Kapitel 14

Rauch stieg an einigen Stellen auf, Glasscherben und zerbeulte und zerbrochene Einzelteile der Autos lagen auf dem Boden zerstreut herum und das Heulen der Autoalarmanlagen erfüllte die Nacht. Der Rettungsdienst war nicht weit entfernt, er würde uns bald erreicht haben.
»Castiel, was tun wir hier?«, fragte ich.
Der Engel antwortete nicht, sondern ging einfach los. Ich lief ihm zwischen den Autos und Leichen hinterher. Er blieb stehen, streckte die Hand aus und die Sirenen verstummten. Er lief weiter und nach einigen Meter blieb er ein weiteres Mal stehen. Eine blonde Frau lag auf dem Boden und er hockte sich neben sie. Als er ihr Tuch vom Hals entfernte, wurde eine große ovale Wunde zwischen den Schlüsselbeinknochen sichtbar.
»Ihre Gnade, sie wurde herausgerissen«, bemerkte ich entsetzt.
»Auf Wiedersehen, Schwester«, sagte Castiel.
Ich erkannte die Umrisse der schwarzen Flügel, die wie aus Asche schienen. Die Polizei kam, doch bevor sie uns sehen konnten, waren wir verschwunden.

Die Tür wurde geöffnet, einige Worte wurden gesprochen und das Licht wurde eingeschaltet.
»Winchester und Winchester«, sagte Uriel neben mir.
Überrascht sahen Dean und Sam mich an.
»Ich war in der Gegend, und da ihr hier einen Fall habt, dachte ich, ich schau mal vorbei. Die Engel kamen nach mir«, meinte ich achselzuckend.
»Du wirst gebraucht«, sagte Uriel an Dean gewandt, bevor dieser etwas erwidern konnte.
»Gebraucht?«, wiederholte Dean verständnislos. »Ich kann diesen Mist nicht mehr hören.«
»Ich verbitte mir diesen Ton.«
»Du bist der Letzte, von dem ich mir das sagen lasse!«, rief Dean barsch und trat einen Schritt auf den Engel zu.
»Wir kommen direkt von Pamelas Beerdigung«, erklärte Sam und hielt Dean zurück.
»Pamela. Die hellsichtige Pamela?«, versuchte Dean Uriel ins Gedächtnis zu rufen. »Ich bin sicher, du kanntest sie. Castiel, du musst dich doch erinnern. Du selbst hast ihr die Augen ausgebrannt. Schon vergessen? Super Sache. Und dann ist sie gestorben, als sie eins eurer Siegel gerettet hat. Vielleicht könntet ihr mal fünf Minuten aufhören, uns umherzuschieben wie verdammte Schachfiguren!«
»Wir haben dich für unsere Zwecke aus der verdammten Hölle geholt«, meinte Uriel ruhig.
»Und wie lauteten die noch mal? Was genau wollt ihr von mir?«
»Etwas Dankbarkeit wäre ein Anfang.«
»Dean, wir wissen, dass das schwer zu verstehen ist«, sagte Castiel.
»Und wir«, Uriel blickte ernst zu seinem Freund, »scheren uns einen Dreck.«
Castiels Haltung straffte sich. Auf eine Antwort wartend sah Dean zu ihm, doch es kam keine. Ich seufzte schwer und ließ mich auf die Bettkante fallen.
»Nur nicht zu viel sagen«, murmelte ich Augen verdrehend.
»Sieben Engel sind ermordet worden, alle aus unserer Garnison. Der letzte wurde heute Nacht getötet«, erklärte Uriel.
»Dämonen?«, fragte Dean.
Uriel legte den Kopf schief.
»Wie haben sie das angestellt?«
»Wir wissen es nicht.«
»Tut mir leid, aber was sollen wir dagegen unternehmen?«, wollte Sam wissen. »Ich meine, ein Dämon, der einen Engel umlegt, ist wohl doch eine Nummer zu groß für uns, oder?«
»Mit den Dämonen werden wir schon alleine fertig«, meinte Uriel.
