Chapter 1
Kannst du mir sagen, wie es ist, wenn einem die eine Person verlässt, die einen das ganze Leben begleitet hat?
Kannst du mir sagen, wie es sich anfühlt, von dieser Person, mit ihrer Art von Liebe in den Abgrund geschoben zu werden?
Richtig du kannst es nicht. Genauso versuche ich es auch zu beschreiben. Doch mir fehlen einfach die Worte dafür. Nicht, weil ich nicht weiß, wie ich mich ausdrücken soll. Sondern, weil so viel Ungesagtes in der Luft hängt. Weil ich so viele verschiedene Gefühle damit verbinde. Anders als du es tust.
Doch ich versuche es...
Um die erste Frage zu beantworten, im ersten Moment kannst oder willst du es nicht wahrhaben. Und du empfindest in dem Moment so viel, dass du keinen klaren Gedanken mehr fassen kannst. Danach kommt der Zeitpunkt, indem du dir Sorgen macht und auch wütend auf dich bist. Schließlich könntest du die Person sein, die die andere Person dazu getrieben hat. Aber du machst dir auch einfach Sorgen. Wie geht es der anderen Person. Wie fühlt sie sich. Hab ich sie durch meine Worte verletzt?
Später kommt die Hoffnung auf, dass die Person doch noch zurück kommen könnte und alles nur ein Traum war. Dass, alles ungeschehen gemacht wurde. Das Gott alle meine Gebete erhört hat und mir eine zweite Chance gibt. Doch wenn all das nicht passiert, sitzt zu in deinem Zimmer und weinst was das Zeug hält. Schreist dir deine Seele aus dem Leib. Bist wütend und vielleicht auch depressiv. Wünschst der Person nur das Schlechte der Welt. Kannst keinen glücklichen Moment in deinem Leben mehr genießen, weil dich alles nur an diese eine Person erinnert. Du ziehst dich immer mehr zurück und merkst nicht dabei, wie sehr du Andere verletzt. Und dann kommt der schlimmste Teil. Das alles nimmt dich so mit, dass du dich veränderst. Dass, du gelernt hast, alles hinter dir zu lassen und von vorne anfangen. Aber dieses neue Verhalten stört dich nicht. Es stört die Anderen, da die merken, dass du jemand anderes bist. Dass, du nicht mehr dazu passt. Und diese Leute wenden sich dann von dir ab. Somit startet dann der Teufelskreis.
Doch bitte versuch es nicht so negativ zu sehen. Ich will dir kein Bild von Richtig oder Falsch machen. Alleine schon, weil ich mit anderen Erfahrungen und Gefühlen diese Situation bewältigt habe. Vielleicht auch in einem anderen Alter und vorallem mit anderen Menschen.
Eine Situation hat mich in so einen Teufelskreis gebracht, aber ich hab nach Jahren gelernt, wie ich daraus ausbrechen konnte. Wie ich loslassen konnte, was mich schon längst losgelassen hat.
Diese Gefühle werden dich am Anfang umbringen, dich an deine Grenzen bringen und diese auch ausnutzen. Sie werden dich zu Dingen drängen, von denen du nie gedacht hättest, dass du sie tun würdest. Aber du musst lernen, diesen Schmerz als ein Teil von dir anzusehen. Als ein neuen Teil. Als ein Teil, der von nun an zu dir gehört.
Alle sagen, man muss den Schmerz akzeptieren, aber wie kann man das, wenn man täglich von diesem Schmerz erschlagen wird. Man kann ihn nicht akzeptieren, aber man sollte wissen, dass dieser Schmerz zu deinem Ich beiträgt. Dass er zu deiner Persönlichkeit gehört. Das er nun ein Teil von dir ist.
Aber ich will dich nicht länger hinhalten und dir die zweite Frage beantworten. Für mich hat sich das alles normal angefühlt, weil ich nur diese Art von Liebe kannte. Auch wenn diese Liebe viele Formen von Schmerz beinhaltete, war es das Einzige, was mir eine Art von Zuneigung gegeben hat. Jahre später, nachdem ich eine andere, bessere Art von Liebe kennengelernt habe, kann ich sagen, dass ich damals Liebe falsch definiert habe. Zwar darf Liebe Schmerz beinhalten, sollte sie auch, denn dann wüsste man nicht die Liebe zu schätzen. Aber der Schmerz sollte in der Liebe nicht an Gewicht nehmen. Er sollte einen nicht körperlich wehtun und einen so zerstören, bis man nichts mehr fühlen kann und möchte. Und mich hat dieser Schmerz damals umgebracht. Ich konnte einige Jahre keine Liebe akzeptieren, geschweige denn welche geben. Aber das konnte ich lernen. Es hat lange Zeit gedauert, da es immer wieder Leute gab, die dich vom Gegenteil überzeugt haben. Wenn der Wille da ist, kann man alles schaffen. Zwar fällt es mir heute immer noch schwer Liebe anzunehmen, bzw. welche zu geben, aber ich habe auch eingesehen, dass die Art von Liebe damals falsch war.
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