track 15
Disc 2
Track 15 - Loved You First
» the first touch, the first kiss, the first girl who made me feel like this «
LOUIS
im zweiten Jahr nach der Trennung von One Direction
Ich erkannte Eleanor bereits von Weitem. Sie sah professionell aus in ihrem weißen Poloshirt und der farblich darauf abgestimmten Kappe, unter der ihre langen braunen Haare in zwei geflochtenen Zöpfen hervorschauten. Sie trat mit dem linken Bein einen Schritt nach hinten, während sie zeitgleich die Hand mit dem Tennisball zwischen den Fingern in den Himmel streckte. Keinen Atemzug später holte sie mit dem Schläger in ihrer anderen Hand weit aus. Es war ein perfekter Aufschlag.
Das Gras kitzelte an meinen Knöcheln, als ich über den Rasen in Richtung des Tennisplatzes ging. Eleanor schien mich gar nicht kommen zu hören, denn sie schaute lediglich dem Ball hinterher, der in der Zwischenzeit weit hinter dem Netz am Boden aufgeprallt war und nun über den Rand der anderen Hälfte des Feldes rollte. Parallel dazu lockerte sie die Arme. Es war ein unglaublich warmer Tag und Eleanor vermutlich am Ende ihrer Kräfte angelangt.
Sie drehte sich auf einem Bein um die eigene Achse, blieb jedoch sofort wieder stehen, als sie mich kommen sah. „Hey", meinte sie emotionslos und wir beide zwangen uns ein gekünsteltes Lächeln auf. Obwohl ich mir den ganzen Weg über den Kopf darüber zerbrochen hatte, wie ich sie am besten begrüßen sollte, wusste ich nicht im Geringsten, was ich zu ihr sagen sollte.
Meine Augen glitten von Eleanors Kappe ihren Körper entlang. Mittlerweile waren beinahe zwei Jahre vergangen, seitdem wir einander das letzte Mal gesehen hatten. Und sie hatte sich sichtlich verändert - ihre Haut, die ich so weich und makellos in Erinnerung hatte, war nun von dunklen Augenringen durchzogen und ihre Wangenknochen zeichneten sich auf ihrem eingefallenen Gesicht ab. Und dennoch sah sie für mich immer noch genauso wunderschön aus wie früher. Nichts würde das jemals ändern. Aber sie war eindeutig nicht gesund und es versetzte meinen Puls ins Rasen.
„Du bist besser geworden", brachte ich es schließlich hervor, „im Aufschlagen." Daraufhin verdrehte sie lediglich die Augen und verschränkte die Arme mitsamt dem Schläger vor ihrer Brust. „Komm einfach auf den Punkt. Ich glaube kaum, dass du dir die ganze Mühe gemacht hast, nur um ein bisschen smallzutalken. Schließlich hast du es die letzten zwei Jahre nicht ein einziges Mal geschafft, auch auf nur eine meiner Nachrichten zu antworten."
Eleanors Worte rammten mich wie ein Schwert in meine Brust. „Ich wollte dich niemals verletzen, El", flüsterte ich, doch sie schüttelte den Kopf und ging an mir vorbei zu ihrer Sporttasche, ohne sich einmal zu mir umzudrehen. Während sie von mir wegging, erkannte ich, wie viel Gewicht sie tatsächlich verloren haben musste. „Wirklich."
Ohne auch nur ein Wort zu sagen, ging sie in die Knie, um den Reißverschluss ihrer Tasche aufzuziehen und den Schläger in das dafür vorgesehene Fach zu räumen. Danach zog sie aus dem Seitenfach eine Flasche Mineralwasser hervor. Sie schaute über die Schulter zu mir zurück. „Bitte sag mir, dass das hier jetzt kein verzweifelter Versuch von dir ist, mich zu zurückzubekommen", seufzte sie. Ich sah sie irritiert an.
„Woher weißt du. .. warum denkst du ... ?", stammelte ich vor mich hin. Ich wusste nicht so ganz, was ich zuerst fragen sollte - woher sie davon wusste, dass ich nicht mehr mit Ava zusammen war oder wie sie darauf kam, dass ich nach zwei Jahren wieder zu ihr zurückkriechen würde. Indessen legte Eleanor die Finger um den Verschluss und drehte ihn auf. Ganz langsam, bis er sich unter einem leichten Zischen vom Plastik löste. Sie hatte die Flasche bereits an ihre Lippen gesetzt, als sie sie wieder ein Stück sinken ließ. „Lou. Ich habe damals nach der Trennung mehrmals versucht, dich zu erreichen und letztes Jahr noch einmal. Mehrmals sogar, aber das müsstest du ja eigentlich selber wissen", sie trank einen Schluck Wasser, „und nie hast du dich für mich interessiert. Weil du abgelenkt warst, richtig? Zuerst durch diese Schauspielerin und dann durch dieses ... Mädchen." Sie pustete sich verächtlich ein paar Haare aus dem Gesicht.
„Nein, so war das nicht. Ich habe jeden Tag an dich gedacht, El. Egal, bei wem ich gerade war und auch, wenn du das gerade absolut nicht hören möchtest." Die alleinige Aussprache dieser Worte fühlte sich unglaublich falsch an. Als ob ich dadurch alles nur noch schlimmer machen würde als es das ohnehin schon war. „Das ist schön zu hören, Lou. Aber vielleicht hättest du mir das schon eher sagen sollen. Monatelang habe ich mich derart wertlos gefühlt... du kannst dir nicht vorstellen, wie es ist, mitansehen zu müssen, wie die Person, die man liebt, von einem Tag auf den anderen so tut, als hätte man nie existiert. Und sich das ganze Getuschel von der Presse über sich ergehen zu lassen. Du hast mich innerlich zerstört und ich bin mir sicher, dass du dir dessen nicht ganz unbewusst warst. Dafür kenne ich dich dann doch zu gut."
