VIII - Explosionen
Die Statuen am Ende der großen Treppe strahlten in dem tiefen Rot der untergehenden Sonne, die Spitzen der Tempeltürme ragten dahinter in den wolkenlosen Himmel. Schwärme von Raumschiffen und Landgleitern funkelten in dem Licht, ihre Flugbahnen kreuzten sich in regelmäßigen Abständen zwischen den schlanken, edelgebauten Türmen der Stadt.
Ein seichter Wind wehte ihm entgegen, wirbelte durch seine dunkelblonden Locken, die ihm mittlerweile in die Stirn hingen, auf der Haut kitzelten. Anakin blinzelte gegen das blendende Licht und strich sich die Haare aus der Stirn, streifte mit den Fingerspitzen über die dünnen Pflaster über seiner rechten Augenbraue.
Er konnte Obi-Wan bereits zwischen den hohen Säulen ausmachen, der ihm entgegen kam. Er hatte sich endlich die langen Haare abgeschnitten.
„Darf ich dich daran erinnern, was du vor deiner Mission zu mir gesagt hast, Anakin - Du kannst auf dich selbst aufpassen?", begrüßte ihn Obi-Wan mit einem leichten Lächeln. Anakin musste grinsen.
„Darf ich euch daran erinnern, was ihr früher immer zu mir gesagt habt, Meister - dass ihr euch niemals einen Bart wachsen lassen würdet?", erwiderte er und deutete auf den dünnen Bartwuchs auf Obi-Wans Kinn.
„Wir werden alle mal erwachsen, Anakin. Aber jetzt ernsthaft, was genau ist passiert?", seufzte Obi-Wan und deutete mit einem Kopfnicken auf die frische Narbe in Anakins Gesicht.
„Ihr habt doch meinen Bericht gelesen. Und den von Captain Rex."
„Ich konnte es nur nicht so recht glauben. Einen weiteren dunklen Machtnutzer auf der Seite der Separatisten können wir uns nicht leisten."
Anakin zuckte nur mit den Schultern. „Aber es ist wahr. Dooku hat eine Schülerin, Meister. Und ich gebe es ungern zu, aber sie ist sehr gut im Umgang mit ihren Lichtschwertern."
Obi-Wan seufzte, strich nachdenklich mit den Fingern über seinen dünnen Bartwuchs.
„Dann werde ich das dem Rat berichten - Anakin, sei so gut und erscheine morgen früh noch einmal beim Hohen Rat, um ihnen persönlich zu berichten - im Augenblick haben die Meister eine dringendere Besprechung."
Anakin hob skeptisch die Augenbraue, verschränkte die Arme vor der Brust.
„Doch nicht etwa immer noch über Ezra?!", fragte er nach.
Für einen Augenblick wirkte Obi-Wan überrascht, dann schmunzelte er, dass Anakin glaubte, sich die Überraschung in seinem Blick nur eingebildet zu haben.
„Nein, Anakin. Der Junge ist bei weitem nicht so wichtig - Das scheint dich zu beschäftigen?"
„Tut es nicht."
„Wenn du meinst."
„Der Rat behandelt Ezra grundlos wie eine tickende Zeitbombe. Das ist nicht fair. Das ist alles", verteidigte Anakin sich - er wusste, dass Obi-Wan ihn immer so neugierig beobachtete, jedes Mal wenn er etwas längeren Kontakt zu Gleichaltrigen hatte. Obi-Wan hoffte, das Anakin bei den anderen Padawanen Freunde finden würde - dabei musste er eigentlich wissen, dass Anakin zu den anderen einfach keine Freundschaft schließen konnte - dafür unterschieden sie sich zu sehr von ihm.
Bei Ezra war es etwas anderes - der Junge folgte den Regeln nicht automatisch und außerdem hatte er nicht diese seltsamen Vorstellungen von Familie und Bindungen, die der Jedi-Kodex vorschrieb.
Was natürlich nicht bedeutete, dass Anakin Ezra als Freund ansah. Er kannte ihn kaum.
„Er ist keine tickende Zeitbombe, das wissen wir auch. Nun, wenn du ihn suchen solltest, er hat ein neues Quartier, auf Ebene 4 im Ostflügel."