»Wir müssen nur herausfinden, wer's ist«, sagte Castiel.
Dean sog scharf die Luft ein. »Ihr braucht also unsere Hilfe, um einen Dämon zu jagen?«
»Na ja, nicht ganz. Wir haben Alastair.«
»Na, toll. Dann fragt ihn doch, wer der Engelsmörder ist.«
»Leider will er nicht reden. Alastair hat einen sehr starken Willen und wir wissen nicht, wie wir den brechen können.«
»Man könnte sagen, im Foltern hat er den schwarzen Gürtel - das ist 'ne andere Liga als eure«, meinte Dean.
»Deshalb wenden wir uns an seinen besten Schüler«, sagte Uriel. »Zufällig bist du derjenige, der über die besten Vernehmungstechniken verfügt.«
Ich stockte. »Das könnt ihr nicht von ihm verlangen«, rief ich und abrupt erhob ich mich. »Dean, das kannst du nicht tun.«
»Schweig, Mädchen!«, herrschte Uriel mich an.
Ich verstummte, funkelte den Engel aber wütend an.
»Dean, du bist unsere größte Hoffnung«, meinte Castiel.
»Nein. Niemals. Cat hat recht. Das könnt ihr nicht von mir verlangen«, sagte Dean bestimmt. »Castiel, nicht das!«
Uriel lächelte und trat auf Dean zu. »Es geht hier nicht darum, ob du willst oder nicht.«
Flügelschlag erklang, doch dieses Mal waren nicht nur die Engel, sondern auch Dean verschwunden.
»Verdammt!«, fluchte Sam.
»Das darf nicht wahr sein«, flüsterte ich fassungslos. »Castiel, bring ihn zurück!«
»Was geht hier vor sich, Cat? Welches Spiel wird hier gespielt?«, fragte Sam mich.
Ich sah ihn an. »Nichts. Es ist nichts.«
»Lüg mich nicht an!«, brüllte Sam und ich zuckte vor Schreck zusammen. »Wieso bist du auf einmal hier? Wieso jetzt?«
»Ruby hat mir erzählt, dass hier 'n Fall ist«, gab ich ruhig zurück. »Ich dachte, Vorbeischauen schadet nicht.«
»Und das soll ich dir glauben? Du warst Wochen weg, ohne ein Wort bist du einfach gegangen.«
»Sam«, ich trat einen Schritt auf ihn zu, »ich werde gejagt von Engeln. Wenn ich in eurer Nähe bin, seid ihr in Gefahr. Jetzt ist gerade 'n günstiger Zeitpunkt, euch zu helfen. Die Engel sind mit den jüngsten Ereignissen beschäftigt. Das schneit nicht einfach so an ihnen vorbei.«
»Du sagst, du wirst gejagt von Engeln, aber dennoch warst du mit ihnen in einem Raum, und du bist noch hier«, meinte Sam mit einer finsteren Miene.
»Es sind nicht Uriel und Castiel, die mich jagen. Es ist Zachariah.«
»Wer ist Zachariah?«
»Ist 'ne lange Geschichte, aber zuerst sollten wir uns um Dean kümmern.«
»Ja, du hast recht«, sagte Sam.
Er rief Ruby an und kurz darauf kam sie.
»Ich kann sie immer noch riechen«, sagte sie. »Ernsthaft. Ich bin nicht gerade wild darauf, mich wieder mit Engeln anzulegen.«
»Du musst uns helfen, Dean zu finden«, erklärte Sam.
»Ich hab' da so meine Bedenken. Sie haben Alastair nach allen Regeln der Kunst gefesselt. Dean wird Alastair so richtig das Fell über die Ohren ziehen und die Guten bekommen das Gute. Was ist daran so verkehrt?«
»Was daran verkehrt ist?«, wiederholte ich leicht entzürnt und trat vor den Dämon. »Deans dunkle Seite wird hervorkommen. Er muss etwas tun, was er nicht tun will!«
»Er kann nicht«, sagte Sam.
