Das Biest von Nimmerland

Das Biest von Nimmerland 

Von Kissenkoenigin 


Es war einmal ein kleines Dorf am Rande von Nimmerland, das von hohen, leuchtenden Bäumen umgeben war, deren Blätter in allen Farben des Regenbogens schimmerten. In diesem Dorf lebte eine junge Frau namens Belle. Sie war bekannt für ihre Neugierde und ihren Mut, aber vor allem für ihre unstillbare Sehnsucht nach Abenteuern und Geschichten. Anders als die anderen Dorfbewohner, die zufrieden waren mit ihrem ruhigen Leben, sehnte sich Belle danach, die Geheimnisse von Nimmerland zu entdecken.

Eines Tages, als Belle in der kleinen Bibliothek des Dorfes nach neuem Lesestoff stöberte, bemerkte sie, dass das Buch in ihren Händen anfing zu leuchten. Die Worte auf den Seiten begannen zu tanzen und formten schließlich eine geheimnisvolle Karte, die sie zu einem Ort tief im Herzen von Nimmerland führte.

„Das ist es!", rief Belle begeistert und voller Abenteuerlust aus. Sie beschloss, der Karte zu folgen, ohne zu wissen, welche Abenteuer und Gefahren auf sie warteten.

Nachdem Belle viele Stunden durch den dichten Dschungel von Nimmerland gewandert war, erreichte sie eine Lichtung, die von einer unheimlichen Stille erfüllt war. In der Mitte stand ein verwunschene Schloss, dessen Türme von dichten Ranken überwuchert waren. Die Luft schien von einem geheimnisvollen Zauber erfüllt zu sein, und Belle spürte, wie ihr Herz schneller schlug, als sie durch die hohen Türe eintrat.

Eine tiefe, donnernde Stimme durchbrach die Stille: „Wer wagt es, mein Reich zu betreten?" Belle schreckte zusammen, doch sie ließ sich nicht einschüchtern.

„Ich bin Belle", antwortete sie mit fester Stimme. „Und wer bist du?"

Aus den Schatten trat ein Biest hervor. Es war eine furchterregende Kreatur mit scharfen Klauen, großen Zähnen und einer wilden Mähne. Doch in seinen Augen lag eine Traurigkeit, die Belle nicht übersehen konnte.

„Ich bin das Biest, verflucht, hier in Einsamkeit zu leben", sagte es. „Wer diesen Ort betritt, wird nie wieder gehen können."

Belle spürte Mitleid in sich aufsteigen, doch auch eine Neugierde, die sie nicht losließ. „Warum wurdest du verflucht?" fragte sie.

Das Biest zögerte, bevor es antwortete. „Einst war ich ein stolzer Prinz", begann es, „doch meine Arroganz und mein Egoismus führten dazu, dass eine mächtige Fee mich in dieses Monster verwandelte."

Belle sah das Biest lange an. „Vielleicht bist du nicht so furchterregend, wie du glaubst", sagte sie schließlich. „Lass mich deine Geschichte hören, vielleicht finde ich einen Weg, dir zu helfen."

Die Tage vergingen, und Belle begann, sich im Schloss einzuleben. Sie entdeckte, dass das Biest trotz seiner schrecklichen Erscheinung eine tiefe Weisheit und ein großes Herz hatte. Sie verbrachten Stunden damit, Geschichten aus fernen Ländern und vergangenen Zeiten zu erzählen, und Belle merkte, wie sie sich immer mehr zu dem Biest hingezogen fühlte.

Eines Nachts, als Belle im Schlossgarten spazieren ging, hörte sie ein leises Flüstern. „Belle, Belle... folge uns..."

Verwundert folgte sie den Stimmen, die sie zu einer Lichtung führten, auf der eine Gruppe von Feen tanzte. Es waren die Feen aus Nimmerland, winzige Wesen mit schillernden Flügeln und glitzerndem Staub, der die Luft um sie herum erfüllte.

„Warum bist du hier, Menschenkind?" fragte die Anführerin der Feen, eine wunderschöne Gestalt mit silbernen Flügeln.

„Ich bin gekommen, um das Geheimnis des Biests zu lüften und ihm zu helfen", antwortete Belle.

Die Feen lachten leise und sangen mit ihren klingenden Stimmen. „Das Biest kann nur durch wahre Liebe erlöst werden. Doch sei gewarnt, das Biest ist nicht das einzige Wesen in Nimmerland, das eine Maske trägt."

Belle sah die Feen verwirrt an. „Was meint ihr damit?"

„Nichts ist, wie es scheint", antwortete die Anführerin. „Doch du musst deinen Weg allein finden. Vertrauen in dein Herz, und es wird dich führen."

Die Feen verschwanden so plötzlich, wie sie aufgetaucht waren, und Belle kehrte nachdenklich ins Schloss zurück. Die Worte der Feen ließen sie nicht los, doch sie wusste, dass sie dem Biest vertrauen musste.