„Bei den Tempelwachen?", fragte Anakin überrascht.
Obi-Wan schmunzelte nur, drehte sich dann dem Eingangsportal zu. „Nun, der Rat erwartet mich."
Noch überrumpelt starrte Anakin seinem Meister kurz nach, bevor er sich wieder sammelte und Obi-Wan etwas nachrief.
„Vergiss nicht, dem Rat zu sagen, dass es Ventress war, die vor mir geflohen ist, nicht andersherum!"
„Sicher, Anakin."
Anakin verzog leicht das Gesicht, als er Obi-Wan im Tempel verschwinden sah. Hätte er nicht jetzt schon zum Rat gehen können? Wenn Obi-Wan es den Meistern jetzt eh von seiner Mission berichtete, hätte Anakin das doch auch gleich selber tun können.
Nachgebend stieß Anakin die Luft aus, fuhr sich mit der Hand durch die Haare, prüfte mit der anderen Hand, ob sein Lichtschwert noch am Gürtel hing - er hatte es zu oft verloren - bevor er Obi-Wan zum Tempelportal folgte.
***
Der östliche Teil des Gebäudes war von Anakin selten besucht - noch bewohnte er zusammen mit Obi-Wan ein Meister-Padawan-Quartier im südlichen Teil, auch die Archive, die meisten Trainingsräume, Hangars und der Saal der tausend Quellen lagen in anderen Gebäudeabschnitten. Dennoch kannte er sich automatisch aus - die Raumaufteilung unterschied sich kaum von den Quartieren auf anderen Ebenen.
Anakin fand Ezra in einem Trainingsraum - die Wände waren mit weißen und braunen Holzpanelen verkleidet, der obere Teil der zweistock-hohen Wand war mit fensterähnlichen Lampen ausgestattet, die den Raum mit scheinbaren Tageslicht fluteten. An der rechten Wand hingen mehrere Reihen verschiedener Lichtschwertmodelle, an der Stirnseite des Raumes zierte das Wappen des Jedi-Ordens die Holzwand.
Anders als in den meisten Trainingsräumen der Jünglinge, war der Boden nicht mit Matten ausgelegt, bestand aus hellen Holzdielen.
Neugierig blieb Anakin auf der Türschwelle stehen, lehnte sich mit verschränkten Armen gegen den Türrahmen.
Ezra trug eine weiße Tunika, die mit den typisch goldenen Linien verziert war und mit einem Gürtel zusammengehalten wurde, an dem eine kurze Kette mit bunten Holzperlen baumelte, hellgraue Leinenhosen und seine braunen Stiefel mit dem orangenen Streifen auf dem Fußrücken. Seine schwarzen Haare waren ein Stück gewachsen, standen ein wenig ab.
In seinen Händen hielt er den Griff eines Doppelklingenlichtschwerts, dessen aktivierte Klingen die Umgebung in ein goldenes Licht tauchten.
Ezra drehte das Schwert in seinen Händen, stolperte, als sich die Klinge gefährlich seinem Oberschenkel näherte, fing sich mit der Macht auf - eine kurze Welle von Überraschung schwappte durch die Macht auf Anakin zu. Überrascht blinzelte Anakin, beobachtete weiter die Bewegungen Ezras, tastete mit der Macht vorsichtig in seine Richtung - anders als das letzte Mal, antworteten ihm diesmal keine leeren Mauern in der Macht. Sie waren einem dichten Nebel gewichen, die Ezras Gedanken verbargen, aber immer wieder kleine Wellen von Emotionen durchsickern ließen.
Ezra versuchte sich erneut an der Formabfolge, traf mit der Trainingsklinge seine Fußspitze, fluchte.
Doppelklingenlichtschwerter waren die zeremoniellen Waffen der Tempelwachen, mit zwei etwas kürzeren, gelbgoldenen Lichtklingen an beiden Enden des Griffs, der einfach aus grau-weißem Metall bestand.
