Kapitel 11

All around pov.

Es war bereits spät in der Nacht. Dean schlief auf dem Boden, Sam auf dem Sofa und Bobby in seinem Zimmer. Dean schlief schon lange nicht mehr richtig. Albträume suchten ihn jedes Mal heim, Albträume von der Hölle. Er hörte den Flügelschlag und richtete sich auf. Castiel lehnte wieder an der Küchenzeile und sah ihn abwartend an, und Dean erhob sich und lief auf den Engel zu.
»Castiel, was tust du hier?«, fragte er.
»Ich muss dir eine Nachricht überbringen.«
»Von wem?«
»Cat wird nicht zurückkommen«, sagte Castiel, ohne auf Deans Frage einzugehen.
»Was? Was ist mit ihr? Weißt du, wo sie ist?«, wollte Dean sofort wissen.
»Sie hat die Kontrolle verloren und du weißt, was mit denen passiert, die nicht gehorchen. Sie kannte das Risiko, so wie Sam es kennt. Sie muss sterben.«
Entsetzt starrte Dean den Engel an. »Nein«, flüsterte er. »Nein, Castiel, das kannst du nicht zulassen. Cat würde niemanden etwas tun!«
»Du hast gesehen, wie sie war, wer sie war.«
»Das tat sie nur, um Anna zu retten - und das weißt du!«, rief Dean.
»Du glaubst mir nicht«, meinte Castiel und senkte seinen Blick.
»Nein. Natürlich nicht! Es ist immerhin Cat! Du kennst sie nicht, Cas. Du weißt nicht, wer sie ist und wie sie ist. Es ist mir egal, wie sie in der Scheune war. Das Einzige, was zählt, ist, wie sie wirklich ist. Das war nicht sie. Nicht in dieser Sekunde. Das war der Dämon in ihr und ich werde nicht zulassen, dass ihr Mistkerle von Engeln sie tötet.«
»Ich wusste, dass du das sagst.«
Castiel legte Dean seine Hand auf die Stirn und im nächsten Moment standen sie in einem kleinen Raum.
»Wieso hast du den Erdaffen hier her gebracht?«, fragte eine bekannte Stimme.
Dean wandte sich um. Es war Uriel, der mit Händen in den Hosentaschen vor ihm stand.
»Ich wollte es ihm zeigen«, meinte Castiel.
Der Engel stand vor der kleinen Tür. Ein kleines Gitterfenster war oben eingesetzt und Dean trat langsam näher. Sein Blick fiel durch das Fenster und er sah eine Gestalt, die vor einer Wand auf dem Boden hockte, die Beine an den Körper gezogen und den Kopf auf die Knie gelegt. Tränen rannen ihre Wangen hinunter und ihr Körper bebte aufgrund des Schluchzens.
»Cat ...«, flüsterte Dean. »Was habt ihr ihr angetan?« Er sah zu Castiel, der neben ihm stand.
»Wir haben nichts getan«, gab Uriel tonlos zurück.
Dean blickte wieder durch das Fenster.
»Sie kann dich nicht sehen«, sagte Castiel. »Für sie existiert die Tür gar nicht.«
»Keine Sorge, Winchester. Es wird schnell gehen.«
Dean wandte sich um und lief auf Uriel zu.
»Ihr werdet ihr nichts antun, sonst werde ich euch nie wieder bei irgendwas helfen.«
»Drohst du mir etwa?«, stichelte Uriel. »Ich kann dich so schnell töten, so schnell atmest du nicht mal ein und aus, Junge.«
»Schön. Dann tu es doch. Viel Spaß dabei, wenn ihr mich wieder aus der Hölle zieht«, zischte Dean.
»Dean, bitte«, sagte Castiel und wandte sich ihm zu. »Du weißt, warum wir das tun müssen.«
»Ja, das tu ich. Ihr bringt sie um, wenn sie Unschuldige tötet.« Dean drehte sich zu Castiel um. »Doch solange ich nicht mit eigenen Augen sehe, wie sie einen Unschuldigen umbringt, werdet ihr sie nicht anrühren.«
»Glaubst du, du hast das Recht uns zu sagen, was wir tun dürfen und was nicht?«, stichelte Uriel.
»Uriel, bitte, lass uns kurz allein«, bat Castiel.
Flügelschlag erklang und der Begleiter Castiels war verschwunden.
»Es tut mir leid, Dean, aber wir haben keine andere Wahl.«
Dean schritt ohne ein Wort an dem Engel vorbei. Seine Augen waren feucht geworden. Er wusste nicht, was er glauben sollte, und er wollte Cat nicht einfach so sterben lassen, er konnte sie nicht sterben lassen. Er blickte durch das Fenster. Cat saß immer noch weinend auf dem Boden. Sie hatte keine Ahnung, dass er hier war. Dass er dazu bereit war, ihr zu helfen, es aber nicht konnte.
»Willst du das tun?«, fragte er leise.
»Wollen? Nein. Aber mir wurde gesagt, dass es getan werden muss«, erklärte Castiel, der sich gegen den einzigen Tisch in diesem Raum gelehnt hatte.
»Es wurde dir gesagt?« Verständnislos wandte Dean sich ihm zu. »Du tust auch alles, was man dir aufträgt, nicht? Du bist der perfekte Soldat.«
Castiel lachte. »So was Ähnliches hat sie auch gesagt.«
Dean rannte auf den Engel zu. Seine Finger umschlossen seinen Hals, ihre Gesichter waren wenige Zentimeter voneinander entfernt und wütend funkelte Dean ihn an.
»Findest du das etwa lustig? Weißt du, wie ich das finde? Wenn ich könnte, würde ich dich in Stücke reißen, du elender Scheißkerl. Sie ist meine Freundin, sie gehört zu meiner Familie, und du willst sie mir wegnehmen. Warum erzählst du es mir, Castiel? Warum mir? Warum nicht Sam oder Bobby?«
»Wir beide haben eine stärkere Bindung zueinander. Und sie hat oft von dir gesprochen. Sie meinte immer, du würdest sie retten.«
Dean stockte und langsam ließ er von Castiel ab. Er schluckte schwer, dann wandte er sich ab und blickte noch einmal durch das Fenster zu Cat.
»Sie ist meine Familie.«
»Ich weiß.«
»Ich kann nichts tun, oder?«
»Nein.«
Dean nickte langsam und drehte sich Castiel wieder zu. »Dann bring' mich zurück und komm nicht wieder. Ich will dich nie wieder sehen.«
»Dean …«
»Nein, Cas!«, brüllte Dean. »Ich kann das nicht mit ansehen. Also, bring mich weg und verkriech dich in dem Loch, aus welchem du gekommen bist.«
Dean war verschwunden und Castiel stand allein in dem kleinen Raum. Durch das Fenster sah er Cat, die immer noch weinend ihren Kopf auf die Knie gelegt hatte. So viel Angst, so viel Verzweiflung und Trauer spürte er bei ihr.
Er hörte ihre Worte und die Worte von Dean. Obwohl sie voneinander nicht wussten, was sie gesagt hatten, hatten sie so ziemlich dasselbe gesagt. Cat und Dean hatten nicht den besten Start und auch nicht das beste Ende, doch als er zurückgekommen war, hatte sich für alle etwas geändert.
Castiel wollte sich abwenden, aber er konnte nicht. Sie hatte sich erhoben, doch die Tränen waren nicht verschwunden. Und auf einmal verstand er, auf einmal wusste er, was richtig und was falsch war.

