XXIII - Die Macht der dunklen Seite
Hello^^
Okayy... also am längsten hat es in diesem Kapitel wohl gedauert, die einzelnen Sätze in kursiv umzustellen und die Zeichensetzung der Dialoge zu überprüfen (also wenn da noch was falsch ist, seht es mir nach xD)
Vielen lieben Dank an die Vote-Geber und Kommentarschreiber vom letzten Kapitel - für euch schreibe ich <3 Es ist (kann ich immer wieder sagen) wirklich jedesmal herzerwärmend, eine Rückmeldung zu bekommen und eine riesen Motivation, weiterzumachen^^
Und danke, dass ihr immer so viel Geduld beweist, bis ich mal was fertigbekomme ;) Ist nicht selbstverständlich <3
So, nun schon mal zum nächsten Kapitel, bevor ich euch auf dieses hier loslasse - in zwei Wochen fahr ich in Urlaub, Interrail-Trip durch West-Frankreich und Schweiz, werde dann also zwei Wochen lang nicht schreiben können - ich werde bis dahin noch mein Bestes geben, das nächste fertigzustellen, so dass spätestens Ende Juni ein neues Kapitel kommt^^
Bis dann und viel Spaß beim Lesen!
Liebe Grüße, Danni^^
(PS: lasst doch gerne heute nochmal einen kurzen Kommentar da, wenn es auch nur ein Wort sein sollte ;))
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Ein Schrei drang an seine Ohren, er wusste nicht ob es sein eigener war, oder von den Hexen - Etwas krachte, Schmerzen explodierten in seinem Kopf und die Krallen an seiner Haut wurden von einer gewaltigen Wand von ihm weggestoßen.
Dann brach die Höhlendecke ein.
Der Felsen durchbohrte den Boden. Das Donnern verschluckte die Schreie.
Knochen zersplitterten. Staub drang in die Atemwege.
Scharfe Kanten bohrten sich in seine Haut, das Gewicht zerquetschte seinen Körper zwischen Fels und Stein.
Die Welt wurde dunkel.
Verschwamm in einem Meer aus Taubheit und Schmerzen.
Und es verblasste nicht.
Er war nicht tot.
Sonst würden sein Körper nicht brennen, als hätte jemand die Knochen darin mit glühenden Durastahlstangen ersetzt.
Es war irgendwie kalt auf der Haut - er lag auf dem Bauch, der Boden fühlte sich an wie eine dünne Schicht Wasser, irgendwie kühl und weich - Die Luft schmeckte trocken, klar, frei von Staub und Asche.
Ezra riss die Augen auf und starrte in Dunkelheit. Kleine Lichtpunkte tanzten vor seinen Augen herum.
„Karabast“, krächzte er, versuchte die brennenden Muskeln zu bewegen, die Stimme dünner als ein Lufthauch. Dafür das die Höhlendecke auf ihn herabgestürzt war, fühlte er sich irgendwie bemerkenswert frei -
„Steh auf.“
Ächzend stemmte Ezra sich hoch, ignorierte das scharfe Ziehen in den Handgelenken, an denen sich bereits blaue Hämatome bildeten, und das warme Blut, das aus den langen Kratzern sickerte, sich langsam seine Bahn hinunter zum Boden suchte.
„Steh auf, Mensch!“
Ezra ignorierte die Stimme - er fühlte sich nur so unendlich müde - er blinzelte, genoss diese Taubheit, die in seinem Kopf vorherrschte, die Gedanken zum erliegen brachte, diesen Lärm in seinem Inneren ausschloss. Er starrte auf die Lichtpunkte, unter ihm, die sich wie ein weiter Teppich unter dem Boden ausbreiteten, auf der anderen Seite dieser dünnen Wasserschicht die Tiefe schmückten, wie ein Himmel unter der Erde - er blinzelte. Moment.
Ezra sprang so schnell auf die Füße, dass ihm schwindelig wurde - seine Sicht wurde schwarz, sein Kopf dröhnte, die Beine hielten sein Gewicht nicht und sein Körper kippte zur Seite, ohne dass er sich fangen konnte - bis ein Widerstand seinen Fall stoppte, ihn grob zurück auf den Weg schubste, auf dem er auf die Knie sank.
