2.5 ☾ Josephine
Als ich von der Schule nach Hause komme, sind meine Eltern bereits mit dem Packen für ihr Wellnesswochenende beschäftigt. Das passt mir gerade gut, weil ich noch einige Dinge für heute Abend vorbereiten will.
Diesmal nehme ich mir den Rat von Candice zu Herzen und durchwühle meinen sorgfältig aufgeräumten Kleiderschrank nach Teilen mit robusten Stoffen und vielen Taschen. Am Ende entscheide ich mich für kniehohe Stiefel, klassische Jeans und eine dunkle Daunenjacke.
»Mum, wo haben wir die Einweg-Gummihandschuhe?«, rufe ich durchs Haus.
»Du musst runterkommen, wenn du mit mir sprechen willst«, kommt es von ihr zurück. Das ärgert mich wie immer unglaublich, weil sie mich ja auch so hören könnte.
Lustlos schleppe ich mich die Holztreppen runter und begebe mich in die Küche, wo Mum noch was für mich kocht.
»Hi, Liebling, ich mach dir gerade noch etwas Tomatensoße, die du dir dann heute Abend und morgen zu Mittag wärmen kannst«, erklärt sie mir mit einem Lächeln.
»Mum, ich hab dich was gefragt«, entgegne ich, ohne auf das Gesagte einzugehen.
»Dann frag mich, Liebling!«
»Wo sind die dünnen Handschuhe aus Latex, die du immer zum Putzen nimmst?«, wiederhole ich meine Frage.
»Für was brauchst du denn die?«, fragt sie verwundert.
Es nervt mich ungemein, dass sie immer nach dem Warum? fragt. »Ich brauch sie für ein Bio-Projekt«, lüge ich.
»Hattest du das nicht erst?«, hackt sie nach.
»Mum, kannst du mir nicht einfach sagen, wo sie sind?«, entgegne ich und versuche dabei nicht allzu genervt zu klingen.
»In der ersten Schublade der Kücheninsel«, entgegnet sie dann.
Ohne zu zögern ziehe ich das sorgfältig aufgeräumte Fach heraus und entnehme dem Spender drei Paar Gummihandschuhe. Nur zur Sicherheit, man kann ja nie wissen.
»Und Gefrierbeutel«, frage ich, »wo sind die?«
»Die Schublade darunter«, erwidert sie diesmal schlicht.
Auch hier ist alles an seinem Platz und akkurat aufbewahrt. Meine Mum braucht überall ihre Ordnung, sonst kriegt sie einen Nervenzusammenbruch. Damit übertreibe ich nicht einen Funken. Sie dreht wirklich durch, wenn nicht alles blitzsauber und an seinem Platz ist.
Vor ein paar Jahren musste sie deshalb sogar in eine Nervenheilklinik eingewiesen werden. Dort blieb sie dann für ein paar Monate. Das war wirklich eine harte Zeit.
Aber inzwischen vergisst sie ihre Medikamente nicht mehr und so ist ein kleiner Ausrutscher von mir oder Dad auch nicht mehr so schlimm. Wenn ich mal die Schüsseln in den Schrank daneben räume oder mein Vater die Fernbedienung verlegt, wird sie bloß noch wütend und dreht nicht mehr vollkommen durch. Früher hätte sie die Porzellanschüsseln allesamt auf den Boden zerdeppern lassen und gegen die Wand geschmissen.
Ich lasse die Handschuhe in einem der wiederverschließbaren Gefrierbeutel verschwinden und haste die Treppen nach oben.
Als meine Eltern schon seit einer viertel Stunde aus dem Haus sind, kann ich sicher sein, dass sie nicht noch einmal wiederkommen, weil sie was vergessen haben.
So laufe ich in den Flur zum Schuhkasten, wo sich in der obersten Schublade Schuhcreme, Schuhlöffel und ein Pfefferspray befinden. Sie wird es schon nicht merken, wenn ich es an die exakt gleiche Stelle wieder zurücklege.
Langsam öffne ich das kleine Schubfach, so als könne mich Mum doch noch dabei erwischen. Es ist so still, dass ich das Blutrauschen in meinen Ohren hören kann.
Plötzlich ertönt unsere Klingel lautstark durchs Haus. Wie von der Tarantel gestochen fahre ich mitten in der Bewegung zusammen und erstarre.
Wer könnte das wohl sein?
Kurz verharre ich in dieser Position, um nachzudenken, als es erneut klingelt. Mein Herzschlag beschleunigt sich um ein Vielfaches und meine Knie beginnen zu zittern.
Eigentlich ist es ja nicht komisch, wenn Nachmittags die Klingel läutet, rede ich mir in Gedanken beruhigend zu. Es hat bestimmt keinen Zusammenhang damit, dass ich jetzt allein bin.
