V - Der Orden der Jedi
Ezra brauchte eine Weile, wieder auf die Beine zu kommen. Sein rechtes Bein fühlte sich taub an, sein Gewicht konnte er nur dank einer Krücke tragen, die Depa Billaba ihm reichte.
Seine ersten Schritte fühlten sich an, als würde der Boden unter seinen Füßen nachgeben. Die Jedi ließ ihn bei keinen seiner Schritte aus den braunen Augen und erlaubte ihm erst, die Krankenstation zu verlassen, nachdem der Medidroide ihn ein letztes Mal untersucht und sein Einverständnis gegeben hatte.
Anders als Ezra geglaubt hatte, bestand die Krankenstation des Jedi-Tempels nicht nur aus diesem Saal – hinter der Tür kamen weitere Räume zum Vorschein, in die er immer nur kurz durch die offenen Eingänge sehen konnte. Der Boden in dem breitem Flur dazwischen war aus hellbraunem Marmor gefertigt, schlichte beige Wände wurden geschmückt von breiten, eingelassenen Säulen, die die Decke mit Rundbögen trugen.
Die Krücke hinterließ ein dumpfes Klonk bei jedem seiner Schritte, hallte nur leicht durch den offenen Raum. Der Gang außerhalb der Krankenstation war noch höher – mindestens über drei Stockwerke zog sich die Decke, zwischen den Marmorsäulen ließen deckenhohe Fenster das Sonnenlicht herein.
Als Ezras Blick durch die Fenster nach draußen fiel, blieb er wie angewurzelt stehen – sein Atem stockte unwillkürlich, während sein Kopf versuchte, das Bild zu verstehen.
Die Städte Lothals oder Garels, waren nicht einmal ansatzweise so überwältigend, wie diese – das Sonnenlicht spiegelte sich in den unzähligen Fenstergläsern der hochgetreckten Wolkenkratzern und Türme, tiefe Schluchten zogen sich zwischen den Gebäuden hindurch, die Tiefe war durch den dichten Nebel tiefhängender Wolken verborgen. Schwärme von abertausenden Gleitern und Schiffen zogen in geordneten Linien durch die Häuserschluchten, Millionen von Lebewesen tummelten sich auf den offenen Plattformen vor den großen, prunkvollen Gebäuden.
Instinktiv öffnete Ezra seine Schilde einen Spalt weit, tastete mit der Macht nach den Leben, als wolle er testen, ob das Bild, was sich ihm bot, tatsächlich real war.
Es war real. Die Wucht der pulsierenden Leben in der Macht ließ ich zurückzucken, bewies ihm, dass die Leben, die man von hier aus sehen konnte, nicht einmal ansatzweise die Menge an Leben wiederspiegelte, die auf diesem Planeten vorhanden waren.
Was ihm jedoch am meisten Unbehagen bereitete waren die Kriegsschiffe, die den Orbit des Planeten besetzten – sie wirkten klein, von hier unten, und waren kleiner, als die Sternenzerstörer später, aber Ezra erinnerten sie trotzdem an das Imperium. Diese Flotte war hier, um den Planeten zu schützen, dennoch konnte er den Gedanken nicht verhindern, dass diese Schiffe die gesamte Stadt vernichten konnten.
So wie Thrawns Kriegsschiff auf Lothal.
Ezra blinzelte, versuchte die Erinnerungen wieder loszuwerden, die in seinem Kopf zu wüten begannen – grüne Lichtblitze, blendendes Feuer, schwarzer Rauch der aufstieg, Staub und Schutt, der die Straßen bedeckte –
„Bridger“, ertönte es neben ihm, riss ihn aus den Gedanken. Er zuckte zurück, die Hand auf seiner Schulter verschwand, als er zur Seite trat – Depas Augen musterten ihn mit einem unergründlichen Ausdruck. Ezra blinzelte, löste seine verkrampften Fingerspitzen aus dem braunen Stoff seiner Robe, die die Jedi ihm gegeben hatten. Er räusperte sich, verschränkte die Arme vor seiner Brust – er hoffte, die Jedi-Meisterin hatte ihm keine Frage gestellt, die er nicht mitbekommen hatte.
