Kapitel 17
„Ich warte draußen auf dich. Komm in fünf Minuten nach“, flüstert Damon mir als nächstes ins Ohr. Er tritt einen Schritt zurück, entlässt mich aus seinem Griff und schmunzelt, als er bemerkt wie unsicher ich auf meinen eigenen Beinen stehe. Erst als ich meine Gefühle wieder einigermaßen unter Kontrolle habe, beginnen seine Worte, wirklich zu mir durchzudringen.
Ich bin sofort irritiert. Wieso soll ich in fünf Minuten nachkommen? Können wir nicht gemeinsam den Saal verlassen? Bevor den Mund öffnen kann, ist Damon aus meiner Reichweite verschwunden. Ich beruhige nach wie vor vergeblich meinen schweren Atem und beobachte die Leute um mich herum, in der Hoffnung selbst eine Antwort auf meine Fragen zu finden.
Dann entdecke ich sie. Am Rand der Tanzfläche steht, ein Glas Champagner in der Hand und ihren skeptischen Blick auf mich gerichtet, Katherine Pierce. Ich schlucke. Sie hatte ich schon völlig vergessen. Plötzlich bin ich wirklich froh, dass wir uns nicht hier, mitten auf der Tanzfläche, geküsst haben. Damon hatte sie offensichtlich rechtzeitig bemerkt.
Ich warte fünf Minuten, ehe ich Damon folge und ebenfalls den Raum verlasse. Eigentlich tue ich nichts verbotenes, doch aus irgendeinem Grund, habe ich das Gefühl es wäre so. Schließlich ist Katherine nicht unser einziges Problem. Guiseppe schleicht auch noch irgendwo hier herum, genauso wie Stefan. Mir kommt es so vor, als wären alle Blicke auf mich gerichtet.
Ich beschleunige meinen Schritt und atme erleichtert aus, als ich schließlich den langen Flur am Ende des Saales erreiche. Dort angekommen schaue ich mich in alle Richtungen um. Wo zum Teufel ist Damon jetzt?
„Elena.“ Ich springe wortwörtlich einen Schritt nach vorne, als ich plötzlich den warmen Atem im Nacken spüre. Ich drehe mich erschrocken um und finde mich Damon, ein breites Grinsen im Gesicht, gegenüber wieder. Ich werfe ihm einen vernichtenden Blick zu, als mir bewusst wird, dass er mich zum dritten Mal innerhalb einer Woche fast zu Tode erschreckt hat. Und in dieser Zeit ist er noch nicht einmal ein Vampir!
„Du wirst mich noch umbringen", raune ich düster. Damon kichert leicht, sichtlich amüsiert von meiner Reaktion, geht jedoch nicht weiter auf den Kommentar ein. Er nimmt stattdessen meine Hand und führt mich in eines der freien Zimmer. Einmal mehr spüre ich dieses leichte Prickeln in meinen Fingerspitzen und die Schmetterlinge die sich in meinem Magen breit machen, zum einen vor Erwartung, zum anderen, weil ich mich einfach immer in Damons Gegenwart so fühle.
Sobald er die Tür hinter uns geschlossen hat, drückt Damon mich gegen die Zimmerwand. Er sieht mich mit einer Mischung aus Lust und Verlangen an. Seine Augen sind dunkler als sonst, statt dem gewohnten strahlenden blau, schimmern sie jetzt fast schwarz. Doch da liegt noch etwas anderes in ihnen. Angst. Er hat Angst. Doch es ist keine Angst, wie die, die jemand verspürt, wenn er etwas Schreckliches erlebt hat oder die, die man kurz vor seinem Tod in sich trägt. Es ist viel mehr eine Angst, zu viel von sich preiszugeben. Scheinbar ist er genauso überwältigt von seinen Gefühlen für mich, wie ich von meinen Gefühlen für ihn.
Ich komme nicht dazu seinen Gesichtsausdruck weiter zu analysieren, da Damons Mund in diesem Moment den meinen attackiert. Er zieht mich näher zu sich heran, während seine Zunge leicht über meine Unterlippe fährt, und ich brauche ungefähr zwei Sekunden, um meine Lippen zu öffnen und den Kuss zu erwidern.
