Jungkook Pov:
Mit der wenigen Kraft die mein Körper noch aufbringen kann, zwinge ich mich in die schwarze Kleidung hinein.
Es sind nun drei Tage vergangen in denen ich weder das Haus verlassen habe, noch etwas zu mir genommen habe.
Mein Körper ist schlapp und lustlos. Er will nicht mehr, genauso wenig wie ich. Ich bin sowohl geistig, als auch körperlich am Ende.
Erschöpft versuche ich meine Krawatte zu richten, doch meine Hände zittern so sehr, dass ich bei diesem Versuch kläglich scheitere.
Wenigstens ein letztes Mal bin ich ihm dies schuldig. Nach allem was ich getan habe, ist es das mindeste was ich für ihn noch tun kann.
Hätte ich mich an jenem Tag anders entschieden, wäre dies vielleicht niemals geschehen. Vielleicht wäre dann alles gut.
Kleine Tränen entweichen meinen Augen und verschwinden auf dem dunklen Stoff.
Verzweifelt lasse ich mich zurück auf mein verunstaltetes Bett fallen und beiße mir schluchzend in den Handrücken hinein.
Wieso tut es so sehr weh? Diese Schuldgefühle fressen mich von innen hinaus auf. Es schmerzt so unbeschreiblich in jeder einzelnen Faser meines Körpers.
Erst das leise knarren der Tür lässt mich von meinen geschundenen Händen aufschauen. Warum muss ausgerechnet er da stehen?
Jene Person, die mich zu der schrecklichsten Entscheidung meines Lebens gebracht hat.
Jene Person, die mir bis heute so unerreichbar scheint.
„Jungkook es ist gleich soweit." Erklingt seine raue Stimme von der Tür aus und ein dicker Knoten bildet sich in meinem Hals.
„J-Ja." Meine Stimme zittert leicht, genauso wie der Rest meines Körpers. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich diese Last nicht mehr ertragen kann.
Mit leisen Schritten kommt der ältere langsam auf mich zu und lässt sich neben mir auf dem Bett nieder.
Während ich meinen Blick wieder nieder auf meine Hände sinken lasse, legen sich seine schlanken Finger an meine Krawatte und richten diese.
Ohne Worte lasse ich diese Prozedur über mich ergehen und genieße insgeheim seine Nähe, die ich nicht im geringsten verdient habe.
„Es ist nicht deine Schuld, hörst du?" Fragt er mich, nach meinem Blick suchend.
Grob beiße ich mir auf die Unterlippe, um ein erneutes schluchzen zu vermeiden. Es ist meine Schuld, ganz alleine meine Schuld.
„Jungkook, es ist in Ordnung zu weinen." Mit diesen Worten schließt er mich in eine warme Umarmung.
Ich will aber nicht das er sich Sorgen um mich macht und genau dies tut er wenn ich jetzt vor ihm anfange zu weinen. Doch die aktuelle Lage ist einfach zu viel für mich.
Verzweifelt suche ich halt an ihm und kralle mich in den Stoff seines Anzuges, während ich mein Gesicht in seiner Schulter vergrabe.
Sein Geruch wirkt auf eine seltsame Art und weise beruhigend auf mich.
Fast wie ein Schutzschild, welches mich vor schmerzen schützt oder sie zumindest lindert.
Die Wärme die er ausstrahlt, lässt mich für einen Moment vergessen und seine Zuneigung löst ein mir sehr vertrautes Gefühl aus, welches ich so sehr bereue.
„Wir müssen jetzt los." Unterbricht er die beruhigende Stille, die mich langsam umschlossen hat.
Nickend löse ich mich wieder von ihm und er richtet behutsam die letzten unzähmbaren Strähnen auf meinem Kopf.
„Dann komm." Er erhebt sich und bietet mir seine Hand als Stütze hin, um ebenfalls aufzustehen. Dennoch lehne ich diese ab und stehe aus eigener Kraft wieder auf.
Ich kann nicht zulassen das mir ein so lieber Mensch hilft, nachdem ich etwas so schreckliches angerichtet habe.
Stumm, gefolgt von ihm, gehe ich zu seinem Auto und lasse mich dort auf der Rückbank nieder.
„Bist du dir wirklich sicher, dass du das schaffst?" Erklingt die besorgte Stimme des älteren, welcher sich so eben vorne eingestiegen ist.
Zögerlich nicke ich erneut und richte meinen Blick auf die Fensterscheibe neben mir, wodurch ich sehen kann, dass sich das Auto langsam in Bewegung setzt.
