XIX - Ein rotes Holocron
Hello^^
Heute kommt die Entschuldigung mal vorweg ... aus den zwei Wochen, die ich genannt habe, sind leider zwei Monate geworden - riesiges Sorry dafür :( Ich habs einfach nicht auf die Reihe bekommen, dieses Kapitel zu beenden, was nicht nur an einer kleinen Schreibblockade lag, sondern auch an Faulheit (ich geb's zu xD)
Jedenfalls habe ich es gestern endlich geschafft ;) (Auch wenn ich nicht 100%ig zufrieden bin, aber besser hab ich es nicht hingekriegt ;))
Schreibt doch gerne wieder eine kleine Rückmeldung oder lasst ein Vote da, das würde mir viel bedeuten <3
Das nächste Kapitel ist schon halb geschrieben (ja, wenn ich Schreibblockaden habe, neige ich dazu, andere Szenen schon vorzuschreiben... ist manchmal ganz praktisch xD), aber da ich bei meiner Prognose letztes Mal so daneben lag, sag ich diesmal auch vorsichtig, dass es so in zwei bis drei Wochen kommt - also ich versuche, es vor Weihnachten noch fertig zu schreiben :))
Ich wünsche euch noch einen schönen Tag und einen guten Advent (und rutscht nicht im Schnee aus xD)
Liebe Grüße, Danni ^^
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Skeptisch betrachtete Anakin das Tier, was Ezra als ‘niedlich’ bezeichnet hatte - es war nicht der erste Flederflügler, den er sah, schließlich waren diese Tiere einige der wenigen einheimischen Tiere auf Coruscant, doch noch nie hatte er eines der Jungtiere aus solcher Nähe gesehen, da es lebensmüde wäre, sich ihnen zu nähern, immerhin waren die Elterntiere extrem aggressiv, wenn man es doch tat - es war das Zweite gewesen, vor dem Obi-Wan ihn gewarnt hatte, kurz bevor er zum ersten Mal die unteren Ebenen des Stadtplaneten besucht hatte.
“Was ist mit seiner Mutter?”, fragte Ezra in eben diesem Moment, streckte gleichzeitig die Hand aus und strich vorsichtig mit den Fingern über den grün geschuppten Kopf der Kreatur, die ihren scharfen Schnabel fast zahm gegen Ezras Handgelenk schmiegte. Nach Anakins Hand hatte er nur gebissen.
“Sie wurden getötet. Bei einigen gilt ihr Fleisch als Delikatesse - deswegen gibt es immer wieder Jäger, die die Tiere illegal erschießen, um daraus Profit zu schlagen”, erklärte Meisterin Talus mit belegter Stimme.
Das Jungtier krächzte einmal, sprang dann mit einem Satz auf Ezras Knie, flatterte kurz mit den lederartigen Flügeln, öffnete den Schnabel erneut, nur um Ezra direkt ins Gesicht zu kreischen.
Ezra zuckte sichtlich zusammen und verzog das Gesicht - Anakin musste grinsen. Er selbst konnte diesen Tieren nicht viel abgewinnen, doch wenigstens schien sich der jüngere Padawan besser zu fühlen.
Anakin würde es nie zugeben, aber Ezra hatte in ihrem kleinen inoffiziellen Wettstreit an diesem Punkt gewonnen - geistesabwesend kratzte Anakin über den kleinen Kratzer, der jetzt den metallenen Daumen seiner Hand zierte, dort, wo der bereits scharfe Schnabel den Handschuh darüber zerrissen hatte.
Vielleicht sollte er Ezra fragen, ob er Ahsoka nicht ein wenig dabei helfen konnte - es schien dem Jüngeren eine Art Ruhe zu schenken, und so sehr Ahsokas schnippische und aufgeweckte Art auch gut tat, war sie manchmal auch anstrengend - abgesehen davon, dass es ihr nicht Schaden konnte, sich noch tiefer mit der Macht zu beschäftigen.
Grübelnd starrte Anakin an Ezra vorbei, in die Luft.
Ihm gefiel es nicht, seine junge Padawan jedes Mal mit in den Krieg zu nehmen, auch wenn sie sich behaupten konnte - Ahsoka war schnell, präzise, und hatte eine hohe Auffassungsgabe, ihre Lichtschwerttechnik war besser, als bei den meisten ihres Alters - doch ihr Jüngling Training war eben nicht darauf ausgelegt, eine Soldatin aus ihr zu machen, und dass musste Anakin nun irgendwie ausgleichen - vielleicht sollte er wirklich so langsam das neue Training ausprobieren, das er sich zusammen mit Rex ausgedacht hatte.
