8. Marley's Cafe

- 22. Januar 2101 -

Mittlerweile war es bereits ziemlich dunkel geworden. Die Sonne war schon längst untergegangen aber stattdessen hatte es wie wild zu schneien begonnen. Der alte, dreckige Schnee wurde von frischem, neuen überdeckt.. Die Straßenlaternen waren bereits eingeschaltet und behellten die Straßen und Gassen mit ihrem spärlichem Licht.

Kaum war ich durch die Haustür getreten, machte ich mich auf den Weg zu Marley's Cafe. Die Treppen im Eilschritt hinunter geschritten und durch unsere Gasse gelaufen stand ich auch schon vor der Eingangstür des Geschäftes.

Es war noch Hell erleuchtet und strahlte eine angenehme Ruhe aus. Das Treiben von heute Nachmittag hatte nachgelassen und nun lungerten nur noch die typischen Stammgäste in dem Restaurant herum.

Ich drücke die Vordertür auf und schon erklingt das Bimmeln der Glocke,welche ankündigte, dass ein neuer Kunde den Laden betreten hatte. Es duftete herrlich nach Kaffee, Tee und frischem Gebäck.

Vorne am Tresen stand die 65-jährige Frau und putzte gerade die Theke mit einem nassen Tuch.

Beim ertönen der Klanges, hob sie ihren Kopf um zu sehen wer gekommen war. Sobald sie mein Gesicht erblickte, warf sie mir ein freundliches Lächeln entgegen. Ich lächelte zurück.

Ich schloss die Tür hinter mir und bewegte mich in Richtung Tresen. Dort nahm ich auf einem der bequemen Sessel platz, als Marley auch schon gegenüber auf der anderen Seite stand.

"Hallo, Dave. Wie geht's denn so?"

"Hi, Marley. Es geht schon, ist mal wieder ein wenig stressig.", antwortete ich ihr während ich meinen Mantel auszog und ihr auf einem Stuhl nehmen mir platzierte.

"Ist es das nicht immer? Nun ja. Kann ich dir was bringen?"

"Einen Earl Grey, bitte. Und...hast du vielleicht was deftiges zum Abendessen?"

"Hm...ich hätte noch ein wenig Lamm-Eintopf von heute Mittag übrig. Wenn du willst kann ich es dir warm machen."

"Das währe super nett, Marley."

Oh ja, Lamm-Eintopf hörte sich super an.

"Dann pass hier mal kurz auf, dass keiner Radau macht, ich komm gleich wieder. Geh nur kurz den Topf von oben aus der Wohnung holen."

Und weg war sie. Ihre Wohnung lag direkt über ihrem Cafe, was wirklich total praktisch war. Sie lebt schon seit ca. 13 Jahren alleine, weil ihr Mann im Krieg gefallen war. Ich hatte ihn noch kennengelernt und er wirklich sehr sympatisch. Die zwei passten zusammen wie Pech und Schwefel.

Ich hatte gar nicht so schnell schauen können, da war die Dame auch schon wieder da, zusammen mit einem großen Suppentopf. Nachdem sie den nahe gelegenen Herd angeschmissen hatte, platzierte sie ihn auf eine der kreisförmigen Platten, schmiss etwas hinein, dass wie Gewürz aussah und setzte den Deckel wieder drauf.

"So...das wird erst mal ein wenig dauern. Dein Tee kommt gleich, ja?"

"Bloß keine Hektik. Ich hab Zeit genug."

Marley drehte sich vom Herd weg und kam zurück zur Theke. Dort holte sie eine Tasse mit Untersetzer und einem kleinen Löffel aus einem Fach hervor. Sie nahm eine Teeverpackung, legte den Teebeutel in die Tasse und füllte den Wasserkocher. Unter dem langsame ansteigende Geräusch des sich erhitzenden Wassers lenkte die Blondhaarige die Aufmerksamkeit wieder auf sich.

"Wo hast du denn deinen Vater heute schon wieder gelassen?"

"Der hat vorhin angerufen, ist noch im Hauptquartier. Besprechung mit Kollegen und so."

"Oh...hat er dich wieder versetzt?"

Sie blickte mich mit einem verspielten Lächeln an. Ich zog eine Augenbraue fragend nach oben.

"Bitte...nenn es nicht versetzen. Das hört sich so seltsam an."

Sie musste kurz auflachen, über die Verlegenheit des Junges. Doch sie verstummte schnell wieder und ihr Gesichtsausdruck wurde ernster.

