• Acht •



Als Harry den Braunhaarigen so niedergeschmettert neben ihn sitzen sah, legte er nach kurzem Zögern den Arm um seine Schultern und drückte seinen Kopf in sein weiches Haar um seinen Duft einzuatmen. Louis zuckte für einen Moment zusammen und spannte seine Schultern an bevor er die Berührung dann aber zu ließ. Nach ein paar Sekunden, in denen er sich sicher gegangen war, das Harry den Arm nicht sofort wieder wegzog, lehnte er sich sogar gegen Harrys Brust sodass dieser den ruhigen Atem, der aus seinen Lippen wich, an seinem Kragen am Hals spüren konnte und ein kleines Lächeln auf das Gesicht gezaubert bekam.

Eine Weile saßen sie einfach so da und Harry beobachtete Louis, wie er in Gedanken versank und die Augenbrauen ineinander zog. Die Wärme, die von seinem Körper ausging, schwang direkt in Harrys über und entspannt blickte er auf seine kleine Nase, die sich ein wenig kräuselte und seine Lippen, die so nah und doch so weit entfernt lagen, das es Harry schon fast schmerzte, nicht noch näher bei ihm sein zu können.

„Du siehst aus wie mein bester Freund", kam es nach ein paar Sekunden Stille leise von Louis, so vorsichtig, dass Harry langsam seinen Kopf zu ihn drehte und sein Gesicht musterte. Sonnenstrahlen fielen aus dem kleinen Fenster direkt in sein Gesicht und zeichnete Muster auf seiner Haut, die seine Augen heller als zuvor scheinen ließen.

„Wie dein bester Freund?", hakte der Grünäugige schmunzelnd nach und rutschte einmal näher an den Briten heran. Kaum merklich wanderte er mit seiner Hand an Louis Wange, biss sich auf die Lippen und lächelte. Kurz hielt er inne – spürte wie sein Puls sich erhöhte bevor er dann doch seinen Mut zusammen nahm und mit seinem Daumen einmal über die weiche Haut des Briten streichelte. Harry sah wie sich eine kleine Gänsehaut auf seiner Haut breit machte und mit einem zufriedenen Gefühl übte er weiter leichten, kreisenden Druck auf der Stelle auf.

„Ja. Du hast dieselben grünen Augen. Die selbe Nase, die selbe Gesichtsform. Die selbe Lache..." Louis schluckte einmal kräftig. Er sagte nichts gegen die Hand von Harry, nein. Stattdessen schien er sich sogar noch dagegen zu schmiegen, denn gerade war es eine tröstende und wohltuende Geste.

Irritiert sah Harry wieder in sein Gesicht und obwohl Louis soeben dabei war, die Augen zu schließen um sich den brennenden Schmerz, der sich in ihm ausbreitete, nicht ansehen zu lassen, sah er dafür wie angestrengt er die Stirn in Falten zog und wie schwer er sich damit tat, die Augenlider locker zu lassen. Kurz verpuffte der rosarote Rauch um seine Augen und sanft malte er weiter einen kleinen Kreis auf seinen markanten Kiefer, dann rutschte sein Arm langsam seine Seite hinunter und seine Hand fand vorsichtig ihren Platz um Louis Hüfte.

„Du klingst traurig, warum?", murmelte Harry dann neugierig aber auch bestürzt. Innerlich freute er sich wieder, das Louis nichts gegen seinen Arm einwendete, ihn weder wegschubste noch sich wehrte. Schließlich wusste er ja noch nicht mal, ob er auf Männer stand oder nicht. Er konnte es sich nur an den funkelnden Blicken, an der Nähe, wenn sie beisammen standen oder saßen oder dem süßen Lächeln ausmachen, wenn Harry einen Witz machte. Er konnte nicht wissen, dass Louis Herz sich bei dieser Frage fest zusammenzog und einen Sturm entfachte. Einzig und alleine konnte er spüren, wie Louis sich anspannte und wiederbegann, an den Fäden seines Pullovers herum zu nesteln.

„Ich bin nicht traurig."

„Aber...- „Louis hob den Kopf und sah direkt in Harrys glänzenden Augen, doch eigentlich wollte er die Wand anschauen.

