Kristalle


Tatsächlich war Itachis Idee genau so simple, wie genial.

Wenn ich den Stickstoff-Anteil der Luft herausfiltere und diesen komprimiere, dann hätte ich nach einiger Zeit nicht nur Flüssigstickstoff, welchen ich als Angriffsmittel benutzen könnte, sondern, wenn ich weiterhin den Druck erhöhe, auch irgendwann Kristalle.

Vor allem Letzteres schien für Itachi von Bedeutung zu sein, denn sollte ich es mal aus irgendeinem Grund nicht schaffen, mich beim Durch-die-Bäume-hechten, am nächst gelegen Ast abzufedern, so hätte ich immer noch die Möglichkeit, mich über meine Kristalle abzufangen.

Was natürlich mit nicht wenig Training verbunden war, doch inzwischen war ich dermaßen fit, die Aggregatzustände meiner Umweltmaterie zu beeinflussen, dass ich binnen 20 Minuten bereits flüssigen Stickstoff komprimiert hatte und tatsächlich dauerte es nur weitere 15 Minuten und ich hatte meinen ersten Kristall.

„Nicht schlecht.", brummt der Uchiha anerkennend und ich merke, wie meine Wangen beginnen zu glühen, seines Lobes wegen.

„Nur weil du mich auf die Idee gebracht hast, darauf wäre ich von selbst nie gekommen.", wimmle ich ab, doch Itachi schüttelt bloß den Kopf.

„Stell dein Licht nicht so unter den Scheffel.", entgegnet er ruhig, deutet dann mit einem Kopfnicken, auf den faustgroßen Kristall, der in meiner Hand liegt und langsam vor sich hin siedet, „Das ist großartig."

Ich nicke gedankenverloren, während ich mit verträumten Blick dabei zusehe, wie der Kristall schließlich wieder komplett in einen gasförmigen Zustand übergeht, ehe ich mich dann Itachi zuwende: „Aber wir sollten dann langsam los, ... oder? Nicht das Pein wütend wird."

Itachi nickt und kurz zuckt es verdächtig um seine Mundwinkel, ehe er mit einem eleganten Satz, auf den nächst gelegenen Baum springt und ich tue es ihm gleich.

Kurz wird mir etwas schwindelig, denn dieses Äste-Hüpf-Spiel hat mir schon als Kind nicht sonderlich gut gefallen.

Zwar war es mir, von meiner körperlichen Kondition gesehen, ein Leichtes, geschwindigkeitstechnisch mit dem Rest mit zuhalten, doch fehlte mir bislang der Gripp und nicht selten bin ich ausgerutscht und habe eine Bruchlandung vom Feinsten hingelegt.

„Versuch es mal.", rät er mir und kurz werfe ich ihm einen unsicheren Blick zu, doch Itachi lächelt bloß versöhnlich.

„Ich bin direkt hinter dir, sollte etwas sein.", verspricht er, was mir hörbar schlucken lässt und Itachi amüsiert mit den Kopf schütteln.

„Du wirst nicht fallen, dafür sorge ich.", fügt er dann hinzu und dadurch nun doch tatsächlich etwas bestärkt, beuge ich die Knie, nehme dann Schwung und mache einen Satz, gen des nächsten Astes, der, von vorne herein nicht nah genug scheint, um aus reiner Körperkraft auf ihm landen zu können.

Bevor ich ab zu sacken beginne, oder gar fallen könnte, komprimiere ich die Stickstoffatome, in der Luft, zu meinen Füßen, erschaffe einen Kristall, von welchem ich mich abfedern kann und somit den benötigten, restlichen Schwung erhalte.

Schwer atmend komme ich auf dem Ast schließlich zum stehen, wirble dann auf der eigene Achse herum und kann gerade noch sehen, wie der Kristall mit einer Mordsgeschwindigkeit gen Boden fliegt, ehe ich ihn verdampfen lasse, bevor er allerdings aufschlagen kann.

Für einen Augenblick herrscht Stille, ehe sich meine Gesichtszüge zu einem breiten Lächeln verziehen und ich Itachi freudig anstrahle.

„Es hat geklappt!", freue ich mich, kann es gar nicht wirklich glauben.

Aber tatsächlich.

Es hat geklappt, nie im Leben hätte ich geglaubt, meine Fähigkeiten in dieser Form verwenden zu können.

„Sehr gut.", zufrieden brummend landet Itachi neben mir, blinzelt mir dann vertraut zu.

„Ich danke dir!", überschwinglich verbeuge ich mich vor dem Uchiha, hebe dann jedoch den Kopf und grinse ihn mehr als glücklich an.

Ich kann es immer noch nicht fassen!

Wer hätte das gedacht?

Wer hätte gedacht, dass sich sogar ein Uchiha, ein Sproß der stärksten Ninja-Clans überhaupt, mit mir und meiner Abnormität befasst.

