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Als Liana an einem besonders heißen Tag ihren Arbeitsplatz durch den Fahrstuhl verließ und sie an der Oberfläche absetzte, sah Liana im entfernten Stadtzentrum ein Schiff mit fremden Droiden, die sie noch nie gesehen hatte.
Sie hatte das Lichtschwert, dass sie von Greg bekommen hatte, seitlich an ihrem Rucksack befestigt, damit sie es schnell ziehen konnte, sollte sie sich verteidigen müssen.
Hinter Liana verließen weitere Männer und Frauen den Fahrstuhl und zerstreuten sich, als sie Richtung Stadt liefen. Misstrauisch beäugte Liana die Droiden, wie sie die Stände auf dem Marktplatz musterten.
Sie lief zu einer anderen Frau, die aus dem Fahrstuhl gekommen war, um sie zu fragen, ob sie etwas darüber wusste.
Diese hob überrascht den Blick, als Liana an ihre Seite sprang und sie mit einer Hand zum Anhalten brachte.
Liana nickte Richtung des Marktplatzes. "Was passiert hier?"
"Oh, nur die jährliche Inspektion der Infrastruktur und eine Zählung und digitale Erfassung von Informationen über die Bewohner", antwortete sie leichtfertig.
Liana blieb immer noch skeptisch und warf den Droiden einen nachdenklichen Blick zu.
"Danke", nickte Liana und nahm ihre Hand herunter. Die Frau setzte ohne zu Zögern ihren Weg fort, schaute sich nur einmal interessiert nach Liana um.
Bei dem Gespräch mit Anabell hatte es so geklungen, als hätte das Imperium alle Kontakte zur Stadt gekappt. Und jetzt das... Liana wusste zwar nicht, ob die Bewohner ihres vorherigen Dorfes registriert waren und die, würde ihr Name bekannt, verfolgt und gejagt werden würde, aber sie wollte kein Risiko eingehen.
Sie überlegte, wie sie ungesehen in ihr Haus gelangte. Es lag auf der anderen Seite der Stadt. Zwar könnte sie auch wieder zurück zu ihrem Arbeitsplatz unter die Erde fahren, aber sie musste annehmen, dass man sie dort suchen würde. Immerhin wussten die anderen wie Greg, Anabell und ihr Arbeitgeber über ihre Existenz und ihren Aufenthalt in der Stadt Bescheid.
Aber in dem Haus würde man vermutlich auch suchen. Liana hatte dummerweise noch die Teile von Bonnie 2.0 im Haus liegen, weil sie in den letzten Tagen daran herumgebastelt hatte. Die konnte sie nicht zurücklassen.
Liana beschloss, dass sie sich am Rand der Stadt entlangschleichen würde, in der Hoffnung, dass die Droiden noch nicht so weit gekommen waren. Dann würde sie sich schnell ins Haus schleichen und über die Hintertür durch den alten Garten hinaus. Dann würde sie weiterziehen, sie wusste noch nicht wohin, aber das würde sie schon noch herausfinden.
Also wandte Liana ihre Schritte nach Nordosten Richtung Stadtrand und lief dort durch die Gassen. Sie hatte Recht gehabt, weit und breit waren keine Droiden zu sehen. Nur an Kreuzungen mit Querstraßen hallte ihre Mechanik manchmal zu ihr herüber. Eine Stimme ertönte: "Bitte begeben Sie sich in Ihre Häuser!" Liana lief schneller, offensichtlich musste sie sich beeilen.
Als vor ihr plötzlich ein Droide aus einer Seitenstraße kam, zuckte sie innerlich zusammen, versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen. Sie starrte auf den Boden vor sich, als wäre sie hochkonzentriert, nicht zu fallen.
Der Droide setzte seinen Weg fort. Aber als er unmittelbar neben Liana war, bemerkte sein Sensor das Lichtschwert. Mist, warum hatte Liana nicht daran gedacht, es zu verstecken?
