5 Elliot - 3
„Ist deine Cousine immer so still?" Lily beugte sich leicht zu mir damit keiner der Umstehenden mitbekam über was wir sprachen. „Sie wirkt so anders, als ihr Bruder."
Bis sie das Büro betreten hatte, hatte meine Cousine nur wenige Worte gesprochen. Doch so war sie eben. Ich sah zu der Tür, hinter welcher Maddie mal wieder mit dem Vorstand beschäftigt war. Sie und Matt waren einige Tage zu Besuch, um Details zu klären, welche die Zulassung eines neuen Medikaments beinhaltete. Wir wollten uns Rechte daran sichern und es unter unserer Firma ebenfalls auf den Markt bringen. Es hatte seine Vorteile das wir eine Familie waren und die Firmenleitung in D.C. hatte uns bereits zugesagt, uns dabei nicht im Weg zu stehen.
„Man kommt gar nicht auf die Idee, dass in wenigen Wochen Weihnachten ist. Es ist so warm bei euch." Matt war schon immer ganz anders als Maddie. Während sie still war nahm er kein Blatt vor den Mund. Er gesellte sich zu uns und ließ Maddie die Arbeit machen. „Störe ich euch?", fragte er und sah uns abwechselnd an.
„Lily hat gefragt ob Maddie immer so ruhig ist."
„Warum verrätst du das?" Sie war schüchtern und versteckte ihr Gesicht hinter ihren Händen. Es war ihr unangenehm, dass ich das eben gesagte offen ausgesprochen hatte.
„Das muss dir nicht peinlich sein", lachte Matt. „Ja, sie ist meistens so still. Doch sie kann auch anders."
Verwundert sah ich ihn an und auch Lily schien interessiert zu sein. „Wann denn? Sie war schon immer die Ruhigste von uns allen und wir sind wirklich eine Menge."
„Letztens hat sie Colton die Hölle heiß gemacht, weil er die Freigabe für euch nicht unterschreiben wollte. Ich weiß nicht, was genau da los ist, aber Maddie habe ich noch nie so erlebt. Am Ende hat er anstandslos unterschrieben."
„Wer ist Colton?" Lily und ich waren noch nicht lange offiziell zusammen und sie hatte Probleme damit sich genau zu merken, wer nun wer war. Von Colton hatten wir noch gar nicht gesprochen.
„Ich erkläre es dir." Matt legte einen Arm um sie und zog sie von mir weg. „Und wenn du sonst noch fragen hast beantworte ich sie dir gerne." Dabei warf er mir einen Blick über seine Schulter zu der mir verdeutlichte, dass er ihr vermutlich alles über mich verraten würde, wenn sie nur danach fragte. „Wir treffen uns später im Restaurant", rief er mir noch zu, bevor beide aus meinem Sichtfeld verschwanden.
Da stand ich nun. Meine Freundin wurde von meinem Cousin in Beschlag genommen und Maddie handelte die letzten Vertragspunkte mit dem Vorstand aus. Somit blieb mir nichts anderes übrig, als zu warten bis sie irgendwann aus dem Büro kam. Denn so schnell würde Matt nicht mehr mit Lily auftauchen.
Ob ich noch eine Freundin hätte, wenn sie alles über mich erfährt? Ich habe wirklich so einige Dinge in meiner Jugend getan, auf die ich rückblickend nicht stolz war. Aber Tate, Matt und Trent waren auch nicht besser. Was Valea und Maddie unseren Eltern durch ihre ruhige Art ersparten, zahlten wir ihnen in mehrfacher Hinsicht zurück.
„Wo bist du mit deinen Gedanken?" Maddie riss mich aus meinen Tagträumen und erstaunt stellte ich fest, dass sie bereits vor mir stand.
„Matt hat Lily entführt."
Maddie grinste wissend und deutete mir mit einer Kopfbewegung an ihr zu folgen. „Ob er ihr davon erzählt, was ihr damals in der Garage veranstaltet habt?"
Um Gotteswillen! Mein Onkel nahm es mir vermutlich bis heute noch übel, als ich heimlich versuchte auf seine Harley zu steigen und diese samt mir umfiel. Meine Mutter und Tante Thalia fanden es schlimmer, dass wir zuvor heimlich eine Flasche Whisky getrunken hatten.
„Ich hoffe, dass er sich mit den peinlichen Anekdoten zurückhält. Sonst komme ich dieses Jahr alleine und mit gebrochenem Herzen zu euch."
„Du bist aber theatralisch!" Sie lachte noch immer, während wir das nahegelegene Restaurant ansteuerten, in welchem wir alle zu Mittag essen wollten. „Wenn sie es bisher mit dir ausgehalten hat, wird sich daran auch nichts mehr ändern."
„Was ist eigentlich mit Colton? Kommt er auch?"
Abrupt blieb sie stehen und sah mich beinahe entsetzt an. „Warum sollte Colton Weihnachten bei uns verbringen?"
„Ich dachte, da er ja beinahe irgendwie zur Familie gehört, dass er ebenfalls anwesend sein wird." Was genau da mit Colton lief wusste niemand von uns so genau, aber er war bereits mehrere Jahre die rechte Hand meines Onkels, bis er vor einigen Monaten die Leitung übernahm.
„Er wird nicht bei uns sein. Dafür werden Mom und Dad kommen."
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