Entscheidungen treffen
Kathrin P.O.V.
Leider ist unser entspannten Wochenende schneller verstrichen als wir es uns gewünscht haben und der Alltag hat uns wieder. Aiden und ich müssen die Unterlagen für eine Vertragsverhandlung zweier japanischen IT- Unternehmen vorbereiten und habe uns dafür in meinem Büro verschanzt. Ich habe meiner Sekretärin aufgetragen, dass wir nur im äußersten Notfall gestört werden wollen. Aiden hat die letzte Nacht in seiner Wohnung verbracht und uns heute Morgen Frühstück von einem sehr guten Café mitgebracht. Wir sitzen gerade in meiner Besprechungsecke, die aus zwei gemütlichen grauen Sofas, einem Sessel und einem großen gläsernen Couchtisch besteht. „Das Frühstück ist sehr lecker. Ich fühle mich im 7. Himmel." seufze ich und beiße von dem noch warmen Croissants ab. Aiden lächelt mich an „Man sieht es dir an. Du hast das etwas Marmelade im Mundwinkel.". Ich versuche die Marmelade zu entfernen, aber er schüttelt grinsend den Kopf. Aiden lehnt sich nach vorne und streicht mit seinem Daumen über meinen rechten Mundwinkel. Ich schließe die Augen und genieße die kurze Berührung. Als ich meine Augen wieder geöffnet habe, sehe ich wie Aiden mir seinen Daumen mit dem bißchen Marmelade hinhält. Ich nehme seine Hand und führe sie zu meinem Mund. Ich lege den Rest ab und küsse seinen Daumen sanft. Dabei halte ich den Blick mit ihm aufrecht. Er stöhnt leise auf und seine Augen funkeln vor Verlangen. Ich schüttle kurz den Kopf, um meine Gedanken wieder zu sortieren. Ich muss mich auf die Arbeit konzentrieren und darf Aiden nicht zu viele Hoffnungen machen. Ich habe um Zeit gebeten und jetzt provoziere ich ihn wieder. „Lass uns endlich mit der Arbeit anfangen. In zwei Tagen müssen wir einen verhandlungsreifen Vertrag vorlegen." sage ich sachlich und setze mich etwas von ihm weg. „Wenn du meinst Chefin." sagt er mit genervter Stimme. Aiden räumt das restliche Frühstück zusammen und meine Sekretärin räumt es weg. Als wir wieder allein sind, setze ich mich auf die andere Couch um Abstand zu Aiden herzustellen. Ich sehe kurz Wut und Schmerz in seinen Augen auftauchen. Wir gehen die vorhandenen Unterlagen Stück für Stück durch und Aiden schreibt die wichtigsten Punkt in seinem Macbook auf. Als ich nach einem Schriftstück greifen will, was etwas weiter weg von mir liegt, greift auch Aiden danach und unsere Hände berühren sich dabei. Ich halte das Dokument und Aiden streicht mit seinem Daumen über meine Hand. Ich atme tief durch und ziehe meine Hand zurück. Nach ca. 4 Stunden machen wir eine kurze Pause. Aiden bestellt uns beim Chinesen etwas zum Mittag, was in ca. 30 Minuten geliefert wird. Ich ordne gerade die Unterlagen, damit meine Sekretärin schon einmal mit dem Abtippen beginnen kann. Plötzlich spüre ich seine Hand auf meinem Oberschenkel, die sanft über meine nackte Haut streicht. Ich zucke zusammen, weil ich gar nicht gemerkt habe das er neben mir steht. „Honey. Was ist los?" haucht er in mein Ohr und lässt seine Hand auf meinem Oberschenkel ruhen. Gerade verfluche ich meine heutige Kleiderwahl. Mein kurzes graues Etuikleid lässt ihm einfach zu viel Spielraum. Ich schlucke schwer. „Es hat nichts mit dir zu tun. Ich kann einfach meine Gefühle nicht abschalten. Ich bin immer noch hin und her gerissen. Es tut mir leid." antworte ich und werde zum Ende immer leiser. Aiden weicht von mir zurück als wenn er sich an mir verbrannt hätte. „Das ist doch wohl nicht dein Ernst. Ich versteht, dass du Zeit brauchst aber das beinhaltet doch nicht völligen Abstand. Du machst mich wahnsinnig. Wir will zu unserer Beziehung stehen und nicht wie zwei Teenager zu Hause knutschen. Wir haben fast miteinander geschlafen und es hat uns beiden gefallen. Du hast bei mir abschalten können und du fühlst dich gut bei mir. Was ist dein Problem Kathrin?" sagt er aufgebracht. Ich stehe auf und schaue ihn geschockt an. Seine Wut und Worte treffen mich tief im Inneren. Warum kann ich nicht zu uns stehen? Habe ich doch noch Gefühle für Randy, die mich von einer neuen Liebe abhalten? Ja ich habe noch Gefühle für ihn, aber es ist keine Liebe. Ich empfinde nur noch Wut und Schmerz wenn ich an ihn denke. Ich gehe auf Aiden zu, der wie ein Tiger durch mein Büro läuft. Ich halte