„Ich rette dich nicht, um dir beim Sterben zuzuschauen.“
„Was?“, murmelte Ezra verwirrt, blinzelte die Dunkelheit von seinen Augen, bis sich die Sicht wieder im Sternenhimmel auflöste, der ihn umgab. Rot glühende Augen erwiderten seinen Blick. Er war zu benommen, um zurückzuschrecken.
Die Kreatur bleckte die Zähne.
„Bist du nun wach?“
„Jaah“, murmelte Ezra und musterte das - Tier - das vor ihm saß. Oder Monster.
Es lachte. Ein tiefes Geräusch aus seiner Kehle, tief und kratzig. Die schwarzgrauen Schuppen des Wesens raschelten, als es die großen ledrigen Flügel bewegte, Klauen bohrten sich durch den Pfad, auf dem sie saßen, der breite Kopf ragte über ihm auf. Es ähnelte einer riesigen Loth-Fledermaus, oder Drachen oder irgendeine unheimliche Mischung daraus, mit einem breiten Maul voller spitzer Zähne, mit dem es Ezra mit einem Bissen in zwei Hälften trennen könnte.
„Warum warst du dumm genug, die dunkle Macht auf eine Höhle loszulassen, die kurz vorm einstürzen war?!“
Ezra schüttelte benommen den Kopf, wollte sich wieder hinstellen, doch der riesige Flügel drückte ihn wieder zu Boden.
„Wenn ich dich nicht gerettet hätte, wärest du jetzt nichts weiter, als eine Masse aus Blut und Fleisch, zermalmt unter Tonnen von Fels!“
„Jaah – danke“, krächzte Ezra, sah sich um. Abgesehen von der Kreatur, die ihm den Weg versperrte, erkannte er alles sofort wieder. Der Sternenhimmel, der leuchtende Pfad aus Wasser, der ihn trug, das dunkle Portal in seinem Rücken.
Die Welt zwischen den Welten.
Das Portal war mit denselben Runen geschmückt, die sich an den Wänden von Dathomir befunden hatten. Nur waren sie erloschen. Durch das Portal zogen sich tausende Risse, die weißen Linien in Millionen Splitter zerbrochen.
Es war schlimmer als auf Ilum. Viel schlimmer.
„Du hast viel Zeit mit Nichtstun verschwendet, kleiner Jedi”, lachte die Kreatur, die über ihm aufragte, dann zischte es. Er konnte seinen kalten Atem spüren, als sich der Kopf zu ihm runterbeugte. „Das ist deine Schuld.”
„Ich habe -”
„Du hast den Jedi nach Dathomir ziehen lassen.”
„Wen meinst du - Onaii?”, fragte Ezra leise, versuchte sich die bohrenden Kopfschmerzen wegzublinzeln. Warum fühlte er sich nur so - zerrissen?
„Er hätte den Orden nie verlassen sollen. Jedi ziehen immer ungewollte Aufmerksamkeit auf sich. Den Sith hat es nicht gefallen, dass die Nachthexen sich mit ihren Feinden verbünden.”
Ezra schüttelte den Kopf, fixierte seinen Blick auf die rot glühenden Augen des Wesens. Er hatte diese Augen schon einmal gesehen.
„Haben sie Dathomir deswegen angegriffen? Weil Onaii dort hingeflogen ist?”, fragte er, seine Stimme klang noch immer unheimlich dünn - die Kreatur schnaubte.
„Der Clan der Nachtschwestern hätte erst Monate später vernichtet werden müssen. Der Angriff kam zu früh.”
„Zu früh -”
„Denkst du, alles läuft nach einem Plan ab, egal wann es passiert? Glaubst du, du könntest ein und dieselbe Entscheidung treffen, egal an welchem Tag? Wenn du deine Schlacht von Lothal nur einen Tag früher geführt hättest, wären weniger Leben darin vernichtet worden. Wenn du sie nur einen Tag später geführt hättest, weitaus mehr. Verstehst du, was sich verändert, allein durch den Zeitpunkt?”
Ihm wurde eiskalt. Ein Tag später - dann wäre Thrawn schon längst wieder zurückgekehrt. Sie wären nicht einmal in die Nähe der Hauptstadt gekommen.
Die Kreatur beugte sich nun zu ihm hinunter, seine Reißzähne blitzten hell im schwachen Licht der Sterne.
„Du bist ja doch in der Lage, zu verstehen.”
Ezra blinzelte gegen den brennenden Blick, ignorierte das Ziepen in seinem Brustkorb, das sich langsam ausbreitete wie ein Geschwür - “Und wann ist eine Veränderung der Zeitlinie falsch und wann richtig?”
