28
Aber das sollte ihr recht sein.
"Wir sind hergekommen, weil...", fing Liana an, doch ihre Stimme brach mitten im Satz ab und sie blickte hilfesuchend zu Ares.
Mit hochgezogenen Augenbrauen erwiderte er anklagend ihren Blick, vervollständigte aber ihren angefangenen Satz. "... wir uns neu einkleiden müssen."
"Seid ihr in Schwierigkeiten geraten?", erkundigte sich Lanny und konnte nicht verhindern, dass sich ein verschmitztes Grinsen auf seine Lippen stahl. Liana erhaschte einen kurzen Blick, bevor er sich umdrehte und sie in eine abgelegenere Ecke des Ladens führte.
Ares seufzte hörbar auf und warf Liana einen schnellen Seitenblick zu. "Sagen wir so, wir sind unterwegs über Probleme gestolpert."
Liana fühlte sich so angesprochen, dass sie sich verpflichtet fühlte, sich zu rechtfertigen. "Das ist wahrscheinlich... meine Schuld. Ich bin... nicht gerne gesehen, bei... bestimmten Leuten." Und etwas leiser fügte sie hinzu: "Ich scheine das Unglück anzuziehen."
Ares würdigte ihrer Entschuldigung nicht eines Blickes, doch Lanny drehte sich interessiert um. "Soso, ist das so?"
"Sie ist eine junge Jedi mit großer Macht", gab Ares ungerührt preis, als wolle er möglich schnell ein Pflaster abziehen.
Nun war es an Liana, ihm einen vielsagenden Blick zuzuwerfen, als sich ihre Blicke kreuzten. War es schlau, diese Information so leichthin weiterzugeben?
Aber Ares verdrehte nur die Augen in ihre Richtung. 'Jetzt hab dich nicht so, Liana!', klang die Stimme ihres Vaters in Lianas Kopf und sie kniff die Augen zusammen, als sie die bittere Medizin schluckte.
Neben einer praktischen, eng anliegenden, aber leichten Leinenhose mit vielen Taschen kaufte Liana von Lanny noch einen Gürtel für ihr Lichtschwert und eine kurze, braune Lederjacke. Ihr altes, schwarzes Top behielt sie an. Ares trug nun eine Jeanshose, kombiniert mit einer Jeansjacke und einem bunten T-Shirt. Ares war nicht gerade begeistert von seinem neuen Outfit, aber Lanny bestand darauf, dass er es tragen musste, um unerkannt den Planeten verlassen zu können.
Lanny überraschte sie wieder, indem er ihnen zwei Zimmer für die Nacht zur Verfügung stellte. Liana freute sich auf die in Aussicht gestellte Nachtruhe und wollte sich schon bedanken, als Ares ablehnte. Er wollte Taris so schnell wie möglich verlassen und dazu noch heute einen Hafen aufsuchen, an dem Space Shuttles anlegten. Liana wunderte sich, denn sie hatte angenommen, das "gewöhnliche" Einwohner von Taris nicht nachts herumwanderten und sie damit nur unnötig auffielen, aber sie wagte es nicht zu fragen.
Also verabschiedeten sie sich von Lanny und Liana folgte Ares kommentarlos auf die nächtlichen Straßen.
Ares führte sie in die entgegengesetzte Richtung. Dort befände sich eine Start- und Landeplatz für Space Shuttles.
Was Ares danach vorhatte, darin weihte er Liana nicht ein. Obwohl er bei ihrem ersten Treffen behauptet hatte, ein Schiff zu besitzen, so klangen seine jetzigen Aussagen anders. Anscheinend hatte er einen Freund, der entweder selbst ein Schiff besaß oder Transportschifffahrer war und regelmäßig mit Transportschiffen durch die Galaxis fuhr.
Liana wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte. Aber sie traute sich auch nicht, ihn zurückzulassen und ihrer eigenen Wege zu gehen. Sie wusste selbst ja auch keine bessere Lösung.
Ares' Freund stellte sich als Harloff vor, und nachdem Ares ihm ihre Situation geschildert hatte, zeigte er sich verständnisvoll. Zwar konnte er sie nicht selbst nach Rakata Prime fliegen, aber er empfahl ihnen, bei anderen Transportschifffahrern zu fragen.
