Damian P.O.V.

Es sind jetzt zwei Wochen seit meinem ersten Telefonat mit Kathrin vergangen. Seitdem haben wir fast täglich telefoniert und unser Plan nach Tokio zu fliegen wird immer konkreter. Wir wollten bereits vor einer Woche zu ihr fliegen, aber Bob hat sich eine heftige Grippe eingefangen. Zum Glück ist er jetzt auf dem Weg der Besserung. Gestern haben wir vier geskypt und wollen jetzt in zwei Wochen zu ihr. Auf meinen Wunsch hin hat Kathrin mir die Nummer von Aiden gegeben und wir haben vor einer Wochen das erste Mail miteinander telefoniert. Er wirkt sehr sympathisch und seine Welt scheint sich nur um meine Zwillingsschwester zu drehen. Vielleicht hat sie endlich den Mann fürs Leben in Aiden gefunden. Ich wünsche es ihr so sehr. Da ich heute Morgen etwas spät dran bin, dusche ich schnell und ziehe mir dann eine beige Chinohose mit einem hellblauen Leinenhemd und passenden Mokassins an. Meine Haare gele ich nach hinten und steige in mein Auto ein. Auf dem Weg zu meiner Praxis schicke ich Elaine eine Sprachnachricht, dass ich heute Mittag vorbeikommen werde. „Guten Morgen Mister Miller. Sie kommen genau richtig. Ihr Kaffee ist gerade durchgelaufen." begrüßt mich Miss Bloom mit einem Lächeln. Ich bedanke mich bei ihr und nehme meinen dampfenden Kaffeebecher entgegen. Wir unterhalten uns noch etwas über ihre Kinder und die Geburtstagsparty ihrer ältesten Tochter am Wochenende bis ich in mein Büro gehen, weil ich mich auf meinen ersten Patienten vorbereiten muss. Pünktlich um 9 Uhr tritt er durch meine Tür und wir beginnen mit der Therapiestunde. Nach 1 1/2 Stunden sind wir fertig und ich notiere den Gesprächsinhalt in seiner Akte. Als ich mir gerade die nächste Akte nehmen will, klopft es leise an meiner Tür. Miss Bloom steckt ihren Kopf herein und sieht mich entschuldigend an. Sie betritt mein Büro und schließt die Tür hinter sich. „Was kann ich für Sie tun?" frage ich sie. „Mister Miller es ist gerade ein Notfall hereingekommen, der unbedingt einen Termin benötigt. Leider hat er sich nicht auf einen späteren Zeitpunkt vertrösten lassen." sagt sie. Ich schaue auf meine Uhr und sehe das ich noch eine Stunde bis zu meinem nächsten Termin habe. „Kein Problem Miss Bloom. Er kann reinkommen." antworte ich und sie geht wieder nach draußen. Ich räume die Akte wieder weg und schaue nach oben als der Patient mein Büro betritt. Ich habe das Gefühl von einem Schlag getroffen zu werden als ich den Notfall sehe. Ein blasser und erschöpfter Randy steht in meiner Tür. „Was willst du hier? Obwohl es ist mir egal. Verschwinde Randy." sage ich etwas lauter. Randy hebt beschwichtigend die Hände und schließt die Tür hinter sich. „Bitte Damian. Ich will nur kurz mit dir sprechen. Ich will dir alles erklären." fleht er mich an. Ich lehne mich zurück und streiche über mein Gesicht. Ich hoffe ich werde meine Entscheidung nicht später bereuen. „Du hast eine halbe Stunde, dann muss ich mich auf meinen nächsten Termin vorbereiten. Leg los." sage ich ernst. Randy setzt sich auf die Couch und atmet tief durch. „Danke Damian. Erstmal will ich mich bei dir entschuldigen. Ich weiß meine Entschuldigung macht meine Taten nicht rückgängig, aber es ist hoffentlich ein Anfang. Ich bereue aufrichtig meine Taten und möchte am Liebsten die Zeit zurückdrehen." beginnt er und schaut mich traurig an. Ich habe Randy erst einmal so am Boden gesehen und das war vor ca. 16 Jahren als Kathrin nach London verschwunden ist. Mein