Die Leidenschaft, die ich bereits auf der Tanzfläche gespürt habe, flammt sofort in mir auf. Ich schlinge die Arme um seinen Hals, während ich den Kopf zur Seite lege, um seiner Zunge einen besseren Zugang zu meinem Mund zu gewähren.
Wir brechen den Kuss um Luft zu holen und drücken unsere Lippen anschließend erneut aufeinander. Damon ist wie eine Drogen für mich. Ich kann nicht genug bekommen, wenn ich einmal gekostet habe. Irgendein Teil meines Kopfes sagt mir, dass wir vielleicht aufhören sollten. Dass wir den nächsten Kuss brechen und versuchen sollten, unsere Gefühle wieder einigermaßen zu beruhigen. Schließlich ist die Tür nicht einmal verschlossen. Doch irgendwie ist es im Moment wirklich schwierig vernünftig zu denken.
Damon Lippen verlassen die meinen und er fängt an heiße Küsse entlang meines Halses zu verteilen. Ich bin froh, dass ich mich an der Wand abstützen kann, da ich sicher bin, dass ich im Moment nicht fähig währe aus eigener Kraft aufrecht zu stehen. Ich schließe die Augen und vergrabe die Hände in seinen Haaren, während er mit seinen Lippen über meine Halsschlagader streicht.
Er arbeitet sich bis zu meinen Schulterblättern vor und beginnt mein Kleid etwas nach unten zu schieben. Dann wandert er mit seinem Mund erneut über meinen Hals, fährt mit seiner Zunge über meine Wange, bis seine Lippen wieder die meinen finden und ein weiterer heißer Kuss zwischen uns entflammt.
In diesem Moment fliegt die Tür auf. Damon und ich brauchen einen Moment, um das Ganze zu registrieren, springen dann jedoch sofort auseinander, nur um erschrocken einen braunhaarigen Mann im Anzug anzublicken. Neben ihm steht ein blondes Mädchen, das ungefähr einen Kopf kleiner ist als er.
Zu meinem Erstaunen sehen die beiden genauso überrascht und unsicher aus wie wir. Es entsteht eine lange Pause. Keiner sagt etwas. Ich würde sogar behaupten, dass Damon und ich-noch viel zu überwältigt von dem eben geteilten Kuss- unsere Stimme noch nicht einmal wiedergefunden hätten, wenn unser Leben davon abhinge. Und die anderen beiden, tja, die sehen eigentlich nur überrascht aus.
„Ähm, tut uns leid, wir wussten nicht, dass der Raum belegt ist“, stammelt der braunhaarige Typ schließlich und zu meiner großen Erleichterung. Er packt seine Freundin am Arm und die beiden sind so schnell wieder aus dem Raum verschwunden, wie sie hineingekommen sind.
Damon und ich sehen uns an. Wir atmen beide nach wie vor heftig, als wir uns gegenseitig mustern. Ich bemerke, dass Damons schwarzes Haar zerzaust ist, seine Lippen sind geschwollen und auf seinen Wangen liegt eine leichte Röte. Ich bin stolz auf mich, da ich fähig war, ihm das anzutun.
Dann trifft mich die Erkenntnis. Wir beide wurden gerade beim Küssen erwischt! Ich haste sofort zur Tür, um…keine Ahnung, den beiden ein Bein zu stellen, Theater zu veranstalten, eben irgendetwas zu machen, um Damon und mich vor einem heftigen Drama zu bewahren. Doch Damon hält mich zurück.
„Die beiden verraten uns nicht“, meint er, als hätte er meine Gedanken gelesen. Seine Stimme klingt noch ein wenig atemlos, allerdings liegt bereits wieder eines seiner typischen Lächeln auf seinem Gesicht. Ich sehe ihn verwirrt an. „Wie kannst du da so sicher sein?“, stoße ich verwundert hervor.
