-24-
Unwissend sah ich auf den Schwarzhaarigen, der an mir lag und meine Hand sanft bespaßte. Entweder fuhr er mit seinem Daumen mittels kreisförmiger Bewegungen auf und ab oder er drückte liebevoll vereinzelte Finger von mir, wobei ich gelegentlich einmal quietschend zuckte.
Es schien ihn wohl zu amüsieren, denn er hörte nicht auf, bis ich seinen Kopf mit meiner Schulter anstieß: „Würde es dem durchtriebenen Kapitän etwas ausmachen, wenn er seine Spielereien auf wann anders verschieben würde?“
„Okay… Dann: Zu dir oder zu mir?“, anzüglich grinsend stellte er mir die Gegenfrage. Ich musste daraufhin leise kichern und schnippte ihm zart gegen seine Stirn: „Zu keinem. Wir bleiben noch hier.“
Verblüfft sah er mich an, bis er mit den Schultern zuckte und kurzerhand seine Arme um mich schlang: „Dann eben hier…“ Sanft zog er sich aufgerichtet an mich und ignorierte den schiefen Blick, den ihm Daichi zuwarf und mein leises, verschrecktes Quietschen, mit dem ich seine überraschende Handlung entgegennahm.
Kuroo schien wirklich nicht mehr ganz bei sich zu sein, denn er interessierte sich für nichts von all dem. Ohne sich also zu genieren, kam sein Gesicht näher an mich ran, bis seine Lippen schließlich auf meinem Hals -natürlich auf der noch heilen, rechten Seite, ohne bereits vorhandenen Knutschfleck, sonst wäre es ja nur halb so lustig- lagen und eine seichte Wärme ausstrahlten.
Erstarrt registrierte ich das Geschehene und fing panisch an zu kreischen: „KUROO!“ Unerwartet hart rammte ich meinen Ellenbogen gegen seine Brust, worauf er keuchend zurückschreckte und von mir abließ.
Urplötzlich wurde es still und ich stand im Mittelpunkt jeglicher Aufmerksamkeit – was ein perfekter Zeitpunkt.
Schmerzhaft rieb sich der Kater die schmerzende Stelle und jammerte leise: „Das tut doch weh…“
Vor lauter Wut merkte ich gar nicht wirklich, dass Bokuto trotzig die Augen öffnete und das Geschehen mitverfolgte.
„Das SOLLTE es auch! Was geht bei dir denn bitte ab?“
Die umhersitzenden Oberschüler lagen, genauso wie die Eule auf meinen Beinen, auf der Lauer und wollten die Konversation hören.
Anklagend sah ich auf den Schwarzhaarigen, der sofort die Augen verschmälert und die Hände auf den Boden stemmte: „Warum tust du mir weh?“ Ob der verletzte Tonfall von seiner psychischen Verfassung oder der schmerzenden Brust kam, wusste ich nicht, doch war ich zu sauer, um das jetzt herauszufinden.
Ohne, dass ich es wirklich mitbekommen hatte, hing der Kopf die Katze vor meinem Kopf: „Deswegen?“ Sanft drückte er mir seine Lippen auf.
Zunächst war ich erstarrt, doch riss dann die Augen auf und drückte ihn reflexartig nach hinten. Mir tat es zwar sofort wieder leid, doch schien er einfach nichts zu lernen, weshalb ich kein Mitleid haben wollte.
„Warum lernst du nicht?“ Es war bloß ein Flüstern, doch er verstand mich. Er schien kurz abzuwägen, was er tun sollte, bis er geschlagen sitzen blieb und stumm auf den Boden sah.
Ich war kurz davor ihn in den Arm zu nehmen, denn, trotz der Wut in mir, wusste ich, dass ich ihn verdammt gern hatte. Ich wollte ihn eben bloß nicht so, wie er mich wollte. Er war ein Freund und ich wollte ihn auch so behalten – er, als ein frecher, schwarzer Kater, der vor nichts zurückschreckt und trotz seiner unreifen Seite ein verdammt guter Freund sein konnte.
