25

"Das war ein Donnerdrache", antwortete unerwartet eine Stimme hinter ihr und Liana drehte sich schnell um. Doch dort stand nicht der Duros, den sie erwartet hatte, sondern ein Mensch. Ein sehr männlicher Mensch. Er hatte kleine, schwarze Augen, dunkle, wirre Haare und Schnittwunden in seinem kantig wirkenden Gesicht. Er hatte seine Augen auf die Stelle gerichtet, an der das Ungeheuer verschwunden war, doch als Lianas Antwort auf sich warten ließ, neigte sich sein kleiner Kopf auf den gut bemuskelten Schultern zu ihr hinunter. "Der kommt häufig in dieser Gegend vor." Liana Blick flog zurück auf die Ruinen. Sie beschloss, ihre Überraschung zu überspielen.
"Das heißt, Sie sind mit der Umgebung vertraut?" Sie wagte es nicht, ihr Gegenüber zu mustern, und starrte auf den Lichtkegel bei den Ruinen, der schnell größer wurde.
Auf einmal spürte sie heiße Luft an ihrem Ohr. "Das kann man wohl sagen", flüsterte der Mensch.
Unwohl zuckte Liana zurück und musterte ihn lange skeptisch. "Aha", war ihre einsilbige Antwort und sie ging an dem unerwünschten Gast vorbei, um die Gasse wieder zurück zu gehen. 
"Warum sind Sie in die Ruinen gelaufen?", presste er zwischen zwei schnellen Atemzügen hervor, während er ein Stück joggte, um sie einzuholen. 
"Bin ich gar nicht", widersprach Liana ohne sich umzudrehen. 
"Na schön, aber fast, FAST wären Sie in die Ruinen gelaufen - und das auch noch bei Dunkelheit - und FAST wären Sie von einem Donnerdrachen zerfleischt worden", korrigierte er sich und passte sein Lauftempo ihren Schritten an. 
"Dürfte ich erfahren, wieso Sie das so zu faszinieren scheint?" Liana weigerte sich immer noch, ihn anzusehen.
"Haben Sie die Warnungen nicht gehört?" Liana blieb abrupt stehen und sah ihn mit leeren Blick und gelangweilt schiefgelegtem Kopf an. "Nur die, die einen Grund haben, gehen in die Ruinen. Und die, die mit den Gefahren fertig werden. Zu welcher Kategorie gehören Sie?"
Liana verdrehte sichtbar die Augen und wandte sich wieder dem Gehen zu, als ihr Gegenüber sie an den Schultern festhielt. "Ich kann Ihnen helfen."
Sofort schlug Liana seine Hände weg und schritt zurück, um Abstand zwischen sich und diese merkwürdige Person zu bringen. "Hören Sie, ich kenne Sie nicht, ich weiß nicht, woher Sie kommen und es interessiert mich auch nicht. Aber ich hätte es jetzt wirklich gerne, wenn sie verschwinden würden."
"Ich bin Ares. Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen." Er deutete eine Verbeugung an.
Liana lachte kurz auf. "Ares, wie der Gott des Krieges?"
Er richtete sich wieder auf und zupfte seinen Mantel zurecht. "Für meinen Namen kann ich nichts, aber ich habe schon von vielerlei Leuten gehört, dass er zu mir passt." Blitzschnell zog er einen kleinen Dolch und ließ ihn durch die Luft wirbeln, ehe er ihn wieder fing.
Liana konnte nicht anders, sie musste einfach schmunzeln. "Das glaube ich nicht."
Er grinste ebenfalls. "Sie sind schlauer, als Sie aussehen."
Liana verschränkte die Arme und verzog das Gesicht. "Und was soll das bitte bedeuten?"
Er zuckte mit den Schultern und wechselte sein Standbein. "Naja, Sie wissen schon..." Er wackelte mit dem Kopf in Richtung der Häuserruinen.
Liana kniff die Augen zusammen. "Nein, weiß ich nicht."
Ares wirkte auf einmal nervös. "Ich wüsste gerne, mit wem ich zusammenarbeite."
Liana hob die Augenbrauen. "Zusammenarbeiten? Ich arbeite nicht mit Ihnen zusammen, keine Sorge."
Er kaute auf seiner Unterlippe. Er schien zu überlegen, was er sagen sollte. Als Liana dies zu lange dauerte, drehte sie sich um und ging Richtung des Gasthofs. "Dann... Suchen Sie kein Schiff?"
Zögerlich stoppte sie in ihren Schritten und drehte sich langsam und kritisch stirnrunzelnd um. "Woher wissen Sie das?"
Er hob seine Schultern. "Mit der Zeit erkennt man das."
Liana verschränkte ihre Arme. "Das kaufe ich Ihnen nicht ab."
Jetzt nickte er. "Ich habe mit Vespa gesprochen." Er durchbohrte Liana geradezu mit seinem Blick. "Wenn man einige Zeit hier ist, lernt man, wem man vertrauen kann."
Liana senkte den Blick auf die Straße. "Und jetzt wollen Sie wieder fort von hier?"
"Ich denke, ich komme wieder", brummelte Ares vor sich hin. "Irgendwann."
Liana nickte. "Und was wäre Ihr Ziel?"
"Kommen wir denn ins Geschäft?" Er trat vor und musterte sie.
Sie bedachte ihn mit einem langen Blick. "Mein Name ist Liana."
Ein leises Grinsen schlich sich auf sein unrasiertes Gesicht. "Eine Freude, mit Ihnen Geschäfte zu machen."
Liana verdrehte die Augen und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. "Ziehen Sie mich nicht auf."
Er seufzte. "Ich dachte, Frauen mögen das Vorspiel." 
Liana riss ungläubig die Augen auf, zog die Augenbrauen hoch und starrte ihn an.
Ares grinste verführerisch. "Was wisst Ihr über den Aufstieg des Imperiums?"
Liana zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, ich hab' ein paar Bücher gelesen", meinte sie kopfschüttelnd. "Darth Vader, das Übliche, bla bla bla."
Geheimnisvoll trat Ares ein paar Schritte näher und senkte seine Stimme. "Da war einiges mehr als nur bla bla bla. Was zum Beispiel wissen Sie über die Sternenschmiede?"