Mit diesen Gedanken quäle ich mich langsamen Schrittes zur Tür, bedacht darauf, dass mich niemand hören kann. Der Holzfußboden ächzt leise unter meinen Schuhsohlen. Dann blicke ich durch den Spion.
Ich sehe, wie sich eine Gestalt von der Haustür entfernt. Beim genaueren Hinschauen bemerke ich, dass es Logan ist.
Schnell reiße ich die Tür auf. »Logan!«, rufe ich ihm hinterher.
Er dreht sich um und kommt auf mich zu. »Hi, warum hast du mir nicht aufgemacht?«, fragt er mich.
»Weil...weil du äh...weil ich auf dem Klo war«, stammle ich schnell und es ärgert mich, dass ich das Klo in meiner Lüge erwähnt habe.
Er grinst sein unglaublich süßes Grinsen. »Ich wollte dich fragen, ob du kurz Zeit hast?«, meint er dann und fährt sich durch sein volles, nach oben gestyltes Haar.
Weil mir keine Ausrede für unsere Tour zum Moshannon Manor einfällt, bete ich ihn herein und schubse die Schublade mit dem Pfefferspray im Vorbeigehen unauffällig zu.
»Gibt es was, das du mir sagen willst?«, frage ich, als wir auf dem Weg in die Küche sind. Ich will nicht, dass er die Ausrüstung in meinem Zimmer bemerkt.
»Die Stiefel und die Jeans sehen echt heiß an dir aus«, bemerkt er und mustert mich bewundernd von oben bis unten.
»Ach, die sind uralt«, winke ich lächelnd ab und hole uns zwei Gläser aus dem Schrank und stelle sie auf die Kücheninsel. Ich will gerade zum Kühlschrank laufen, als Logan seine Arme um meine Taille legt.
»Jo, du bist so wunderschön!« Er zieht mich an sich und sieht mir in die Augen. Ich fühle seine Erregung an meinem Bauch.
Mir huscht ein Lächeln über die Lippen und ich merke, wie die anfängliche Anspannung von mir weicht. Logan hat einfach diese beruhigende Art an sich. Es fühlt sich so an, als könne er mich vor allem und jedem beschützen.
Im nächsten Moment hebt er mein Kinn an und presst seine weichen Lippen auf meine. Er schmeckt so gut nach den Pfefferminzbonbons, die er sich nach dem Training immer einschmeißt.
Ich lasse mich von seinen Bewegungen leiten, von seinem warmen Atem berauschen. Seine Küsse bewirken, dass ich einfach alles um mich herum vergesse.
Logan fährt die Konturen meines Körpers nach, streicht mir über den Rücken und küsst mich am Hals.
Ein wohliger Seufzer entfährt mir, als er das macht.
Dann packt er mich plötzlich an den Schenkeln und hebt mich auf die Kücheninsel.
Überrascht blicke ich ihn an, doch in seinen Augen liegt nichts als Verlangen.
»Jo, du hast keine Ahnung wie schön du bist!«, seufzt er und beginnt wieder meinen Hals zu küssen.
Abermals muss ich dabei aufstöhnen, weil es sich so verdammt gut anfühlt.
Als Logan an meinem Ohr angekommen ist, flüstert er »Schlaf mit mir, hier und jetzt.«
»Wirklich? Hier in der Küche?«, unterbreche ich ihn.
»Ja Jo, ich will dich jetzt!« Er zieht mich wieder zu sich und beginnt meinen Pulli nach oben zu schieben.
Meine Mutter würde durchdrehen, wenn sie das wüsste, aber sie wird es niemals erfahren. Außerdem liegen in meinem Zimmer die Sachen, die ich für unseren Ausflug brauche und ich will, dass er keine dummen Fragen stellt.
Natürlich hätte ich schon gern, dass er dabei wäre. Mit ihm würde mir bestimmt nichts geschehen. Aber ich weiß auch, dass Candice und Kate mich zum Teufel schicken würden, wenn ich Logan mitnähme.
Also lass ich mich einfach fallen und fahre durch Logans Haare, greife über seine Brust und fühle seinen Herzschlag.
»Ich liebe dich, Jo«, flüstert er, als ich so im BH vor ihm sitze. »Ich liebe dich so sehr!«
Und in diesem Moment wünsche ich mir, dass alles so bleibt wie jetzt; dass Logan immer bei mir ist und mich niemals verlässt.
Habt ihr nach diesem Kapitel eine andere Meinung von Logan? Wie wirkt er auf euch? Schreibt es mir in die Kommentare! Ich wünsche euch noch einen schönen Tag,
eure Anna Vanilla ☀︎
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