»Ich versteh' schon. Ihr wollt nicht, dass er wieder zum Folterknecht wird.«
»Nein, ich meine, er kann das nicht tun. Er kann diesen Job nicht machen. Ihm ist in der Hölle Furchtbares widerfahren. Er ist nicht mehr der Alte. Er ist nicht stark genug.«
»Bist du's denn?«, fragte Ruby.
»Ich werd's sein.«
Entsetzt starrte ich Sam an. »Das kannst du nicht tun. Die Engel werden dich jagen!«
»Ich werde keine Unschuldigen töten«, erwiderte der Winchester.
»Du wirst Dämonenblut trinken. Es macht keinen Unterschied, ob du Unschuldige tötest oder nicht. Die Engel werden dich umbringen! Ich weiß, wovon ich spreche.«
»Was machst du eigentlich hier?«, verlangte Ruby zu wissen und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Du hast ihr doch gesagt, dass wir hier einen Fall haben«, meinte Sam verwundert.
Ruby öffnete den Mund, doch ich funkelte sie wütend an.
Sag nichts Falsches oder du wirst leiden, Ruby. Ich habe einige Freunde unter den Engeln und du weißt, was sie mit Dämonen machen, sagte ich in ihrem Kopf.
Verwirrt und entsetzt starrte sie mich an. »J-Ja, doch. Das hab' ich auch«, meinte sie und sah wieder zu Sam. »Ja, ich hab's ihr erzählt. Tut mir leid, ich hab's vergessen.«
Ruby breitete eine Karte der Region auf dem Tisch aus. Sie zündete sie an und sprach dabei einen Zauber, so dass die Flammen sich als Rahmen an den Rand des Papiers ausbreiteten. Rubys Augen waren schwarz geworden und das Feuer erfüllte den Rest der Karte und Sam sah unruhig zu der Frau.
»Entspann dich. Das Feuer ist unser Freund. Außerdem, der einzige Teil der Karte, den wir brauchen, ist der, wo Dean steckt«, meinte Ruby. »Aus.«
Das Feuer erlosch und zurück blieb ein verkohlter Haufen. Nur der mittlere Teil war noch vollständig erhalten.
»Da. Dein Bruder ist da.« Ruby deutete auf die freie Fläche. »Das Gute ist, dass Engel nicht versuchen, ihre schmutzigen Geschäfte zu verbergen. Sie sind's nicht gewohnt, ausspioniert zu werden. Wer wäre so dumm, es zu versuchen?«
Sam schwieg und sah betrübt zu Boden. »Ruby, es ist schon seit Wochen her«, sagte er leise. »Ich brauche es.«
»Du willst das wirklich machen?«, rief ich verständnislos. »Du willst es wirklich darauf ankommen lassen?«
»Cat, bitte …«
»Nein, Sam. Ich weiß, was passiert, wenn du die Kontrolle verlierst. Es wird so weit gehen, bis du Unschuldige verletzt und die Engel werden dich töten. Ich bin raus, Sam. Wenn du der Dämonenschlampe mehr vertraust als mir, kann ich nichts dagegen tun.«
Ich ergriff meine Sachen und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer. Ich konnte nicht mit ansehen, wie Sam zu einem Monster wurde.
»Castiel, ich könnte ein Taxi gebrauchen«, sagte ich.
Kurz darauf stand ich einem kleinen Raum zusammen mit Castiel.
»Wo ist er?«, verlangte ich zu wissen.
Castiel deutete durch das Fenster in der Tür.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte er besorgt.
»Ja. Ja, klar. Mir geht's bestens.«
»Wo ist Sam?«
»Wahrscheinlich sucht er nach Dean. Keine Ahnung«, gab ich zurück.
Ich vernahm die dumpfen Schreie des Dämons und sah durch das Fenster. Dean hatte mir den Rücken zugedreht und verdeckte somit Alastair. Plötzlich explodierten die Lampen über uns und ich blickte auf.
»Anna«, sagte Castiel tonlos.
»Hallo, Castiel.« Sie nickte mir zu. »Catherine.«
»Dein menschlicher Körper ...«, begann der Engel neben mir.
