17
"Wir sind uns schon einmal begegnet, oder? Jaja, doch, ich erinnere mich. Im Haus der Stadtobersten."
Liana musterte ihn erneut.
Aber er fuhr fort, ohne auf Lianas Antwort zu warten. "Dort hatte ich wieder eine Phase, in der sich mein Alter bemerkbar gemacht hat." Er nahm seine Tasse und setzte sich mit einem Seufzen auf den knarrenden Holzstuhl. "Mich hat in dem großen Gebäude auf einmal die Angst übermannt. Zum Glück haben Sie mir geholfen und ich habe mich etwas beruhigt."
Liana verzog ihre Lippen zu einem Lächeln. "Das mache ich doch gerne." Sie pustete in ihren Tee, in der Hoffnung, er würde so schneller abkühlen.
"Draußen wird das meist sofort besser. So auch das letzte Mal", fügte er noch murmelnd hinzu, sodass Liana sich nicht sicher war, ob er zu ihr oder zu sich selbst gesprochen hatte.
Sie nickte. "Das kenne ich. Frische Luft hilft bei so Vielem."
Greg wandte den Kopf und musterte sie verstohlen, dachte wohl, sie würde es nicht merken. Doch Liana merkte es, tat aber unbeteiligt.
"Die Natur", seufzte er schließlich, "die Natur kann so viele Schmerzen heilen, doch das verstehen die anderen Humanoiden nicht. Immer geht es nur um Fortschritt und technische Neuerung, doch sie vergessen, auf wessen Rücken sie ihren Kampf austragen."
Liana nickte. "Doch all die Neuerungen bringen auch neue Perspektiven, neue Möglichkeiten mit sich", argumentierte Liana.
Er war einen Moment still, sodass Liana den Kopf wandte. Er blickte traurig aus dem Fenster in die Ferne. "Die Natur gerät immer mehr in Vergessenheit", murmelte er fast schon apathisch wirkend. "Die natürlich vorkommende Macht, sie schwindet." Abrupt riss er den Kopf herum und sah Liana tief in die Augen. "Alle machtsensitiven Lebewesen spüren es."
Liana neigte den Kopf. "Die Macht, ich hörte, sie ist in allem. Warum ist die Natur so wichtig dafür?"
Er schlug die Augen nieder, als müsse er eine Weile über diese Frage nachdenken, bevor er zu einer Antwort ansetzte: "Die natürliche Macht ist in allem. Sie sucht sich immer einen Weg. Aber in der Natur findet sie sich häufiger, qualitativ besser gebunden und ausbalanciert. Geeignet, um die eigene Macht wieder aufzuladen." Bei seiner letzten Bemerkung blickte er Liana offen ins Gesicht, so intensiv, als wolle er alle Geheimnisse um sie ergründen.
Liana wusste nicht recht, was sie antworten sollte, also neigte sie nur den Kopf. "Ich bin gern in der Natur."
"Du bist eine junge Jedi, richtig?" Er schien sie mit seinem Blick durchbohren zu wollen.
Sie stutzte. "Wie kommen Sie darauf?"
Er zuckte mit den Schultern. "Etwas an Ihrer Art erinnert mich an die Jedi."
"Sie sind Jedi begegnet?"
Er nickte, lächelte über ihren Eifer. "Vor vielen Jahren haben wir Seite an Seite gekämpft. In den Klonkriegen."
Erst jetzt fiel Liana auf, dass er kein Nagai zu sein schien, sondern ein Klon. Ein alt gewordener Klon, der nun schwerfällig humpelte und immer wieder husten musste. Sie konnte, wollte sich gar nicht vorstellen, wie er im Krieg gelitten hatte. "Wieso sind Sie jetzt hier?"
"Ich wurde schwer verletzt. Eine Granate riss mir das Bein ab", er klopfte auf sein linkes Bein, um zu zeigen, dass es eine Metallprothese war. "Im Lazarett konnten sie mich auch nicht wieder zusammen flicken. Also kam ich nach Coruscant in eine medizinische Einrichtung. Als ich von der Order 66 erfuhr, bekam ich es mit der Angst zu tun. Ich hatte in der Vergangenheit mehr oder weniger eng mit einigen Jedi zusammengearbeitet und wollte diesen Befehl so nicht akzeptieren. Aber gegen eine Programmierung kann man sich schlecht wehren. Ich hatte zuvor von dem Mikrochip erfahren und hatte ihn nach kurzem Suchen gefunden. Ich schnitt mir also den Mikrochip aus der Haut, was den erfreulichen Nebeneffekt hatte, dass ich Coruscant unbemerkt verlassen konnte, und reiste fort, um irgendwo anders ein Leben fernab von Kriegen zu führen."