Er erwähnte Ahsoka nicht, doch schien die Kreatur seine Gedanken ohnehin lesen zu können, als stünden sie ihm auf die Stirn geschrieben - Ezra hatte ihr Leben gerettet. Sie wäre gestorben, wenn er nicht eingegriffen hätte. Das war ein ziemlich großer Eingriff, wie er fand.
Die Kreatur grinste breiter.
„Manchmal kann ein Leben gerettet werden - ein anderes nicht. Wenn der Konvor fliegt, mag der eine Flügelschlag den Wind erzeugen, der einer Blume den Halm abschlägt, während der Nächste einen ganzen Sturm entfacht, der Berge spalten kann.”
„Aber - aber kann man das wieder -”, Ezra stockte, ballte die Hand fester, die noch immer den kühlen Griff von Onaiis Lichtschwert umschloss.
„Rückgängig machen? Und was wird dadurch noch mehr ins Chaos gestürzt werden? Du kannst nur eines tun - sorge dafür, das die Folgen sich in Grenzen halten!”, zischte es, die Flügel bedrohlich erhoben, so dass sie das Sternenlicht hinter sich verschluckten.
„Dann muss ich zurück!” - Eilig sprang Ezra auf die Füße, blendete den Schwindel aus, der über ihn herfiel, während die Kreatur anfing, höhnisch zu lachen.
„Sicher. Aber glaubst du wirklich, du könntest jemandem helfen?”
Sein Schädel neigte sich nach vorne und er stieß mit der Schnauze gegen Ezras Brust - der leichte Stupser entfachte ein Feuer, Ezra zischte auf, stolperte zurück. Seine Lunge brannte, die Taubheit seines Körpers verschwand.
„Ah-”, entkam es Ezra unwillkürlich, hielt sich die Rippen, die bei jedem Atemzug schmerzten, während die Luft heiß ätzte – „Was ist das-”
„Die Dunkelheit, Jedi. Verstehst du, welche Qualen sie bereithält, für die, die sie kontrollieren wollen? Für die, die ihr verfallen?”
Ezra keuchte, als sich die Flammen in seinem Inneren ausbreiteten.
„Du hast die wahre Macht der Dunkelheit nur angekratzt, Jedi. So wie alle anderen, die ihr verfallen. Das was du jetzt spürst, erleiden alle, die tiefer bohren. Die nach ihrem Kern streben. Die sie nicht verstehen wollen, sondern nur Macht verlangen.”
„Die Sith -”
Es lachte auf. „Die Sith - hast du deinem Imperator je ins Gesicht gesehen? Hast du gesehen, wie die Macht, die er so liebt, seinen Körper langsam aber sicher vernichtet? Zersetzt?”
Abermillionen Stiche zogen durch Ezras Nerven, ein Druck setzte sich in seinem Kopf fest, seine Arme wurden schwer und fühlten sich alt an -
„Sag mir, Jedi, was ist die Dunkelheit für dich? Leid? Hass?”
Eisiger Atem brannte auf seiner Haut, als sich das Tier zu ihm hinunter beugte. Die Schmerzen verschwanden, machten einem Gefühl Platz, das ihm die Luft abschnürte - ein eintsetzlich vertrautes Gefühl.
Angst. Wut. Rache.
Der übermächtige Wunsch, einfach alles zu riskieren, alles zu geben, für den Schutz anderer - die Verzweiflung, wenn es einfach nicht genug war, wenn er es einfach nicht konnte.
„Verstehst du, welchen Bruchteil die Sith nur verstehen können? Leidenschaft? Hass? Sie sind bloß Gefangene ihrer eigenen Arroganz, ihres eigenen Ehrgeizes, ihrer Gier. Die Dunkle Seite ist so viel mehr.”
Ezra zitterte, als die Flut abflachte, sich die Kälte der Kreatur zurückzog.
„Was ist sie dann?”, flüsterte er, wagte es nicht, aufzusehen. Seine Sicht verschwamm zu grauen Flecken.
„Leidenschaft. Rohe Kraft. Instinkt. Die Nacht. Der Winter. Tod. Vernichtung. Das Ende aller Dinge.”
Ezra hörte das tiefe Lachen der Kreatur, schloss die Augen, als sich der Klang der Stimme plötzlich veränderte.
