OCs




Es ist soweit. Nach genügend Zeit um daran zu verzweifeln habe ich ein spezifisches Thema gefunden, das man hier anbringen könnte.

Namentlich, Original Characters, manchmal auch Own(ed) Characters, oder einfach kurz OCs.

Per Definition ist ein Original Character, vereinfacht gesagt, ein neuer Charakter, der für eine Fan-Fiktion oder ein anderweitiges Werk erstellt wurde und nicht direkt aus einem bestehenden, rechtlich geschützten Werk stammt.

Ergo ist ein OC eine, von einem Autor komplett eigens erdachte, Figur, welche dem Zwecke dient in eine Geschichte integriert zu werden. Dabei ist diese Figur keinesfalls ein Teil des Handlungskanons, also dem angedachten Ablauf der Handlung durch den ursprünglichen Autor.

Eingesetzt werden OCs entweder, wie oben bereits erwähnt, in Fanfictions, oder RPGs. In Fanfictions handelt es sich jedoch meist um sogenannte Self-inserts, ergo dem Einarbeiten von 'sich selbst', nur meist ohne Schwächen. Dabei ist man entweder 1. Der Liebhaber des eigentlichen Protagonisten, 2. Ein Familienmitglied des Protagonisten, oder 3. Der 'eigentliche Auserwählte'.

RPGs hingegen sind erdachte Szenarien in denen mindestens zwei Personen durch abwechselnde Beiträge eine Handlung vorantreiben. Die Handlungstragenden sind dabei OCs.

An und für sich klingt das Ganze ja schön und gut, aber wo genau liegt denn nun das Problem?

Das ist - ebenfalls - recht simpel.

Das Problem liegt in dem Unvermögen und der mangelnden Kreativität der Schaffer dieser OCs. Oder einfacher formuliert, den Nutzern dieser Seite.

Schon alleine die Bezeichnung wird direkt, und hier bitte ich um Entschuldigung für meine Ausdrucksweise, verkackt.

Es sind zwei, bzw. drei, simple Buchstaben. Ein O, kurz für Original und ein C, kurz für Character, sollte man einen einzelnen Charakter vorzeigen und ein zusätzliches, kleines s, welches den Plural markiert. Letzteres darf auch gemäß der deutschen Rechtschreibung NICHT mit einem Apostroph ( ' ) abgetrennt werden, da es 1. wie erwähnt einen Plural markiert und 2. sollte es ein Genitiv-S gemeint sein, so wird es AUSSCHLIEẞLICH im Englischen abgetrennt. Im Deutschen wird das Genitiv-S, genau so wie das Plural-S, einfach angehängt und das in jedem einzelnen Fall.

Zusätzlich zu diesem S-Fehler, wird auch gerne das Character-C kleingeschrieben, weshalb die Abkürzung ihr Bedeutung verliert und lediglich Oc (gesprochen Ok), also ein im Deutschen nichtexistentes Wort, bezeichnet. Also schaffen es viel zu viele Menschen auf dieser Seite nicht einmal einen Begriff bestehend aus maximal drei Buchstaben korrekt abzutippen.

Schließen wir hier den Abschnitt rund um die Bezeichnung ab und dringen ein wenig tiefer in die Materie ein.



Der Aufbau eines OCs folgt meist einem simplen Schema, welches steckbriefartig präsentiert wird:

Hier ein kleines Exampel eines gewöhnlichen Aufbaus.

Name: (Der Vorname der Figur.)

Nachname: (Der entsprechende Nachname.)

Alter: (Das Alter der Figur. Meist entweder zwischen 14-21, oder über mehrere tausend Jahre.)

Geschlecht: (Das biologische Geschlecht, welches hier gottlob erhalten bleibt. Keine dreifach-gezwirbelten, batteriebetriebenen Mörder-Sellerie-Bären.)

Sexualität: (Ein Großteil der Figuren MUSS Bi sein, dazu aber später mehr.)

Aussehen: (Die physische Erscheinung der Figur, meist begleitet von einem nicht zurechtgeschnittenen Screenshot, auf dem die genaue Suche via Pinterest und zudem auch der, meist erschreckend niedrige, Akkustand des Smartphones auf dem die Suche erfolgte, zu sehen sind.)

Charakter: (Die Verhaltensweise und Mentalität der Figur, zugleich aber auch das größte Defizit eines jeden OCs.)

Stärken/Schwächen: (Talente und angedachte Defizite der Figur.)

Profession/Hobbys: (Egal ob Schüler/in, Maurer/in oder Assassine/in, ein OC kann alles sein. In raren Fällen sogar alles zugleich.)

Wesen: (Sollte die Handlung in einem Fantasy-Milieu stattfinden, so ist einfach 'Mensch' meist zu langweilig.)

Hintergrundstory: (Das was der Figur vor dem Beginn der Handlung widerfahren ist. Meist tragisch und mit vielen, vielen Morden oder Vergewaltigungen verbunden.)


Nun, meine Lieben. Es wird Zeit die einzelnen Punkte noch etwas näher zu beleuchten.

1. Namen:

Der Name eines OC ist meist der eigene, ein sehr bekannter, oder von (pseudo-)japanischer Abstammung. Letzteres ist sogar, ob des Booms von Anime, am häufigsten anzutreffen. Je japanischer, desto besser. Per se habe ich nichts dagegen, da ich asiatische Namen ebenfalls liebe, es ist lediglich ein wenig ernüchternd nie wirklich europäische, russische, türkische oder etwaige andere Namen anzutreffen, aber sei's drum.