„Wenn du dich gut genug fühlst, erwartet dich der Rat, Bridger“, wiederholte Depa mit ruhiger Stimme, ihr musternder Blick ruhte auf Ezra.
Hastig nickte er zustimmend, bemühte sich, seine Schilde wieder zu festigen, mit der penetranten Gewissheit, dass es keine Möglichkeit gab, dass die Jedi seine Machtpräsenz nicht wahrgenommen hatte. Karabast, er hatte sich mit einem Raubtier verbunden und es gezähmt – sie hatten es auf jeden Fall mitbekommen.
Und wenn schon, dachte er unwillkürlich. Schaden konnte es nicht – oder? Ezra war kein Sith – er war kein Nutzer der dunklen Seite der Macht. Sicher, die Jedi würden ihm Fragen stellen, aber es war kein Verbrechen, die Macht nutzen zu können, ohne Teil des Jedi-Ordens zu sein. Solange Ezra seine innersten Gedanken und Erinnerungen hinter den Schilden verstecken konnte, würde keiner erfahren, dass er nicht aus dieser Zeit kam.
Er musste nur gut schauspielern und sich eine plausible Geschichte ausdenken, ohne dass jemand merkte, das er Lügen erzählte.
„Dann folge mir.“
Depa wandte sich nach links, wo sich der Gang nach wenigen Metern bereits zu einer Galerie öffnete, die am oberen Rand einer weit größeren Halle verlief, getragen von meterdicken Säulen, die vom dreißig Meter tieferen Boden bis zur hohen Decke aus braunem Marmor reichten. Ein blauer Teppich dämpfte ihre Schritte, sanft goldene Lampen erhellten den Weg, der sich von den Fenstern entfernten. Mit jedem Schritt weiter an der Halle entlang, offenbarte sich die Größe des Raumes – weitere Säulen, Emporen und Gänge, die durch den Saal verliefen, Galerien auf unterschiedlichen Stockwerken, hohe Türen, die den Blick auf die Räume dahinter verwehrten.
Lebewesen verschiedener Spezies und verschiedenen Alters durchquerten die Flure, selbst eine Gruppe von Kindern, die nicht älter als vier sein konnten, rannten an Depa und Ezra vorbei, ihr Kinderlachen echote leicht zwischen den Säulen wieder.
Kanan hatte ihm eins erzählt, dass die Jedi sehr jung in den Orden kamen, dass sie sich teilweise nicht einmal an ihre Eltern erinnern konnten, aber so richtig hatte Ezra es ihm nicht glauben wollen.
Ein Aufzug am hinteren Ende der Halle, brachte sie beide in die oberen Stockwerke des riesigen Gebäudes – nur das sanfte Summen des Liftes ertönte, die Jedi schwieg.
Unruhig trat Ezra von einem Bein auf das andere, versuchte seinen Puls ruhig zu halten. Er hatte keine Ahnung, wie dieser Rat war – oder wie sie auf ihn reagieren würden. Depa Billaba war dabei keine Hilfe. Sie wirkte nicht so, als würde sie seine Nervosität bemerken.
„Was ist mit der Raubkatze passiert?“, fragte Ezra schließlich und brach damit die Stille, in dem Moment, in dem der Aufzug stoppte und sich die Tür öffnete. Er fragte hauptsächlich, um sich von der bevorstehenden Befragung abzulenken, bei der er immer noch keine Ahnung hatte, was er genau sagen wollte – andererseits wollte er wirklich wissen, was mit dem treuen Tier passiert war, nachdem er ohnmächtig wurde.
Er wusste nur noch, dass die Katze bei ihm geblieben war, selbst nachdem die Machtverbindung von Ezra gebrochen worden war.
Der Raum hinter den Aufzugtüren war halbrund, drei Meter hoch und mit breiten Fenstern versehen. Ein roter Teppich bedeckte den Boden, die Wände aus weißem Stein. Ezras Blick blieb bei der Aussicht hängen – sie waren mittlerweile in der Spitze eines hohen Turmes, der weit über dem Jedi-Tempel aufragte und eine majestätische Sicht auf die Stadt bot – so dass er Depas Antwort beinahe verpasst hätte.