Leise hörte ich ein Kichern von meinem Schoß aus. Als ich hinsah, richtete sich Bokuto gerade auf und rutschte neben mich.
So schlaftrunken sah er echt aus wie eine Eule. Seine Augen, die trotz Müdigkeit intuitiv geleitet wurden, seine Haare, die wie immer abstanden und seine Haltung, die leicht schräg war, doch dennoch einen geraden Rücken bot.
„Du musst das doch richtig machen, Kuro!“
Fragend durchlöcherten ihn alle Blicke, doch schien er das gar nicht richtig wahrzunehmen. Ich schien wohl der Mittelpunkt seines Blickes sein, was ich mit Schrecken in Empfang nahm.
Unruhig wollte ich nach hinten rücken, doch war ich hoffnungslos erstarrt. Nur meine Augen konnte ich bewegen.
Das nutzte ich auch aus, wobei sich jedoch ein flaues Gefühl in meinem Magen breit machte.
Während sich mein Blick mit dem von Kuroo kreuzte, schreckte ich unter der Berührung von Bokuto zusammen, konnte jedoch nichts anderes tun, als meinen Körper zu verkrampfen und hilflose Blicke an den schwarzen, momentan zerbrechlichen Kater zu schicken. Der sah allerdings nur verletzt zu, wie Bokuto seine Hand an meine Wange legte und mein Gesicht zu sich drehte.
Ich wusste zwar tief in mir, dass das alles mit dem Alkohol zusammenhing, doch traf es mich trotzdem hart.
Meine Augen schnellten geweitet zur Eule hin, die mich jedoch nur benebelt ansah. Er hatte wohl innerlich den Drang gehabt mich zu küssen und wurde vom Alkohol angetrieben. Vielleicht lag das alles auch an der Beziehung zwischen Kuroo und Bokuto. Diese durch Spaß und kindlichem Verhalten geprägte Rivalität, die scheinbar nicht nur auf dem Volleyballfeld zu finden war.
Das zaghafte Streifen, was die fremden Lippen auf meinen hinterließen, zogen mich zurück. Augenblicklich drückte sich Bokuto mit seinen Lippen fester auf meine.
Erstickt keuchte ich auf, wehrte mich jedoch nicht – ich wollte es zwar eigentlich nicht, doch konnte ich eben einfach nichts tun.
Hilflos spürte ich die Hitze, das leichte Kribbeln und den Geschmack, was alles von seinen Lippen ausgingen.
Ich spürte wie es erneut in meinem Inneren knackte und hielt mir gedanklich mein Herz fest. Kurz dachte ich darüber nach, dass ich weinen sollte, doch verwarf ich diesen Gedanken schnell wieder, denn ich wurde ruckartig nach hinten gerissen.
Betölpelt sah ich auf die Eule, die vor mir ebenfalls zurückgerissen wurde. Erleichtert atmete ich durch, behielt jedoch das beklemmende Gefühl in mir drin.
Von hinten legte sich schützend ein Paar von Armen um mich, was mich erschaudern ließ. Sie waren groß und kräftig, jedoch nicht die Arme, die ich von den Kapitänen kannte. Es waren Arme, die ich schon mehrmals um mich hatte, doch niemals wirklich registriert hatte.
„Ihr solltet echt mal mit ihrer Meinung klarkommen. Sie will euch beide einfach nicht.“
Ich schaute bei den Worten, die hinter mir in lautem Ton gesagt wurden, entsetzt zu Bokuto, der sich ärgerlich losgerissen hatte und von ihm auf Kuroo, der wohl nicht ganz mit seinen Emotionen zurechtkam, denn sein Blick wechselte zwischen Wut und Bedrängnis – Bedrängnis, die selbst ich bei diesen Worten verstand.
Die beiden wollten mir nichts böses, das wusste ich nur zu gut, doch hörten sie auch nicht auf das, was ich wirklich wollte.
Hallo!
Nur noch zwei kleine Anmerkungen:
1. Ich bringe demnächst vielleicht mal 2 Kapitel an einem Tag.
2. Die Kapitel können eventuell so spät kommen wie das Heutige.
LG BeeBeeBuu :)
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top