Liebste Luana,

Wo fängt man an zu erzählen, wenn man merkt, dass es jetzt für alles zu spät ist?

Das war die erste Erkenntnis, die mich getroffen hat, als du plötzlich verschwunden warst. Das es viele Dinge gab, viel zu viele Dinge, die ich dir verschwiegen habe. Weißt du, wenn man den Menschen immer an seiner Seite hat denkt man, man hat genügend Zeit. Genügt Zeit, um alles irgendwann auszusprechen, das man im Kopf hat. Aber Zeit ist so verdammt unberechenbar und kaltherzig...genau wie jetzt. Du bist verschwunden und ich stehe hier, gefüllt nur mit Schuldgefühlen und den ganzen unausgesprochenen Worten, die in der Luft hängen wie dunkle Regenwolken.

Lulu, ich muss das alles verarbeiten. Dich, unsere Zeit...dein Tod. Und wenn ein Brief mein einziger Ausweg ist - dann will ich es versuchen. Versuchen irgendwie, auf eine ganz verdrehte, komische Art und Weise auszusprechen was ich schon hätte viel früher sagen sollen.

Lulu, du warst alles für mich. Nein, du bist alles für mich. Du bist jede Faser meines Körpers, jedes Gefühl in mir - einfach alles. Alles lebt von dir, und jetzt, da du so schmerzlich gegangen bist, fällt alles in sich zusammen. Ich esse nicht, ich schlafe nicht - ich bin nicht ohne dich.

Ich glaube du hast nie verstanden, wie schön du bist. Ach, und ich rede nicht von all dem äußerlichen Quatsch - du hast nie verstanden, wie schön dein Inneres ist. Wie wunderschön deine Freude, Liebe, Engstirnigkeit und auch Depression ist. Und wie sehr ich dein Inneres verehrt habe. Es hat nichts Perfekteres existiert.

Lulu, ohne dich ist die Welt farblos. Man sagt die Erde sei das Paradis - aber seit wann sehe ich das Paradis nur in Schwarz Weiß? Aber Lulu, ohne dich ist mir nichtmal das Schwarze und das Weiße geblieben. Durch meine Tränen verwischt die Farbe nach und nach in ein hässliches, ausdruckloses Grau. Graues Paradis...in dem ich gefangen bin ohne dich. Und nichts kann mich befreien. Ich habe mir stets geschworen, lieber die Welt nicht mehr zu sehen, als eine Welt ohne dich. Und jetzt? Werde ich gequält durch die monotonen Grautöne, die mich immer verfolgen, genau wie der Gedanke, das du jegliche Farbe in meinem Leben mit dir genommen hast.

Lulu, ich hoffe so sehr, das du das wusstest, aber: Ich liebe dich.

Aber ich will dir ein letztes Mal danken. Danken für alles. Für alle unsere Dummheiten in unserer Jugend, für unsere wundervollen Ehejahre, für deinen Körper, deine Seele...für dich. Im Nachhinein kann ich mir nicht vorstellen, was mein Leben ohne dich gewesen wäre.

Lulu, ich werde dich nie vergessen. Du bist und bleibst für immer an meiner Seite, wie du es gesagt hast. Und weißt du was? Ich weiß, das du es wirklich bist, ich spüre es. Ganz, ganz tief in mir drin, da spüre ich immer deine Liebe.

Kenny

- lliqhtred
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- 1.11.16 um 22:27 Uhr