„Aber es ist nicht möglich, ihr wahres Wesen in menschliche Worte zu fassen.”
Das Rascheln der großen Flügel war verschwunden, die Macht um Ezra noch kälter als zuvor - ihm wurde speiübel, als er die Augen schließlich doch öffnete.
Die Kreatur war verschwunden. Verschmolzen, mit einer großgewachsenen, menschlich aussehenden Gestalt, mit denselben blutend roten Augen, die wie kleine Feuer in der Finsternis glühten.
Und, bei der Macht, er hatte diese Gestalt schon mal gesehen.
Panik schoss durch seine Venen, doch sein Körper versagte ihm den Dienst.
„Oh bitte, sag nicht, du hast mich nicht längst erkannt.”
Die bleichen Züge des Mannes verzogen sich zu einem amüsierten Schmunzeln, ließen die roten Maserungen auf seiner Haut aussehen wie Rinnsale aus Blut.
Ezras Fingernägel bohrten sich in seine Handflächen, während er den Blick nicht von der Gestalt abwenden konnte, dessen Abbild ihm damals doch eigentlich als relativ unscheinbar vorgekommen war. Sabine hatte ihn als Sohn betitelt. Einer der Wächter des Tempels, einer der Götter der Macht und der, der das Tor zur Welt zwischen den Welten wieder versiegelte.
Der Mann trat auf ihn zu, so nah, dass Ezra nur den Arm ausstrecken müsste, um ihn niederzustrecken, doch kein einziger Nerv in seinem Körper reagierte.
„Es reicht, wenn du mich Bogan nennst, Ezra Bridger.”
Der Gott lächelte breit, streckte die Arme aus, als wolle er, dass Ezra ihn angriff - ein kleiner Teil von ihm, wollte genau das tun, doch der Rest schrie nach Flucht - doch das Portal war zerstört, der Gott der dunklen Seite versperrte ihm den Weg nach vorne, und seine Nerven waren so lahm, dass er nicht einmal blinzeln konnte.
Genüsslich schloss Bogan die roten Augen, sog die Luft ein. „Du hast Angst.”
Ezras Griff um das Lichtschwert fing an zu zittern.
„Angst vor dem Tod?”
Ezra biss sich auf die Lippen, sein Herz hämmerte gegen seine gebrochenen Rippen. Die Kälte in der Macht zwang ihn jedoch, den Mund zu öffnen.
„Nein”, sagte er leise, ohne zu wissen, ob es die Wahrheit war. Bogan lächelte noch breiter.
„Du fürchtest dich vor dem Versagen. Das du verlierst. Denn wenn du es tust -”, sagte der Gott, trat an seine Seite, um ihm die nächsten Worte direkt ins Ohr zu flüstern. „Dann wird alles was du kennst, vernichtet sein. Es hätte niemals. Existiert.”
Ezra schwieg. Die Wahrheit hinter diesen Worten, sickerte in seinen Geist, betäubten auch den letzten Rest seiner Schmerzen. Er spürte nur noch die Kälte der dunklen Seite in der Macht.
Der Gott trat von ihm zurück. „Wenn du nicht versagen willst, musst du lernen, das die Macht weit mehr ist, als die Jedi es dir beibringen könnten. Du musst lernen, auch mit der Finsternis darin zu leben. Denn sie wäre deine stärkste Waffe gegen das Chaos deines Gegenspielers.”
„Der Mandalorianer.”
Bogen hob die Augenbrauen. „Er. Und der Geist, der ihn lenkt.”
„Der Geist, der ihn lenkt?”
„Ich zeige es dir.”
Ezra schloss unwillkürlich die Augen, als Bogan sich ihm näherte - er spürte gerade noch, wie der Gott den Finger gegen seine Stirn drückte, dann verschwand jede Empfindung aus seinem Bewusstsein.
***
Explosionen erschütterten das Schiff, die Lichter flackerten unruhig - der Boden neigte sich zur Seite, er musste sich an der Wand abstützen - etwas im Schiffsinneren krachte gewaltig, seine Schulter donnerte gegen den Stahl der Wand, die Lichter fielen aus.
Wir stürzen ab, dachte er panisch, rappelte sich auf und stolperte auf der Wand weiter, die nun in der waagerechten lag - die Schiffshülle knarrte, Alarm schallte durch die Gänge, Funken sprühten.