Anakin wusste, dass viele Tempelwachen auch eigens gebaute Lichtschwerter mit sich trugen, auch wenn sie hauptsächlich die Doppelklingenlichtschwerter nutzten, in deren Kunst jeder Wächter unterwiesen wurde - eine der schwierigsten Formen des Lichtschwertkampfes, einfach da die Gefahr, sich selbst zu zerteilen ziemlich hoch war.
Als Anakin vor mehreren Wochen mit dem Achtzehnjährigen trainiert hatte, hatte er ihm absichtlich nur das Holzschwert gegeben, nicht sicher, ob er den Jungen mit einem richtigen Lichtschwert überfordern könnte - zu seiner Überraschung war Ezra mit dem Schwert sehr gut umgegangen und hatte schnell gelernt, bis er die Form III fast perfekt ausgeführt hatte.
Umso überraschter war Anakin, Ezra jetzt dabei zuzusehen, wie unbeholfen er die Formen durchging - nicht nur die Bewegungen selber, sondern seinen Stand - seine Füße. Anakin hatte gesehen, dass Ezra kämpfen konnte, das er die richtige Körperhaltung im Kampf einnahm, ohne darüber nachdenken zu müssen.
Vielleicht war er jetzt unsicher, wegen der neuen Waffe, aber dennoch müsste Ezra nicht dreimal darüber nachdenken, wohin er seinen nächsten Schritt trat - Es sei denn er tat dies mit Absicht.
„Okay, Bridger", stoppte ein Tempelwächter Ezras Bewegungen - der Mann hatte bisher im Ausreichenden Abstand zu Ezra an der Wand gestanden, jede seiner Bewegungen genau folgend. Außer dem Ritter war noch ein Padawan im Raum, der Anakin seit seinem Eintritt nicht aus den Augen gelassen hatte, sich jetzt aber mit einem Grinsen Ezra zuwandte - er schien Anakin hingegen noch nicht bemerkt zu haben (was Anakin ihm nicht abkaufte).
„Also eben hat das besser ausgesehen - dir liegt das normale Schwert besser", sagte der Padawan, klopfte Ezra aufmunternd auf die Schulter.
„Sorry", murmelte Ezra nur, wirkte kein Stück enttäuscht über sich selber. „Ich hab mich auf die zweite Klinge konzentriert."
„Vielleicht solltest du dein Ziel nicht ganz so hoch stecken, Ezra", sagte Anakin jetzt laut, und genau wie er es sich gedacht hatte, wirkte Ezra kein bisschen überrascht, seine Stimme im Rücken zu hören.
Ezras tiefblaue Augen wirkten Grün im Lichtschwertschein, bevor die Klingen deaktiviert wurden, huschten kurz zu Anakins rechtem Auge.
„Was ist passiert?", fragte der Schwarzhaarige neugierig, doch Anakin winkte ab.
„Nur ein sehr langes Duell - apropos, vielleicht solltest du es zuerst mit zwei Lichtschwertern ausprobieren, als mit einer Doppelklinge", schlug Anakin vor, neugierig, wie gut sich Ezra auch mit diesem Kampfstil schlagen würde - der Jedi-Ritter unterbrach ihre Unterhaltung.
„Zwei Schwerter sind nicht wirklich leichter zu handhaben, als ein Doppelschwert, Padawan Skywalker."
Anakin kannte den Jedi nicht, unterdrückte jedoch seine schnippische Antwort, dass Ezra das durchaus schaffen könnte - jeder Padawan im Orden wurde zumindest in den Grundzügen jedes Kampfstils unterreichtet, und das schon mit zwölf Jahren - und er verstand nicht, warum Ezra sich zurückhielt, aber es war auch nicht seine Sache.
„Darf ich?", fragte er stattdessen, wartete nicht auf eine Antwort von Seiten des Jedi-Ritters, sondern griff einfach nach seinem eigenen Lichtschwert und warf es Ezra zu, der es instinktiv auffing.
„Was wird das?", fragte Ezra unsicher, brachte Anakin zum Grinsen.
„Eine Revanche. Für dich - vielleicht schaffst du es diesmal, nicht zu verlieren, Bridger", sagte Anakin, griff im selben Moment nach einem der Schwerter die an der Wand hingen.
