31. Was ist los Dave?

Ian

- 02. August, 2101 -

Es war Anfang August und die Stimmung zwischen mir und Dave war seltsam. Es hatte irgendwie vor fast zwei Wochen angefangen aber mittlerweile hatte es bizarre Ausmaße angenommen. Zuerst nahm ich es kaum wahr, doch je länger die Zeit voranschritt, umso deutlicher wurde es dann auch für mich.

Es begann damit, dass er sämtlichen Augenkontakt schon nach kurzer Zeit abbrach. Dann ständiges aus dem Weg gehen. Die ersten Tage störte es mich nicht weiter - es fiel mir kaum auf. Doch nachdem es immer häufiger und extremer wurde, begann es mich zu stressen.

Oft hatte ich das Gefühl, als würde er mich aus dem Augenwinkel anstarren. Er wandte den Blick aber sofort ab, wenn ich ihn erwidern wollte. Wir redeten miteinander - aber das war nicht das Problem. Es war nicht mehr die lockere Stimmung, bei der ich mit Dave über alles und jeden reden konnte, stattdessen schien ihn irgendetwas zu beschäftigen was ihn davon abhielt wie gewohnt mit mir zu reden.

Vielleicht hatte er gerade Stress in der Arbeit oder mit seinen Kollegen. Anstrengende Patienten waren ebenfalls eine Möglichkeit. Die mentale Liste in meinem Kopf über die Möglichkeiten und Gründe dafür erstreckten sich bis in die Unendlichkeit. Dennoch ließ mich vor allem eine Vorstellung nicht los - und diese machte mir auch am meisten Angst: Das das Problem wirklich bei mir liegen könnte.

Erst wollte ich ihn nicht darauf ansprechen, in der Hoffnung er würde von selbst kommen aber das tat er nicht. Ich ging dem Gespräch lange aus dem Weg und hoffte dass es sich von selbst regeln würde, doch das tat es nicht.

Ich fragte Daves Vater und Tessa, ob die beiden etwas über sein seltsames Verhalten wussten aber auch die zwei wussten sich nicht zu helfen. Lennard meinte es wäre nur eine spät pubertäre Phase aber da war ich mir nicht sicher. Da war etwas anderes. Tessa erwiderte mir nur, dass Dave es mir selbst erklären müsse.
Also war doch irgendetwas im Busch und Dave wollte es mir einfach nicht erzählen. Ich war wirklich nicht der aufdringliche Typ, aber wenn es unsere Freundschaft und Verhalten zueinander so stark beeinträchtigen würde, musste sich etwas ändern.

Ich stand früh morgens vor Dave auf, um Frühstück vorzubereiten. Normalerweise war das Lennards Tätigkeit, jedoch hatte dieser Nachtschicht. Dieses einen mal wollte ich Dave nun zur Rede stellen und das ohne Unterbrechung, ohne Zwischenfälle und ohne mich abwimmeln zu lassen. Ich hatte gerade Einer in die Pfanne geschlagen und wollte gerade Speck mit dazugeben, als Dave verschlafen aus seinem Schlafzimmer kam. Er schaute ein wenig überrascht, als er ich in der Küche stehen sah.

"Guten Morgen", meinte ich zu ihm in Gebärdensprache.

Ein müdes "Morgen" bekam ich zurück gestikuliert ehe er sich neben mich gesellte und sich aus dem oberen Küchenregal zwei Tassen nahm.

"Tee?"

Ich nickte und warf die letzte Speckschwarte in die Pfanne hinein, während Dave Teebeutel und Wasserkocher beanspruchte. Er nahm beide Tassen mit an den Esstisch und gab mir die Teller hinüber, sodass ich Ei und Speck aufreihen konnte.

Wir aßen in Ruhe und begannen ein paar Gespräche. Als wir nur noch die leeren Teller vor uns stehen hatten, wagte ich den Versuch.

"Hey Dave, darf ich dich etwas fragen?"

Dave setzte seine Tasse ab und wandte sich mir zu.

"Was ist zurzeit los mit dir? Ich weiß nicht wie ich es sagen soll, aber du verhältst dich seltsam in letzter Zeit. Ich werde das Gefühl nicht los, dass dich irgendetwas beschäftigt, aber ich weiß nicht was."

Der Gesichtsausdruck meines Gegenübers nahm etwas von Überraschung an, verwandelte sich aber schnell in Unwohlsein.

"Weißt du, ich bin dankbar dass du dir Gedanken darüber machst. Aber ich glaube nicht dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist darüber zur reden. Eigentlich sollte ich in der nächsten halben Stunde in der Arbeit sein und ich glaube für das Gespräch sollten wir uns Zeit nehmen. Außerdem weiß ich gerade nicht so recht wie es dir erklären könnte..."

Er machte sich daran das Geschirr vom Esstisch in die Küche zu bringen. Ian war klar dass er dem Gespräch wieder nur aus dem Weg gehen wollte. Doch ich wollte mich heute nicht abwimmeln lassen. Ich sprang auf und folge dem Braunhaarigen in die Küche. Als er die Teller auf die Theke abgestellt hatte schnappte ich mir seinen Arm.

"Versuch jetzt nicht mich abzuschieben, ich weiß genau, dass du heute frei hast. Bitte, ich will doch einfach nur wissen was los ist!"

Da war er wieder dieser Blick den Dave mir zuwarf, eine Mischung aus Angst und Verzweiflung. Einen kurzen Moment schien er mit sich zu kämpfen. Immer wieder wollte er neue ansetzen, suchte verzweifelt im Raum nach den passenden Wörtern, mit dene er seine Situation erklären könne.

"Es tut mir wirklich leid, ich weiß nur wirklich nicht wie ich das formuliere, ohne dass es sich seltsam anhört. Es ist nichts schlimmes soviel kann ich dir versichern..."