Er drehte sich in einer geschmeidigen Bewegung zu Liana um. "Halt! Stehenbleiben!", tönte mechanisch der Befehl durch sein Sprachausgabeelement.
Liana erstarrte. Die Zeit schien einzufrieren, als tausend Gedanken auf einmal durch ihren Kopf schossen. Sie fragte sich, ob er darauf vorbereitet war und sie fragte sich, was er in diesem Fall zu tun angehalten war. Aber die wichtigste von allen: Was war mit der Order 66? War sie noch aktiv? Wie würde das Imperium reagieren, wenn es erfahren würde, dass eine Jedi existierte?
Ihre Augen angstvoll aufgerissen, drehte sich Liana um. Der Droide schaute vorwurfsvoll herauf und herunter. "Miss, ich muss Sie leider auffordern, mich zu begleiten."
Liana brauchte ein paar Sekunden, um das Gehörte zu verarbeiten. Dann schloss sie die Augen und schüttelte den Kopf. "Entschuldigung, ich versteh..." Weiter kam sie nicht, weil in dem Moment so viel passierte, dass ihr Gehirn Schwierigkeiten hatte, alles zu verarbeiten. Ein Mann war hinter dem Droiden aufgetaucht, und in diesem Moment ließ er seine Tasche fallen. Ob aus Versehen oder mit Absicht konnte Liana nicht mit Sicherheit sagen. Der Droide drehte sich alarmiert um. Das verschaffte Liana einen Augenblick, um ihr Lichtschwert zu ziehen und zu aktivieren. Noch bevor er sich wieder zu ihr umdrehen konnte, schlug sie ihm den Kopf ab und dieser rollte klappernd über die Straße. Als sie die Klinge ihres Lichtschwertes wieder einfuhr, realisierte, was sie getan hatte, weiteten sich ihre Augen ängstlich. Ihr angsterfüllter Blick kreuzte sich mit dem des fremden Mannes. Beide erstarrten für eine kurze Zeit, die Muskeln angespannt, ängstlich zitternd auf einen Gegenschlag des Gegenübers wartend. Das Summen eines Droiden in einer Parallelstraße zerschlug die gefrorene Stimmung und es kam wieder Bewegung in die beiden. Liana steckte das Lichtschwert weg, der Mann hob die Tasche auf und beide flüchteten vom Ort des Geschehens.
Erst nach ein paar Minuten wurde Liana klar, dass sie nicht hier in dieser Stadt bleiben konnte. Jetzt würde man sie ganz bestimmt suchen. Entschlossen schulterte sie ihren Rucksack und beschleunigte ihre Schritte.
Es tat ihr schon ein bisschen leid, dass sie sich nicht verabschieden und vor allem für die Gastfreundschaft bedanken konnte. Aber sie konnte nicht mehr zurück.
Sie war außer Atem, als sie die Haustür erreichte. Die Tür quietschte, als sie sie öffnete, das war ihr vorher noch nie aufgefallen. Aber jetzt waren ihre Sinne gespitzt und sie lauschte auf jedes Geräusch in der Nähe, aus Angst, dass man sie gefunden haben könnte.
Drinnen las sie schnell die Teile von Bonnie 2.0 vom Wohnzimmerboden auf und stopfte sie in ihren Rucksack. Gerade als sie fertig war, hämmerte es an die Tür. Liana huschte zur Hintertür und drückte langsam die Klinke. Es tat sich nichts. Sie versuchte es erneut. Wieder nichts. Verdammt, wer schloss denn seine Hintertür ab? Leise vor sich hinfluchend schlich sie zum Badfenster, dass auch Richtung Garten wies. Vorsichtig drückte sie die Knöpfe und die Scheibe öffnete sich zischend. Dann schlüpfte sie hindurch und stand im Garten. Sie rappelte sich auf und warf einen kurzen Blick zurück, ehe sie in Richtung des Berges rannte. Dieser Ort hatte sie mit offenen Armen empfangen, aber nun gab es nichts mehr für sie hier.

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