Unvermeidbar nähern wir uns jenem Ort, an dem alles sein Ende finden wird.
Kleine Tränen bilden sich erneut meinen Augen und rollen ungehindert meine Wangen hinunter.
Mein kleines Herz, es schmerzt so sehr bei dem Gedanken an das Geschehene.
Mein Gewissen frisst mich auf, denn ich hätte es so einfach verhindern können.
Drei kleine Worte hätten genügt, auch wenn diese eine Lüge gewesen wären. Sie hätten vermutlich alles verändert, alles zum Guten gewendet.
Die Zeit jedoch steht nicht still und ich kann diese auch nicht zurückdrehen, weshalb Geschehens geschehen ist. Ich kann es nicht mehr ändern, leider.
In der Zeit in der ich es gekonnt hätte ist wie ein Albtraum an mir vorbei gezogen und hat tiefe Spuren in mir hinterlassen.
Und nun ist es soweit. Ich stehe da, vor der kleinen Menschenmasse, die mich mit ihren traurigen Gesichtern erwartungsvoll mustert.
Ich räuspere mich einmal leise und versuche einen schmerzenden Klos in meinem Hals hinunterzuschlucken, bevor ich anfange zu reden.
„Warum wir heute hier versammelt sind, ist sicher allen bekannt. Nun möchte auch ich einige Worte loswerden, die mir auf dem Herzen liegen." Ich mache eine kleine Atempause und kämpfe gegen die erneut aufkommenden Tränen an.
Wie konnte es nur je soweit kommen. Kann mich jetzt nicht einfach jemand aus diesem Albtraum wecken oder mir sagen, dass das alles nur ein doofer Scherz war.
Doch dies ist leider nicht der Fall. Es handelt sich um die bittere Realität. Damals hätte ich nie gedacht das ich jemals hier stehen werden und diese Worte sagen würde.
„Du warst ein zauberhafter Mensch. Immer wieder hast du uns dein wunderschönes Lächeln geschenkt, welches zugleich dein dunkles Geheimnis beschützt hat." Erneut muss ich kurz unterbrechen und wische mir unauffällig eine kleine Träne aus dem Augenwinkel.
„All die Zeit über warst du immer an meiner Seite und wir haben miteinander fröhlich gelacht, auch wenn es dir wahrscheinlich nicht so gut ging." Es tut so unbeschreiblich weh diese Worte über die Lippen zu bringen.
„Die Leere die du in mir und auch anderen hinterlassen hast, schmerzt unglaublich und dennoch hoffe ich das du mir irgendwann verzeihst." Jungkook du schaffst das, nur noch die letzten Worte.
„Es tut mir so unendlich leid, dass ich damals, so wie heute auch, deine Gefühle nicht erwidern kann. Mianhae, Park Jimin."
Nun gibt es kein halten mehr. Unaufhaltsam rollen mir unzählige Tränen über die Wangen und es fühlt sich so an, als würde mir jemand die Kehle zu schnüren.
Ohne ein weiteres Wort schleppe ich mich von seinem Grab fort und fahre mir mit zitternden Fingern durch die Haare.
Ich hätte sein Leben damals durch eine einfache Lüge retten können. Das Leben meines besten Freundes, der weitaus mehr als nur Freundschaft für mich empfand.
Park Jimin, war es dem ich damals das Herz gebrochen habe. Meinem besten Freund Jimin, habe ich all dieses Leid angetan.
Ich habe erst einige Tage später von seinen Depressionen erfahren, nachdem er an einer Überdosis gestorben ist.
Hätte er dies jemals getan, wenn ich ihm die Liebe geschenkt hätte, die er brauchte?
Wäre er dann noch am Leben?
Ich hätte mich schon irgendwie dazu gezwungen ihn zu lieben, dass geht doch oder?
Zwei schlanke Arme schlingen sich von hinten um mich und ein wohlige Wärme breitet sich in mir aus.
Es ist wieder jene Person, wegen der ich mich damals gegen Jimin entschieden habe.
Es ist, Kim Taehyung.
Die Person die ich insgeheim so sehr liebe, doch sie es niemals von mir erfahren wird. Aus Angst jemanden zu verletzen.
Am liebsten würde ich ihn jetzt von mir stoßen, doch dazu fehlt mir jede Kraft.
„Es ist nicht deine Schuld." Wiederholt er seine Worte von vorhin, denen ich jedoch keinen Glauben schenken kann.
Aus welchem Grund sollte ich dies auch. Welchen Grund soll Jimin noch dazu gehabt haben sich dies anzutun?