„Der corellianische Sandpanther? Er ist hier, im Tempel. Sicher untergebracht. Wir haben ihn kaum von dir trennen können, Bridger. Das hätten die Meister dir noch gesagt, aber du solltest nachher nach ihm sehen. Das Tier ist sehr nervös, seit dem du auf der Krankenstation angekommen bist.“ Depas Blick haftete wieder auf Ezras Gesichtsausdruck, musterte seine Reaktion, als erwartete sie eine Antwort auf eine Frage, die Ezra nicht kannte.
Ezra blinzelte überrascht – er hatte eigentlich damit gerechnet, dass die Jedi die Raubkatze zurück in ihre Heimatwelt gebracht hätten – so hätte es zumindest Kanan gemacht.
„Wie lange bin ich denn schon hier?“, fragte er leise, während er hoffte, das der Panther nicht einfach nur in einen geschlossenen Raum gesperrt wurde.
„Fünf Standarttage. Nun, warte hier, Ezra Bridger. Der Rat wird dich hereinbitten, wenn sie soweit sind.“
Ezra hatte nicht einmal Zeit, darauf zu reagieren, da hatte sich die Jedi-Meisterin bereits abgewandt und verschwand durch die einzig andere Tür im Raum. Er hatte nur Sekunden, in denen er durch den offenen Eingang in den runden Raum dahinter sehen konnte, doch mehr als mehrere ihm unbekannte Jedi-Meister verschiedener Spezies und Geschlechts, konnte er nicht erspähen – dann schloss sich die Tür mit einem Zischen wieder und Ezra blieb allein in dem Vorraum stehen.
Langsam atmete Ezra ein, trat an das Fenster und sah nach draußen. Er schloss die Augen und holte erneut tief Luft.
Er konnte die Zeit nun auch sinnvoll nutzen, und sich Worte zurechtlegen – den Luxus hatte er beim Imperium selten gehabt, und wenn auch nur, während die Soldaten ihn zu ihrem Kommandanten geführt hatten. Dennoch hatte er es immer geschafft sich eine Geschichte zurechtzulegen, die ihn nicht als Rebellen verraten hätte – manchmal hatte er genug Glück gehabt, dass die Imperialen sein Gesicht nicht gekannt hatten und ihm glaubten, dass er ja nur ein einfacher Schmuggler war, der den falschen Job angenommen hatte (sich selbst aus einer Zelle befreien, hatte Ezra dann trotzdem müssen, nur hatte er so die Befragung nach anderen Rebellen umgehen können).
Er wusste, er sollte so nah wie möglich an der Wahrheit bleiben – zu groß war die Gefahr, sich selbst zu widersprechen. Er war Ezra Bridger, kam von Lothal und war zu ersten Mal alleine in einem Raumschiff gewesen – Machtwellen, die gegen Ezras Schilde brandeten, rissen ihn aus den Gedanken, ließen ihn erschrocken zusammenzucken.
Die Macht um ihn war durch die Jedi aufgeladen, als würde er direkt in ein Stromfeld fassen, wenn er versuchte, seine Umgebung wahrzunehmen. Jeder einzelne Jedi-Padawan, Ritter oder Meister hatte seine eigene Präsenz, die leuchtete wie unterschiedlich helle und unterschiedlich große Sterne. Keiner der Jedi im Orden versteckte seine Machtpräsenz hinter Schutzschilden, wie Ezra es von Kanan gelernt hatte – sie mussten es schlichtweg nicht. Hinter ihnen waren nicht pausenlos Inquisitoren her, vor denen sie sich verbergen mussten.
Doch die Sterne der Jedi waren nicht ganz so hell, wie die Präsenz hinter Ezras Rücken – diese neue glich eher einer kleinen Supernova, dachte Ezra insgeheim, während er sich von den Fenstern wegdrehte, sein Herzschlag leicht erhöht.
„Es ist atemberaubend.“ Anakin Skywalker nickte in Richtung der Aussicht, auf seinem Gesicht lag ein leichtes Lächeln.