„Ich glaube nicht -", meinte der fremde Jedi, doch Anakin unterbrach ihn.
„Ich bin vorsichtig mit ihm, versprochen. Außerdem lernt man viel besser, wenn man wirklich kämpft und nicht nur alleine mit einer Klinge herumfuchtelt."
Der Jedi nickte nachdenklich, verschränkte die Arme.
„Aktiviere die Trainingsklinge - ich habe gehört, das Ihr dazu neigt, übermütig zu werden, Padawan Skywalker", stimmte er schließlich zu und gesellte sich an die Seite des blonden Padawans, der Ezra nicht aus den Augen ließ, seit dem dieser Anakins Lichtschwert in der Hand hielt - war das Neid? Anakin unterdrückte ein weiteres Grinsen, aktivierte stattdessen das grüne Lichtschwert.
Ezra starrte noch einige Sekunden auf den silbernen Lichtschwertgriff, bevor er zögernd die blaue Klinge aktivierte - im Trainingsmodus leuchtete die Farbe nicht ganz so intensiv, tauchte Ezras Gesicht aber trotzdem in sein blaues Licht. Es war die gleiche Farbe, wie Ezras Augenfarbe, wie Anakin auffiel.
„Jetzt träum' nicht so, Bridger! Und denk an deine Füße", erlaubte sich Anakin noch einen neckischen Kommentar, woraufhin Ezra verlegen zusammenzuckte - Anakin konnte Ezras Gesichtsausdruck nicht genau einordnen, er wirkte ein wenig ertappt, doch die Emotion verschwand so schnell wieder wie sie gekommen war.
Ezra lächelte jetzt selbstbewusst, nahm fließend die Anfangsposition von Form III an.
„Unterschätz' mich nicht, Skywalker, ich habe in den letzten Wochen sehr oft trainiert", sagte Ezra bloß, wechselte seine Haltung von Form III auf Form IV, neigte die Spitze der Energieklinge zu Anakin, ging leicht in die Knie, bevor er sich mit der Macht vom Boden abstieß und mit einer Schraube auf Anakin zusprang.
Anakin riss sein Schwert hoch, parierte Ezras Schlag und stieß den Achtzehnjährigen zurück, der sicher auf beiden Beinen aufkam, das Schwert in die andere Hand nahm und ihm mit der freien Hand eine Machtwelle entgegenschickte, der Anakin nur knapp ausweichen konnte. Anakin atmete tief ein, griff nach der Macht um sich, schickte sie zurück zu Ezra, ließ die Wellen um seine Füße spülen und zog ihm die Beine weg.
Mit einem überraschten Schnaufen landete Ezra auf dem Hintern.
„Au", murrte Ezra leise, während Anakin sich das Lachen verkneifen musste und breit lächelte.
„Mit Soresu warst du ein bisschen herausfordernder als mit Ataru, Ezra."
„Blödsinn - ich wollte nur dein Ego nicht verletzen", erwiderte Ezra keck und erhob sich wieder vom Boden.
Anakin schmunzelte, hob sein Schwert wieder. „Nochmal?"
„Denk daran, deine Deckung nicht aufzugeben, Bridger. Form IV besteht aus kurzen und schnellen Schlägen, die Ausdauer und Tempo verlangen. Wenn du die Deckung deines Gegners nicht durchbrechen kannst, solltest du dich zurückziehen und dich auf deine Defensive konzentrieren", erinnerte der Jedi-Ritter Ezra, der nur nickte, und wieder in Angriffsposition ging.
Anakin verdrehte leicht die Augen, drehte sein Schwert ein wenig und musterte Ezras Haltung. All ihre theoretischen Anweisungen zum Lichtschwertkampf würden Ezra nicht wirklich helfen können, das wusste Anakin einfach - man lernte einfacher kämpfen, wenn man wirklich kämpfte. Eine bessere Lernmethode gab es nicht.
Diesmal griff Anakin zuerst an, zielte mit der Klinge auf Ezras Seite, der seinen Schlag parierte und ihn im selben Augenblick mit der Macht von sich wegstieß. Anakin drehte sein Schwert, schlug von der anderen Seite zu, Ezra parierte erneut.