Sie würde vielleicht am Anfang häufig verlieren, dazu waren die Klone zu effektiv, aber wenn sie in einem Kampf gegen die Klonsoldaten durchhielt, würde sie Droiden locker überleben - Aber wenn sie in einem Luftkampf abstürzen sollten, irgendwo in der Wildnis, dann würde es Ahsoka nichts bringen, Blasterschüsse abwehren zu können, dann konnte ihr nur die Macht helfen, zu überleben. Wenn Ezra ihr zeigen könnte, wie man von wilden Tieren nicht angegriffen wird, sondern sich eher mit ihnen anfreundet, dann lägen ihren Chancen noch höher, sollte dieser Fall je eintreten und er ihr nicht helfen könnte -
“Jetzt würde ich gerne wissen, was du denkst”, riss ihn eine Stimme aus den Gedanken. Verwirrt blinzelte Anakin, riss den Blick von der schlichten Wand los, an die er bisher gestarrt hatte.
“Was?”, rutschte es ihm raus, brachte Ezra zum Grinsen.
“Woran denkst du? Sieht wichtig aus -”
“Ist nicht wichtig”, wich Anakin aus, riss die Hand diesmal rechtzeitig weg, als der Flederflügler wieder danach schnappte.
“Aha - weißt du, wenn du den Kleinen nicht so skeptisch anstarren würdest, wäre er auch freundlicher zu dir”, wechselte Ezra das Thema und deutete mit einem Kopfnicken zu dem Fledermaus-Vogel. Das Jungtier krächzte, flatterte auf den Boden, direkt vor Anakins Beine und starrte ihn fast schon auffordernd an.
“Er hat mich gebissen”, erwiderte Anakin bloß, tastete gleichzeitig mit der Macht nach der Signatur des Tieres vor ihm - es war wie ein verschwommener Fleck inmitten des Stroms. Der Flederflügler krähte nur auf und flatterte von ihm weg, zurück zu der Jedi-Meisterin, die Ezra und ihn nur still beobachtete, als wären sie inmitten einer Prüfung - es erinnerte Anakin ein bisschen an die Blicke der anderen Meister, die ihm immer zugeworfen wurden, als er noch ein Padawan gewesen war.
“Er vertraut dir nicht”, grinste Ezra bloß, doch bevor er weiterreden konnte, unterbrach ihn das Piepen von Anakins Comlink.
Ich kämpf lieber gegen Droiden, also mich mit Reptilienvögeln anzufreunden, dachte Anakin bloß und wandte den Blick augenverdrehend von Ezras Grinsen ab, aktivierte seinen Comlink.
“Anakin - ihr müsst euer Training unterbrechen", meldete sich Obi-Wans Stimme, ohne Zeit zu verlieren - erneut verdrehte Anakin die Augen, während Ezras Grinsen noch breiter wurde.
“Sicher, Meister. Wobei braucht ihr meine Hilfe?”, sagte Anakin mit einem schelmischen Lächeln. Leise ertönte Obi-Wans Seufzen.
“Meister Yoda hatte eine Vorahnung durch die Macht - anscheinend wird in nächstgelegener Zeit jemand versuchen, in den Tempel einzudringen -”
Überrascht verschwand Anakins Lächeln.
“Wirklich? Wir haben die Sicherheitsvorkehrungen seit dem Kriegsanfang erheblich verschärft -”, erwiderte Anakin skeptisch.
“Sicher, Anakin, aber jedes System kann umgangen werden. Ist Meisterin Talus noch bei euch?”
“Das bin ich, Meister Kenobi”, sagte die Pantoranerin, übergab im selben Atemzug das Jungtier in Ezras Arme.
“In eurer Nähe ist eine Gruppe Jünglinge, könntet ihr euch um ihre Sicherheit kümmern?”
“Natürlich.”
“Meister, erwartet ihr erneut Bombenanschläge?”, fragte Ezra leise mit blassem Gesichtsausdruck - seine kurze Phase der Gelassenheit schien sich wieder ins Nichts aufgelöst zu haben. Anakin warf ihm einen fragenden Blick zu, während Obi-Wans Antwort ertönte, doch Ezra wich ihm aus.