„Zu danken brauchst du mir nicht. Das hast du aus eigener Kraft geschafft.", weiß Itachi, doch ich schüttle den Kopf, komme dabei auch wieder hoch.

„Auf die Idee wäre ich nie gekommen, Deidara und du, ihr seid viel kreativer."

„Du vertraust bloß nicht in deine eigene Fertigkeiten, dass ist dein Problem. Deidara und ich tun das und trauen dir mehr zu, als du dir selbst.", kontert Itachi, bedeutet mir dann mit einem Kopfrucken ihm zu folgen, ehe er die nächsten Äste entlang hechtet.

Ich seufze stumm, schaue ihm dann für den Bruchteil einer Sekunde verträumt hinterher, ehe ich mich schließlich wieder fange und ebenfalls los springe.

Tatsächlich geht es so um einiges schneller voran und binnen weniger Stunden scheinen wir unseren Zielort bereits erreicht zu haben, zumindest hält Itachi inne, winkt mich dann zu sich, ehe er ein paar Äster zur Seite schiebt, somit Blick freigibt auf eine Lichtung, welche am Fuße eines Berges.

„Siehst du den Höhleneingang, der etwas verdeckt, hintern den Ahornbüschen liegt?" , möchte Itachi wissen und ich muss ein paar mal blinzeln, um meine Sicht zu fokussieren, nicke dann jedoch.

„Ja.", bestätige ich, komme aus meiner Hocke hoch und werfe Itachi dann einen fragenden Blick zu, welcher, nach wie vor, mit finsterer Miene zum Ende der Lichtung schaut.

„Dahinter liegt das Versteck.", erklärt er dann und ich nicke.

„Okay.", bestätige ich, ihn verstanden zu haben, merke zeitgleich, wie mein Her beginnt schneller zu schlagen und meine Handinnenflächen feucht werden.

Was mag uns darin erwarten?

Und sollte ich mich fürchten?

Itachi ist schließlich bei mir, aber ob er, ...

Urplötzlich flackert die Erinnerung, an den Kampf gegen den Achtschwänzigen vor meinem geistigen Auge auf.

Wie Deidara sich einfach vor mir geworfen hat und mir somit mein Leben gerettet.

Unweigerlich zieht es in meinem Brustkorb unangenehm und ich atme einmal zitternd auf.

Deidara, ...

Dass Itachi auch so selbstlos reagiert, damit kann und darf ich nicht rechnen, denn das wäre nicht nur anmaßend, sondern ebenso leichtsinnig.

Plötzlich komme ich mir vor, wie ein verwundbares, verlorenes Lämmchen, so ganz ohne Deidara und beinah wird mir etwas schlecht.

„Bleib hinter mir.", ordnet Itachi im nächsten Moment an, reißt mich somit aus meinen Gedanken und ich zucke kaum merklich zusammen, folge ihm dann, zum Rande der Lichtung, welche wir beide, ich, mit einigen Metern Abstand zu ihm, langsam überqueren.

Ein eisiger Wind streicht über die einsame und weitläufige Fläche, lässt dir umstehenden Bäume gefährlich wispern und ich komme nicht umhin, immer mal wieder, absichernde Blicke über die Schulter zurück, in die Dunkelheit des Waldes zu riskieren.

Es ist mir, als starre die Finsternis mich an, ebenso der Schlund des Berges, auf den wir uns zubewegen.

Als würde dieser gigantische Feldkoloss ein- und ausatmen und ich muss tatsächlich kurz gegen das Verlangen ankämpfen einfach umzudrehen und abzuhauen.

Irgendwie gefällt mir das alles ganz und gar nicht.

Wer ist dieser Kabuto und warum hält er sich an solch einem leblosen Ort versteckt?

„Sieh dich vor.", rät Itachi, als wir schließlich den unscheinbaren Höhleneingang erreichen und ich nicke schwach, schlucke dann hörbar.

„Ich glaube nicht, dass wir Kabuto, geschweige denn Obito oder Sasuke hier antreffen werden, dennoch sollten wir wachsam sein. Gut möglich, dass Fallen installiert worden sind, oder sich noch manch einer von Orochimarus alten Gefolgsleuten da unten befindet."

„Orochimaru?" , wiederhole ich überrascht, immerhin kenne ich diesen Namen ja bereits.

Itachi nickt, läuft dann zielstrebig direkt in die ihn verschlingende Dunkelheit und mit butterweichen Knien folge ich ihm.

Je tiefer wir kommen, desto kühler wird die Luft und nach einiger Zeit haben sie meine Augen auch an die Finsternis gewöhnt, ich kann die Umrisse der Gänge und auch die ein oder andere Tür erkennen.

Ganz dunkel ist es also nicht, von irgendwoher muss Licht kommen, ...

„Kabuto war Orochimarus rechte Hand, zu dessen Lebzeiten.", brummt Itachi mit gedämpfter Stimme und ich nicke, hole dann etwas auf, denn tatsächlich ist mir reichlich unwohl.