»Er wurde zerstört - ich weiß«, erklärte Anna. »Aber ich schätze, ich bin sentimental. Ich hab' um einen Gefallen gebeten und …«
Ein weiterer Schrei Alastairs ließ Anna verstummen.
»Du solltest besser nicht hier sein«, sagte Castiel. »Die Anweisung, dich zu töten, gilt noch.«
»Die Anweisung, Catherine gefangenzuhalten, ebenso«, meinte Anna und sah zu mir.
»Sie wird jedoch nicht gesucht. Also, wenn du ihr etwas tun willst, musst du erst an mir vorbei.«
Anna antwortete nicht, sondern schritt an dem Engel vorbei und blieb einige Meter vor der Tür stehen. »Wo ist Uriel?«
»Er wollte die Offenbarung empfangen.«
»Ja, richtig.« Sie sah zu Dean, der Alastair weiter folterte, dann wandte sie sich wieder Castiel zu. »Wieso verlangst du das von Dean?«
Der Mann seufzte. »Er verrichtet Gottes Werk.«
»Ist das dein Ernst, Cas? Wir haben darüber gesprochen!«, rief ich.
»Nein, du hast darüber gesprochen«, erwiderte Cas.
»Weiß Dean von eurem Bündnis?«, wollte Anna wissen.
Wütend funkelte ich sie an. »Nein. Und du wirst ihm auch nichts erzählen, sonst werde ich dich vernichten.«
»Du bist nicht einmal annähernd so stark wie ich«, entgegnete die Frau ruhig. »Aber ja, du hast recht. Foltern kann nicht Gottes Werk sein. Halt ihn auf, Castiel! Bitte. Bevor du die einzig wahre Waffe ruinierst, die ihr habt!«
Verständnislos sah ich sie an. »Darum geht es? Nur weil er eine Waffe ist, willst du das da drinnen verhindern? Er ist nicht nur eine Waffe. Er ist ein Mensch - und ihr habt kein Recht, ihn herumzuschubsen!«
»Wer sind wir, dass wir Gottes Willen in Frage stellen?«, fragte Castiel.
»Es sei denn, es ist gar nicht sein Wille«, erwiderte Anna.
»Und woher kommen die Befehle dann?«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht von einem unserer Obersten, aber nicht von ihm.«
»Castiel, du kannst mir nicht sagen, dass Gott das hier will. Zachariah war es, der mich folterte. Er hat dich herumkommandiert. Er hat alle herumkommandiert. Sag' dich von ihm los, Cas, bitte. Bevor Dean ...« Ich konnte nicht weitersprechen. Es war zu schwierig.
»Der Vater, den du liebst, denkst du, er will das hier?«, fragte Anna. »Denkst du, er würde dich darum bitten? Denkst du wirklich, das ist gerecht?« Die Frau trat nah an Castiel heran. »Das, was du da spürst, das nennt sich Zweifel.«
Cas schwieg und blickte zu Boden. Anna legte ihre Hand auf seine und sah ihn an.
»Diese Befehle sind falsch, und das weißt du, aber du kannst das Richtige tun. Du hast Angst, Castiel. Ich hatte auch Angst. Aber wenn wir gemeinsam versuchen -«
»Gemeinsam?«, wiederholte Cas ungläubig. Er wandte seinen Kopf ihr zu und riss seine Hand weg. »Nein, ich bin nicht so wie du!« Er schritt an ihr vorbei. »Du bist gefallen. Geh!«
»Castiel!«, rief Anna und wandte sich ihm zu.
Mit einem finsteren Ausdruck drehte auch Cas sich ihr zu. »Geh!«
Tränen waren in Annas Augen getreten und sie verschwand.
»Cas ...«, sagte ich vorsichtig. Der Engel warf mir ernste Blicke zu und ich verstummte. Ich seufzte und lehnte mich mit verschränkten Armen gegen den Tisch.
»Und? Was soll ich ihm sagen, wenn er als Monster wieder da raus kommt?«
»Du wolltest herkommen«, gab Cas kühl zurück.
