All alone
Der Anblick der mit Schnee bedeckten Gebirge war ein vertrauter Anblick- ab und an hatte er sogar etwas Nostalgisches an sich. Ab und an war der Anblick, der einen bei dem Blick aus den fenstern erwartete genug, um den dunklen Zauberer ein wenig in der Zeit zurück zu versetzen, und Erinnerungen an eine Zeit wachzurufen, in der er kaum mehr gewesen war, als ein Schüler mit außergewöhnlichen Ambitionen, und einem Talent in Sachen der Magie, das mindestens ebenso außergewöhnlich gewesen war. Eine Zeit, die hunderten von Jahren zurück zu liegen schein. Durmstrang war ebenfalls von Bergen umgeben gewesen, gar nicht unähnlich denen, zwischen denen Nurmengard lag- einer der größten Unterscheide war wohl jedoch, dass es in Durmstrang um einiges kälter gewesen war als hier. Natürlich war es das- Durmstrang lag um einiges mehr im Norden, und selbst der Winter hier in Österreich war kaum ein Vergleich zu der Kälte, die sowohl außerhalb als auch innerhalb der Schlosswände geherrscht hatte. Gellert konnte sich noch zu gut an die schweren Mäntel erinnern, die während der Winterzeit Teil der Uniform gewesen waren- sie waren sperrig und drückend gewesen, doch ohne sie wäre der Winter an jenem Ort wohl kaum zu ertragen gewesen. Ja, Österreich war wirklich kein Vergleich dazu- insbesondere, da seine Kältetoleranz durch sechs Jahre in der kälteren Region doch recht hoch zu sein schien. Doch nun, hier in seinen eigenen Räumlichkeiten, nach seiner Rückkehr nach Nurmengard, schien sie ihm trotzdem in die Knochen zu kriechen. Er schien sie wirklich plötzlich mit einem Mal stärker wahrzunehmen als normalerweise- aber es ist nicht nur die Kälte, nicht wahr?
War es nicht, und eigentlich wusste er das auch- ebenso wie er wusste, dass sein momentaner Zustand- da, was ihm in den Knochen saß- wohl überhaupt nicht wirklich der kälte zuzuschreiben war. Er hatte sich gleich nach seiner Ankunft in seine Räumlichkeiten zurück gezogen- was wäre ihm auch sonst übrig geblieben? Er musste sich überlegene, wie er weiter vorgehen wollte. Was er tun sollte, und wie die nächsten Schritte aussehen sollten- er brauchte einen plan, ehe er erneut vor seine Anhänger treten würde. Ehe er vor sie treten würde, um ihnen sein eigenes Versagen zu verkünden. Erbärmlich, geradezu lächerlich. Er war so nah an seinem Ziel gewesen, dass er sich seines Erfolgs schon fast sicher gewesen war. Zu sicher, wie sich wenig später herausgestellt hatte. Er hatte zu früh mit etwas abgeschlossen, was noch lange nicht abgeschlossen gewesen war. Er einfach zu unvorsichtig, zu arrogant gewesen, und es hatte schließlich zu seinem eigenen Versagen geführt. Es war frustrierend, mehr als das. es war, als wären sämtliche seiner Pläne an diesem tag zu Staub zerfallen. Jegliches Vorausdenken, jegliches Planen- letzten Endes war alle davon über ihm zusammen gestürzt wie ein instabiles Gebäude. Ab dem Moment ab dem das zweite Quilin ins Spiel gebracht worden war, war ihm irgendwo in den Tiefen seines Unterbewusstseins klar geworden, dass er verloren hatte. Heute zumindest. Und er war so weit gekommen, und es schmerzte wortwörtlich zu wissen, dass all das in so kurzer Zeit zunichte gemacht worden war. Er war aufgeflogen, hatte seinen Gegnern nur einen weiteren Grund dafür geliefert, sich gegen ihn zustellen. Ihn nun auch noch einen Betrüger nennen zu können, der in Verzweiflung zu sämtlichen Mitteln griff, um seine Ziele zu erreichen. einen weiteren Grund zu behaupten, wie verblendet von Hass er doch war.
