Gar schöne Spiele spiel' ich mit dir

Lächelnd beobachtete der hellhaarige Mann die Kinder, die gerade eine Sandburg bauten. Sie waren völlig versunken in ihr Spiel, entrückt vom Rest der Welt.

Sie waren drei, ein Mädchen von etwa zwölf, ein Junge von zehn und ein weiteres Mädchen von kaum zwei Jahren. Die beiden größeren bauten mit großem Ernst Türme und Zinnen, während das Kleine eifrig im Sand grub und Wasser herbeischleppte. Und ständig von den älteren Geschwistern für seine Hilfe gelobt wurde, selbst wenn es einen Turm umstieß.

Um die Kinder herum schlichen Nebelschwaden. Von Zeit zu Zeit wurden in ihnen die Gestalten von Männern und Frauen sichtbar, manche hochgewachsen und schlank wie Erlen, andere zierlich und biegsam wie Weiden und wieder andere zart und winzig wie Sumpfdotterblumen und Schnabelried und sie hatten Flügel, so fein und durchscheinend wie Blütenblätter.

An dieser Stelle reichte der Erlengrund bis ans Meer und die Menschen hielten sich von ihm fern. Nicht nur wegen des unguten Rufs dieses Moorwaldes, sondern auch, weil es an diesem Strandabschnitt ständig nebelig war. Denn mehr als diffuse Nebel konnten die Menschen nicht wahrnehmen von den Wesen, die hier lebten.

Dem Erlenvolk war es auch recht so. Von den Menschen hatten sie selten Gutes erfahren und deren Art  war ihnen so fremd, dass sie auch nicht den Wunsch hatten, sich näher mit diesem hartherzigen, rücksichtslosen Volk zu befassen. Nur selten nahmen sie Kontakt mit jenen auf, deren Herzen frei und offen waren, die sie sehen, hören, aber vor allem verstehen konnten.

Der Junge war einer von ihnen. Der König hatte seinen impulsiven Entschluss, das Kind mit in seine Welt zu ziehen, in den vergangenen Monaten keineswegs bereut. Amaury war eine Bereicherung für sein Volk, seine Bilder entzückten sie und sein Geschick mit Werkzeugen aller Art konnten sie nur bewundern. Aber am meisten liebte das Erlenvolk Amaurys Wissensdurst; sein Strahlen, wenn man ihm etwas zuliebe tat und seine Bereitschaft, sich jederzeit auf etwas Neues einzulassen. Und der König selbst war jeden Abend fasziniert von den großen, staunenden Augen, wenn er den Kindern Geschichten zur guten Nacht erzählte.

Seine Töchter hatten den Menschenjungen überaus bereitwillig aufgenommen. Amaury hingegen hatte eine Weile gebraucht. Anfangs hatte er sich von allem zurückgezogen und sich bemüht, ja nicht aufzufallen. Nachdem er verinnerlicht hatte, dass er hier weder geschlagen noch bevormundet wurde, geschweige denn für Fehler getadelt, sondern man von ihm nur erwartete, glücklich zu sein, hatte er sich mehr geöffnet.

Eine Weile war er dann sehr anhänglich gewesen. Einige Wochen lang hatte der König Amaury mit sich herumgetragen wie ein kleines Kind. Bis Amaury die Fürsorge nachgeholt hatte, die man ihm früher verweigert hatte.

Nun endlich schien der Menschenjunge sich gefangen zu haben. Der König machte sich nichts vor; es würden noch viele Jahre vergehen, bis alle Wunden verheilt waren. Aber sie hatten ja viel Zeit. Erlen und ihr Volk leben wesentlich länger als Menschen und Amaury gehörte nun zu ihnen.

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