Instinkt sagt mir, dass seine Entschuldigung ehrlich und aufrichtig ist. „Okay und weiter?" fordere ich ihn zum Weitersprechen auf. Randy erzählt mir von der Erpressung, den ausschweifenden Parties mit Alkohol und Drogen, dem Streit mit Hunter und dem Antrag auf alleiniges Sorgerecht für Al. Ich bin echt geschockt und sitze mit aufgerissenen Augen vor ihm. „Ich weiß gar nicht was ich dazu sagen soll. Mir war klar, dass Sam eine eingebildete, asoziale Bitch ist aber das hätte ich nicht erwartet. Ich kann deine Gründe jetzt verstehen, aber wieso hast du nicht mit Kathrin darüber geredet? Ihr hättet zusammen einen Weg gefunden." sage ich. „Ich bin kein Mann der sich gerne Schwächen eingesteht. Ich will der Fels in der Brandung für Kathrin sein und nicht zu ihrer Belastung werden. Doch habe ich durch meine Taten alles nur schlimmer gemacht und sie sogar auf einen anderen Kontinent getrieben. Ich kann gar nicht in Worte wie sehr ich sie vermisse. Der Schmerz zerreißt fast mein Herz. Nur meine kleine süße Al lässt mich für ein paar Stunden am Tag glücklich sein." antwortet er. Ich nicke und setze mich auf die Couch neben ihn. Ich lege meine Hand auf seine Schulter und drücke aufmunternd zu. „Ich habe noch eine wichtige Frage Damian. Hast du mit Kathrin Kontakt?" fährt er fort. Ich lege meinen Kopf in den Nacken und schnaube aus. Warum stellt er mir gerade diese Frage? Ich kann ihm nicht sagen, dass wir im Kontakt stehen. Ich will das Kathrin entscheidet ob und wann sie wieder Kontakt zu Randy aufnimmt. „Wir haben keinen Kontakt. Sie hat uns nur eine Abschiedsnachricht geschickt und seitdem herrscht Stille." lüge ich ihn an. Er senkt seinen Kopf und streicht sie über seinen Nacken. Ich höre ein leises Schluchzen. „Bitte Damian du musst jetzt ehrlich zu mir sein. Ich will sie zurück. Sie hat mich blockiert und ihre alte E-Mailadresse ist auch nicht mehr gültig. Ich muss zu ihr Kontakt aufnehmen." fleht er und schaut mich aus wässrigen Augen an. „Es tut mir leid, aber ich kann dir nicht helfen. Kathrin muss selber entscheiden wann sie wieder mit uns Kontakt aufnimmt. Vielleicht tut sie das auch gar nicht mehr. Ich muss dich jetzt auch bitten zu gehen, weil mein nächster Patient gleich kommt." sage ich. Randy nickt und steht auf. Er bedankt sich bei mir und ich ziehe ihn in eine kurze Umarmung. Randy verlässt meine Praxis und ich konzentriere mich auf meine Arbeit. Um 13 Uhr fahre ich zu Elaine und Bob, wo wir gemeinsam zu Mittag essen. Nach dem Essen setzen wir uns auf die Terrasse und ich erzähle ihnen von meinem letzten Telefonat mit Kathrin und der Planung für unseren Besuch. Den Besuch von Randy werde ich ihnen erstmal verschweigen. Ich will erst mit Kathrin darüber sprechen. „Ich freue mich schon wahnsinnig Kathrin endlich wieder in die Arme zu schließen. Außerdem will ich ihren Freund Aiden kennenlernen. Er muss schließlich noch durch den Test eines besorgten Vaters." sagt Bob und lehnt sich zurück. „Bob jetzt lassen den armen Jungen doch in Ruhe. Kathrin scheint sehr glücklich mit ihm zu sein. Außerdem habe ich Aiden bereits am Telefon die Konsequenzen erklärt, wenn er Kathrin verletzen sollte." antworte ich und höre plötzlich ein Geräusch hinter mir. Elaine und Bob schauen mit großen Augen zur Terrassentür. Ich drehe mich um und sehe einen wütenden Randy dort stehen. „Ihr habt Kontakt mit Kathrin und sagt es mir nicht? Und wer ist Aiden?" knurrt er. Bob steht auf und geht auf seinen Sohn