Karten der Reihe nach auf den Tisch, "ich hätte dich nämlich mit jeder einzelnen von ihnen vernichtet. Stück für Stück." Neugierig beugte ich mich zu ihr hinüber.
Pik Junge, Herz König, Pik Ass.
Sie streckte ihre Hände aus, sammelte alle Karten ein und begann, sie wieder in die kleine Pappschachtel einzusortieren. "Du solltest einmal zu meiner Familie mitkommen. Wir spielen andauernd sowas." Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen und ließ mich gegen die Lehne der Bank fallen. "Ich dachte, du möchtest nicht, dass ich sie schon kennenlerne? Nach allem, was zwischen uns passiert war. Ich meine, ich würde sie echt gerne kennenlernen, aber ...", hob ich an, doch ich wusste nicht, wie ich meine Gedanken in Worte fassen könnte. Ich wusste nur, dass wir uns nicht wieder ins kalte Wasser stürzen sollten. Meine Tour war erst vor ein paar Wochen zu Ende gegangen und ich wollte wirklich, dass Estelle sich diesmal mit jeder Entscheidung, die wir trafen, wohlfühlte.
"Wir haben uns vor fast drei Jahren kennengelernt. Wir sind im Winter vor zwei Jahren zusammengekommen und haben uns letzten Sommer getrennt. Es ist nicht so als ob wir uns gerade erst kennengelernt hätten, Harry." Sie legte die Schachtel zwischen uns auf den Tisch und griff nach meiner Hand. "Sicher, es war eine Achterbahnfahrt und wir hatten nun mal eben unsere Höhen und auch unsere Tiefen. Aber ich glaube, dass, wenn man einmal solche Zeiten durchstanden hat, es nichts gibt, das einen so leicht aufhalten kann." Ich fuhr mit den Fingern über ihre Hand und weiter über ihren Unterarm. "Du bist selbstbewusster geworden, ist dir das schon mal aufgefallen?"
"Bin ich das?", fragte sie und ich nickte bestätigend. "Und wie. Ich meine, du hast immer gewusst, was du wolltest, aber du warst unfassbar unsicher, was dich selbst, dein Leben und Beziehungen und so angeht. Aber ich finde es wirklich schön. Denn du hast definitiv das Recht, selbstbewusst zu sein." In diesem Moment zuckten ihre Lippenwinkel etwas weiter in die Höhe. "Danke dir, Harry. Das ist lieb von dir, sowas bekomme ich nicht oft zu hören", sagte sie. Diese Worte erinnerten mich wieder an die Zeit, als wir einander kennengelernt hatten. Estelle hatte sich nicht verändert, sie war in der Zeit, in der wir nicht miteinander gesprochen hatten, schlichtweg stärker geworden.
Estelle stand daraufhin auf und ging zu der halbhohen Backsteinmauer hinter der Bank, auf der sie bis eben gesessen hatte. Sie verschränkte die Arme über der Mauer, die warme Abendluft wehte ihr das Haar über die Schultern. Ihr Blick glitt über die Landschaft - über das weiche grüne Gras zum orangeroten Himmel und zurück zu mir. Sie war noch nie zuvor außerhalb von England gewesen. Genau deswegen ich sie an ihrem Geburtstag mit einem Trip nach Italien überrascht. Momentan befanden wir uns in der Toskana, doch wir würden bereits morgen nach Rom weiterfahren. Dort würden wir Pizza essen, Wein trinken und darüber hinaus zum ersten Mal in der Öffentlichkeit Hand in Hand spazieren gehen und all damit für all die Schlagzeilen zu sorgen, über die wir uns immer lustig machten.
"Was denkst du, werden sie schreiben?", fragte sie, als hätte sie meine Gedanken gelesen, "One Direction Star Harry Styles beim Knutschen mit irgendeinem blonden Mädchen in Italien gesichtet? Oder ist das zu unkreativ?" Lachend schüttelte den Kopf. "Das klingt eigentlich schon ganz gut, aber sie werden wahrscheinlich auch ein paar Bilder von uns abdrucken und eine Menge Dramatik einbauen", erwiderte ich. "Gott, ich kann gar nicht glauben, dass das legal ist. Die Paparazzi, die Presse ... alles." Estelle klang angewidert und ich konnte es ihr nicht verübeln. Die Presse war eindeutig eine der Schattenseiten des Rampenlichts, und es war nur schwer, dagegen anzukommen.
Ich rutschte nun ebenfalls von der Bank. Währenddessen ich mich Estelle näherte, drehte sie sich zu mir um und lehnte sich mit dem Rücken gegen den Zaun. Ich blieb vor ihr stehen, legte meine Arme um ihre Hüften und zog sie ein wenig an mich. "Wir werden sie sowas von neidisch machen", flüsterte ich ihr zu, wobei ich ihr tief in die Augen sah. Sie grinste und zog ihre Unterlippe zwischen die Zähne. "Und wie wir das werden. Aber weißt du, ich finde, wir sollten vielleicht...", begann sie dann zu sagen, aber ich ließ sie nicht ausreden. Stattdessen zog ich sie einfach näher zu mir, und küsste sie.
Es war nicht einer dieser süßen, unschuldigen Küsse wie damals. Er war reifer, fordernder und vor allem intimer. Obwohl er sich anders anfühlte, war da noch immer dieser bittersüße Nachgeschmack, der mein Herz in Flammen setzte und mich dazu brachte, mich aufs Neue in sie zu verlieben. Und das war ich auch. Ich war noch immer in sie verliebt. Immer noch und immer wieder.