»Ja, aber in der Hoffnung, du würdest Dean da rausholen.«
»Ich kann nicht.«
»Cas, all die Zeit, die wir zusammen verbracht haben -«
»- ist nichts dagegen, wie lange ich existiere und dem Himmel und Gott gehorche.«
Ich presste die Lippen aufeinander und nickte. »Okay. Klar. Mach jetzt einen auf Schmolli.«
»Was meinst du?«
»Nichts. Nur dass du von deiner Eingeschnappt-Nummer runterkommen sollst.«
Castiel schwieg und ich ebenso. Lange Zeit wurde kein Wort gesagt.
»Hörst du das?«, sagte ich nach einer Weile.
Castiel lauschte.
»Nichts«, erklärte ich.
Der Engel rannte los. Er riss die Tür auf und stürzte sich auf Alastair. Doch dieser bemerkte Castiel, packte ihn am Handgelenk, als er ihm gerade mit Rubys Messer in die linke Brust gestochen hatte, und warf ihn durch den Raum. Dean, der zuvor gegen die Teufelsfalle aus Metall gedrückt wurde, stürzte zu Boden und sofort rannte ich zu ihm.
»Dean, bitte.« Wild rüttelte ich an seiner Schulter. »Wach auf, verdammt!«
Castiel und der Oberdämon kämpften in meinem Rücken, doch dies und die Gespräche drangen kaum an mein Ohr, denn meine Aufmerksamkeit galt hauptsächlich Dean. Als ich jedoch bemerkte, wie Alastair Worte in einer anderen Sprache sagte, erhob ich mich und wandte mich Cas und dem Dämon zu. Er drückte den Engel gegen die Wand und aus seinen Augen und seinem Mund erstrahlte ein helles Leuchten.
»Nein!«, schrie ich und wollte mich auf den Dämon stürzen, doch in diesem Moment wurde er nach hinten gegen die Wand geschleudert.
Schwach rutschte Cas zu Boden, während sich jemand dem Dämon näherte.
»Sam«, flüsterte ich.
Der Winchester hatte die Hand ausgestreckt und lief einen Schritt auf Alastair zu.
»Diese albernen Kunststückchen«, sagte dieser tonlos.
»Wer ermordet die Engel?«, verlangte Sam ernst zu wissen. »Wie machen sie es?«
»Du glaubst wirklich, das würd' ich dir sagen?«
»Ja, das glaube ich.«
Sam ballte seine Hand langsam zur Faust und sofort wurden die Augen des Dämons weiß.
»Wie töten die Dämonen die Engel?«, rief Sam.
»Ich ... weiß es ... nicht!«, brachte Alastair nach Luft schnappend hervor.
Sam drückte seine Finger fester zusammen und der Dämon schrie auf.
»Ich ... weiß es ... nicht! Wir ... machen das ... nicht!«
»Ich glaub' dir kein Wort«, knurrte Sam und verstärkte den Griff.
»Lilith ... steckt auf keinen ... Fall dahinter! Sie würde nicht ... sieben Engel töten ... Wenn sie ... die Gelegenheit hätte, ... würde sie ... Hunderttausende töten …«
Sam ließ die Hand sinken und atmete tief durch.
Alastair schüttelte lächelnd den Kopf. »Nur zu. Schick mich wieder zurück - wenn du kannst.«
»Ich bin jetzt viel stärker«, meinte Sam mit einem finsteren Lächeln. »Jetzt kann ich töten.«
Entsetzt starrte ich Sam an. »Nein. Nicht!«, rief ich, doch es war zu spät.
Er hob die flache Hand und Alastair schrie auf. Sein Körper leuchtete orange, sein Mund war weit aufgerissen und mit einem letzten Schrei stürzte er zu Boden.

Deans kalte Hand in meiner ließ mich erschaudern. Ich musterte mit Tränen das regungslose Gesicht, die Lippen aufeinander pressend. Schritte erklangen und Sam und ich blickten zur Tür. Cas beachtete mich nicht. Er sah zu Sam und nickte nur mit dem Kopf - als Zeichen dafür, dass er mit dem Winchester draußen sprechen wollte.