Sie verstanden nicht. Sie verstanden ihn nicht, ebenso wenig wie seine Zeile. Sie verstanden nicht, dass er lediglich versuchte, ihnen zu helfen. Einen besseren Ort, eine bessere Welt für die Zauberer Gemeinschaft zu schaffen. Sein Weg war wohl nicht gerade sanft- das ließ sich nicht bestreiten, doch letzten Endes tat er schlicht das, was getan werden musste- was nötig war, um seine Ziel zu erreichen. Trotz dessen, was viele über ihn behaupten mochten, sehnte er sich nicht nach Chaos und Zerstörung- nicht wirklich. Ganz im gegenteil- die Zauberer Gemeinschaft sollte in Frieden, in einer besseren Welt leben können. Eine Welt, in der sie sich nicht verstecken, nicht fürchten mussten. Eine Welt, in der sie kein Schattendasein ertragen mussten, aus Angst davor, was passieren mochte, wenn die Muggel Wind von ihnen bekommen würden. Es gab schließlich keinen Grund dazu, warum sie gezwungen sein sollten, ihre Fähigkeiten zu verbergen- ganz im Gegenteil. Und die Tatsache, dass dem doch so war, war nicht gerecht. es musste etwas geändert werden, und damit dies passieren konnte, musste es nun einmal jemanden geben, der dafür sorgte. Seine Methoden mochten ein wenig extrem sein, aber brauchte es für einen solchen Umschwung nicht eine gewisse Wucht? Seine Gegner mochten ihn wohl verblendet nennen, doch genau das Gegenteil war der Fall- er sah zu viel. Das hatte er schon immer, und in gewisser Weise war es schon immer sein Fluch gewesen. Er sah mehr als andere Zauberer, Dinge von denen sie noch nichts ahnten. Weiter als sie es konnten, Dinge die noch in weiter Ferne lagen. Er wusste, wozu die Muggel fähig waren, was für eine Bedrohung sie für ihre Welt darstellen konnten. Er hatte es gesehen, mehr als das. Er war nicht derjenige, der verblendet war.
Doch es war auch nicht das, was ihn am meisten scherzte. Entgegen jeglicher Erwartungen, jeglicher Logik war es das tatsächlich nicht. Was ihn am meisten schmerzte war der Gedanke daran, wem sein Scheitern vor Allen Anderen zu zuschreiben war. Wer wegen ihn gearbeitet hatte, seine Pläne vereitelt hatte. Albus Dumbledore. Von allen Menschen ausgerechnet Albus, der einst Vertrauter, sein Partner gewesen war. Der einst mit ihm an eben jenen Plänen gearbeitet hatte, die er nun als Wahnsinn bezeichnete. Der sein Verbündeter gewesen war. Mehr als nur das. In jenem Sommer, 1899 hatte Albus zwar sein vertrauen besessen, aber neben diesem noch etwas Anderes. Etwas, das vor ihm noch nie jemand besessen hatte- nicht auf die Art- und das wohl ebenso bedeutungsvoll gewesen war. Es war eine klischeehafte Formulierung, und die darin verborgene Sentimentalität dieser erschreckte ihn beinahe selbst- er würde sich hüten, es jemals laut auszusprechen, doch es entsprach der Wahrheit. Nicht nur sein vertrauen hatte dem Älteren gehört, sondern auch sein Herz. Albus war die erste und einzige Person gewesen. Seine zweite- bessere Hälfte. Die er auf diese weise geliebt hatte, und nachdem ihre Wege sich damals in Godric's Hollow getrennt hatten, hatte es sich angefühlt, als hätte er nicht nur den ehemaligen Gryffindor, sondern auch einen teil von sich selbst zurück gelassen.