"Wow, das kam ... unerwartet", stammelte Estelle, nachdem ich von ihr abgelassen hatte. Wir waren erst seit Kurzem wieder zusammen und setzten seither einen Schritt nach dem anderen. "Es tut mir leid", entschuldigte ich mich daher umgehend, aber sie schüttelte lediglich den Kopf und lächelte mich an, "es ist okay. Sogar mehr als das."
Sie verschränkte ihre Arme um meinen Nacken, um mich erneut in einen tiefen Kuss ziehen. Dieser war sogar noch verlangender als es der erste gewesen war, dreckig und völlig außer Atem. Sie presste ihre Lippen auf meine, ließ ihre Zunge über meine Unterlippe gleiten und zog sie anschließend zwischen ihre Zähne. Mit jedem Atemzug schienen wir beide nur noch mehr zu wollen. Ohne es zu bemerken, fuhr ich mit meinen Händen von ihren Hüften bis unter ihr Kleid, wo ich ihre Beine an den Oberschenkeln anhob.
Für einen kurzen Augenblick ließ ich von ihr ab. "Bist du sicher, dass da niemand war?", fragte ich sie, "denn es fühlt sich definitiv nicht so an." Ich nahm wahr, wie sie ihre Beine um meine Leiste schlang. "Nun, tatsächlich hat Jace sich mal bei mir gemeldet. Er hat mich gefragt, ob ich ... Lust hätte ... oder so", entgegnete sie trocken, wobei ich nicht wusste, ob sie es ernst meinte oder mich ärgern wollte. "Jace? Dein Ex Jace?" - "Genau so hab' ich damals auch reagiert. Ich schätze, Charlie hat ihm von dir und mir erzählt, also dass es zwischen uns vorbei ist. Du weißt ja, die zwei sind quasi testosterongeladene beste Freunde. Wobei Charlie eigentlich ein ganz Lieber ist. Aber Jace ... der kann mich mal. Das habe ich ihm auch gesagt. Dass er abhauen und sich doch selbst ficken soll."
"Wir wissen beide, dass du das nicht gesagt hast", zweifelte ich und sie gab nach. "Nicht wortwörtlich, aber ich glaube, ich habe ihm klargemacht, dass ich nichts mehr von ihm hören will. - " "Ihr beide arbeitet im selben Gebäude." Sie zuckte mit den Schultern und lockerte ihren Griff um mich. "Ja, ich weiß. Vermutlich bist du nicht der Einzige von uns beiden, der einen Jobwechsel vor sich hat."
"Aber du liebst deinen Job. Bist du sicher, dass es das wert ist?"
"Es ist nicht dasselbe wie früher und am Ende des Tages ist es nur ein Arbeitsplatz. Er ist austauschbar - und du bist es nicht."
Ihre Worte ließen mein Herz schneller schlagen. Estelle und ich hatten die letzten Wochen damit verbracht, herauszufinden, wie wir unsere Beziehung auf die Reihe bringen könnten, was schlussendlich dazu geführt hatte, dass ich meine ganze Gesangskarriere zu überdenken begonnen hatte. Ich hatte alles erreicht, wovon ich jemals hätte träumen können, weswegen ich mich daran gewagt hatte, mich für die ein oder andere Filmrolle zu bewerben. Ich wusste nicht, ob ich ein guter Schauspieler war und es war gut möglich, dass ich versagen würde. Aber dadurch, dass Estelle jetzt ebenfalls einen anderen Weg einschlug, fühlte ich mich direkt sicherer und weniger auf mich allein gestellt.
"Ich freue mich jetzt schon darauf. Darauf, alles zu tun, was wir immer wollten. Unsere Familien zusammenzubringen, auszugehen und – oh Mann- zusammen etwas essen gehen zu können, ohne dass wir zehn Meter voneinander entfernt laufen müssen. Es ist so komisch, dass wir uns getrennt haben, weil unsere Leben zu unterschiedlich waren, und jetzt mitanzusehen, wie sie gewissermaßen zu einem zusammenwachsen.", sagte sie. Ich sah ihr in die Augen und suchte abermals nach den richtigen Worten, "es ist nicht komisch. Wir haben nur ... ich weiß nicht ... irgendwie aufgehört, uns so viele Gedanken zu machen und angefangen, uns mehr auf den anderen einzulassen."
Estelle löste sich allmählich aus meinem Griff, woraufhin sie vor mir zum Stehen kam. Sie blickte zu mir auf und fuhr sich durch ihr zerzaustes Haar. "Wir sollten uns unsere Knutschsession für morgen aufheben", meinte sie. Ich stimmte ihr vollkommen zu. Es war zwar alles andere einfach für uns, voneinander abzulassen, aber für den Moment war es sicher das Beste. Egal, wie stark wir als Team waren, wir mussten unsere Beziehung langsam angehen, wenn wir wollten, dass sie dieses Mal hielt. Und es gab nichts, das wir mehr wollten.
Ihre Fingerspitzen strichen über meine Hände, bis sie schließlich Ärmel meines Hemdes zurechtkrempelte. "Ja, wahrscheinlich", flüsterte Estelle, währenddessen sie den Stoff glatt strich, "hast du eigentlich Hunger? Wenn ich mich richtig erinnere, haben noch genug Nudeln übrig. ich könnte für sie uns aufwärmen, wenn du magst." Ich driftete für einen Augenblick ab. "Wie wäre es, wenn wir einfach etwas bestellen?", fragte ich sie letztendlich. Sie nickte sofort, während ich nach ihrer Hand griff und unter den letzten Sonnenstrahlen mit ihr zurück in das Apartment ging.
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