Sam kam nach einer Weile wieder, sein Gesicht Wut verzehrt.
»Was hat er gesagt?«, fragte ich leise.
»Er kann Dean nicht heilen«, meinte Sam mit zusammengebissenen Zähnen.
»Er ist ein Engel!«
Sam nickte. Er sah kurz zu seinem Bruder, dann wieder zu mir. »Lass uns draußen weiterreden.«
Ich zögerte, warf Dean einen Blick zu und nickte. »Ja.«
Wir verließen das Krankenhaus und ich begann mit Händen in den Hosentaschen unruhig umherzulaufen.
»Ich versteh' nicht, wie die Teufelsfalle nicht funktionieren konnte«, meinte ich.
»Hast du Castiel nicht versucht aufzuhalten?«, fragte Sam mich.
Ich hielt inne und sah ihn an. »Wie meinst du das?«
»Ruby hat mir die Wahrheit erzählt. Du hast sie nicht gefragt, wo wir sind, und sie hat dir auch nicht gesagt, dass wir einen Fall haben. Zufälligerweise bist du zur selben Zeit dort gewesen wie Castiel und Uriel. Und du warst am selben Ort wie Dean, doch stand kein Auto vor der Tür und du warst viel früher als ich dort.«
»Ja, na und. Hab 'n Taxi genommen«, meinte ich achselzuckend.
»Du hast mich angelogen, Cat, und du tust es immer noch!«, rief Sam. »Ich weiß, dass du kein Dämonenblut mehr brauchst, um deine dämonische Seite hervordringen zu lassen. Wie kann das sein?«
Mein Gesicht war blass geworden und entsetzt sah ich ihn an. Schnell fasste ich mich wieder. Ich schüttelte den Kopf und sah ihn ernst an. »Ruby hat es dir erzählt.«
»Cat, was verschweigst du uns?«, fragte Sam.
»Wir sollten wieder zu Dean gehen«, meinte ich nur und lief los.
Ich verzog das Gesicht und fluchte innerlich. Ich hatte es vermasselt.

Stimmen drangen an mein Ohr und langsam erwachte ich.
»Ich kann das nicht, Castiel«, flüsterte Dean. »Das ist zu groß. Alastair hatte recht. Für diese Mission bin ich nicht geeignet. Ich bin nicht stark genug.«
Ich richtete mich im Stuhl langsam auf.
»Tja, ich schätze, ich bin nicht der Mann, den sich unsere Väter erhofft hatten.« Dean schwieg kurzzeitig. »Such dir jemand anderen. Ich bin es nicht.«
Dean rannen Tränen die Wangen hinunter und ich ergriff seine Hand.
»Hey, alles gut«, sagte ich.
Er wandte seinen Kopf und sah mir die Augen.
»Cat ...«, flüsterte Dean.
Flügelschlag erklang und Castiel war verschwunden.
»Ich bin hier, Dean. Ich bin hier«, sagte ich leise. Meine Lippen bebten und ich wischte mir mit der freien Hand über die feucht gewordenen Augen.
»Du warst weg. Wieso bist du gegangen?«, fragte Dean leise.
»Ich weiß es nicht«, flüsterte ich. »Ich hatte gehofft, die Wahrheit zu finden.«
»Ich hoffe, du hast sie gefunden«, meinte Dean. »Dann gehst du wenigstens nicht wieder.«
Ich nickte. »Ruh' dich aus, Dean.«
Ich erhob mich und verließ das Krankenhaus. Draußen war es dunkel, eigentlich hätte ich gar nicht mehr bei Dean sein dürfen, doch ein wenig Gedankenmanipulation half immer.
»Bist du bereit?«
Ich wandte mich Cas zu und nickte. »Ja, bin ich.«
Der Engel berührte mich und wir verschwanden.

3052 Wörter

Dam, dam, daaam. Was sagt ihr zu Cat's Geheimnissen vor Dean und Sam?

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