Genau dies taten sie auch, und der dritte Fahrer, den sie ansprachen, erklärte sich bereit sie mitzunehmen. Allerdings transportierte er Sklaven, und da er einen Checkpoint passieren würde, war seine Bedingung, dass Liana und Ares sich als Sklaven verkleideten.
Liana wollte schon protestieren, immerhin konnten sie sich ja verstecken, aber der Fahrer reichte ihnen schon die entsprechende Kleidung und wies sie an, sich in einem engen Raum gleich hinter dem Cockpit umzuziehen. Ares versuchte noch, sich aus der Sache hinauszureden, doch der Fahrer ließ keine Widerrede zu. Die männlichen Sklaven hatten kurze, zerschlissene Hosen und braune, einfache Ledersandalen an. Sie waren alle oberkörperfrei. Die Frauen dagegen trugen ein freizügiges, beiges Leinenkleid und klobigen Goldschmuck. Liana fühlte sich in dem Kleid nackt ohne ihren Dolch oder ihr Lichtschwert und ihr war es nicht geheuer, sich barfuß fortzubewegen, aber sie ließ es widerspruchslos über sich ergehen. Ihre Kleidung ließen sie in der kleinen Kammer, die der Kapitän hinter ihnen verschloss. Als sie an ihm vorbeiging, entging ihr nicht nicht der hungrige Blick, der die Länge ihres Körpers hinunter und wieder hinauf wanderte, und das Strahlen in seinen Augen, als er ihr Komplimente machte. Ares merkte dies ebenso und trat näher an ihre Seite.
Bis der Fahrer erklärte, dass Sklavenmänner und -frauen auf zwei gegenüberliegenden Bänken Platz nahmen, weil sie beim Verkauf geschlechtsspezifischen Kriterien unterlagen. Dann forderte er sie dazu auf, sich Handfesseln anlegen zu lassen, die er an einer Befestigung an der Wand festband. Das kam Liana komisch vor, immerhin versteckten sie sich ja freiwillig unter den Sklaven, aber da die anderen Sklaven auch gefesselt dasaßen, verstand sie, dass sie sonst womöglich auffallen würden.
Die Bank war ganz schön unbequem, auf die Liana gedrückt wurde. Außerdem waren die Fesseln ziemlich eng und schnitten in ihre Haut ein, aber sie wollte sich nicht beschweren.
Über den Sklaven lag Schweigen, als der hämisch grinsende Fahrer im Cockpit verschwand. Die Stimmung war gedrückt, und dieses schwere Gefühl legte sich auch auf Liana und Ares.
Es ruckelte heftig, als das Schiff abhob, und Liana fragte sich still und leise, ob das normal war.
Nach kurzer Zeit erreichten sie einen Checkpoint, und Soldaten mit Blastern kamen herein, um die Ladung zu kontrollieren. Nachdem sie einen kurzen Blick auf die Sklaven geworfen hatten, waren sie zufrieden und verließen das Schiff wieder. An den gedämpften Geräuschen der Triebwerke bemerkte Liana, dass sie weiterflogen. Die Totenstille war ihr langsam unangenehm, weshalb sie versuchte, ein Gespräch mit der Sklavin neben sich zu führen.
"Wohin fliegen wir?", fragte Liana.
Doch ihre Nachbarin zuckte nur mit den Schultern.
Überraschenderweise kam die Antwort von einem Echsenmann ihr gegenüber. "Wahrscheinlich zu einem Sklavenmarkt, wo er uns", er blickte an sich herunter, "verkaufen kann. Aber wohin genau kann ich dir beim besten Willen nicht sagen."
Liana nickte. "Eigentlich war ja besprochen, dass er uns", sie deute von sich zu Ares und wieder zurück, "nach Rakata Prime oder irgendwohin fliegt, von wo aus wir Rakata Prime gut erreichen. Ich hoffe nur, er hält sich daran."
Die meisten Sklaven warfen ihr seltsame Blicke zu und einige kicherten und lachten unverhohlen laut auf. Liana blickte verunsichert in ihre Richtung. Sie verstand nicht, was sie so lustig fand.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top