Zaghaft nickte Ezra, wusste nicht, was er von einem jüngeren Vader halten sollte – anders als auf Geonosis hatte er nun mehr Zeit, den Jedi näher zu betrachten – Er wirkte tatsächlich nicht älter als Ezra selbst, und ohne den Stress eines Kampfes zeigte sich auch ein Lächeln in dem Gesicht – Vader hatte nie lächeln können, nicht mit der Maske. Er hatte hellblaue Augen, die im schwachen Tageslicht dunkler aussahen – keine gelben Sith-Augen.
Die Armprothese war neu – zumindest konnte sich Ezra nicht an einen goldglänzenden künstlichen Arm erinnern.
„Du gehörst nicht zum Orden – oder?“, fragte Skywalker plötzlich, während das Lächeln zu einem neugierigen Ausdruck wurde. Ezra schüttelte den Kopf.
„Dacht‘ ich’s mir. Du hast keinen Padawan-Zopf.“
Nein. Den hatte er sich nie flechten lassen wollen – und zu auffällig wäre ein solcher ebenfalls gewesen.
Skywalker schwieg kurz, starrte Ezra weiterhin so neugierig dann, so das er nur noch nervöser wurde. Warum starrten denn immer alle so?
„Wie machst du das?“ fragte der Padawan schließlich, trat einen Schritt näher an Ezra heran, so dass er automatisch einen Schritt nach hinten wich – gleichzeitig stupsten erneut Machtwellen gegen Ezras Schild – nicht aggressiv, eher passiv.
„Was denn“, murmelte Ezra verwirrt, verdichtete unwillkürlich die Schildmauer. Er versuchte sich die ganze Zeit einzureden, dass dieser Junge kein Sith-Lord war, doch sein Unterbewusstsein schien sich daran nicht gewöhnen zu wollen – als wäre das Wissen aus der Zukunft zu festgefahren, um sich auf die Vergangenheit einzulassen.
Ein konfuser Gedanke, wie Ezra fand, doch ein richtiger – diese ganze Welt um ihn herum wirkte immer noch so unreal – wie ein ferner Traum.
„Deine Machtpräsenz – es wirkt so, als wärest du gar nicht da – Pflanzen haben mehr Leben als du. Beeindruckend.“
Ezras Gesicht wurde warm – „Ich äh – ich schirm mich – einfach ab“, stammelte er, wusste nicht wie er es erklären konnte – als Kanan ihm die mentalen Schutzschilde beigebracht hatte, gebrauchte er keine Worte. Er hatte es ihm vorgemacht. Nun, natürlich nicht sichtbar, aber spürbar. Alles was Kanan dazu in Worte fassen konnte, war, dass er Machtschilde bereits als Jüngling gelernt hatte – doch nur während er nach der Order 66 untergetaucht war, hatte er diese Fähigkeit so lange trainiert, bis er sich von der Macht – abkapseln konnte. Ezra hatte kein besseres Wort dafür.
Skywalker setzte zu einer Antwort an, doch nun öffnete sich die Tür zum Ratsraum und unterbrach ihn – Ezra konnte nicht anders, als erleichtert zu sein. Anakin Skywalker war nicht wirklich die Person, der er am ehesten erklären wollte, wie man sich anderen Machtnutzern gegenüber verbergen konnte.
Als sich Skywalker schließlich, auf das stumme Hereinbitten von Depa Billaba, von Ezra abwandte und den Raum betrat, kam in Ezra trotzdem ein Gedanke auf – Anakin Skywalker wirkte nicht ansatzweise wie Darth Vader. Er wirkte neugierig. Fröhlich. Er fand den Ausblick auf eine lebendige Stadt atemberaubend.
Das wären eigentlich nicht die Dinge, die Ezra mit dem maskiertem Sith-Lord verbinden würde.
Als Depa auch ihm zunickte, beeilte er sich, hinter dem Padawan her zu kommen – erst jetzt bemerkte er, dass Skywalker ihn erfolgreich davon abgehalten hatte, sich seine Alibi-Geschichte zusammenzustellen.