Sie drückte sich gegen die Wand, die Stirn gegen das Holz lehnend. Ihr Hände lagen darauf, sie waren kalt und verschwitzt. Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter und sie schüttelte den Kopf.
»Nein, bitte«, flehte sie leise und sie begann von Neuem zu weinen. »Ich will nicht. Bitte, lasst mich!«
Der Druck verstärkte sich und sie wurde herumgezogen. Ihr Blick fiel auf blaue Augen und überrascht starrte sie ihn an.
»Du hast mich mal gefragt, wie ich jemanden vertrauen kann, den ich nie zuvor gesehen habe. Die ehrliche Antwort lautet: Ich weiß es nicht. Denn ich weiß auch nicht, wie ich mich einem Menschen, den ich nicht einmal wirklich kenne, mehr zugezogen fühle als meinen Brüdern und Schwestern. Ich weiß nicht, ob du mir jemals verzeihen kannst, Cat, für das, was ich getan habe, aber ich will dir sagen, dass dir nie wieder ein Leid zugefügt werden wird, solange du bei mir bist. Du bist bei mir sicher und sollte ein Engel jemals wieder versuchen, dir Schaden zuzufügen, dann werde ich ihn persönlich töten. Ich werde dich von hier fortbringen, Cat, auch wenn das Risiko besteht, von meinen Artgenossen alle Zeit gejagt und schließlich getötet zu werden.«

1225 Wörter

What's going on here? 😱

Was sagt ihr zu Castiels Verhalten?

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