Er hatte versucht es zu verdrängen, doch seit er jenen Ort verlassen hatte, war es fast als befände sich eine klaffende Leere in seiner Seele, an der Stell an der einst Alnus gewesen war. er hatte versucht jene Leere zu ignorieren, sie zu füllen, indem er weiter an seinen Plänen arbeitete, sich geradezu in ihnen vergrub. Weiter machte, mit dem, was schon damals sein ziel gewesen war. Er hatte versucht zu vergessen- aber wie hätt er vergessen können? Einen Sommer hatte er mit Albus verbracht, und doch teilte er mit diesem so verdammt viele Erinnerungen.- seine besten. Und wie hätte er diese hinter sich lassen können, wenn er einen Teil des Anderen immerzu bei sich getragen hatte? Den Blutpakt, den er stets so nah bei sich getragen hatte, den er nicht einmal zum Schlafen abgelegt hatte, und mit dem sie sich geschworen hatten, sich nicht zu bekämpfen. Sich nicht gegeneinander zu stellen. Vielleicht hatte ein Teil von ihm schlicht nicht vergessen wollen, nicht loslassen wollen. Und so blieb der Blutpakt bei ihm, ebenso wie die Briefe aus jenem Sommer. Damals, als die Enttäuschung, die Aufregung noch frisch gewesen war, hatte er sie verbrennen wollen- er hatte es nie über sich gebracht. Er hatte sie aufgehoben- eine lächerliche Geste, die mehr an einen liebeskranken Schuljungen erinnerte, als den mächtigsten dunklen Magier seiner Zeit. Aber zu der Zeit war es das einzige gewesen, was ihm von Albus geblieben war.
Und was war daraus geworden? Was war aus ihrem Versprechen geworden? Zu Staub zerfallen, ebenso wie seine Pläne am heutigen Tag. er dachte an den Blutpakt, der irreparabel zerbrochen war, an das leise Knacken, mit dem die letzte Verbindung zwischen ihnen in die Brüche gegangen war. Einen Moment lang hatte er das Gefühl, ein leichtes Ziehen in seiner Handfläche zu verspüren, wie bei einer Wunde, die gerade dabei war zu verheilen. Es könnte genauso einfach Einbildung sein, doch er ertappte sich dabei, wie er erst mit den Fingern seiner anderen Hand über die irritierte Handfläche fuhr, und diese anschließend nachdenklich betrachtete. Es war nicht Außergewöhnliches zu sehen- keine Irritationen der Haut, keine Verletzungen. Das Einzige was zu sehen war, war eine dünne, feine Linie, die sich über die Handfläche zog. Kaum noch sichtbar eigentlich, aber dennoch vorhanden- eine Narbe, deren Ursprung neben ihm selbst wohl kaum jemand kannte. Die Narbe, die nun das einzige Zeugnis des Blutpaktes war- er hatte sich damals nicht die Mühe gemacht, seine Handfläche mit Magie zu heilen. Vielleicht hätte er es tun sollen- so hatte er nun auf immer die Erinnerung daran. An ihr versprechen, und daran, dass Albus es gebrochen hatte. Sich gegen ihn gestellt hatte. Bitterkeit steig in ihm auf, die die Melancholie des Moments für einen Augenblick verbannte. Albus hatte sich von ihm abgewandt. Er, der Gellert einst geliebt hatte, hatte sich für eine Seite entscheiden, und es war nicht seine gewesen. Er war sich durchaus darüber im Klaren, was dies bedeutete. Dass der Andere gegen ihn vorgehen konnte- gegen ihn vorgehen würde. Dass das Duell in Buthan nicht das letzte sein würde, dass er nun offiziell ein Hindernis für Gellerts Ziel darstellte. Also warum hatte er dem kein ende gesetzt? Albus hatte ihm den rücken zugekehrt- während er selbst versucht hatte, den Abstand zu überbrücken, die Nähe gesucht hatte, hatte Albus sich von ihm abgewandt.