Er würde improvisieren müssen – doch das lag ihm sowieso besser. Wann hatte einer seiner Pläne jemals vollständig funktioniert?
Der Raum des Jedirates war größer, als der Vorraum, kreisrund und rundum mit breiten Fenstern nach draußen bestückt. Der Boden war aus rotem Stein, ein braun-rotes Mandala-artiges Mosaik in der Mitte, rot gepolsterte Sitze standen drum herum, auf denen die Jedi-Meister, beinahe vollständig saßen. Nur ein männlicher Cereaner war durch ein Hologramm anwesend.
Ezra erkannte Yoda sofort – der kleine, grüne Jedi-Meister nicht viel jünger, als bei ihrer letzten Begegnung – jedoch wusste Ezra nicht, wie schnell seine Spezies alterte. Gerade als sich Depa auf den letzten freien Sessel setzte, fiel Ezras Blick auf den Jedi-Meister, den er auf Geonosis bereits gesehen hatte – der mit dem violetten Lichtschwert, Meister Windu? Ezra hoffte, er hatte sich seinen Namen nicht falsch gemerkt.
Anders als die anderen Jedi-Meister, wirkte sein neutraler Blick nicht wirklich neutral – seine dunkeln, fast schwarzen Augen schienen ihn durchbohren zu wollen, offenkundiges Misstrauen war darin zu erkennen. Unwillkürlich dachte Ezra, dass es vor allem dieser Jedi war, den er mit seiner Geschichte überzeugen musste.
Die Stille, die nun über dem Zimmer lag, war unglaublich laut – und entfachte in Ezra den Wunsch, einfach zurück nach Lothal zu fliehen, den Tempel zu öffnen und in seine eigene Zeit zurückzukehren – zu seiner Familie. Es wäre so einfach – doch Kanans Worte spukten in seinem Kopf herum, dass er nicht anders konnte, als wie angewurzelt stehen zu bleiben und sich den forschenden Blicken der Meister des Hohen Rates der Jedi zu stellen.
Die Macht möchte etwas von dir, Ezra.
„Ezra Bridger. Richtig?“ Meister Windus Stimme hatte einen tiefen Klang, der Jedi stützte sich mit den Ellen auf den Knien ab, lehnte sich vor. Ezra nickte, warf einen Seitenblick auf Skywalker, der neben ihm stand und so wirkte, als wisse er nicht, was er bei dieser Besprechung sollte – sein Meister Kenobi war nicht anwesend, wahrscheinlich weil er kein Mitglied des Jedi-Rates war.
„Meisterin Billaba berichtete, dass dein Auftauchen auf Geonosis – ein Unfall war?“
Windu schaffte es irgendwie seine Fragen als Aussagen zu betonen – Ezra nickte automatisch, auch wenn die Antwort darauf eigentlich klar war.
„Von welchem Planeten stammst du?“, mischte sich jetzt eine Togruta ein – sie hatte lange, blau-weiß gestreifte Lekku, orangene Haut mit weißen Mustern im Gesicht, braune Augen, die mit ruhigem Blick auf ihm lagen.
„Von Lothal. Im Outer Rim“, sagte Ezra leise – er wusste ehrlich gesagt nicht, ob sein Heimatplanet zu diesem Zeitpunkt bereits der Republik angehörte – alles was er wusste, war, dass sich Lothal dieser Regierung während den Klonkriegen angeschlossen hatte. Aber nicht wann genau.
„Unterrichtet in der Macht du bist, hm? Ein Machtnutzer, aber kein Jedi du bist.“ Yodas Ohren zuckten, während er sprach, er lächelte Ezra aufmunternd zu.
Er war ihm wesentlich sympathischer als Windu – Ezra nickte zustimmend, woraufhin sich Windu und Yoda undeutbare Blicke zuwarfen.
Nervös zupfte Ezra am Saum seiner Kleidung herum, während einige Jedi-Meister miteinander tuschelten, so dass er keines der Wörter verstehen konnte. Abermals spürte Ezra Skywalkers neugierigen Blick auf sich.