zu „Beruhig dich Randy. Es geht dich nichts an und ich will das du jetzt gehst. Du hast kein Recht mehr hier zu sein.". „Und ob es mich etwas angeht. Ich liebe sie. Jetzt beantwortet meine Fragen. SOFORT." sagt er und schreit am Ende seinen Vater an. Bob versucht Randy ins Hause zu bringen. Randy schubst Bob von sich, der dadurch nach hinten fällt. Elaine springt auf und läuft zu ihrem Ehemann. Ich laufe auf Randy zu und drücke ihn gegen die Wand und schaue ihn wütend an. „Was soll das Randy? So haben wir dich nicht erzogen. Erst verletzt du deine große Liebe wegen einer dahergelaufenen Schlampe und jetzt greifst du deinen Vater an. Was ist nur aus dir geworden? Ich bin enttäuscht von dir." höre ich Elaine sagen. Randy's Anspannung lässt sofort nach und er rutscht an der Wand nach unten. Er schaut zu seinen Eltern und Tränen laufen ihm über die Wangen. „Ich will doch nur meine große Liebe zurück. Bitte helft mir." fleht er und weint noch mehr. Ich helfe Elaine dabei Bob auf die Couch zu setzen. Danach helfe ich Randy hoch und ziehe ihn auf einen Sessel. Ich stelle ihm ein Glas Wasser hin was er gierig trinkt. Nach ein paar Minuten beginnt Randy alles zu erzählen und Elaine und Bob sind sichtlich geschockt. Ich beobachte das Geschehen und weiß nicht wie ich mich jetzt verhalten soll. Als Randy noch einmal wegen Kathrin nachfragt, will Elaine gerade alles erzählen. „Nein Elaine. Du hast nicht das Recht über die Dinge zu reden, die allein Kathrin zu entscheiden hat. Ich glaube, dass es ihm leid tut aber das ändert nichts an der Situation. Ich verbiete euch irgendetwas über sie zu erzählen." unterbreche ich sie. Ich weiß das ich damit indirekt unseren Kontakt zu ihr eingestanden habe, aber ich wusste mir nicht anders zu helfen. Elaine will mir antworten, aber ich signalisiere ihr zu schweigen. Ich will meine Ersatzeltern nicht verletzen, aber Kathrin ist mir wichtiger. Ich will nicht riskieren, dass sie sich erneut von mir zurückzieht. „Damian ich kann deinen Standpunkt verstehen, aber er ist unser Sohn. Er will alles wieder gut machen. Wir sind seine Eltern und müssen ihm helfen." versucht mich Elaine zu beruhigen. „Ach jetzt ist er wieder auch geliebter Sohn. Bedeuten wir euch so wenig? Er ist doch an allem Schuld. Ich habe wirklich gedacht, dass ihr Kathrin und mich genauso als eure Kinder anseht. Da habe ich mich wohl geirrt. Eurer eigen Fleisch und Blut wird immer wichtiger sein als wir. Ich werde nicht zu lassen, dass ihr sie verratet. Er hatte seine Chance und das zweimal. Eine dritte lasse ich nicht zu. Werdet glücklich mit eurem tollen Sohn. Uns werdet ihr nicht mehr sehen oder hören." rufe ich aufgebracht und renne aus dem Haus. Ich bin enttäuscht von Elaine und Bob. Wie soll ich Kathrin das nur erklären? Sie wird am Boden zerstört sein und wieder in ein dunkles Loch fallen. Ich fahre mit überhöhter Geschwindigkeit nach Hause und fahre über zwei rote Ampeln. Zum Glück hält mich kein Polizist an sonst wäre ich meinen Führerschein zu 100% los. Als ich endlich zu Hause bin, nehme ich direkt mein Handy und wähle die Nummer von Kathrin. Es müsste jetzt 10 Uhr morgens bei ihr sein. Ich hoffe sie ist keine Langschläferin.

A/N

Da ich morgen keine Zeit haben werde, habe ich das neue Kapitel heute bereits hochgeladen. Das Nächste kommt wie gewohnt am Samstag. 

Was glaubt ihr wie Kathrin auf das ganze reagieren wird? Könnt ihr Elaine's Reaktion verstehen? Ich bin gespannt auf eure Gedanken.