8 Jona - 1
„Ich weiß einfach nicht, wie ich das schaffen soll."
Verzweifelt versuchte ich Grace zu beruhigen, welche weinend in meinen Armen lag. Seit meine Frau vor einem Monat bei einem Autounfall starb, war ich ein nervlichen Wrack und Grace schien das zu spüren.
„Gib sie mir", forderte Sadie mich auf. „Ich kümmere mich um sie. Du solltest duschen und dich danach hinlegen."
Wie liebevoll sie mich darauf hinwies, dass ich stank. Selbst meine Wohnung sah aus wie ein Schlachtfeld. Mir fehlte es an Motivation und nur für meine Tochter raffte ich mich jeden Tag aufs Neue auf.
„Ich kann sie nicht alleine lassen." Es fiel mir schwer Grace auch nur für einen Moment aus den Augen zu lassen. Sie war alles, was mir noch blieb. Seit einem Monat gab es nur noch uns und, auch wenn ich tief in mir wusste, dass es dumm war, hatte ich Angst auch sie zu verlieren.
„Du kannst und du wirst." Trent nahm Grace aus meinen Armen und gab sie an Sadie weiter. „Ab unter die Dusche mit dir." Mit diesen Worten schob er mich aus dem Wohnzimmer in Richtung meines Badezimmers.
Ich sah nach hinten zu meiner Schwester, während Trent mich aus dem Wohnzimmer brachte. „Aber wenn etwas passiert."
„Wir haben die Situation im Griff. Wehe du kommst innerhalb der nächsten halben Stunde aus dem Badezimmer. Du kannst auch eine Rasur vertragen." Mein bester Freund ließ keinen Widerspruch zu. „Wir haben alles im Griff. Nimm dir die Zeit für dich." Damit schob er mich vollends ins Bad und schloss die Tür hinter mir.
Ich blieb stehen und lauschte, doch ich konnte Grace nicht mehr weinen hören. Daher beschloss ich, dass ich doch duschen sollte und als ich mich zum ersten Mal seit Tagen im Spiegel sah, bekam ich einen Schreck. So hatte ich mich noch nie gesehen. Mein Haar war fettig, der Bart ungepflegt und meine Augenringe schienen bis ins Unendliche zu reichen.
Ich vermisste meine Frau und der Schmerz war unermesslich. Seit der Beerdigung hatte ich mich in der Wohnung verkrochen und verließ diese nur zum Einkaufen. Selbst meine Eltern bekamen mich oder Grace nicht mehr zu Gesicht. Trent und Sadie hatten mich heute einfach regelrecht überrannt und ich konnte sie nicht mehr loswerden.
Ich ging davon aus, dass sie mir Vorwürfe machen würden, wenn sie den Zustand meiner Wohnung sahen, doch das war nicht der Fall. Mir war bewusst, dass sie so taten, als würden sie nichts sehen, aber das Chaos war nicht zu übersehen. Selbst ich war mir bewusst, dass ich langsam die Kontrolle verlor.
Es dauerte fast eine Stunde, bis ich zu den anderen ins Wohnzimmer kam. Ich bekam beinahe ein schlechtes Gewissen, dass ich mir so lange Zeit für mich genommen hatte, aber ich fühlte mich besser und roh hoffentlich auch so.
Die größte Überraschung war jedoch, dass das Chaos in meinem Wohnzimmer nicht mehr vorhanden war. Es war sauer und aufgeräumt. Vermutlich war das Sadie zuzuschreiben, denn Trent hatte Grace auf seinen Schoß und sah mit ihr eine Kinderserie, welche im Fernseher lief.
„Sie nimmt sich gerade die Küche vor", sprach er und sah dabei gebannt auf den Bildschirm. Er war und blieb einfach ein großes Kind. Auch Grace schien sich gar nicht von dem Trickfilm lösen zu können und schien meine Anwesenheit nicht einmal wahrzunehmen.
„Danke." Es kam mir nicht leicht über die Lippen, aber ich meinte es ernst. Ich setzte mich zu ihnen auf das Sofa und sah ebenfalls zum Fernseher.
„Kein Ding. Niemand von uns kann nachvollziehen wie du dich fühlst, aber wir können versuchen dir zu helfen. Du musst es nur zulassen. Wenn nicht für dich, dann zumindest für Grace."
Überrascht sah ich zu ihm. „Seit wann kannst du solche Reden schwingen?"
„Deine Schwester hat scheinbar einen guten Einfluss auf mich. Aber im Ernst. Du musst langsam Hilfe zulassen."
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