Durch ein Transparistahlfenster konnte er einen Blick aus dem Schiff werfen - unter ihm breitete sich das weite Blau des Meeres aus, Flammen züngelten über die Schiffshülle, die von der Gravitation immer schneller gen Boden gezogen wurde - X-Wing Jäger zischten an ihrem Schiff vorbei, gefolgt von zwei TIEs, die nur knapp einer Kollision mit dem abstürzenden Schiff entkommen konnten - er rannte weiter, ignorierte das Kreischen des Stahls um ihn herum, hetzte um die Ecke des Korridors. Rauch zog ihm in die Nase, als er durch die schmale Öffnung einer Schleusentür schlüpfte, die halb geschlossen den Geist aufgegeben hatte, erreichte die Hangarhalle, deren Luft sich langsam mit Rauch und Hitze füllte - ein Schiffswrack hatte die meisten Transportschiffe unter sich begraben, kleine Brandherde loderten zwischen den Trümmern, die nach einer erneuten Erschütterung über den Boden in Richtung der Hangaröffnung rutschten. Keuchend blieb er stehen, klammerte sich mit einer Hand an ein Trümmerteil, dessen Kante schmerzhaft in seine Handfläche schnitt, versuchte sich auf den Beinen zu halten. Seine Faust umschloss das Holocron fester. Es war der Schlüssel, alles wieder ins Lot zu rücken, er durfte es jetzt nicht verlieren. Damit würde er Ben retten können.
***
Das Feuer knisterte leise, das einzige Geräusch, das die Stille der Nacht übertönte. Es war windstill, eine klare Nacht und keine Wolke verdeckte den Himmel Lothals. Gedankenverloren starrte er in die tanzenden Flammen, er drehte das Holocron zwischen seinen Fingern hin und her, fühlte über die Kanten darauf, über das kühle Obsidian an den Ecken der Pyramide, deren Oberfläche das Schimmern des Feuers widerspiegelte.
„Hey”
Blitzschnell schob er das Holocron in den weiten Ärmel seiner Tunika, drehte sich mit einem verkrampften Lächeln zu der jungen Frau um. Ihre Haare trug sie heute in einem geflochtenen Zopf, die Farbe verblasst durch die Nachtdunkelheit.
„Was machst du hier alleine?”, fragte sie leise, setzte sich neben ihn in den Staub.
„Musste kurz nachdenken.”
„Worüber?”
„Der Widerstand. Mum will nicht, dass ich mitmache, ich soll mich verstecken.”
„Sie hat Angst um dich.”
„Ich muss aber. Vielleicht kann ich alles wieder - wieder richtig stellen.”
„Du redest von Ben”, stellte sie fest, ein trauriges Lächeln zierte ihr Gesicht. Er blickte wieder ins Feuer.
„Vielleicht kannst du ihn nicht retten - er -”
„Halt den Mund”, unterbrach er sie unwirsch, verschränkte die Arme über die Knie. „Ich weiß, was er getan hat.”
Sanft legte sie die Hand auf seine Schulter.
„Du willst ihn lieber tot sehen, oder?”, fragte er schließlich, spürte er doch die Gefühle, die in der Mandalorianerin tobten.
„Er hat -”, sie stockte. „Vergibst du ihm?”
„Ich weiß, das es einen Weg gibt. Er hat Tristan nicht getötet.”
„Aber er gab den Befehl”, murmelte sie. Er ignorierte die Bitterkeit, die sie in die Macht abgab.
Das Holz knackte im Feuer.
„Ich hab was für dich”, sagte die Mandalorianerin schließlich leise, kramte in der Tasche herum, die neben ihr lag. „Er würde wollen, dass du sie bekommst - Tristan hatte sonst niemanden, an den er sie weitergeben könnte.”
Langsam drehte er den Kopf, musterte den Helm in ihren Händen. Die weiße Farbe war mit Ruß bedeckt, das Gold blätterte ab. Flammen spiegelten sich im Visier.
„Seine Rüstung?”, fragte er leise, nahm den Helm aus Beskar entgegen. Sie schwieg.
„Danke, Sabine.”
Sabine nickte nur, stand dann auf. „Ich stimme deiner Mutter zu. Er mag dein Freund gewesen sein, aber jetzt jagt er Jedi - Was auch immer du vorhast, tu es nicht.”
***
„Du willst ihn retten?”
„Natürlich!”
„Auch wenn er ein Monster ist?”
„Das ist nicht wahr! Er ist einer Idee verfallen, er wurde im Stich gelassen!”