ihn an seinem Arm fest und zwinge ihn so stehen zu bleiben. Er steht schwer atmend vor mir und hat seine Fäuste geballt. Ich überwinde den Abstand zwischen uns und lege meine Lippen auf ihn. Zuerst erwidert er den Kuss nicht und ich will schon wieder zurückweichen. Doch dann zieht mich Aiden noch näher an sich und erwidert leidenschaftlich den Kuss. Wir werden durch das Klopfen an meiner Tür unterbrochen und lösen uns schwer atmend voneinander. Wir lächeln uns an und Aiden küsst mich noch kurz nach. Als wir uns gerichtet haben, lasse ihn den Störenfried, in Form meiner Sekretärin, ein. Sie schaut uns lächelnd an und stellt das bestellte Essen auf den Couchtisch. Mit einem wissenden Grinsen verlässt sie mein Büro und schließt die Tür hinter sich. „Jetzt wird wohl die Gerüchteküche endgültig überquellen." lacht Aiden und zieht mich zu einem Sofa. Als ich gerade nach meinem Essen greifen werde, fasst Aiden nach meiner Hand. „Ich habe noch eine Frage Honey. Was ist das jetzt zwischen uns?" fragt er und schaut mich durchdringend an. Ich lege meinen Kopf schief und eine Hand auf seine Wange. „Eine gute Frage und ich möchte sie mit einer Gegenfrage beantworten. Willst du mein fester Freund sein Aiden Montgomery?" frage ich ihn. Seine Lippen formen sich zu einem Grinsen und er nickt heftig „Ja nichts lieber als das Kathrin Marie Miller.". Ich lehne mich nach vorne und küssen ihn sanft. Danach nehmen wir unser Essen und verschlingen es fast. „Du bist ja fast wie ein Raubtier Honey. Muss ich jetzt Angst haben?" neckt er mich. „Ich habe vor 5 Stunden das letzte Mal etwas gegessen. Und du solltest vorsichtig sein, wenn ich hungrig bin. Du siehst auch sehr lecker aus." sage ich und strecke ihm die Zunge heraus. Nach einer Stunde klopft es wieder an der Tür. Aiden ist näher an mich gerückt und hat einen Arm auf die Rückenlehne hinter mir gelegt. Die Tür wird von seiner Sekretärin geöffnet. Sie schaut erst Aiden mit einem schmachtenden Blick und einem Lächeln an. Als ihr Blick auf seinen Arm und auf mich wandert, verfinstert er sich und sie wirft mir einen Todesblick zu. „Mister Montgomery ihr Meeting beginnt in 10 Minuten. Ich habe alle Unterlagen bereits in den Konferenzraum C gebracht und alles für ihre Mandanten vorbereitet." sagt sie mit einer zuckersüßen Stimme. „Danke Miss Taylor. Miss Miller und ich werden gleich kommen. Sie dürfen jetzt gehen." sagt er mit kalter Stimme. Seine Sekretärin schaut ihn geschockt an und läuft dann wie eine Tomate rot an. „Ach und eine Sache noch Miss Taylor. Wenn Sie sich in Zukunft noch einmal so abschätzig gegenüber Miss Miller verhalten, können Sie sich einen neuen Job suchen. Vergessen Sie nicht, dass Sie die Geschäftsführerin dieser Kanzlei ist." fügt er hinzu und wirft ihr einen strengen Blick zu. Sie stottert eine Entschuldigung und flüchtet regelrecht aus meinem Büro. „Wow was war das denn? Sie hat mich ja bald mit ihren Blicken getötet." sage ich. „Sie schwärmt seit Anfang an für mich und sucht übertrieben meine Nähe. Ich habe ihr schon deutlich gemacht, dass ihr Verhalten mehr als unpassend ist und ich keinerlei Interesse an ihr habe. Was soll ich auch mit einer drittklassigen Frau, wenn ich die König haben kann." sagt er und schenkt mir am Ende ein dreckiges Grinsen. „Blödmann. Lass uns endlich zu unserem Meeting gehen." seufze ich. Wir verlassen mein Büro und gehen in unser Meeting. Um 18 Uhr haben wir endlich Feierabend. Aiden trifft sich noch mit ein paar Arbeitskollegen in einer Bar. Ich freue mich, dass er bereits Anschluss gefunden hat und nicht nur mit mir außerhalb der Kanzlei Kontakt hat. Ich werde von unserem Fahrer nach Hause gebracht, wo ich direkt duschen gehe und mir bequeme Sachen anziehe. Unterwegs habe ich mir von einem Sushiladen etwas zu essen mitgenommen. Ich gehe mit der Sushi, einer Flasche Rotwein und einem Glas auf meinen Balkon. Die Sonne geht langsam unter, aber es ist noch angenehm warm. Nach ein paar Bissen vom Sushi und einem großen Schluck Rotwein nehme ich mein Handy. Ich sehe eine Nachricht von Damian. Mein Herz beginnt direkt schneller zu schlagen. Was hat er mir wohl geschrieben? Ist er böse auf mich oder vermisst er mich genauso wie ich ihn? Ich öffne die Nachricht und beginne zu lesen.