"Ich will nicht drüber reden, okay. Und vor allem nicht mit dir."

"Bitte?" Harry zuckte zusammen.

"Hast schon verstanden."

Sofort wendete Harry den Kopf ab und presste die Lippen zusammen. Die Worte lösten einen sauren Schmerz in seinem Bauch aus, hatten ihn prompt mitten ins Herz getroffen. Schluckend sah er auf seine Hände runter und mochte dieses schwache Gefühl, das ihn auf einmal um tänzelte, nicht. Wie von automatisch löste er seinen Arm um seine Hüfte und schlang sie stattdessen um seinen eigenen Bauch, der sofort zu rumoren begann. Warum ließ Louis ihn nicht näher an sich heran? Selbst als Louis gleich darauf laut seufzte, sah er ihn nicht an, hörte nur die Worte in seinen Gedanken wieder hallen. Und vor allem nicht mit dir.

„So war das nicht gemeint", hörte Harry Louis dann leise flüstern und spürte wenig später die Kälte in seinem Körper emporsteigen, als der Brite ebenfalls ein Stück weg rutschte. Der Platz fühlte sich augenblicklich leer an und Harrys Mundwinkel sanken ein wenig nach unten.

„Klar. Aber du hast recht. Ich bin ja doch nur ein Fremder."

„Nein. Es ist nur kompliziert."

„Dann erklär' mir doch."

Der Lockenkopf sah wieder in Louis Augen und als er erneut in dieses harte Gesicht blickte, das wie versteinert und abgegrenzt von aller Liebe wirkte, musste er schlucken. Doch es interessierte ihn so sehr, er wollte Louis helfen und wollte ihm nah sein. Gleichzeitig verstand er es einfach nicht, was Louis von ihm dachte.

Wenn er Harry nicht mögen würde, hätte er doch die Berührung nicht zugelassen? Diese intime Näherung. Hatte er nicht das knistern zwischen ihren Körpern gespürt, so wie Harry es getan hatte? Das Selbstbewusstsein des Lockenkopfs bröckelte für einen Moment an seiner Fassade herab.

„Komm schon. Ich meine es ernst. Ich will für dich da sein, auch wenn wir uns noch nicht so lange kennen. Du hast mir doch deine luxuriöse Wohnung auch schon gezeigt." Ein müdes Lächeln zeichnete sich kurz auf Harrys Gesicht bevor es wieder verschwand. „Es tut immer gut einfach mal zu reden. Einfach sich den Frust mal abzuschlagen, weißt du?"

„Harry?"

Sofort sah dieser wieder in das ozeanblau und nickte langsam. Sein ganzer Körper kribbelte, wenn er Louis ansah und unruhig biss er auf seiner Lippe herum während er nun derjenige war, der begann an seinen Ärmeln zu zupfen und seine Miene versteinerte. Doch als Louis ein wenig lächelte, vergaß er seine Bedenken und konnte nur dem kleinen Strahlen seine ganze Freude widmen.

Es war so verrückt, was Louis in dieser kurzen Zeit in ihm auslösen konnte und obwohl er alles andere als nervig oder aufdringlich wirken wollte, rutschte er vorsichtig wieder an Louis heran. Legte seine Hand langsam auf seinem Bein ab während seine Augen ruhig ihn ansahen - auf eine Antwort wartend. Und als Louis den Kopf nur kaum merklich hob, war es Antwort genug. Es war fast nicht sichtbar und dennoch für Harry das einzige Zeichen, das er wieder näher kommen konnte. Sein Blick wechselte von seinen schmalen Lippen zu seinen Augen nachdem seine Finger wieder Muster auf seinem Bein zu zeichnen begannen.

„Glaub mir. Es reicht, wenn du einfach nur neben mir sitzt. Ich erzähls dir vielleicht irgendwann. Aber nicht heute."

"Wann?", hakte Harry sofort weiter nach, doch bevor er eine Antwort bekam oder noch weniger Distanz schaffen konnte, erhob Louis sich und ließ Harrys Hand einfach hinunter fallen. Er sah ihn nicht an, als er die beiden Tassen in die Hand nahm und in die Küche brachte.

Er antwortete auch nicht. Doch dieses Mal war Harry das schweigen nicht genug.


Meinung ?❤️✨

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