„Ich dachte, ...naja, ich dachte er wäre Sasoris Spion gewesen?" , möchte ich wissen und bin dann ziemlich verwirrt, als Itachi nickt.

„Das war er, hat Akatsuki mit Informationen, rund um die Standorte der Labore und Verstecke Orochimarus versorgt. Doch jetzt, wo sein Meister tot ist, scheint er eigene Ziele zu verfolgen und auf kurz oder lang wird er uns mit Sicherheit im Wege stehen."

„Verstehe,..." , ich schlucke leise, schließe dann komplett zu Itachi auf, welcher mir einen flüchtigen Blick, von der Seite aus zu wirft.

„Hab keine Angst, Genshi. Ich bin doch bei dir.", versucht er mich zu beruhigen, doch ich nicke bloß, kann nicht leugnen, dass in mir, just in diesem Augenblick, ziemliche Panik hoch steigt.

Am liebsten würde ich weinen.

Diese Aspannung, das Leise sein, der Gedanke dass jeden Moment die Hölle über uns hereinbrechen könnte, da wir uns auf feindlichem Terrain bewegen, von Leuten, die uns am liebsten tot sehen würden - sowas bin ich nicht gewohnt.

Dieses Leben, ein solches Leben, bin ich einfach nicht gewohnt.

Ab da an schweigen wir, was Sinn macht, immerhin sollten wir so wenig Aufmerksamkeit wie möglich erregen und trotz alle dem kann ich mich nur mit Mühe zusammenreißen.

Itachi hingegen scheint die Ruhe selbst zu sein, läuft beinah gelassen den Korridor hinuter, wirft, ab und an, immer mal wieder flüchtige Blicke in die angrenzenden Räume, doch tatsächlich scheint dieser geisterhafte Ort vollständig verlassen.

Nur einzelne Betten, Tische, Krüge und Becher lassen darauf schließen, dass hier irgendwann mal Menschen gelebt haben müssen.

Eher gehaust.

Metertief unter der Erde, ohne Tageslicht.

Wer würde so etwas wollen?

„Hier."

Ich zucke inständig zusammen, als Itachi mit den Kinn in Richtung zwei großer, schwerer Türen deutet, die das Ende des Ganges kennzeichnen.

Ich nicke, folge Itachi dann vorsichtig und beobachte, mit sicherem Abstand, wie er die Türen öffnet, sie nach hinten, in den anliegenden Raum hinein, aufschwingen, dabei ein seltsam knarzendes Geräusch von sich geben.

Kurz muss ich blinzeln, denn das Licht, welches nun auf meine Netzhaut trifft, ist ein Anderes, als das von gerade eben noch, es ist greller, dabei allerdings nicht viel heller und schimmert seltsam grünlich.

„Was ist das?" , rutscht es mir fassungslos heraus, sowie mein Blick auf die deckenhohen, gläsernen Gefäße fällt, welche bis zum Rand mit grüner Flüssigkeit gefüllt sind.

„Ein Labor, ... „, murmelt Itachi, betritt dann langsam den Raum und lässt analysierend den Blick über das hier herrschenden Chaos schweifen.

„Zumindest war es das mal."

„Was wurde hier erforscht?", möchte ich wissen, reiße mich dann vom Anblick der riesigen Reagenzien hoch und geselle mich zu Itachi, welcher mit nachdenklicher Miene vor einer senkrecht stehenden, schmalen Holzkiste stehen geblieben ist.

„Sieht aus wie ein Sarg.", bemerke ich, sowie ich mir die Box näher betrachte und kann aus den Augenwinkeln heraus erkennen, wie Itachi nickt.

„Das sieht nicht nur so aus, ..." , brummt der Uchiha schließlich, ehe er einmal prüfend, mit den Fingerknöcheln gegen die vordere Seite klopft.

„Das ist ein Sarg." , erkennt er dann.

„Was hat das zu bedeuten?", vollkommen verwirrt mustere ich den Schwarzhaarigen, welcher angestrengt nachdenkend die Stirn in Falten gelegt und die Augenbrauen bis ganz nach unten gezogen hat.

„Das bedeutet, ...", beginnt er nach einem kurzen Moment des Schweigens, „... das Obito hier war und Kabuto vermutlich ein Bündnis angeboten hat und so wie es hier aussieht, ..."

Schließlich lässt Itachi von dem Sarg ab, schaut sich dann für wenige Sekunden in dem düsteren Raum um, ehe er mir direkt in die Augen guckt, „So wie es hier aussieht, hat es keinen Kampf gegeben, was bedeutet, dass Obito Kabuto ein gutes Angebot gemacht haben muss, damit dieser ihm seine Streitkräfte zur Verfügung stellt."

„Und wie sieht das aus?", frage ich etwas unsicher nach, denn mit einem Mal läuft es mir heißkalt den Rücken runter.

„Sasuke."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top