“Vielleicht. Wir wissen nicht, was jemand hier sucht, was man nicht woanders erhalten kann.”
“Vielleicht ist derjenige hinter Informationen her - Freigabecodes oder Truppenbewegungen - von hier aus wird alles gesteuert”, sagte Anakin, wandte den Blick nur langsam von Ezra ab, während der Flederflüger sich aus Ezras Armen befreite und an der Kleidung auf dessen Schulter hoch kletterte.
“Möglich - das ist alles im Ostturm gespeichert”, murmelte Obi-Wan, mehr zu sich selbst.
“Wir überprüfen sofort die Kommunikationszentrale”, sagte Anakin, schnappte nach Ezras Arm und zog ihn mit sich aus dem Raum, während das Tier auf Ezras Schulter einen protestierenden Laut von sich gab.
“In Ordnung - ich bleibe in der Sicherheitszentrale - wenn ihr irgendetwas findet, sagt mir sofort Bescheid - keine Alleingänge!”, ermahnte Obi-Wan, entlockte Anakin ein weiteres Augenverdrehen.
“Ihr kennt mich - das würde ich nie machen”, scherzte er, doch Ezra reagierte nicht darauf - auch Obi-Wan seufzte nur.
“Ich meine es ernst Anakin”, beendete Obi-Wan das Gespräch, während Anakin zusammen mit Ezra bereits schnellen Schrittes durch die Flure eilte.
“Was ist los? Wenn es wieder dieser Mandalorianer ist - dann sieh es doch so, du hast ihn vor deinem Meister gefunden. Er sucht doch nach ihm?”, sagte Anakin im Gehen, warf Ezra einen Seitenblick zu.
Ezra schnaubte. “Wenn er es ist, dann” - der Jüngere stockte kurz, verzog unmerklich das Gesicht. “Ich glaube nicht, dass er dann hinter Truppenbewegungen her ist”, beendete Ezra den Satz schließlich. Diesmal war es Anakin, der schnaubte.
“Und was würde er sonst wollen?”
“Er hat dich angegriffen. Das letzte Mal”, sagte Ezra. Unwillkürlich musste Anakin an die Worte des Angreifers denken - bestimmt verwarf er die Erinnerung. Das bedeutete nichts - vielleicht hatte er sich dabei nur auf diese blöde Prophezeiung bezogen, die jeder ihm gegenüber immer wieder hervorbrachte -
“Das war Zufall - ich war eben schneller da als alle anderen”, sagte Anakin bloß.
“Vielleicht.”
“Vielleicht wollte er was von dir. Er hat dich schließlich gekannt.”
“Dann wäre er nicht überrascht gewesen, mich zu sehen”, konterte Ezra cool, das Fledervieh krächzte, als würde er ihm zustimmen. “Und was sollte er von mir wollen - ich bin ihm noch nie zuvor begegnet.”
“Ich auch nicht”, entgegnete Anakin nur.
“Stimmt”, murrte Ezra zurück, starrte weiter stur auf den Weg vor ihnen.
Anakin ließ das Thema fallen - vermutlich war der Padawan neben ihm einfach nur nervös. Stattdessen meldete sich jedoch wieder sein Comlink mit einem Piepen - “Was gibt’s, Obi-Wan?”
“Das Sicherheitssystem hatte eine Störung - vor wenigen Sekunden. Normalerweise kann das alles bedeuten - seid ihr schon in der Kommunikationszentrale?”
“Nein, noch auf dem Weg.”
“Gut - die Scans zeigen, dass die Unterbrechung des Systems an einem der Lüftungsschächte ausgelöst wurde -”, erklärte Obi-Wan schnell, während Ezra neben ihm leise aufseufzte und etwas murmelte, was verdächtig nach - “Lüftungsschächte - war ja klar” - klang.
Augenblicklich blieb Anakin stehen.
“Wo genau?”
“Ich schicke dir die Daten - wir treffen uns dort.”
***
“Nun, sieht so aus, als wären sie hier reingekommen", ertönte Anakins sarkastisch-angehauchte Stimme neben ihm, während Ezra den Blick von dem Abgrund direkt neben ihm abwendete - ein Glück, dass er nie Angst vor großen Höhen gehabt hatte.