Vorsichtig dreht mich der größere in seinen Armen um und schaut mir tief in die Augen. Wie in Trance erwidere ich dies und versinke allmählich in ihnen.
Seine Hände legen sich behutsam um meine Gesicht und über seine Lippen wandert ein schwaches Lächeln.
„Weine nicht mehr, Jungkook." Sind seine letzten Worte, bevor er seinen Lippen achtsam auch meine legt.
Überfordert mit der momentanen Situation, stehe ich einfach nur da und starre in seine geschlossenen Augen, während sich auf meinen Lippen ein angenehmes prickeln breit macht.
„Sei nicht mehr traurig." Haucht er leise gegen meine Lippen, ehe er sie wieder miteinander vereint.
Ich will den Kuss so sehr erwidern, doch ich kann nicht. Nicht nachdem was geschehen ist.
„Ich liebe dich Jungkook, hörst du?" Auch wenn ich wollte, könnte ich nichts erwidern, denn seine Lippen liegen erneut auf meinen.
Sie sind so zart und tragen einen leichten Geschmack von Erdbeeren auf sich.
Meine Gefühle spielen verrückt, so dass ich nicht weiß ob ich mich ärgern oder freuen soll. Ich brauche etwas Zeit für mich, um mir über dies ins klare zu kommen.
„Es tut mir leid. Ich brauche noch etwas Zeit." Ich schaue bedrückt zu Boden, als er sich endgültig von mir löst. „Und ich kann dir nicht sagen, ob ich jemals dazu bereit sein werde."
Mit diesen Worten verbeuge ich mich entschuldigend vor ihm, bevor ich ihm den Rücken zuwende. Es wird zur Zeit das beste sein.
„Ich warte auf dich, solange du willst." Ruft er sichtlich betrübt hinter mir her, ehe ich einen Schritt schneller gehe und aus seinem Sichtfeld verschwinde.
Mach es gut Kim Taehyung, vielleicht sehen wir uns irgendwann einmal wieder.
*4 Jahre später*
„Bist du glücklich?" Fragt mich mein Freund, während unsere Hände miteinander verschränkt sind. An ihnen glänzen zwei wunderschöne Ringe, las Symbol unserer Liebe.
Die Hochzeit ist das beste was mir jemals passiert ist, er ist das beste was mir jemals passiert ist.
„Ja, dass bin ich. Dank dir." Erwidere ich und schaue auf das überwachsende Grab von Park Jimin hinunter.
„Dann kann ich dir dies endlich, nach all den Hürden, überreichen." Sagt er mit ruhiger Stimme und holt einen kleinen Briefumschlag aus seiner Jackentasche hervor.
„Es ist von Jimin. Er hat mich gebeten ihn dir zu geben, wenn du endlich glücklich geworden bist." Gesteht er und überreicht mir den sorgfältig aufbewahrten Umschlag.
Mit zitternden Finger öffne ich diesen. Jenes Gefühl von damals kommt in mir auf, doch ich weiß das es nicht erneut die Oberhand über mich gewinnen wird.
Lieber Jeon Jungkook,
Wenn du diesen Brief erhältst weile ich bereits nicht mehr unter euch. Es tut mir leid das ich dir damals nicht alles erzählen konnte und das obwohl du die wichtigste Person in meinem Leben warst.
Du hattest sicher meinetwegen Schuldgefühle, doch diese sind unbegründet. Nicht du warst der Grund, weshalb ich es beendet habe. Mir ging es schon die ganze Zeit über schlecht, doch du hast mir wenigstens die letzte Zeit auf Erden erträglich gemacht.
Darum hoffe ich sehr das auch du endlich dein Glück gefunden hast, wie du es damals für mich warst.
In liebe,
Dein Jimin.
Kleine Tränen rollen meine Wangen hinunter, während sich ein trauriges Lächeln auf meine Lippen schleicht.
Es ist so erleichternd endlich zu wissen, was damals der Grund war, weshalb er uns verlassen hat.
Behutsam falte ich den kleinen Zettel wieder zusammen und versaue ihn in meiner Tasche, bevor ich in den Himmel hinauf schaue.
Danke Jimin, auch ich habe endlich mein Glück gefunden. Mit meinem geliebten Taehyung.
The End
1848 Wörter
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Oh man ich habe beim schreiben tatsächlich selber angefangen zu weinen ;-;
Ich habe mir so viel Mühe gegeben, darum hoffe ich es hat euch gefallen ^.^
Danke noch einmal an TheKenguru ohne dich wäre diese Story nie entstanden :3
Bis zu nächsten Mal,
Eure Sweetlemonart <3
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