Gemeinsam gingen sie den Weg zurück zu Vespa, damit Liana sich verabschieden konnte, und obwohl Ares es nicht ahnte, wollte sie ihn testen, ob sie ihm vertrauen konnte. Ares rezitierte unterdessen die Geschichtsbücher dieser Galaxie, die über die Sternenschmiede berichteten.
Die Sternenschmiede war ein uraltes Relikt, welches vom Unendlichen Reich der Rakata erbaut worden war. Über die genaue Position gab es nur wenige Aufzeichnungen, die teilweise für das einfache Volk unzugänglich in einer großen Bibliothek auf Coruscant aufbewahrt wurden. Deswegen war diese weitgehend unbekannt. Zwar hieß es, die Sternenschmiede wäre durch Kampfhandlungen stark beschädigt worden, aber da sie eine Stätte aus konzentrierter, dunklen Energie war, nahmen Ares und andere ihm Gleichgesinnte an, die Sternenschmiede hätte sich selbst repariert und wäre wieder funktionsfähig. Und wer sie kontrollierte, konnte einen Großteil des bekannten Universums beherrschen. Zwar war das Liana ziemlich gleich, aber die Chance, eventuell Rache am Imperium nehmen zu können, war verlockend.

Die Straßen waren alle leer, als sie zu Vespas kleiner Unterkunft liefen. Ein bedrückendes Gefühl breitete sich in Lianas Bauch aus. Aber sie ignorierte es und drückte die etwas schiefe, petrolfarbene Tür des kleinen Hostels auf. Eine kleine Glocke kündigte ihre Ankunft an, aber niemand kam an die Theke. Das kam Liana komisch vor und sie drehte sich leise zu Ares um, um ihm einen vielsagenden Blick zuzuwerfen. Sie zog vorsichtig ihr Lichtschwert aus ihrem Rucksack hervor, um ja kein Geräusch zu machen. Ares erwiderte ihr Augenmerk und legte seine Hand an den Griff seines Dolches. Langsam schlich er weiter, um einen Blick in den dunklen Raum hinter der Theke zu werfen, da kam auf eine hochgewachsene Gestalt um die Ecke, die mit einem roten Lichtschwert auf den Boden einhieb. Liana meinte nur, den wehenden Mantel des Fremden von heute morgen zu erkennen. Nur Ares' guten Reflexen war es zu verdanken, dass er gerade rechtzeitig zurücksprang. Liana dagegen japste überrascht auf, hechtete aber nach vorne, um Ares zu schützen. Ihr die Klinge ihres Lichtschwertes fuhr hinaus, ohne dass Liana den Knopf betätigt hatte. Als der Fremde ein zweites Mal sein Lichtschwert schwang, hatte sich Liana durch ihr Training schon wieder aufgerappelt und konterte seinen Schlag geübt. Die Heftigkeit ihres Schlages wiederum irritierte ihn so sehr, dass er die Hand, die das Schwert hielt, mit der anderen unterstütze und ohne weiteren Angriff floh, nachdem er unter Lianas gelber Klinge hervorgerollt war. 

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