Es hätte nur zwei Worte gebraucht, um all dem ein Ende zu setzen. Zwei Worte, um seinen Weg noch etwas mehr zu ebnen. Aber er hatte gar nicht erst daran denken können. Er war zu betäubt gewesen, von dem absoluten Durcheinander das in ihm geherrscht hatte. Von dem Schmerz, der tiefer geschnitten hatte, als jeder Diffindo-Zauber es je könnte, während Dumbledore sich von ihm abgewandt hatte. Es war lächerlich, dass ihn so etwas dermaßen aus der Bahn werfen könnte, doch es hatte sich so endgültig angefühlt, dass es kaum zu ertragen gewesen war. Und außerdem war da noch die Erinnerung an den Herzschlag des älteren Zauberers gewesen. Den Puls, den er unter seiner Hand gespürt hatte, gleichmäßig, beinahe parallel zu seinem eigenen. Er erinnerte sich auch jetzt daran- den aufgebrachten, aber gleichmäßigen Herzschlag. Seine Hand über Albus' Herz. Albus' Hand über seinem Herz. Die seltsame Wärme, die von der Berührung ausgegangen war- es war eine so Kleine Berührung gewesen, doch gleichzeitig fast zu viel für ihn. Bereist in dem Moment hatte er gewusst- wirklich realisiert- dass er es nicht zu Ende bringen könnte. Dass er nicht derjenige sein konnte, der das Herz, das zu der Person gehörte die er liebt- dessen Pochen er gespürt hatte- zum Stoppen bringen könnte. Dass er sich etwas vorgemacht hatte, wenn er jemals wirklich daran geglaubt haben sollte, dass er es könnte. Er war gewillt, Opfer für sein Ziel zu bringen, er hatte es schon getan, immer und immer wieder. Aber dieses Opfer könnte er nicht bringen. Egal, wie sehr er es zu leugnen versuchte- denn die Wahrheit war nicht, dass er Albus geliebt hatte. Die Wahrheit war, dass er ihn noch immer liebte. Auch nach all den Jahren noch. und die Wahrheit war, dass er diesem ebenso wenig etwas antun konnte, wie er seine Ziele aufgeben konnte. Auch wenn sie auf verschiedenen Seiten standen.
War es das, was sie nun waren? Feinde, dazu bestimmt, einander immer wieder im Duell gegenüber zu stehen, bis endlich einer von ihnen besiegt werden würde? Wer wird dich jetzt lieben, Dumbledore? Er wusste es nicht- er wusste nur, dass die Vorstellung davon mehr schmerzte, als er sich eingestehen wollte. Der Gedanke daran, die Person gegen sich zu haben, die er mehr an seiner Seite haben wollte als alles Andere. Diese Person nun endgültig verloren zu haben. Es hatte kaum Sinn, sich diesen Gedanken hinzugegeben. Eigentlich musste er rational sein. Er musste weiterplanen, seine nächsten Schritte durchdenken. Doch hier, in der Stille seiner eigenen Räume schlug die Melancholie sich schneller nieder als ihm lieb war. Es war zu einfach, diesen Gedanken nachzuhängen, während seine Anhänger darauf warteten, von neuen Plänen zu hören. Seine Anhänger- er hätte fast freudlos aufgelacht. Ja, das war definitiv das richtige Wort für sie. Sie hingen an seinen Lippen, sie folgten ihm. Sie verfolgten die gleichen Ziele we leer. Sie unterstützten ihn dabei. Und doch war es, als trennte ihn ein gesamter Graben vom ihnen. Sie verfolgten seine ziele, doch sie verstanden ihn nicht wirklich. Sie sahen seine Ziele, hörten seine Worte, aber sie sahen ihn nicht wirklich. Er war von ihnen umgeben, hier in Nurmengard, auch wenn sie nicht direkt in seiner Nähe waren. Und doch fühlte er sich in diesem Moment einsamer denn je.
Du bist ganz alleine.
AN: Etwas kürzer ( kennt man von mir gefühlt gar nicht mehr, lmao) , but. Ich wollte das hier tatsächlich gar nicht soo krass in die Länge ziehen XD By the way, es ist irgendwie so interessant, aus Gellerts Perspektive zu schreiben somehow-
Viel mehr habe ich tatsächlich gar nicht dazu zu sagen- ich hoffe man kann's lesen XD Ich bin wie immer offen für Feedback^^
Ansonsten bis bald💕
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