Die Eingänge zu den großen Lüftungsanlagen des Tempels lagen direkt unterhalb des oberen breiten Daches, auf dem nur noch die fünf Türme und die Gartenterrassen lagen - von hier aus hatte man einen perfekten Ausblick auf die breite Plattform, auf der der Jedi-Tempel und weitere Gebäude standen - erst viel weiter hinten öffneten sich die tiefen Schluchten der Stadt, deren Grund hinter dichten, tiefhängenden Wolken verschwand.
Das Jungtier, das noch immer auf seiner Schulter saß und sich in die Stofflagen seiner hellgrauen Tunika schmiegte, als wäre es ein Nest, krächzte leise. Ezra spürte die Krallen durch den Stoff über seine Haut kratzen - am liebsten hätte er das Tier irgendwo anders gelassen, doch auf dem Weg hatte er weder einen geeigneten Ort gesehen, noch hatte der Flederflügler anstalten gemacht, von seinen Schultern verschwinden zu wollen.
Ein Energieschild trennte den schmalen Vorsprung, auf dem sie standen, von den Schachtöffnungen - sie waren durch runde Sicherheitstüren verschlossen, bis auf eine.
“Glücklicherweise dürfte das für uns nicht so schwer sein”, murmelte Meister Kenobi als Antwort auf Anakins Aussage, streckte die Hand nach dem Kontroller an der Seite des Energieschildes aus und deaktivierte es mit der Macht - mit einem leisen Summen verlosch das blaue Leuchten.
“Hier - das brauchst du vielleicht”, sagte Anakin, reichte Ezra eine Seilwinde.
“Warum bauen alle die Lüftungsschächte immer groß genug, dass jemand durchpasst?”, schnaubte Ezra - er hatte für sein Leben genug Schächte von Innen gesehen. Wenigstens war dieser hier so groß, dass er aufrecht darin stehen konnte und nicht auf dem Bauch kriechen musste.
“Es ist ein großes Gebäude”, antwortet Anakin bloß mit einem Schulterzucken.
Nach wenigen Metern öffnete sich bereits ein noch breiterer Tunnel, der senkrecht nach unten führte - Ezra konnte das Ende nicht sehen, nicht nur dank der spärlichen Beleuchtung - zwei riesige Ventilatoren versperrten die Sicht nach unten. Sie waren abgeschaltet.
Ohne zu zögern ließen sich die beiden Jedi den Schacht hinunter abseilen - Ezra befestigte schnell die zylinderförmige Seilwinde an seinem Gürtel und das magnetische Ende an der Metallwand.
Hoffentlich schaltet niemand die Ventilatoren wieder an, dachte Ezra noch, dann stieß er sich vom festen Boden ab, begleitet von einem weiteren leisen Kreischen des Jungtieres - Ezra zischte leise, schickte eine Warnung durch die Machtverbindung, worauf der Kleine verstummte - wer auch immer hier in den Tempel einbrach, musste sie nicht vom Weiten kommen hören.
Kalte, gefilterte Luft wehte ihm beim abseilen um die Ohren, fast war es, als würde er den Wind an seinen Flügeln entlangstreichen spüren, er witterte den metallenen Geruch gefilterter Luft, vermischt mit einem leicht würzigen und öligen Geruch, dessen Quelle er nicht kannte - Kopfschüttelnd blendete Ezra die Empfindungen des Tieres aus, konzentrierte sich auf das Gefühl der Schwerkraft, die an ihm zog, während die Seilwinde seinen Fall so verlangsamte, dass er beinahe sanft auf einem Wandvorsprung neben Anakin und Kenobi aufkam.
“Na toll - welchen Schacht haben sie wohl genommen?”, fragte Anakin, drehte stirnrunzelnd den Kopf von einem Schachteingang zum anderen - vier Schächte zweigten von hier ab, alle davon führten in unterschiedliche Richtungen. Ein leises Gurren ertönte neben Ezras Ohr, der Kopf des Flüglers drückte gegen seinen Hals, schnupperte nach links.
“Zum Kommunikationszentrum gehts da lang”, sagte Kenobi, deutete auf den linken Schacht. “Wenn wir sie noch schnappen wollen, müssen wir uns beeilen.”