2. Sexualität:

Grundsätzlich stelle ich es jedem Menschen frei, wen er lieben möchte. Doch ist es schon erschreckend, wenn sich zehn bis dreizehn jährige Menschen, gar fast ausschließlich Mädchen, offen dazu bekennen bisexuell zu sein, obwohl sie in diesem Alter noch nicht wirklich mündig genug für solch einen Entschluss sein sollten. Vielleicht entspringt das Ganze aber auch nur meinem persönlichem Empfinden, ergo das Empfinden von jemandem, der sich in jenem Alter so gut wie gar nicht mit Themen wie der Sexualität oder dem anderen Geschlecht auseinandergesetzt hat.

Ah, bevor ich es vergesse, der oben erwähnte Grund für die Gestaltung von vielen, vielen bisexuellen Charakteren. Allgemein gesprochen ist diese Entscheidung keineswegs dafür da, um den Charakteren einen Twist, oder eine gewisse Tiefe zu erteilen. Im Gegenteil, diese 'Designentscheidung' nimmt sämtliche Tiefe heraus. Nämlich liegt der Grund für die Bi-isierung einer Figur lediglich darin, sie möglichst zugänglich und opportunistisch zu machen. Was ich damit meine? Ganz einfach, sollte dieser OC für eine RPG-Runde genutzt werden, so ist es schlichtweg egal, welchem Geschlecht das Gegenüber angehört und man kann ohne weiteres in eine Beziehung treten, sollte dies denn so angestrebt sein.


3. Wesen:

Ein Wesen ist die Rasse, der die Figur angehört. Leider gibt es aber zu viele Menschen auf dieser Seite, die perfekt auf die ursprüngliche Definition eines Weebs zutreffen. So gibt es nur wenige 'Menschen', aber umso mehr Nekos, Inus und sonstige.

Ergo wird einfach mit (pseudo-)japanischem Halbwissen um sich geworfen. Anstatt sie einfach Katzenmenschen zu nennen, muss unbedingt mit Exotik gearbeitet werden und schon wird ein Mensch kurzerhand zur einfachen Katze, da der japanische Begriff im Kontext falsch, oder aber nicht richtig verwendet wird.

Auch findet man Wesen wie Harpien, Minotauren, Oger, Goblins, Satyre, oder andere Fanatsywesen kaum, da diese nicht japanisch genug sind. Und das, ist furchtbar Schade.


4. Charakter:

Kommen wir nun zu dem Punkt, der nicht nur den Charakter beinhaltet, sondern auch Stärken, Schwächen und Hobbys mit einbezieht.

Ich habe mich schon oft darüber aufgeregt, wie 'Autoren' es schaffen, 'Charaktere ohne Charakter' zu zeugen. Schuld daran sind die Denkweisen dieser Autoren. "Mein Charakter muss perfekt sein! Er muss das können, was ich schon immer können wollte!"

Um einen kleinen Anhaltspunkt zu schaffen, möchte ich hier schnell den Begriff einer Mary Sue, bzw. eines Gary Stu erläutern. Eine Mary Sue ist eine Figur, die in allem perfekt ist. Nicht nur ist sie bildhübsch/gutaussehend, sondern auch ein Schwarm für das je gegensätzliche Geschlecht, die perfekte Anführerin, übermäßig intelligent und sportlich und natürlich auch erfolgreich. Es gibt nichts, was eine Mary Sue nicht kann und alles wird so laufen, wie sie es anstrebt.

Und nach diesem Konzept werden, wenn auch unwissentlich, die meisten OCs aufgebaut. Schwächen sind so gut wie nie vorhanden. Warum denn auch? Wenn mein Charakter Schwächen hätte, wäre er ja auch nur menschlich und 'relatable'!

Sollte ein Charakter dann doch eine Schwäche besitzen, so wird diese gleich wieder ausgemerzt. Dieses Vorgehen nennt sich, der Widerspruch.

Ein Beispiel hierfür wäre: "Dumm, checkt oft nichts, pervers, ist immer positiv, irgendwie doch schlau."

Merkt ihr was? 'Dumm aber schlau'. Zwei Gegensätze vereint. Zwei Magnete die sich mit den gleichen Enden anziehen. Und genau diese Widersprüchlichkeit entzieht einem jeden Charakter den Charakter. 'Schüchtern, aber aufgedreht.', 'Gewalttätig, aber mit weichem Kern.', etc.

(Übrigens, dies richtet sich an manche OC-Schaffer. Es besteht ein gravierender Unterschied zwischen "Gibt sich hart, hat aber einen weichen Kern." und "Schlägt und foltert gerne, viele Leute, hat aber einen weichen Kern.". Ersteres passt, letzteres nicht. Letzteres zeigt nur, dass ihr keine Ahnung habt, wie die menschliche Psyche funktioniert, zumindest solange ihr nicht spezifiziert, dass besagte Figur nur zu ihrer Familie freundlich ist.)

Des Weiteren ist jeder zweite OC auch 'ein wenig Psycho'. Dies wird aber nie näher erläutert. Es ist lediglich 'In' psycho zu sein, entsprechend ist man psycho. Inwiefern, bitte?

Naja, hier neigt sich meine begrenzte Freizeit ihrem Ende zu und zudem bin ich wieder einmal zu müde und erschöpft diesen Rant fortzusetzen. Dennoch hoffe ich, dass sich einige Leute dieses Textlein zu Herzen nehmen und ein wenig über ihre Charaktere nachdenken.

Für mich gibt es nämlich nur wenig Traurigeres als mitansehen zu müssen, wie Charaktere, oder gar ganze Welten, mit Füßen getreten werden, da das Prinzip "Quantität über Qualität" gilt. Erschafft weniger, aber dafür besseres.

Auf's Wohl! und bis zum nächsten mal, wenn ich mich wieder zu lange auf Wattpad aufgehalten habe und meiner Verzweiflung kundtun muss.

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