Anakin schmunzelte - defensiv kämpfen konnte der Jüngere. Er erhöhte seine Geschwindigkeit, ohne die Kraft aus seinen Schlägen zu nehmen, drängte Ezra einige Schritte nach hinten, bevor dieser unter seinem nächsten Angriff abtauchte, Anakin am Ellenbogen packte und ihm das Bein wegtrat - Anakin strauchelte, drehte sich nach hinten, doch Ezra folgte seiner Bewegung, klebte ihm wie eine Klette im Rücken.
„Halt still!", rief Anakin, als Ezra erneut hinter ihm abtauchte, änderte im gleichen Augenblick seine Taktik, trat einen Schritt vor, statt sich zu drehen, stieß sich mit der Macht vom Boden ab und sprang in einem Salto nach hinten zurück.
Mit beiden Beinen landete er hinter Ezra, schlug mit dem Schwert in Richtung seines Kopfes - ein Zischen ertönte, als seine Klinge auf Ezras traf.
Das türkise Leuchten beider Lichtschwerter spiegelte sich in Ezras Augen wieder, der Achtzehnjährige lächelte leicht, bevor er plötzlich das Schwert deaktivierte - Anakin verlor durch den fehlenden Wiederstand kurz das Gleichgewicht, schwang seinen Schwertarm in einem weitem Bogen, um sich zu halten, während Ezra unter seinen Armen durchtauchte, seine Schulter gegen Anakins Brust stieß.
Die Luft wurde aus seinen Lungen gepresst, überrumpelt keuchte Anakin auf, stolperte nach hinten, stieß Ezra im gleichen Atemzug wieder von sich weg - beide hielten inne.
„Das nennst du Schwertkampf?", fragte Anakin Ezra, der leicht grinste.
„Das nenn ich gewinnen."
„Warum hältst du dich dann zurück?"
„Tust du doch auch!"
Na schön, dachte Anakin, festige seinen Griff um sein Schwert, sammelte die Macht um sich, um in seinen Schlag mehr Kraft zu legen, bevor er zwei Schritte auf Ezra zulief und seinen nächsten Angriff ausführte - die beiden Trainingsklingen trafen aufeinander, zischten, sprühten Funken. Anakin stieß Ezras Schwert zur Seite, schlug erneut nach ihm, Ezra parierte knapp vor seiner Schulter, ein dumpfer Knall ertönte und erstickte das Zischen.
Erschrocken taumelte Ezra nach hinten, eine schwache Erschütterung erfasste den Boden unter ihren Füßen.
„Was zum -", zischte der Padawan, sah unsicher zu seinem Meister, der bereits nach seiner Uniformmaske griff - dann erschallte der Alarm durch die Gänge des Tempels.
„Was -", fragte nun auch Anakin, lief zur Tür und sah in den Gang.
Erneut ertönte ein zweiter Knall, näher diesmal, dass der Boden erzitterte, staub rieselte aus den Spalten zwischen den Holzbalken an der Decke.
Zwei Tempelwachen rannten an Anakin vorbei, zeitgleich erschien der Jedi in voller Robe neben ihm, zusammen mit seinem Padawan und Ezra, der sich gerade die Maske der Tempelwachen aufsetzte.
„Es war so friedlich hier, als du noch weg warst", kommentierte Ezra nur, drückte Anakin sein Lichtschwert in die Hand, während er sich das Doppelklingenschwert zögerlich an den Gürtel hängte und den beiden anderen Tempelwachen folgte.
„Kann ich ja nichts dafür, wenn jemand den Tempel angreift, wenn ich wieder da bin", murmelte Anakin und rannte den drei Wachen hinterher. Er musste Obi-Wan finden - oder noch besser, denjenigen, der es wagte, den Jeditempel anzugreifen.
Eine dritte Explosion erschütterte das Gebäude, diesmal leiser und von weiter weg.
Der Tempel war immer noch Anakins Zuhause, selbst wenn er an einigen Punkten mit den anderen Jedi aneckte.