In dem nun waagerecht verlaufenden Tunnel war es nun so dunkel, dass Ezra nur noch schemenhaft Anakins Konturen vor sich ausmachen konnte, ihre schweren Schritte echoten durch den Schacht, dessen Höhe nun niedriger war und sie zwang, geduckt zu gehen. Das war fast schlimmer, als zu kriechen.
An einer Abzweigung blieb Anakin schließlich stehen, legte eine Hand auf die Metallkante.
“Ich glaube nicht, dass sie hier durchgekommen sind”, murmelte er frustriert.
Kenobi seufzte leise, während Ezra neben Anakin in die abzweigenden Gänge blickte - sie waren leer - und durch die Macht spürte er nur die Jedi im Tempel.
“Meister Yoda - spürt ihr noch anderes Leben in diesem Quadranten?”, fragte Kenobi in diesem Moment durch seinen Com, kniete sich hin.
“Hmm - inmitten des Tempels die Eindringlinge sind”, echote Yodas Stimme aus dem Gerät.
Ezra spürte noch immer niemanden. Nur eine allgemeine Unruhe - und das Zittern des Tieres auf seiner Schulter.
“Wie schaffen sie es nur, uns auszuweichen?”, fluchte Kenobi leise, verzog das Gesicht.
“Möglich es ist, dass sie Hilfe bekommen - aus dem Innern.”
Anakin und Kenobi tauschten einen Blick - Ezra wusste, dass sie sich stumm verständigten, so wie es zwischen ihm und Kanan immer gewesen war.
“Ezra - dieser Schacht verläuft parallel zu den Archivräumen. Geh zu Ahsoka - wenn hier noch mehr Eindringlinge herumstromern, will ich nicht, dass sie alleine ist”, sagte Anakin dann und deutete weiter in den Schacht hinein - an dessen Ende leuchtete schwaches Raumlicht hinein.
“Sicher”, erwiderte Ezra, griff bereits vorsichtshalber nach seinem Lichtschwert, bevor er gebückt auf das Lüftungsgitter zulief.
“Und lass deinen Com an”, rief Kenobi ihm noch hinterher, dann hörte Ezra nur noch, wie die beiden Jedi in der Richtung verschwanden, aus der sie gekommen waren.
Das Schachtgitter lag etwas drei Meter über dem Boden, irgendwo in der Nähe des Eingangs zur Bibliothek, und ließ sich erstaunlich leicht aus seiner Verankerung lösen - schwer war es nur, sich durch die kleine Öffnung hindurchzuquetschen. Ezra war nicht mehr vierzehn, und zu klein gewachsen war er auch nicht mehr.
Er musste den Flederflügler im Schacht absetzen und sich mit den Füßen voran, bäuchlings aus dem Schacht schieben, bis er so weit heraus war, um auf den tiefgelegenen Boden zu springen, wo er sich mit der Macht abfing - den Kopf stieß er sich dabei trotzdem an der Kante.
“Autsch”, murmelte Ezra leise, streckte den Arm nach oben, auf den der Flügler nach einem kurzen Sprung landete. Er war sich sicher, dass Meisterin Talus das Tier selbst mit sich genommen hätte, hätte sie gewusst, dass sie in den Lüftungsschächten des Tempels herumturnen würden - ein Krachen, tiefer in der Archivhalle, riss ihn aus den Gedanken.
“Bleib hier”, zischte Ezra zu dem Jungtier, setzte es in eine freie Nische im Regal ab, wo sich der Flügler gehorsam zusammenrollte, die Flügel so gefaltet, dass er wie eine grün-geschuppte Kugel wirkte.
Schnellen Schrittes lief Ezra an einigen Regalen vorbei, tiefer in die Bibliothek, bis er durch die Stille auch das laute Zischen von Lichtschwertern hören konnte.
Automatisch aktivierte er seine Waffe, rannte noch schneller durch den breiten Mittelgang, erspähte durch die Regalreihen bereits das grüne Aufleuchten von Ahsokas Lichtschwertklinge - doch bevor Ezra der Togruta helfen konnte, ging ihre Gegnerin bereits zu entwaffnet zu Boden.
“Ahsoka!”, rief Ezra, rannte die letzten Meter zu der Padawan, die die grüne Klinge an den Hals der alten Frau hielt, die der Archivarin Jocasa Nu zum Verwechseln ähnlich sah - für einen Moment hielt Ezra verwirrt inne, dann verschwammen ihre Gesichtszüge, ihr Kopf schien anzuschwellen, ihre Figur wurde schmaler und kräftiger, als hätte sich ein Hologramm deaktiviert, das ihre wahre Gestalt verborgen hatte.