Kaum hatte sie das gesagt, hob Eleanor die Sporttasche am Riemen vom Boden auf und warf sie über ihre rechte Schulter. Beiläufig fuhr sie sich mit einer Hand über die Stirn. „Das alles ist nie meine Absicht gewesen", meinte ich und streckte meine Hand nach ihr aus, doch sie wich zurück. „Vielleicht habe ich es noch nicht offensichtlich genug gemacht - aber das zwischen uns ist vorbei. Ich habe damit ...", sie holte tief Luft, „ ... ich habe mit uns abgeschlossen."
Sie richtete den Riemen zurecht und umklammerte ihn angespannt mit beiden Händen, ehe sie sich an mir vorbei und in Richtung der Sporthalle drängte. Die noch halbvolle Flasche ließ sie beiläufig in den Mülleimer fallen. Eine Zeit lang sah ich Eleanor hinterher und hoffte, dass sie sich noch einmal zu mir umdrehen würde. Mich fragen würde, wie es mir ging. Mir erzählen würde, ob und wie ich ihren Schmerz wiedergutmachen könnte. Und dass ich sie am Ende des Tages in den Arm nehmen würde.
„Ich liebe dich nicht mehr."
Meine Stimme war leise, aber dennoch laut genug, dass ich mir sicher war, dass sie mich gehört hatte. Doch alles, was sie tat, war geradeaus weiterzugehen und ich konnte jeden einzelnen Schritt, den sie auf den Rasen setzte, nachvollziehen. Die Automatiktüren waren mittlerweile nicht mehr als ein paar Meter von ihr entfernt. Ich bemerkte, wie ihr Kopf etwas weiter zu Boden hing. Wie aus Reflex fuhr ich mir mit beiden Händen über das Gesicht und anschließend über den Nacken.
„Verdammt, so habe ich das nicht gemeint. Du warst meine erste große Liebe. Das wirst du immer bleiben, ganz egal, was für Scheiße zwischen uns passiert ist. Und es tut mir so unfassbar leid, dass ich damals so gehandelt habe. Ich hatte einen Höhenflug und habe einfach nicht nachgedacht", rief ich ihr hinterher und ging dabei ein wenig auf sie zu, währenddessen sie immer langsamer wurde. So lange, bis sie schließlich stehen blieb und sie zu mir zurückschaute. Ihre Augen glitzerten trüb.
„Was ist es dann, das du von mir willst?", fragte sie mich mit gedrückter Stimme. Sie klang so verletzt und das setzte den Schnitt in mein Herz nur noch tiefer. Ich blieb stehen, die Automatiktüren hinter Eleanor reagierten auf jede ihrer kleinsten Bewegungen. „Ein Gespräch. Nicht mehr, nicht weniger. Versprochen." Skeptisch zog sie die Augenbrauen zusammen. Sie fragte mich, worüber ich denn unbedingt reden wollte und was so dringend war, dass es von allen Menschen ausgerechnet sie sein musste, an die ich mich wandte.
Schützend schloss ich die Arme um meinen Bauch. „Weil du trotz und entgegen allem neben meiner Familie die Person bist, die mich am besten kennt. Das einzige Mädchen, dem mich jemals komplett geöffnet habe", entgegnete ich und Eleanor verdrehte erneut die Augen. „Oh, wow, Lou. Ich war also tatsächlich naiv genug, zu glauben, dass es jetzt nicht um dich gehen würde. Dass du vielleicht doch nicht das Arschloch bist, von dem ich mir die letzten beiden Jahre eingeredet habe, dass du es wärst. Weißt du, ich habe mir von diesem Treffen nicht sonderlich viel erwartet - eben irgendeine auswendig gelernte Liebeserklärung, eine nichtsaussagende Entschuldigung oder mit ganz viel Glück sogar eine Erklärung, was ich damals derart falsch gemacht haben muss, dass du mich von heute auf morgen verlassen hast. Aber hiermit toppst du dich mal wieder selbst. Chapeau."
„Weil ich nicht wusste, was ich wollte. Ich war so verliebt in dich, El, aber wir beide waren doch noch so jung. Es gab Tage, an denen ich mich wie der beste Mensch der Welt gefühlt habe und dann wiederum welche, an denen ich alles in Frage gestellt habe. All die Frauen nach dir haben es nicht annähernd geschafft, mir das Gefühl zu geben, wie du es mir gegeben hast. Und ich verstehe verdammt noch einmal nicht, was letztendlich ausschlaggebend war, dass ich Schluss gemacht habe - ob ich mich doch nicht zu einhundert Prozent fallen lassen konnte oder ob ich es einfach nicht verdient habe, jemanden wie dich lieben zu können", versuchte ich es ihr zu erklären.
Eleanor nickte zuerst, fuhr sich dann jedoch mit den Händen über die Schläfen und streifte dort über ihre Haut. „Anstatt dir andauernd Gedanken darüber zu machen, wie es mir geht, solltest du vielleicht eher deinen Sohn besuchen. Wie oft hat er dich eigentlich schon gesehen? Zweimal? Dreimal?", stellte sie mich in Frage und das Schwert in meiner Brust trennte mein Herz nun endgültig entzwei. „Jetzt schau mich doch nicht so an. Du hast mich schon ganz genau verstanden, Lou."
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