track 10


Disc 3
Track 10 - Little Black Dress
» little black dress just walked into the room «
NIALL
im dritten Jahr nach der Trennung von One Direction


Das Konzert war vorbei und Liam und ich befanden uns auf dem Weg zur Aftershowparty. Als letzter Zwischenstopp war ich auf einem Festival aufgetreten, ehe es für mich kommende Woche weiter nach Australien gehen würde. Ich hatte jeden einzelnen Atemzug auf dieser Bühne genossen. Vor allen Dingen deswegen, weil auch Liam dort aufgetreten war.

„Weißt du, ich hatte schon fast wieder vergessen, wie viel Spaß es macht, mit dir auf der Bühne zu stehen", murmelte ich, wobei ich meine Schläfe gegen die Fensterscheibe lehnte. Wie so oft war Liam derjenige von uns, der am Steuer saß. Ich mochte es, wenn er fuhr. Selbst nach einer Show wie dieser war er unglaublich konzentriert. „Wirklich? Ich erinnere mich an alles so genau. Als ob ich nur geblinzelt hätte", meinte er.

Ich ließ meinen Blick weiterhin über das Stadtbild gleiten. Über die bunten Lichter und die betrunkenen Menschen, die das Pflaster entlangstolperten, immer einen Schritt davon entfernt, vom Bordstein auf die Straße zu fallen. Sie erinnerten mich an die Zeit, als die Jungs und ich zusammen auf Tour gewesen waren. Wir hatten jeden Tag aufs Neue so viele einzigartige Erinnerungen gesammelt, ohne es überhaupt zu bemerken. Wir hatten unsere eigene kleine Geschichte geschrieben.

Ich wandte mich abermals Liam zu. "Ich finde, wir beide sollten eines Tages zusammen auf Tour gehen. Das wäre phänomenal." "Phänomenal", wiederholte Liam, wobei ich sein Grinsen an seiner Stimme heraushören konnte, "das beschreibt es ziemlich gut." "Absolut. Weißt du, ich denke noch oft an früher. An die kleinen Dinge - den Blödsinn, den wir Backstage angestellt haben, die Paparazzis, denen wir einfach mal so den Mittelfinger gezeigt haben ... ", schwelgte ich dahin. Indessen warf mir Liam über seine Schulter einen belustigten Blick zu. 

"Seit wann bist du denn so ein Badboy, Niall? Ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass du auf so ein Zeug stehst", neckte er mich, aber er hatte nicht unrecht. Eigentlich waren es immer Liam und die anderen drei gewesen, die Scheiße gebaut hatten und ich derjenige, der daneben gestanden und sich kaputt gelacht hatte. "Ich meine, im Nachhinein waren wir schon irgendwie Badboys, findest du nicht?", fragte ich ihn und Liam nickte lachend. "Ja, total. Weißt du noch, als wir von diesen Awards rausgeworfen wurden, weil wir uns mit neunzehn noch nicht erwachsen genug verhalten hatten? Da waren wir wirklich Badboys. Diese Idioten hatten uns sogar mit ner Anzeige gedroht." Ich stöhnte genervt auf. Liam hatte diese Geschichte schon immer gern erzählt, mir hingegen war sie schlichtweg peinlich. Was er unter nicht erwachsen genug verstand, verstand ich unter Popcornkämpfen und Lachanfällen. "Oh, bitte, erinner' mich bloß nicht daran."

"Anderes Thema - was würdest du dazu sagen, wenn ich etwas über die Kommunalwahlen posten würde? Ich meine, ich würde es wirklich gerne machen, ich bin mir nur nicht sicher, ob es das Risiko wert ist. Du weißt, Politik ist ein ziemlich ... streitbares Thema", fragte mich Liam, als wir schließlich vom Parkplatz in Richtung des Hotels gingen, in dem die Party stattfand. Ich vergrub meine Hände in die Taschen meiner Anzughose und atmete ahnungslos in die kalte Luft. Als ich mit Liam zusammengelebt hatte, hatten wir mehr über Politik als über alles andere gesprochen, da wir ziemlich ähnliche Ansichten hatten. Nach ein paar Wochen war es dann so etwas wie unser kleines Abendritual geworden. Aber in diesem Moment und an diesem Ort hatte ich wirklich überhaupt keine Lust dazu.