„Entschuldigt das die Morde?”
„Nein! Er soll nur nicht mehr -”
Die Stimme lachte auf. „Es gibt einen besseren Weg diese Macht zu nutzen. Die Zeit liegt dir zu Füßen. Und du willst es verschwenden, für jemanden wie ihn?”
„Ein Leben zu retten ist niemals eine Verschwendung.”
„Und wenn du noch mehr Leben retten könntest?”
„Was?”
„Viel mehr. Du würdest ihn opfern, aber ist es das nicht Wert?”
„Hör auf!”
„Sicher? Sieh, was er bereits angerichtet hat!”
„Du meinst Tristan? Die anderen Jedi? Skywalker? Die interessieren mich nicht!”
„Und die Schlacht? Die Opfer auf Lothal?”
„Was meinst du?”
„Du bist nicht dort. Hast es vorgezogen mein Holocron zu öffnen. Und die Erste Ordnung vernichtet die Staffeln des Widerstands, ohne dass du ihnen hilfst.”
„Wovon redest du?!”
„Soll ich dir sagen, wer von ihnen bereits sein Leben lässt, während du hier zögerst?”
Bilder blitzten auf. Explosionen. Feuer. Tod. Schreie.
„Willst du ihn immer noch retten?”
„Ja-”
„Kylo Ren vernichtet alle, die du kennst. Tristan Wren. Ben Solo. Deine Mutter.”
„Sie lebt.”
„Sicher?”
Er stockte. Er fühlte es. Und er zerbrach. Er hörte ihre Stimme, ihren letzten Atemzug, spürte ihre Angst und ihren Schmerz, als der Jäger um sie in Flammen aufging, und das Inferno ihren Körper zersetzte, bis nichts übrig blieb, als Asche.
„Du kannst Ben retten. Oder du wählst sie stattdessen und rettest noch viel mehr Leben. Und dafür muss nur einer sterben. Nur einer. Und du rettest sie Alle.“
***
Ezra schlug keuchend die Augen auf, taumelte von Bogans ausgestrecktem Arm zurück.
„Sabine! Er kannte Sabine -”
„Natürlich. Hast du ihn nicht längst erkannt?”
Verständnislos starrte Ezra den Gott an. In der Vision war Sabine viel älter gewesen, als er sich an sie erinnern konnte - dennoch. Der Gott hatte recht. Da war dieses drückende Gefühl in der Brust, als würde er den jungen Mann eigentlich erkennen müssen. Oder war das alles nur ein Spiel des Gottes, der ihn verspotten wollte?
Bogan lächelte wissend, lief langsam um Ezra herum, wie ein Raubtier um seine erlegte Beute.
„Du hast seine Gedanken geteilt. Im Grunde genommen, unterscheidet ihr euch kaum voneinander. Mit dem einzigen Unterschied, dass er niemanden hat, der ihn aus dem Abgrund der Macht wieder herauszieht.”
Ezra zog die Augenbrauen zusammen. „Du meinst - Kanan?”
Bogan lächelte nur weiter. Ezra konnte seinem bohrenden Blick nicht länger standhalten, wandte den Kopf ab. Bogen blieb dicht vor ihm stehen, so dicht, dass Ezra seinen Atem auf der Haut spüren konnte, so kalt, wie ein Wintermorgen -
Ein dumpfes Grollen hallte durch die Macht.
Ein Zittern fuhr durch den Boden.
Bogan trat zurück, der brennende Blick verschwand von Ezras Haut. Als Ezra den Kopf hob, war der Blick des Gottes in die Weite des Alls gerichtet - die Mundwinkel verzogen, das Lächeln verschwunden.
Ezra ergriff die Chance, solange er den Mut hatte. Eine Frage, die ihm schon seit Monaten nicht beantwortet wurde.
„Aber warum Anakin? Warum will dieser Sith-Geist - ausgerechnet Vaders Tod? Von allen, die in diesem Krieg eine Rolle spielen, von allen, deren Tod alles ins Chaos stürzen könnte? Warum Anakin?”
„Was glaubst du?”, fragte Bogan bloß zurück, ohne sich ihm wieder zuzuwenden.
„Wenn Anakin stirbt, wird sich Palpatine einfach jemand anderen zum Schüler nehmen. Die Klone würden die Order 66 trotzdem ausführen.”
