7 Matt - 1

Kurz bevor ich mein Elternhaus betrat, hatte ich einen kleinen Augenblick lang Panik. In wenigen Wochen wäre Weihnachten und die ganze Familie wäre erneut hier vereint. Dieses Jahr sollte es jedoch anders werden, denn ich würde zum ersten Mal nicht alleine sein.

Nicht, dass ich mich in Gegenwart meiner Geschwister einsam füllte, doch dieses Mal war es eben anders. Ich hatte nun jemanden an meiner Seite und wollte, dass auch alle aus meiner Familie an meinem Glück teilhaben konnten.

„Mom? Dad?" Ich rief nach beiden, bevor ich die Tür hinter mir geschlossen hatte.

Damals, als wir noch alle hier lebten war es immer laut. Seitdem wir ausgezogen waren, mit Ausnahme von Maddie, denn diese hatte wohl vor ewig hier zu leben, war es verdächtig still in dem riesigen Haus.

„Wir sind im Esszimmer, mein Schatz", rief Mom und ich machte mich sofort auf den Weg dorthin.

Ich hatte mich zum Abendessen angekündigt und diesen Tag mit Bedacht gewählt. Maddie würde heute mit einigen Freundinnen unterwegs sein und somit hatte ich unsere Eltern ausnahmsweise für mich alleine. Das war auch gut so, denn ich hatte keine Ahnung, wie sie auf meine Ankündigung reagieren würden.

„Du kommst genau richtig. Das Essen ist bald fertig." Mom deckte den Tisch, während Dad, der am Kopf des Tisches saß, noch mit jemanden telefonierte. „Ich freue mich, dass du da bist." Sie kam auf mich zu und gab mir einen Kuss auf die Wange. Obwohl wir mittlerweile erwachsen waren, ließ sie es sich nicht nehmen uns alle auf diese Weise zu begrüßen. „Leg das Telefon weg. Unser Sohn ist da", wies sie danach Dad zurecht und er verabschiedete sich schnell von seinem Gesprächspartner, während sie in die Küche ging.

„Sie hasst es noch immer, wenn ich am Tisch telefoniere."

„Warum machst du es dann?", fragte ich und setzte mich neben ihn an den Tisch.

Er lächelte und sah von dem Handy, welches er in seinen Händen hielt, zu mir. „Weil ich sie noch heute gerne Ärger. Wenn man so lange mit jemanden zusammen ist, muss man aufpassen, dass es nicht langweilig wird. Das ist eben meine Art, für Unterhaltung zu sorgen. Manchmal wird sie dabei so wütend dass ..." Er schwieg und sah von mir erneut zu seinem Handy.

Erst jetzt realisierte ich auf, was er anspielte und verzog das Gesicht. „Dad, bitte! Ich will das nicht hören."

„Ich habe nichts gesagt. Du hast diese Gedanken", lachte er. „Aber sobald deine Mutter wieder hier ist, will ich wissen, warum du heute hier bist."

„Ich bin euer Sohn. Darf ich euch denn nicht besuchen kommen und dabei ein gratis Abendessen bekommen?"

„Gerade, weil du unser Sohn bist, wissen wir, dass du nicht einfach so vorbeikommst." Natürlich hatten sie mich durchschaut. Sie wussten schon immer im Vorfeld, wenn wir etwas angestellt hatten.

Mom kam aus der Küche und trug eine Auflaufform vor sich. „Ich hoffe, es schmeckt. Ich habe ein neues Rezept ausprobiert." Sie stellte die Form auf ein Brett, welches auf dem Tisch lag, ab und setzte sich auf die andere Seite neben Dad.

Gemeinsam aßen wir und redeten dabei über alles Mögliche. Es war ein jämmerlicher Versuch meinerseits noch etwas Zeit zu schinden, aber so langsam musste ich mit der Sprache rausrücken.

„Willst du uns denn nicht sagen, warum du hier bist?" Mom war diejenige, die das Wort als Erste ergriff, nachdem wir das Essen beendet hatten.

Ich atmete tief durch und nahm meinen gesamten Mut zusammen. „Ich würde gerne jemanden an Weihnachten mitbringen."

„Das ist großartig, Liebling", meinte sie und strahlte über das ganze Gesicht.

„Vermutlich müssen wir doch anbauen." Dad nahm das Ganze lockerer. „Irgendwann brauchen wir einen Saal, nur für die Feiertage."

Die beiden unterhielten sich über mögliche Anbauten, als ich es einfach nicht mehr aushielt. „Ich bin noch nicht fertig", unterbrach ich sie und hatte sofort ihre Aufmerksamkeit. Beschämt sah ich auf meinen Teller, welcher noch immer vor mir stand. „Es ist keine Frau."

Kurz war es still und ich erwartete fast, dass sie nun ausflippen würden. Doch die Reaktion meiner Eltern überraschte mich.

„Und was ist daran schlimm?" Dad unterbrach sein schweigen. „Wir haben es schon eine Weile geahnt, wollten aber warten, bis du uns unsere Vermutung bestätigst."

„Ihr wusstet es?" Nun war ich vollkommen verwirrt.

Dad nickte. „Natürlich. Wir sind deine Eltern." Dann sah er meine Mom an. „Dein Bruder schuldet mir zehn Dollar."

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