Nachricht von Damian:
„Hallo meine Kleine. Du hast mich heute sehr glücklich gemacht, weil ich die Mail an Bob gelesen habe. Ich kann dir gar nicht sagen wie sehr ich dich vermisse. Seit 6 Wochen fühle ich eine Leere in mir, weil meine Kleine nicht mehr bei mir ist. Danke das du dich gemeldet hast. Tokio also? Ich bin etwas geschockt, weil du soweit von uns weg bist. Aber ich kann dich verstehen. Ich hoffe wir halten den Kontakt und du lässt mich wieder ein Teil deines Lebens sein. Ich habe dich lieb Kleine.
PS: Ist das Aiden auf dem Bild? Er sieht sehr nett aus und scheint dich glücklich zu machen."
Ich bin so froh, dass er mir nicht böse ist. Ich vermisse meinen Bruder so sehr und würde ihn so gern wiedersehen. Ich kann sein geschocktes Gesicht regelrecht vor mir sehen, als er erfahren hat das ich in Tokio bin. Ich lasse meinen Blick über den Sonnenuntergang schweifen und beschließe ihn direkt anzurufen. Es ist bei ihm 4 Uhr morgens, aber er wird wohl nicht allzu böse darüber sein. Ich höre das Klingeln und nach dem dritten Mal nimmt er ab.
D (verschlafen): „Hallo? Wer stört zu so einer unchristlichen Zeit?"
K: „Hallo Bruderherz. Ich hoffe deine Zwillingsschwester darf dich stören."
D: „Oh mein Gott Kathrin. Bist du es wirklich?"
K: „Ja ich bin es. Ich habe gerade deine Nachricht gelesen und wollte dir nicht schreiben sondern deine Stimme hören. Ich hoffe das ist okay?"
D: „Natürlich. Ich bin so glücklich deine Stimme zu hören. Du kannst mich zu jeder Uhrzeit anrufen. Wie geht es dir?"
K: „Es geht mir gut. Tokio ist eine schöne Stadt und in der Kanzlei läuft es auch super. Unser Mandantenstamm wächst ständig. Wie geht es dir? Geht es Bob und Elaine gut?"
D: „Uns geht es gut. Wir vermissen dich nur schrecklich. Das hört sich doch gut an. Scheinbar hast du ja auch einen attraktiven Mann an deiner Seite. Aiden, richtig?"
K: „War ja klar, dass du damit anfängst. Ja er heißt Aiden und ist ein sehr netter Mann. Er ist mein Assistent. Obwohl mittlerweile ist er eher mein Partner in der Kanzlei. Und seit heute auch privat."
D: „Ihr seid zusammen? Das ist super Kathrin. Ich freu mich, dass du einen neuen Freund gefunden hast. Ist er auch gut zu dir?"
K: „Sogar sehr gut. Ich habe ihm von der Sache mit Randy erzählt. Er gibt mir Zeit und nimmt Rücksicht auf meine Gefühle. Ich könnte nicht glücklicher sein."
D: „Och wie süß. Meine Kleine ist verliebt. Ich würde ihn gern kennenlernen. Ich habe mit unseren Eltern gesprochen und wir wollen dich besuchen kommen."
K: „Ich würde mich freuen euch nach dieser langen Zeit wiederzusehen. Lasst uns doch alles nähere in den nächsten Tagen besprechen. Du solltest jetzt wirklich schlafen. Du brauchst deinen Schönheitsschlaf dringender als ich."
D: „Freche Göre. Ich sehe selbst mit Augenringen attraktiv aus. Grüß deinen Aiden von mir. Ich habe dich liebe Kleine."
K: „Angeber. Mach ich. Ich habe dich auch lieb Großer."
Wir beenden das Gespräch und ich lege das Handy auf den Tisch. Die Stimme meines Bruders lässt mich Dauergrinsen und eine Wärme spüren. Ich beobachte noch einige Zeit das nächtliche Tokio bis Aiden um 21 Uhr nach Hause kommt. Da wir beide sehr geschafft sind, gehen wir uns bettfertig machen. Als wir im Bett liegen, erzähle ich Aiden von meinem Telefonat mit Damian. Aiden freut sich für mich und will meine Familie unbedingt kennenlernen. Nach diesem ganzen Mist mit Randy und Sam scheint mein Leben endlich wieder in normalen Bahnen zu verlaufen. Irgendwann schlafe ich in den Armen meines Freundes ein.
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