“Was -”, murmelte er leise, stockte aber, und musterte das Wesen, dessen Art er nicht kannte - die großen runden grünen Augen huschten zwischen Ahsoka und ihm hin und her, das grüne und violette Licht ihrer Lichtschwerter verfärbten die graubraune Haut des Wesens in ein ungesund-aussehendes Schlammfarben.
“Anakin - wir haben den Helfer - die - Helferin?”, kontaktierte Ezra den Älteren - stockte aber und musterte das Wesen erneut - er konnte nicht einmal sagen, welches Geschlecht sie/er hatte.
“Wo ist dein Komplize, Kopfgeldjägerin?”, fragte Ahsoka das Wesen in diesem Moment, hielt ihr Lichtschwert noch näher an ihren Hals, warf Ezra nur einen kurzen Seitenblick zu, ohne sie lange aus den Augen zu lassen -
“Okay - Sie”, murmelte Ezra erneut, meinte, Anakin durch die Com-Verbindung kurz belustigt schnauben zu hören.
Die Söldnerin verzog ihre Lippen, musterte noch einmal die beiden Schwerter, als versuche sie abzuwägen, welche Gefahr von den beiden Padawanen ausging.
“Sein Ziel ist die Holocron-Kammer”, gab sie schließlich zu - ihre Stimme klang tief und kratzig, Widerwillen zierte ihren Ausdruck.
“Die Holocron-Kammer? Ein Holocron ist nutzlos, ohne einen Jedi, der es öffnet”, ertönte Kenobis Stimme aus Ezras Com.
“Vielleicht versuchen sie über die Kammer in die Kommunikationszentrale zu gelangen”, sagte Anakin, bevor er die Verbindung wieder unterbrach.
“Ganz schön komplizierter Weg - und selbst wenn dein Partner es schafft - er wird direkt in die Arme der Jedi-Meister laufen”, sagte Ahsoka spöttisch, machte jedoch keine Anstalten, ihre Anspannung fallen zu lassen.
Die Söldnerin erwiderte nichts darauf, starrte an ihr vorbei auf den Boden.
Ezra biss sich auf die Lippe, musterte die fremde Kopfgeldjägerin. Er hatte ein mieses Gefühl - als würde die Macht ihn zu irgendetwas drängen wollen. Doch der Umgang mit Kopfgeldjägern war für ihn schon immer leicht und schwer gleichzeitig gewesen - unglaublich gefährlich im Kampf, und dennoch einfach gestrickt, mit der einzigen Motivation, sich selbst an dem Job zu bereichern - recht eigennützige Ziele. Dass diese Söldnerin also einfach gesagt hatte, wohin ihr Komplize wollte, wunderte ihn nicht.
“Wer ist der andere Eindringling?”, fragte Ahsoka in diesem Moment, doch diesmal musste sie der Söldnerin nicht noch weiter drohen, auch wenn sie das Gesicht verzog, als würde ihr die Galle hochsteigen.
“Cad Bane”.
Nicht der Mandalorianer.
“Und was will er hier?”, schaltete sich Ezra ein, erntete ein kehliges Lachen, während Ahsoka ihr die Hände hinter dem Rücken fesselte.
“Das sagte ich doch - er wollte in die Holocron-Kammer.”
“Und -”
Das dumpfe Hallen einer Explosion ließ ihn verstummen.
Jetzt spürte er eindeutig, wie die Macht unruhig um sie wirbelte, sich verdunkelte - dann ertönte das Geräusch einer zweiten Detonation, weiter weg diesmal.
Überraschung floss durch die Macht, die Söldnerin warf unruhig einen Blick hinter sich - sie musste nicht mal sagen, dass sie von diesem Teil des Plans nichts gewusst hatte.
Sofort aktivierte Ezra seinen Com - “Ist jemand verletzt?”
Ahsoka sah ihn nervös an, bis sich Anakins Stimme wieder meldete.
“Nein - nur verraucht. Die Bombe war nicht groß genug. Was ist mit euch?”
“Hier ist alles ruhig, Meister”, sagte Ahsoka, jetzt mit einem erleichterten Lächeln. “Wo ist Bane?”, fügte sie hinzu.