„Ich verstehe. Ahsoka Tano hat dir nie von der Prophezeiung erzählt.”
Ezra runzelte die Stirn, neigte den Kopf zur Seite. „Welche Prophezeiung?”
„Die Prophezeiung ist sehr alt. Alt genug, das niemand mehr ihren genauen Wortlaut kennt. Sie besagt, das es einen gibt, den Einen, dessen Entscheidungen die Macht ins Gleichgewicht bringen können. Die Jedi glauben, diesen Einen in Skywalker gefunden zu haben.”
„Aber - Was -”, Ezra stockte sprachlos. Das ergab keinen Sinn.
Bogan lachte auf. „Vergiss nicht, wie kurzsichtig der Orden ist, Ezra Bridger. Sie sehen nicht das ganze Bild.”
„Das ganze -”
„Skywalker besitzt die Macht, sowohl Ashla, als auch mich zu bändigen. Er kann unsere Macht halten, kontrollieren und sie im Gleichgewicht halten. Die Macht selbst bewegt sich mit seinen Entscheidungen.”
„Aber er wurde zum Sith-Lord”, murmelte Ezra verwirrt.
„Du kennst das Ende dieser Geschichte nicht, Ezra Bridger. Du weißt nicht, dass Darth Vader am Ende derjenige sein wird, der den Imperator vernichtet. Und somit dem Imperium ein Ende setzt.”
„Du meinst - Anakin - tötet den Imperator?”
Bogan neigte den Kopf. Ezra blinzelte. „Wann?”
„Reicht es dir nicht, zu wissen, dass deine Rebellion erfolgreich sein wird?”
Aufgewühlt strich sich Ezra durch die Haare, nickte leicht. Vielleicht war es besser, wenn er nicht alles darüber wusste - auch wenn ihm die Fragen auf der Zunge brannten.
Das Ende des Imperiums. Er versuchte, es sich vorzustellen, doch es funktionierte nicht. Da war immer nur der Gedanke von Krieg und endlosen Kämpfen.
„Also - also will der Sith-Geist aus dem Holocron die Macht aus dem Gleichgewicht bringen? Den Auserwählten vernichten?”, kämpfte sich Ezra aus den Erinnerungen zurück ins Jetzt.
„Richtig. Aber eine Sith ist sie nicht.”
„Aber das Holocron -”
„Ist eines der Sith, ja. Es wurde vom Imperator Tenebrae geschaffen. Er war der Erste, der den Titel trug und einer der Wenigen, die es schafften, dem Tod eine lange Zeit auszuweichen. Auch er hat ihr Geflüster empfangen, auch wenn er es sich niemals bewusst war. Es war ihr Chaos, das ihm ein Leben verschaffte, das länger andauerte, als das jedes anderen Sith-Lords.”
„Und wer ist Sie?”
„Wir sprechen ihren Namen nicht aus, Ezra Bridger. Sie ist -”, Bogan stockte, drehte den Kopf zur Seite. „Sie ist die Botin des Chaos. Ihr Körper ist auf ihrer Welt gefangen, doch ihr Geist, vergiftet immer wieder diejenigen, die zu schwach sind, um wegzuhören -”
Erneut hielt Bogan inne, als würde er lauschen - sein Gesicht verzog sich unruhig. Der Boden unter ihren Füßen erzitterte erneut, das Grollen schwang durch die Macht, lauter als zuvor.
Unruhig starrte Ezra den Gott an. „Was ist das?”
Der Sohn verengte die Augen, hob die Hand, als würde er etwas abwehren wollen.
„Du solltest gehen. Ich hätte nicht mit dir reden sollen.”
Automatisch öffnete Ezra den Mund, doch Bogan drehte sich bereits wieder zu ihm zurück, packte seine Schultern mit festem Griff. „Sorge dafür, dass Onaii Baaro zurück zum Tempel kehrt. Er muss zurück in Palpatines Nähe!”
Ein Donnern schlug durch die Macht, die Lichter verblassten schlagartig zu Schatten, bis Ezra nur noch die roten Augen des Gottes sehen konnte.
„Und höre nicht -”, zischte er noch, doch den Rest seiner Warnung konnte Ezra nicht mehr hören.
Ein Blitz schlug zwischen ihnen ein, ein Knall zerriss ihm das Trommelfell.
Die Brücke aus Wasser unter ihren Füßen splitterte wie Glas, dann brach der Boden und stürzte mit ihm ins Nichts.
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