Am nächsten Tag erzählte das Biest Belle von einem verborgenen Schatz, der tief im Inneren des Schlosses verborgen war. Es hieß, dieser Schatz könne jeden Wunsch erfüllen, doch er sei von mächtigen Zaubern geschützt.

„Traust du dich den Schatz zu suchen?" fragte das Biest.

Belle nickte entschlossen. „Ich werde alles tun, um dir zu helfen."

Gemeinsam machten sie sich auf den Weg in die tiefsten Kammern des Schlosses. Sie kämpften sich durch labyrinthartige und zugewachsene Gänge, bis sie schließlich vor einer riesigen Tür standen, die mit seltsamen Runen bedeckt war.

„Das ist es", sagte das Biest leise. „Hinter dieser Tür liegt der Schatz."

Doch als sie die Tür öffneten, fanden sie nicht Gold oder Edelsteine, sondern ein einfaches Spiegelbild. Belle trat näher und erkannte, dass der Spiegel ihnen nicht ihre äußere Gestalt, sondern ihre inneren Gefühle zeigte. Im Spiegel sah Belle nicht das schreckliche Biest, sondern einen jungen Mann mit traurigen Augen.

„Das bist du", flüsterte Belle. „Das ist dein wahres Ich."

Das Biest nickte. „Der Fluch lässt mich so erscheinen, wie ich mich selbst sehe – als Monster."

Belle spürte, wie sich ihr Herz zusammenzog. „Aber du bist kein Monster", sagte sie sanft. „Du bist jemand, der geliebt werden kann."

In diesem Moment begann der Spiegel zu leuchten, und eine warme, goldene Energie erfüllte den Raum. Das Biest schloss die Augen, und als es sie wieder öffnete, war die schreckliche Gestalt verschwunden. Vor Belle stand nun der Prinz, den sie im Spiegel gesehen hatte.

„Der Fluch ist gebrochen", sagte er leise, „dank dir, Belle."

Doch bevor sie die Erleichterung feiern konnten, erklang ein lautes Krachen, und die Wände des Schlosses begannen zu zittern. „Was passiert hier?" rief Belle erschrocken.

„Das Schloss war an den Fluch gebunden", erklärte der Prinz. „Ohne den Fluch wird es nicht bestehen können."

In Panik griff Belle nach der Hand des Prinzen. „Wir müssen hier raus!"

Sie rannten durch die Gänge, die jetzt zusammenzubrechen drohten. Die einst majestätischen Räume verwandelten sich in Trümmer, während das Schloss um sie herum zerfiel. Als sie schließlich die Eingangstür erreichten, wurde der Weg von einem mächtigen Schatten blockiert.

„Ihr könnt nicht entkommen", donnerte die Stimme von Captain Hook, dem gefürchteten Piraten von Nimmerland, der plötzlich vor ihnen stand. Er hatte das Schloss betreten, angelockt von dem Chaos, das der gebrochene Fluch verursacht hatte.

„So viele Jahre habe ich nach diesem Schatz gesucht", spottete Hook, „und jetzt werde ich ihn bekommen!"

Belle und der Prinz sahen sich verzweifelt um, doch auf einmal erschienen die Feen, diesmal in einer Schar. „Dies ist nicht dein Kampf, Hook", erklang die Stimme der Feenführerin. „Dies ist der Kampf der Herzen, und du wirst hier nichts finden außer deinem eigenen Untergang."

Hook lachte höhnisch. „Narren! Ich werde Nimmerland beherrschen!"

Doch in dem Moment, als Hook nach dem Spiegel griff, der nun in Belles Händen leuchtete, umschlang ihn ein helles Licht. Das Licht verschlang den Piraten, und als es verschwand, war auch Hook verschwunden, als hätte ihn der Spiegel für immer verschlungen.

„Es ist vorbei", sagte der Prinz erleichtert, während das Schloss endgültig in sich zusammenfiel und sie von den Feen herausteleportiert wurden.

Draußen, auf der Lichtung, die das Schloss einst umgeben hatte, standen nun Belle, der Prinz und die Feen inmitten der Ruinen. Der Prinz drehte sich zu Belle um und nahm ihre Hand. „Ich danke dir, Belle. Du hast mich von einem Fluch befreit, der mein Herz gefangen hielt."

Belle lächelte sanft. „Und du hast mir gezeigt, dass wahre Schönheit im Herzen liegt, nicht im Äußeren."

Der Prinz und Belle bauten sich ein kleines Haus aus den Resten des Schlosses und wurden die Hüter dieses magischen Ortes, und ihre Liebe erfüllte Nimmerland mit einer neuen Hoffnung.

Und so lebten Belle und der Prinz glücklich bis ans Ende ihrer Tage, in einem Land, das von Magie und Abenteuer erfüllt ist: Nimmerland.

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