“Bane? - Hier war nur ein Droide -”
“Karabast - wo ist die Holocron-Kammer?”
“Dort hinten”, sagte Ahsoka, deutete zu dem hintersten Teil der großen Bibliothek, den man in dem gedimmten Licht nicht einsehen konnte.
“Bleib bei ihr”, sagte Ezra zu der Togruta, rannte zurück, zu dem Teil, auf den Ahsoka gedeutet hatte.
Die runde Sicherheitstür stand offen, der Raum dahinter leer, bis auf die Wände, in denen die blau leuchtenden Holocrons gelagert waren und Anakin, der in diesem Moment aus der Schachtöffnung an der Decke zu Boden sprang, gefolgt von Kenobi, beide mit einer dünnen Schicht Ruß überzogen.
Karabast, dachte Ezra erneut, doch er konnte auch niemanden durch die Macht spüren - die Frustration der Söldnerin, die Unruhe Ahsokas und der anderen Jedi und Anakins Signatur überlagerten alles andere.
"Hast du ihn?”, fragte Anakin direkt.
“Nein -”
“Also wollte er doch nur in die Kammer - aber ein Holocron -”
“Er ist Kopfgeldjäger - er holt sowas nicht für sich, dafür ist das Risiko zu hoch, es sei denn die Bezahlung ist hoch genug”, schnappte Ezra bloß.
Und es gibt da draußen so einige Machtnutzer, die nicht zu den Jedi gehören, aber gerne ihre Geheimnisse kennen würden.
“Und er hat bekommen, was er wollte”, sagte Kenobi nun mit ernster Miene, deutete auf eine freie Fläche in der Wandnische, in der eindeutig ein Holocron fehlte. Sein Ausdruck wurde noch ernster, als er zu dem hinteren Teil der Kammer blickte, an dessen Rückwand sich eine weitere, kleine Sicherheitstür befand - ebenfalls geöffnet. Und leer.
Unwillkürlich fragte Ezra sich, ob dieser Cad Bane auch so damit davon gekommen wäre - also ohne sein Eingreifen. Oder hatte Ezra das irgendwie - nein, er hatte keine Entscheidungen getroffen, der Kopfgeldjäger hätte sein Ziel mit oder ohne seine Anwesenheit erreicht - vielleicht. Vielleicht würden die Jedi ihn noch aufspüren können - und vielleicht sollte sich Ezra ab jetzt doch lieber raushalten - er war nicht Teil dieser Geschichte - vielleicht würde er zu weit eingreifen, er hatte keine Ahnung, was passieren sollte -
“He Ezra, bist du noch anwesend?”, fragte Anakin unvermittelt, schnippte mit den Fingern vor Ezras Gesicht herum.
“Hm? JA -”, stammelte er, bemerkte, dass er sich die Lippe wieder blutig gebissen hatte.
Skeptisch musterte Anakin ihn - “Wo ist Ahsoka?”, fragte er jedoch nur.
“Dahinten”, sagte Ezra kurz angebunden, deaktivierte endlich sein Lichtschwert.
Noch grübelnd folgte er den beiden Jedi zurück zu Ahsoka, die neben der Söldnerin - und mittlerweile auch der echten Jocasa Nu, die ein wenig müde wirkte - auf sie wartete.
“Was will Cad Bane mit zwei Holocrons?”, fragte Kenobi die Kopfgeldjägerin direkt, griff ihr an die Schulter, als fürchtete er, sie würde fliehen wollen.
Die Söldnerin verzog ihre Lippen so, dass es für Ezra wie ein spöttisches Lächeln wirkte.
“Ich weiß nicht, was seine Auftraggeber mit einem Holocron anfangen wollen”, antwortete sie nur.
“Auftraggeber? Mehr als einer?”, fragte Ahsoka unruhig nach, während Ezras ungutes Gefühl nur noch schlimmer wurde.
“Ich weiß nicht, für wen Bane das blaue Holocron besorgen sollte. Aber für das Rote - für das rote Holocron hat ihn ein Mandalorianer bezahlt. Mehr weiß ich nicht”, schnappte die Söldnerin, starrte Kenobi nun fast herausfordernd an. Kenobis Erwiderung bekam Ezra schon gar nicht mehr mit, während er beinahe das deaktivierte Schwert fallen ließ.
Ihm wurde schlecht.
Ein rotes Holocron.
Mandalorianer.
Karabast.
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