4 Parker - 2
Ähnlich wie im letzten Jahr stand Ria nun wieder in der Küche und weinte. Doch dieses Mal nicht, weil sie traurig war. Sie war einfach so glücklich, dass sie weinen musste.
Blake erzählte den Kindern die lustigsten Geschichten, die er als Santa gemeinsam mit seinen Elfen und Rentieren erlebt hatte und die Kleinen hingen regelrecht an seinen Lippen.
Wyatt war währenddessen damit beschäftigt, die Geschenke vorzubereiten, die es für jedes Kind geben sollte. Es war ganz einfach gehalten. Die einen waren rosa und die anderen blau. In jedem befand sich dasselbe, damit es nicht zu Streitigkeiten unter den Kindern kommen sollte. Eben nur speziell für Jungen und Mädchen.
„Warst du schon immer so nah am Wasser gebaut?" Ich betrat die Küche, in welcher Ria beinahe eine halbe Stunde zugebracht hatte. „Als Kind hast du nie so viel geweint."
„Halt die Klappe. Du hattest selbst Tränen in den Augen."
Ich ging zu ihr herüber und nahm sie in meine Arme. Leider sorgte es dafür, dass bei ihr alle Dämme brachen.
„Sie haben sich so gefreut, als sie Dad gesehen haben."
„Du meinst Santa", verbesserte ich Ria. „Aber das sollten wir jetzt jedes Jahr machen. Santa scheint seinen Spaß an dem Ganzen zu haben. Du solltest hören, was für Geschichten er ihnen erzählt, und sie kleben regelrecht an seinen Lippen."
„Er hat vier Kinder großgezogen. Natürlich hat er lustige Geschichten zu erzählen." Ria trat einen Schritt zurück und wischte sich die Tränen vom Gesicht. „Danke, dass du das möglich gemacht hast."
Es überraschte mich nicht, dass sie wusste, dass ich hinter dem Ganzen steckte. Immerhin kannte sie mich ihr ganzes Leben und wir hatten nie wirklich Geheimnisse voreinander.
„Erzählst du mir jetzt, was es bei dir Neues gibt?", fragte sie und wandte sich dem Abwasch zu, welcher sich bereits stapelte.
Ich stellte mich neben sie und spülte die Teller vor, bevor ich diese in den Korb sortierte und in die Spülmaschine schob. Ria würde die Teller abtrocknen, sobald sie aus der Maschine kamen.
„Ich habe jemanden kennengelernt", begann ich, und wenn ich damals noch verlegen war, gab es heute nichts mehr, für das ich mich schämte. „Er studiert und will irgendwann in das Familienunternehmen einsteigen."
„Das freut mich für dich", gab sie begeistert von sich. „Wann stellst du ihn mir vor?"
„Er ist nicht von hier. Wir haben uns in einem Club kennengelernt und treffen uns seitdem meist an den Wochenenden. Er kommt dann immer hier her und wir genießen die Zeit miteinander. Seine Eltern wissen nicht, dass er schwul ist. Doch er will es ihnen nun sagen und hat mich über die Feiertage zu sich eingeladen."
„Hast du Angst davor?"
Ich schüttelte meinen Kopf. „Nein, gar nicht. Er ist großartig und sagt immer, dass seine Eltern ziemlich locker sind."
„Trotzdem hat er es ihnen bisher noch nicht gesagt."
Ich verstand Rias Bedenken. Auch ich hatte mir bereits sehr viele Gedanken gemacht, doch ich vertraute ihm. Wenn er der Meinung war, dass es für seine Eltern oder seine Geschwister kein Weltuntergang war, dann wird das wohl so sein. Immerhin kannte er seine Familie besser als ich.
„Deine Eltern kennen ihn. Also besser gesagt, seine Familie", gab ich nach einiger Zeit zu.
Ria sah mich an. „Wirklich?"
Ich nickte leicht. „Frag mich aber nicht woher. So genau haben wir noch nicht darüber gesprochen."
„Ihr beide seid frisch verliebt. Natürlich verbringt ihr eure Zeit mit etwas anderem als reden." Sie buffte mir leicht in die Seite und lachte.
„Als ob du und Wyatt anders wärt", gab ich zurück. „Du redest seit über einem Jahr von ihm und er nennt deinen Dad noch immer Mister Harrison. Viel zu Gesicht bekommen haben die zwei sich also nicht."
Ria bekam ein feuerrotes Gesicht und sah schnell wieder auf die Teller, welche aus der Spülmaschine kamen.
„Du hast einen guten Fang gemacht. Ich mag Wyatt und vielleicht ist er ja der richtige."
„Das hoffe ich", flüsterte sie. „Ich kann einfach ich selbst sein, wenn ich mit ihm zusammen bin und genau das wünsche ich mir auch für dich."
„Ich fahre in zwei Tagen."
„Wenn es nicht gut läuft, rufst du mich an. Ich setzte mich sofort in Auto und hole dich", bot sie mir an.
„Dann fährst du aber mehrere Stunden."
„Du bist mein bester Freund und ich würde bis ans Ende der Welt für dich fahren."
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