„Wer hat dich ausgebildet?“, fragte jetzt ein Meister laut, dessen Spezies Ezra nicht erkannte.
„Mein – mein Vater“, sagte Ezra, und das war gar nicht so gelogen – Kanan war immer eine Art Vater für ihn gewesen. „Ist – das wichtig?“, ergänzte er zögernd, nicht wissend, in welche Richtung dieses Verhör gehen würde.
„Gewiss. Sicher wir gehen müssen, Gefahr für die Republik, du nicht werden wirst.“
„Gefahr?!“ Karabast – wieso denken sie –
„Ich denke“, meldete sich jetzt Skywalker zu Wort, der seinen Blick jetzt auf Yoda richtete – „dass ihr ihm die Situation näher erklären solltet, Meister.“
Ezra blinzelte, starrte auf den Padawan neben ihm, der jedoch seinen nun skeptischen Blick nicht von Meister Windu abwandte – der wiederrum wirkte nicht wirklich – glücklich über Skywalkers Einmischung.
„Recht, Padawan Skywalker hat“, ergriff Yoda das Wort, beendete das Blickduell zwischen den Jedi.
„Es gibt immer wieder einzelne Jedi, die den Orden verlassen wollen oder müssen, aus unterschiedlichen Gründen. Einer dieser Jedi hat uns jedoch nicht nur verlassen, sondern verraten. Du bist ihm begegnet“, sagte Depa, die bisher geschwiegen hatte.
Dooku.
„Unser Misstrauen, verstehen du kannst, junger Bridger?“
Ezra nickte leicht. Es war wohl tatsächlich ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt gewesen, in der Zeit herumzuspringen – selbst wenn es dafür je einen günstigen Zeitraum gäbe.
„Ausgebildet dein Vater dich hat, in der hellen Seite der Macht?“
„Ja.“
„Hat er dich vor der dunklen Seite gewarnt? Dir die Gefahren genannt?“, ergriff Windu das Wort.
„Ja.“
„Wo ist dein Vater jetzt?“, forschend lehnte Windu sich weiter vor, während sich Ezras Herzschlag wieder beschleunigte.
„Er – er ist -“
Neben ihm räusperte sich Skywalker leise, riss Ezra so ungewollt aus den drohenden Erinnerungen.
„- weg“, beendete Ezra einfach seinen Satz. Tot, dachte er, doch es auszusprechen vermied er, genau wie er es die ganze Zeit bereits vermieden hatte. Er ist fort.
Auf Ezras Worte folgten einige Sekunden Stille – dann ertönte neues Flüstern um ihn herum. Ezra blinzelte, verlagerte sein Gewicht weiter auf die Krücke an seiner Seite, doch die Jedi schienen ihn im Moment nicht mehr direkt zu beachten – erst als Skywalker leise seufzte, wandte sich die Togruta ihnen zu.
„Es wurden nicht alle unsere Fragen geklärt, Ezra Bridger. Aber du bist noch verletzt und brauchst Ruhe. Der Orden gewährt dir Unterkunft, bis deine Wunden verheilt sind. Padawan Skywalker, zeige Ezra Bridger bitte sein vorläufiges Quartier im Westflügel.“
„Was ist mit dem Panther?“, rutschte es Ezra unwillkürlich heraus, bevor er sich auf die Lippe biss – Yoda kicherte leise.
„Meister Kenobi bei ihm ist. Dein Quartier in der Nähe ist.“
„Oh–kay.“
„Alles klar“, seufzte Skywalker und bedeutete Ezra, ihm zu folgen. Der Padawan wirkte ein wenig genervt – als sich die Türen zum Ratsraum hinter ihnen schlossen, stieß der Braunhaarige geräuschvoll die Luft aus.
„Tut mir leid“, sagte er dann mit einem leichten Lächeln zu Ezra, „die meisten Jedi-Meister sind grundlegend so eingestellt – wer nicht von klein auf beim Jedi-Orden gelebt hat, der ist eine potenzielle Gefahr.“
Ezra schwieg kurz, als sie den Turbolift betraten.
