mein Vater, und siehst du nicht dort ...
Nach einer Weile bemerkten die Kinder den König. „Vater, Vater!" Die Mädchen sprangen auf und liefen zu ihm und der Erlenkönig fing sie lachend in seinen Armen auf. Amaury folgte langsamer, wurde aber nicht weniger herzlich in den Arm genommen.
„Schau nur, wie schön unsere Burg geworden ist!"
„Ganz großartig! Darf ich dort einziehen?"
Die Kleinste kicherte. „Die ist doch aus Sand!"
„Ach so", der König machte ein komisch enttäuschtes Gesicht und alle drei Kinder kicherten.
Aber dann wurde der König ernst. „Amaury, ich möchte dir etwas zeigen."
„Warum nur ihm?", fragte das ältere Mädchen sofort.
„Weil es nur Amaury betrifft. Baut nur schön weiter, wir sind bald wieder da." Der König reichte Amaury die Hand, die dieser vertrauensvoll ergriff.
Als Nebelschwaden durchstreiften sie den Erlengrund, bis sie den Weg erreichten, der durch den Wald führte. Amaury hatte die Kunst, sich in Nebel zu verwandeln, rasch und gut gemeistert; er zog es aber immer noch vor, dabei die Hand des Königs zu halten, um sich nicht zu verlieren. Und der Erlenkönig würde sie ihm nicht verweigern, solange der Junge sie brauchte.
Auf dem Weg wimmelte es von Menschen. Amaury erschrak. „Was machen sie da?"
„Ich dachte, das kannst du mir erklären."
„Ah ja, stimmt, du kennst so etwas wohl nicht." Amaury begutachtete den Bau genauer. „Sie erstellen einen Steg."
„Was ist das?"
„Ein Brückenweg, der über das Moor führt", erklärte Amaury. „Er liegt über dem Moor und ermöglicht es den Menschen, trockenen Fußes das Moor zu durchqueren, auch zu Schwemmzeiten. Er steht auf Pfählen, wie du hier sehen kannst, verletzt also die Bäume nicht. Es gibt auch solche Stege, die man an den Bäumen aufhängt."
„Das hätte mir gar nicht gefallen."
„Vielleicht haben sie das auch erkannt." Amaury dachte nach. „Stört dich der Steg?"
„Nicht wirklich. Sie bauen ihn aus Holz, welches sie nicht hier geschlagen haben und er wird sie vom Moor fernhalten. Sie werden es durchqueren, ohne es zu berühren."
„So kann man es auch sehen." Amaury zuckte zusammen. „Sieh mal dort! Mein Vater!" Er schwebte auf den Gutsherrn zu, ohne zu zögern. Der König folgte ihm, hielt ihn aber nicht zurück.
„Ich finde ja, dieser Bau war schon lange überfällig", bemerkte einer der Männer gerade zu Leopold.
Dieser nickte traurig. „Das ist mir leider erst bewusst geworden, als ich meinen Sohn verloren habe. Ich vermisse ihn sehr und möchte dieses Leid anderen ersparen."
„Also hat er mich doch geliebt?" flüsterte Amaury. Der König seufzte. „Ja. Aber leider bemerkt deine Rasse das oft erst, wenn es zu spät ist."
„Kann ich ihm wenigstens zeigen, dass ich noch lebe?"
„Du willst nicht zurück?"
„Nein. Ich bin bei euch glücklicher als ich es je in meinem Leben war. Ich – würde mich nur gerne verabschieden."
„Versuch es. Aber ich fürchte, er wird dich nicht sehen."
Amaury schwebte dicht vor dem Vater und verfestigte seinen Körper. „Vater! Ich bin es, Amaury! Ich lebe!"
Leopold blickte durch ihn hindurch auf den Arbeiter. „Wie kommt ihr voran?"
„Vater, siehst du mich nicht? Hörst du mich nicht?" Amaury schrie jetzt. Aber Leopold nahm nur das Säuseln des Windes wahr, der im Moment gar nicht wehte.
Der König legte Amaury einen schemenhaften Arm um die kaum andeutungsweise vorhandenen Schultern. „Sei nicht traurig. Konzentrier dich auf deine Liebe zu ihm und gehe durch ihn hindurch. Sage es ihm."
Vor einem halben Jahr wäre Amaury zurückgeschreckt bei dem Gedanken, seinem Vater so etwas zu sagen. Aber das Erlenvolk hatte ihn gelehrt, zu seinen Gefühlen zu stehen und sie zu äußern.
So schwebte er zu Leopold hin und schob seinen diffusen Körper durch den des Vaters. „Ich habe dich lieb", flüsterte er ihm dabei zu.
Der Arbeiter sah verblüfft auf, als er seinen Herrn versonnen lächeln sah. „Was ist geschehen?"
„Ich weiß auch nicht genau. Ich glaubte plötzlich, die Gegenwart meines Sohnes zu spüren." Leopold holte tief Luft. „Und ich bin mir auf einmal sicher, dass er glücklich ist, wo immer er auch ist."
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