An der nächsten Ecke bog er in die andere Richtung ab, rannte in Richtung der dritten Explosion. Nach einer weiteren Biegung erreichte er einen höheren Flur, der über mehrere Stockwerke ging, die durch Emporen und Treppen miteinander verbunden waren. Jedi hasteten durch die Flure, führten jüngere Padawan und Jünglinge von den Explosionsorten weg, Tempelwächter patrouillierten schnellen Schrittes von dem einen Flur in den anderen.
Anakins Blick huschte über die Jedi, schloss die Augen und verband sich mit der Macht. Er musste einen möglichen vierten Angriff verhindern - unruhige Wellen stießen in unregelmäßigen Strömungen gegeneinander, das Meer der Macht wirbelte in kleinen Stürmen unterschiedlicher Farbtöne durch den Raum. Anakin spürte Angst, Entschlossenheit, Verwirrung - er griff nach einer der Strömungen, schickte sie mit kontrolliertem Griff ein einem weiten Bogen um sich herum, blendete die Emotionen der anderen Lebewesen aus - er musste die Quelle finden.
Etwas zog an seiner Strömung, sachte, fast zaghaft, das Rauschen in der Macht schien gedämpft zu werden - Hier.
Anakin riss die Augen auf, drehte den Kopf nach rechts.
Hier.
Er zögerte, wusste nicht, ob er eine der anderen Jedi bescheid sagen sollte - doch ein weiteres Zupfen in der Macht ließ sein Zögern verblassen. Er hatte keine Zeit dafür - es war nur ein dumpfes Gefühl, das die Zeit drängte - Hier - rief die Stimme in der Macht, zog an ihm wie an einer Leine.
Anakin setzte sich in Bewegung, folgte der Stimme und dem Ziehen, beschleunigte seine Schritte, als er einen schwachen, dunklen Fleck in der Macht wahrnehmen konnte, irgendwo in der großen Eingangshalle - der Angreifer.
Er war nicht weit weg, konnte dessen Gefühle durch die Macht schwemmen spüren, nur dumpf, aber vorhanden - Stress, Anspannung. Anakin umfasste sein Schwert fester, rannte jetzt den Flur hinunter.
Hier.
Anakin biss sich beim laufen in die Lippe - wieso konnten die anderen Jedi diesen Ruf nicht hören? Jetzt wirkte das Ziehen viel stärker, das Rufen lauter.
Abrupt lieb Anakin stehen, als sich der Flur zur untersten Ebene der Eingangshalle öffnete. Er entdeckte die Gestalt nicht sofort - der oder diejenige stand halb versteckt hinter einer der breiten Marmorsäulen, in den Händen ein kleiner, unauffälliger Kasten. Der Fremde trug eine schwarze Rüstung, dessen Design Anakin nicht zuordnen konnte, mit goldenen Schulterplatten und einen dunklen Umhang mit Kapuze über dem Helm.
Die behandschuhten Finger drehten an dem Kasten herum, befestigten diesen dann an der Seite der Säule - eine weitere Bombe, dachte Anakin und zögerte nicht weiter, aktivierte die blaue Klinge seines Lichtschwerts.
Der Fremde verharrte, als das Zischen des Schwertes ertönte, zuckte mit seinen Händen zu seinen Hüften, als wolle er nach Blastern greifen.
„Keine Bewegung. Zeig mir deine Hände - du hast dein Glück verspielt", rief Anakin durch die leere Halle, trat mit zügigen Schritten aus den Schatten auf den Fremden zu. Dieser nahm langsam seine Hände von der Bombe, hob die Arme und trat einen Schritt von der Säule zurück - Anakin hielt ihm die Spitze seines Schwerts nahe an den Hals.
„Rühr dich kein Stück", verlangte Anakin, als der Fremde mit den behandschuhten Fingern zuckte. Er legte den Kopf schief, schien Anakin zu mustern. Seine Gefühle, die zuvor dumpf durch die Macht geklungen waren verschwanden schlagartig, wechselten zu einem anderen Gefühl, viel klarer jetzt - Triumph? Verwirrt blinzelte Anakin, hielt die Energieklinge noch ein Stück näher an den Hals seines Gegners.