„Na, es ist zumindest besser, alle Möglichkeiten im Auge zu behalten“, murmelte er dann, nicht wissend, ob er den Jedi-Rat überhaupt verteidigen wollte – halbherzig genug waren seine Worte zumindest.
„Dooku haben sie trotzdem nicht kommen sehen. Ein paar Tage vor Geonosis hieß es noch, er sei als ehemaliger Jedi-Meister keine Bedrohung für die Republik und die Jedi.“
Darauf erwiderte Ezra nichts. Er wusste von Ahsoka, das die Jedi in der Vergangenheit oft – ihren Weg verloren hatten, um es so auszudrücken.
Das lange herumstehen forderte bei Ezra langsam seinen Tribut – nach dem sie den Lift hinter sich gelassen hatten und durch einen weiteren hohen, langen Gang liefen, kroch die Müdigkeit langsam an seinen Beinen hoch. Er merkte, wie seine Schritte allmählich langsamer wurden.
Tiefrotes Abendlicht flutete durch die Fenster, als sie die letzte Biegung um Gang passierten.
Anakin hatte sich Ezras Gehtempo angepasst, dem nicht entging, dass der Padawan ihn immer wieder von der Seite musterte. Ezra war jedoch nicht gewillt, weitere Fragen zu beantworten, also war er ganz froh, dass Skywalker den Mund verschlossen hielt.
Weitere zehn Schritte weiter, durchbrach ein dumpfes Grollen die Stille – Ezra hielt automatisch den Atem an, bevor er das Geräusch erneut hören konnte.
Jetzt klang es eher nach Jaulen – Ezra erkannte diesen Laut wieder, so dass er unwillkürlich lächeln musste.
„Hier vorne sind einige Trainingshallen, und hinter der nächsten Ecke sind die Quartiere für die Jedi-Anwärter. Du hast ein Einzelzimmer – das Dritte auf der linken Seite. Allerdings -“, sagte Skywalker, zögerte, als das Jaulen zum lauten Fauchen wurde, das selbst durch die geschlossene Tür hindurch schallte. Der Padawan zögerte erst, dann grinste er leicht.
„Ich glaube Obi-Wan hat einige Probleme mit deiner Katze, Bridger.“
Mit einem Handwinken öffnete Anakin die Tür zu einem der Trainingsräume, aus dem die aggressiven Geräusche kamen.
Der Raum dahinter war recht groß, die Wände mit Rankenpflanzen bedeckt, die ihre Blätter hoch zur Decke streckten, durch die rotes Sonnenlicht fiel – der Boden war mit Matten ausgelegt, die jetzt jedoch in Mitleidenschaft gezogen wurden. Tiefe Krallenspuren zierten die Oberfläche, einige Stellen glänzten gelblich, wo das Gift der Raubkatze Spuren hinterlassen hatte.
Der Sandpanther fauchte, die hellbraunen Nackenhaare waren aufgeplustert, dass es unglaublich flauschig aussah, während die riesige Pranke nach dem Jedi schlug, der gerade noch ausweichen konnte. Kenobi hatte die Hände erhoben, offenbar in dem Versuch, das Tier mit der Macht zu beruhigen.
Während Skywalker sich anscheinend nicht entscheiden konnte, ob er seinen Meister auslachen, oder helfen sollte, erlaubte sich Ezra ein Seufzen – erleichtert trat er einige Schritte weiter in den Raum hinein.
Er wusste instinktiv, dass die Raubkatze nicht wirklich den Jedi angreifen wollte – sie war nur nervös und hatte Angst.
Bevor die Katze erneut nach Kenobi schlagen konnte, sandte Ezra ihr eine kleine Machtwelle entgegen – nur ein Stupsen, als würde Wasser gegen ihre Pfoten spülen – die gelben Augen fixierten augenblicklich Ezras kleine Gestalt.
„So ist gut“, sagte Ezra, hob die Hand, mit der Handfläche zum Kopf des Tieres gerichtet. Leicht strich er mit den Fingerspitzen durch das weiche Fell an der Kopfseite, nachdem er das Raubtier erreicht hatte. „Du brauchst dich nicht zu fürchten.“
Ein Schnurren ertönte, vibrierte in Ezras Körper wider. Die Katze schloss die Augen, als Ezra begann, ihr hinter den großen Ohren zu kraulen.