Damons Lächeln wird breiter. „Das waren Marian Forbes und Georg Lockwood und sie waren offensichtlich ebenfalls kurz davor, genau das zu tun, was wir gerade getan haben.“ In seinen dunklen Augen blitzt es auf und ich spüre, wie erneut die Wärme in mir aufsteigt. Glücklicherweise fährt er fort. „Die Lockwoods und die Forbes sind seit Jahren verfeindet“, erklärt er stolz. „Sie werden uns nicht verraten.“
Ich stoße einen erleichterten Atemzug aus, als die Worte zu mir durchdringen, und beginne mich zu entspannen. Das hätte er mir wirklich eher sagen können. Allerdings komme ich nicht umhin mich über Damons Gelassenheit zu wundern. Ihn scheint der kleine Zwischenfall eher amüsiert als erschreckt zu haben. Das irritiert mich.
Allerdings irritiert mich das, was er als nächstes tut, noch viel mehr. Damon macht einen weiteren Schritt auf mich zu, packt mich bei der Hüfte und küsst mich einmal mehr hungrig. Ich bin zuerst überrascht, erwidere den Kuss dann jedoch wild und schlinge die Arme um seinen Hals, während er mich erneut an die Wand hinter mir drückt.
Ich fahre mit den Händen durch Damons Haare, während die seinen überall gleichzeitig zu sein scheinen. Es ist, als würde er jedes einzelne Stück meines Körpers berühren wollen, was nicht mit Stoff bedeckt ist. Als hätte er Angst es wäre die einzige Chance die er bekommen würde, es zu tun. Und das ist ein unglaubliches Gefühl.
Als er jedoch erneut anfängt heiße Küsse entlang meines Halses zu verteilen, wird mir klar, dass das hier definitiv nicht der passende Ort ist. Wer weiß, ob die nächsten Personen, die den Raum betreten, ebenfalls so schweigsam sind.
„Damon“, versuche ich möglichst standfest zu sagen, doch leider kommt es mehr wie ein Wimmern über meine Lippen. Ich lege meine Hände an seinen Wangen, um seinen Kopf wieder auf Augenhöhe zu bringen. „Wir sollten damit aufhören, bevor noch jemand kommt“, flüstere ich, diesmal etwas überzeugender. Damon schüttelt den Kopf.
„Ich weiß, aber ich will nicht aufhören“, murmelt er an meine Lippen, bevor er sie erneut attackiert. Ich versuche standfest zu bleiben, wirklich, ich versuche es, doch das ist ziemlich schwer wenn unsere Münder vereint sind und seine geschickten Hände über meinen Rücken wandern.
„Es spielt keine Rolle was wir wollen, wir müssen einfach“, bringe ich schließlich zwischen Küssen hervor. Langsam fällt es mir wirklich schwer mich an den Grund für meine Proteste zu erinnern. Glücklicherweise gibt Damon nach.
„Warum?“ Er löst seine Lippen widerwillig von meinen, lehnt seinen Kopf jedoch nur soweit zurück, dass unsere Stirne sich noch berühren. Und da habe ich ihn wieder, den kleinen sturen Jungen in ihm. "Du weißt genau warum", sage ich, wenn auch etwas abgehackt.
Ich habe das Gefühl, wir beide seinen einen Marathon gelaufen, so heftig atmen wir. Ich fühle mich schwindlig, doch nicht in der negativen Weise, es ist eher so etwas wie ein völlig überwältigendes Hochgefühl. Wir starren einander tief in die Augen, während unsere Atemzüge sich vermischen.
„Fein. Wir sollten zurück gehen, mein Vater wundert sich sicher schon, wo wir bleiben“, meint Damon schließlich und tritt einen Schritt zurück. Als er sicher ist, dass ich selbstständig auf meinen eigenen Beinen stehen kann, entlässt er mich völlig aus seinem Griff. „Warte wieder fünf Minuten bis du nachkommst, ja?“
Ich nicke und sehe zu wie er aus dem Türrahmen verschwindet, kann die wachsende Enttäuschung in mir jedoch nicht unterdrücken. Nach allem war ich eben diejenige, die protestiert hat, jedoch hatte ich irgendwie gehofft er würde mich ignorieren. Und das, ist die Tatsache, die mich wirklich erschreckt. Damon schafft es, dass mir alles andere egal ist.
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