Liana nickte mitfühlend. "Warum sind Sie ausgerechnet hierher gekommen?"
Er hob die Schultern und verzog seine blassen Lippen zu einem halbherzigen Lächeln, ließ kurz darauf seine Mundwinkel allerdings wieder sinken. "Ich wusste es nicht."
Verwirrt legte Liana ihren Kopf schief.
Er seufzte. "Ich bin einfach an Bord des nächsten Schiffs geschlichen, das Coruscant verlassen hat."
Lianas nun kürzere, schwarze Haare wippten auf, als sie verstehend nickte.
Er musterte Liana kurz, ehe er ohne Kommentar aufstand und zu einem Wandschrank ging, der in der Küche in einer Ecke stand und öffnete ihn.
"Allerdings..." Er hustete kurz auf, wahrscheinlich durch den aufgewirbelten Staub. "... bin ich nicht gegangen, ohne mir ein Souvenir mitzunehmen." Er hatte sich wieder zu ihr gedreht und schlurfte zu seinem Stuhl. In seiner Hand hielt er einen länglichen, silbernen Gegenstand. Er öffnete seine Hand und streckte sie in Lianas Richtung, sodass sie verstand und den Gegenstand in ihre Hand nahm. Sie strich über das Metall. Es war überraschend kühl und, Liana wunderte sich, wirkte seltsam beruhigend. Es lag angenehm in der Hand, nicht zu schwer, aber auch nicht zu leicht. Liana betrachtete es eingehend.
Greg räusperte sich. "Das ist ein Lichtschwert", sagte er schlicht und unterbrach so Lianas Grübeln.
Verwirrt blickte sie auf und ihn an. "Wo haben Sie das her?"
Er wandte seinen Blick zum Fenster und holte tief Luft, ehe er sich zu Liana drehte und sacht lächelte. "Ich habe es nicht gestohlen, falls du das denkst. Ich hab' es gefunden."
"Aber es hat vielleicht jemandem gehört!"
"Das stimmt, es hatte jemandem gehört, aber ich habe es kurz nach der Order 66 gefunden."
"Da war es doch umso wichtiger." Liana legte ihren Kopf schief, auf weitere Erklärungen wartend.
Greg schluckte und seine Hände umklammerten seine Kaffeetasse, so stark, dass das Weiß seiner Knöchel hervortrat. "Derjenige hat es nicht mehr gebraucht. Ich habe beobachtet, wie er von seiner Klon-Einheit erschossen wurde."
"Oh", war das Einzige, das Liana hervorbrachte. Sie betrachtete die glänzende Waffe nun in einem anderen Licht. Die Jedi waren Beschützer, doch wer beschützte sie, wenn es nötig war, wenn selbst ihre Macht es nicht konnte?
"Ich... ich kannte den Jedi..." Seine Stimme brach ab und seine Augen verloren sich in der Ferne. "Er... war ein Freund. Also habe ich seine Waffe an mich genommen... hab' ihm versprochen, dass ich sie an jemanden Würdigen weitergeben würde..."
Liana fing seinen Blick auf und zog die Augenbrauen hoch. "Und Sie halten mich für würdig?" Ehrfürchtig blickte sie auf die Waffe.
"Ich bin sicher, wenn deine Zeit gekommen ist, wirst du Großes bewirken." Er lächelte Liana ermutigend zu. "Ich habe diese Waffe nun schon so viele Jahre, und so viele Chancen, sie weiterzugeben habe ich nicht. Man trifft hier in den Unbekannten Regionen der Galaxis ja nicht jeden Tag einen Jedi."
Gezwungen erwiderte Liana sein Lächeln. Er machte sich also nur Sorgen, dass er das Schwert zu Lebzeiten nicht mehr weitergeben könnte, und sie war die Erstbeste. "Danke."
"Richtige Jedi-Padawan durchlaufen immer ein Ritual, in dem sie einen farbigen Kristall für ihr Lichtschwert suchen und es dann zusammensetzen. Nun, da du das nicht kannst..." Er nahm Liana das Lichtschwert aus der Hand und legte es vor ihr auf den Tisch. "... benutze deine Macht. Ich bin sicher, sie findet ihren Weg."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top