„Danke -“, sagte Kenobi, nachdem er Ezras Tun eine Weile beobachtet hatte – er konnte den Blick des Jedi in seinem Rücken spüren. „-Ezra Bridger“, half Anakin seinem Meister auf die Sprünge, der Ezras Namen noch nicht kannte.
„Versucht nicht, sie zu kontrollieren“, sagte Ezra nur darauf, „wenn sie Euch vertrauen soll, dann müsst Ihr ihr auch vertrauen.“ Erst jetzt drehte er sich zu den beiden Jedi um – der große Kopf der Katze drückte sich schnurrend gegen seinen Hinterkopf, während Kenobi und Skywalker ihn beide anstarrten. Erst jetzt bemerkte er, dass er den Jedi-Ritter belehrt hatte – ihm wurde warm.
„Nun“, begann Kenobi und räusperte sich. „Dieser Aspekt der lebendigen Macht war noch nie meine Stärke.“
Hab ich bemerkt.
Ezra verkniff sich die Bemerkung.
„Du hast ein Talent dafür“, stellte Skywalker stattdessen fest, verschränkte die Arme vor der Brust. Ezra zuckte nur mit den Schultern. Es stimmte, er hatte sich am Anfang schwer getan, sich mit anderen Lebewesen zu verbinden – doch schließlich hatte er es häufig getan. Er – konnte es nicht einmal genau sagen, weshalb er diese Fähigkeit so liebte.
Gedankenverloren strich er durch das seidige Fell.
„Warum ist sie überhaupt noch hier?“, fragte er dann leise, während sich die Raubkatze auf den Boden niederließ, den Schweif um Ezra geschwungen.
„Corellianische Sandpanther sind sehr selten – sie werden von Wilderern gejagt, die hinter ihrem Fell her sind. Wir können den Sandpanther also nicht einfach auf Corellia aussetzen“, erklärte Kenobi, während er begann, die Schäden, die die Krallen im Boden hinterlassen hatten, zu untersuchen.
Langsam setzte sich Ezra – das verletzte Bein möglichst nicht belastend – auf den Boden, die kräftige Schulter der Katze im Rücken. Er ließ sich von dem leisen Schnurren einlullen, um die aufsteigende Wut zu unterdrücken – natürlich mussten es Jäger sein. Auch die Loth-Wölfe wurden in seiner Heimat gejagt, bis sie verschwanden (er wusste, dass sie nicht wirklich ausgestorben waren).
Ezra spürte, wie leichte Machtwellen gegen seine Schutzschilde prallten, so wie Anakin es vorhin versucht hatte – Kenobis blaue Augen blieben an Ezras Gesicht hängen.
„Wir werden einen Ort finden, wo sie sicher ist. Und du – bist hier auch sicher.“ Kenobis Stimme blieb ruhig, als er das sagte, und Ezra wusste sofort, worauf der Jedi-Ritter anspielte.
Er zog es vor zu schweigen, schloss die Augen und lehnte seinen Kopf gegen die Raubkatze.
Er könnte seine Schilde fallen lassen. Verletzen würde ihn hier niemand.
Nur wusste er Dinge, die niemand wissen durfte. Nicht hier.
**************
Heyy^^
puhh, noch rechtszeitig geschafft xD Dieses Kapitel ist etwas - ausgeartet? Es wurde einfach doppelt so lang, wie es vorher war ;) Und das nur, um näher auf die Charas einzugehen - und den Sandpanther <3 Die Spezies ist eigentlich aus dem Legends-Bereich, doch ich hab mir mal erlaubt, sie hier mit reinzubringen - damals hauptsächlich, weil ich Großkatzen liebe und der corellianische Sandpanther einfach nur cute aussieht xD
So, am Mittwoch kommt dann schon das nächste Kapitel :)
Ich wünsche euch noch einen schönen Rest-Sonntag und einen entspannten freien Tag morgen ^^
LG Danni
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