Er beschleunigte seinen Schritt und ging neben mir her. In den Augenwinkeln nahm ich wahr, wie er sein Jackett glatt strich und sich mit den Fingern immer wieder die Haare zurückkämmte. "Niall?", er drehte sich erwartungsvoll zu mir, "soll ich oder soll ich nicht?" Ich zuckte schwach mit den Schultern, "Ich weiß es nicht. Aber du kannst ja Taylor fragen, immerhin hat sie sich in letzter Zeit oft öffentlich über ihre politischen Ansichten geäußert." "Ja? Seitdem sie nicht mehr mit Harry zusammen ist, verfolge ich sie gar nicht mehr", hakte Liam nach. "Das solltest du auf jeden Fall wieder tun. Sie setzt sich für ziemlich viele sozialpolitische Angelegenheiten ein und ich bin sicher, dass sie dir gerne ein bisschen weiterhelfen würde."

Ich wollte geradewegs zum Aufzug gehen, als Liam mich an der Schulter zurückhielt. „Wir müssen erst unsere Zimmerschlüssel abholen. Willst du dir vielleicht eins mit mir teilen?", schlug er vor. Ich legte meinen Kopf schief und musterte ihn skeptisch, „ein Zimmer?" „Natürlich ein Zimmer. Was denn sonst? Eine Frau? Oh Niall, du gerätst wirklich außer Kontrolle", scherzte er und ich verdrehte spaßeshalber die Augen. „Ich meine, von mir aus können wir uns gern ein Zimmer teilen. Aber mit getrennten Betten", sagte ich. Liam zwinkerte mir neckisch zu, „Hauptsache, wir haben getrennte Decken. Da geht nichts drüber."

Liam klopfte mir brüderlich auf die Schulter, ehe er zur Rezeption hinüberging. Währenddessen ließ ich mich gegen die Wand fallen. Ich griff in meine Hosentasche, holte mein Handy hervor und wischte ein paar Mal über den Bildschirm. Liam und ich waren etwa eine Stunde zu spät dran und wie es schien, war die Party auch ohne uns schon voll im Gange. Zumindest war es das, was ich in den sozialen Netzwerken so sah.

Als ich mein Handy wieder einsteckte, kam Liam bereits zu mir zurück. Er hielt die Schlüsselkarten hoch oben in der Hand und schwenkte sie hin und her. „Es sind die getrennten Decken geworden!", rief er mir zu. „Wirklich?" „Ja, tatsächlich. Die Frau meinte, sie haben keine Doppelzimmer mit Einzelbetten. Also bleib einfach unter deiner Decke und schlag mich nicht taub, ja?", meinte er und hatte dabei sein altbekanntes Grinsen auf den Lippen.

Gemeinsam gingen wir den Flur entlang in Richtung der Aufzüge, wo ich schließlich meinen Zeigefinger ausstreckte und den Knopf drückte. Währenddessen holte Liam bereits seine Brieftasche heraus und suchte nach einem Ausweis. "Ich denke, ich werde als Allererstes direkt zu Taylor gehen", murmelte er dabei, "um mit ihr über die Sache mit dem Post zu reden. Wenn das für dich in Ordnung ist." Ich hob gleichgültig die Hände. "Kein Problem, ich komme schon klar. Ehrlich gesagt freue ich mich schon richtig darauf, alle wiederzusehen. Shawn, Ed, Rita ..." Liam schaute erneut zu mir, wobei er seine Brieftasche in die hintere Hosentasche schob. "Oh ja, die habe ich auch ewig nicht mehr gesehen. Ziemlich schade eigentlich," sagte er in einem sanften Tonfall.

Der Aufzug kam schließlich vor uns zum Stehen. Zuerst traten wir zur Seite, aber als wir sahen, dass er leer war, gingen wir hinein und lehnten uns nebeneinander an das kalte Metall. Liam drehte seinen Kopf zu mir. „Vielleicht trinke ich heute Abend wieder ein bisschen mehr", sagte er ganz leise, so als ob es etwas Verbotenes wäre. Er hatte die Augenbrauen zusammengezogen und kaute angespannt auf seiner Unterlippe herum. „Ist schon in Ordnung. Trink, was immer du willst, und feiere, wie viel du willst. Ich meine, ich nehme im Moment sowieso keine Medikamente. Ich bin daher eigentlich genauso uneingeschränkt wie ich es früher war. Schließlich hatte ich ja mit Alkohol nie ein Problem ... aber lieb von dir, dass du daran gedacht hast."

In diesem Augenblick öffneten sich die Türen. Wir stiegen aus dem Aufzug in eine Wolke aus Alkohol und Glamour. Eigentlich waren diese Aftershowpartys nichts anderes als teure Studentenfeiern, die mit Prominenten gefüllt waren. Um mich herum glitzerte es und Models in kurzen schwarzen Kleidern warfen sich an betrunkene Sänger, denen die Krawatte locker um den Nacken hing. Die Gläser klirrten aneinander, die Dachterrasse bebte im Rhythmus der Stereoanlage. Und ich würde mir nichts von alledem entgehen lassen.

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