"Aber nun mal ehrlich Dave. Das wie vielte Mal arbeitet er jetzt schon bis in die Nacht hinein? Das ist ja schon nicht mehr normal. Wer macht freiwillig Überstunden?"

Es war seit der Trennung , dass er sich so verhielt. Immer länger arbeiten, dann noch feiern gehen. Manchmal kam er völlig betrunken nach Hause und brabbelte irgendein Zeug wie "es tut mir leid" und "bitte geh nicht".

"Ich denke er ist immer noch nicht über die Trennung hinweg. Er vermisst sie immer noch."

Der Wasserkocher war mittlerweile verstummt und stieß heißen Dampf aus der sich wieder in Luft auflöste. Es herrschte einen Moment betretene Stille bevor sich Marley wieder zu Wort meldete.

"Der Arme. Er tut mir so leid. Wie lange ist es jetzt schon her? Drei Jahre?"

"Vier Jahre. Er hatte vier Jahre Zeit darüber hinweg zu kommen und er hat es immer noch nicht geschafft."

"Ach Schätzchen, das ist alles nicht so einfach wie es klingt. Die wahre Liebe ist ein Thema für sich. Das kann man nicht einfach so abschließen."

Sie schnappte sich den Wasserkocher und goss das brühend, heiße Wasser in die Tasse. Ihr Ausdruck war plötzlich ein wenig traurig und grübelnd und erst dann begriff ich, wie blöd und rücksichtslos ich gewesen war.

"T'schuldigung, das Thema muss heikel für dich sein, das hab ich nicht bedacht. Ich kann es nicht oft genug sagen, wie leid es mir tut was mit deinem Mann geschehen ist."

"Ach Schwamm drüber! Die ganze Stimmung ist schon wieder vollkommen depressiv. Willst du Zucker oder Honig in den Tee?"

Ich lächelte erleichtert und entschied mich Honig zu nehmen.

"Da wir grad davon sprechen...Wie sieht's mit dir aus? Keine Freundin?"

Beinahe hätte ich mich bei der Frage an meiner eigenen Spucke verschluckt. Ungläubig starrte ich sie an.

"W-W-Was?!"

"Och, tu nicht so als ob du nicht wüsstest wovon ich rede, Junge. Du bist 22! Andere Jungs in deinem Alter leben ihr Liebesleben oder bereisen die Welt. Das letzte mal als zu völlig begeistert zu mir gerannt kahmst, um mir zu erzählen, dass dir ein Mädchen ihre Liebe gestanden hat warst du 14! Was ist seit dem los, hm?"

Ich stieß einen langen, tiefen Seufzer aus und fuhr mir mit einer Hand einmal durch das Haar.

"Ich weiß nicht...Ich hab kaum mehr Zeit. Nach der Arbeit was trinken gehen wird immer seltener und mein Vater hält mich auch ständig auf Trab."

"Das ist wirklich eine schlechte Ausrede! Und selbst unter Ärzten gibt es schöne Frauen. Was ist mit dieser Tessa, von der du öfter sprichst."

Ich musste mir ein lautes Auflachen verkneifen, wenn ich daran denken würde mit Tessa zusammen zu sein.

"Oh, nein. Tessa und ich passen nicht so wirklich zusammen. Sie ist das genaue Gegenteil von mir. Außerdem hatte sie das letzte mal erst gestanden sich in einen vom Hauptquartier verschossen zu haben. Von irgendeiner neuen Rekruten Einheit."

"Ach Junge, du hast echt kein Glück in der Liebe.", sagte sie und schob mir gleichzeitig die Teetasse entgegen.

"Danke, Marley. Genau diese Aufmunterung hatte ich jetzt gebraucht."

Ich nahm die Tasse dankend an und stellte sie vor mir ab. Nach 5 Minuten stillem Schweigen, da die Dunkelblonde wieder an die Arbeit gegangen war, drückte ich den Teebeutel aus, legte ihn beiseite und gab Honig zum Tee dazu.

Einige Minuten rührte ich gedankenverloren in der dunklen Masse herum, bevor ich beschloss etwas produktiveres zu machen als einem nicht endenden Strudel beim Drehen zu zusehen.

Kurzerhand hatte ich das Tagebuch und den Notizblock aus meiner Jackentasche gefummelt und legte sie beide vor mir auf den Tresen, bereit einen weiteren Eintrag zu übersetzen.


Sind die Kapitel bis jetzt gut? Haben sie euch gefallen? Irgendein Feedback?

Hat wer Ideen was noch vorkommen soll?

Ich hab viele aber man kann ja nie genug haben. ;-)

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