„Das war zu einfach", ertönte eine verzerrte Stimme aus dem Helm, die Anakin keinem Alter oder Geschlecht zuordnen konnte, die goldenen Linien auf dem Helmvisier glänzten, als der Fremde den Kopf weiter neigte.
Anakin öffnete den Mund für einer Erwiderung, doch ein warnendes Kreischen in der Macht ließ ihn verstummen - einen Augenblick später zuckte der Angreifer mit den Fingern, ballte sie zur Faust und ließ eine Machtwelle los, die Anakin von den Füßen riss.
Wie eine solide Wand schlug ihm die Macht entgegen, Schmerzen schossen durch seine Glieder, als er mit dem Rücken gegen eine Säule stieß, sein Kopf knallte gegen den Marmor.
Ein wütendes Pochen schallte durch seinen Schädel, der Boden schien sich zu neigen, als er sich wieder auf die Füße zog, versuchte den Angreifer mit seinen Augen zu erfassen - der zuvor schwache graue Fleck in der Macht war einem schwarzen Wirbel aus Dunkelheit gewichen, als wäre die Präsenz zuvor unter Nebeln verhangen gewesen, eisige Kälte schlug ihm entgegen.
Der Attentäter stand da wie zuvor, nur waren die Hände wieder unten, in der Rechten hielt er einen Gegenstand. Ein Lichtschwert, dachte Anakin benommen, hob sein eigenes Schwert. Der Fremde trat einige Schritte auf Anakin zu, hob seine freie Hand in seine Richtung.
Anakin zog an den Machtströmungen, verdichtete sie vor sich zu einem Schild, um sich vor einer weiteren Machtwelle oder eventuell auch vor Machtblitzen zu schützen - zu tief lag noch die Erinnerung an sein kurzes Duell gegen Dooku.
Anakin ließ die Macht um sich sammeln, gab die Schmerzen in seinem Kopf in die Macht ab, verdichtete das Schild um sich noch weiter, als der Angreifer plötzlich stehen blieb - Eine Eiswelle schlug ihm entgegen, brandete wie ein Tsunami um seinen Schild, bohrte sich in die Lücken, die Anakin nicht schnell genug schließen konnte.
Die Kälte brannte auf seiner Haut, umschlag seinen Körper, lähmte seine Arme und Beine, sodass er plötzlich wieder zusammenklappte. Seine Muskeln zogen sich schmerzhaft zusammen. Anakin wollte sich konzentrieren, mit der eigenen Macht zurückschlagen, doch bevor er eine Chance dazu hatte wurde ihm speiübel.
„Du wirst mir mein Leben nicht ruinieren, Skywalker. Das werde ich verhindern" sagte der Attentäter, der jetzt ganz nah an ihn herantrat, die Finger gekrümmt.
Anakin kämpfte gegen den gewaltigen Druck in seiner Brust und seinem Bauch an, der ihn von Innen heraus zerquetschen würde, unterdrückte einen Schrei, der seiner Kehle entfliehen wollte und versuchte stattdessen wieder atmen zu können - ein Zischen und Schreien drang zu ihm durch - der Druck verschwand, Luft strömte zurück in seine Lungen, die schmerzhaft stachen und brannten.
Dann glitt Schwärze in Anakins Sichtfeld.
****************
Moin^^
Wie gehts euch? Der Trainingskampf ist in dieser Version endlich zustande gekommen (in der alten gab es etwas früher schon eine Explosion), einfach da ich es liebe, die Dynamik zwischen Ezra und Anakin weiter auszubauen xD Das Kapitel ist auch diesmal komplett aus Anakins Sicht geschrieben, um ein bisschen mehr Abwechslung reinzubringen - außerdem mag ich es nicht, wenn die Perspektiven mitten im Kapitel wechseln.
Sooo - das nächste Kapitel kommt dann wieder nächsten Montag (wenns nicht klappt, dann am Mittwoch danach), da ich übers lange Wochenende auf Borkum bin und nicht dazu kommen werde, weiterzuschreiben.
Dann wünsche ich euch noch eine schöne Woche und danke nochmal an die Kommentare und Votes, die ihr dagelassen habt <3
LG Danni^^
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