"Aber es hat mit mir zu tun? "

Dave gab lange keine Antwort, aber das war Aussage genug. Und genug um mich noch mehr zu verunsichern. Dave hatte zwar gesagt es wäre nichts schlechtes, aber was könnte das denn sein? Und warum möchte er mir gerade das dann nicht mitteilen.

Dave hatte vor Nervosität angefangen seine Hände zu kneten. Ich wusste nicht was ich erwidern sollte, also starrte ich ihn einfach nur erwartend an. Gerade als er zu einer Antwort ansetzen wollte, ertönte der schrille Klingelton seines Handys.

Ich musste mir eine genervt Reaktion unterdrücken, allerdings hatte ich meine Mimik wenig unter Kontrolle, weshalb mein Blick an Dave vermutlich gerade 'wage es ja nicht dran zu gehen - wir haben etwas zu klären' ausdrückte.
Doch Dave war schon zurück zum Esstisch geflohen und warf einen Blick auf sein Handydisplay, um zu sehen wer der Anrufer war.

"Ian das ist mein Dad...da muss ich dran gehen, es könnte wichtig sein..."

Mein Gesichtsausdruck musste in dem Moment so viel Enttäuschung und Ungläubigkeit ausgestrahlt haben, sodass Dave mich ein wenig verunsichert anschaute.
Ich kämpfte damit ob ich am Ball bleiben sollte oder den Braunhaarigen ziehen zu lassen. Vielleicht war es wirklich ein Notfall?

Mit einem Schnaube wandte ich mich schließlich ab, ohne Dave nochmal anzusehen, nahm das restliche Besteck und was auf dem Tisch noch stand mit, ging in die Küche und machte mich stattdessen daran die Teller in die Spühlmaschiene einzuräumen.
Im Hintergrund nahm ich wahr wie Dave in Richtung seines Zimmers wanderte, um den Anruf entgegen zu nehmen. Folgend hörte ich ein leises Gespräch, jedoch konnte ich keine genaueren Wörter ausfindig machen.

Doch genauso schnell wie der Anruf kam, war er auch wieder beendet und Dave stand plötzlich sehr verwirrt wieder im Raum hinter mir, mit einem noch verwirrten Gesichtsausdruck.

"Und? Was is los?"

"Ähm... Ich bin mir nicht ganz sicher? Mein Vater meinte nur wir sollen ihn so schnell wie nur möglich am Hauptplatz vor dem Hauptquartier treffen. Du sollst umbedingt mitkommen. Und dann hat er einfach aufgelegt. Er klang sehr gehetzt und gestresst. "

Ich ahnte schon, worauf diese Aussage im Endeffekt hinauslaufen würde. Dennoch zeichnete sich Enttäuschung auf meine Gesichtszüge ab.

"Ian, bitte. Irgendwas ist da komisch, mein Vater hat sich echt seltsam verhalten - das macht er sonst nie. Ich werde dir alles erzählen, sobald wir eine ruhige Minute haben! Aber da müssen wir jetzt wirklich hin!"

"Okay",signalisierte ich ihm, "aber danach erzählst du mir alles! Alles und das ohne Wiederrede!"

Dave nickte eifrig und schon packten wir uns in warme Klamotten, nahmen unsere wichtigsten Sachen mit und rauschen in die Underground hinab. Dave schien anscheinend ein wirklich mulmiges Gefühl bei der ganzen Sache zu haben, da er ständig auf sein Handy blickte - in der Hoffnung oder Befürchtung vor neuen Nachrichten.

An unserer Endstation angekommen drängten wir uns als eine der ersten Menschen ans Tageslicht. Bereits Anfang August und die Sonne hätte genug ergie gehabt um Spiegeleier auf der Straße zu brutzeln - oder zumindest für Londoner Verhältnisse. Zudem war die Luft fast stickig wie in einer Sauna und der Asphalt unter unseren Füßen war extrem aufgewärmt vom Sonnenschein.
Der Platz vor dem Hauptquartier war, wie jeden Tag rege besucht, und wirkte vollgestopft mit Menschen. Die einen auf dem Weg zur Arbeit, zur Mittagspause oder nach Hause oder sonst irgendwo hin, andere wegen Tourismus oder Freizeitgründen.
In der Mitte vor dem kleiner Zierbrunnen des Platzes hatte sich ein "Chips-and-fish"-Stand positioniert, Das Fett blubbert und den billige aber leckeren Duft von frittierten Köstlichkeitenman könnte man über den ganzen Platz riechen.

Daves Vater stand vor den Treppen des Hauptquartiers und blickte sich hektisch in der Menge um, bis er uns erblickt hatte. Er lief uns mit flotten Schritten entgegen, sodass wir uns auf halbem Wege trafen. Sofort zog Lennard seinen Sohn und mich am Arm beiseite, lehnte sich zu uns herab und begann mir gedämpfte Stimme zu erklären.

"Hört zu ihr zwei das ist sehr plötzlich, aber es gibt Probleme. Sucht das nötigste zu Hause zusammen und bucht den erstbesten Schnellzug in den Norden..."

" Dad, was?!? Was soll das, wieso so plötzlich...???"

"Hör zu Dave: nich jetzt und hier. Ich weiß es ist schwierig gerade jetzt keine Fragen zu stellen, aber es ist nicht sicher. Wichtiger ist dass ihr so weit wie möglich weg von hier kommt..."

Lennard blickte wissend in meine Richtung. Ich wusste zwar im ersten Moment nicht wovon er redete aber ich bemerkte eindeutig die Notlage von da es Vater. Dave hingegen verstand die Welt nicht mehr.

"Dave, ich werde in den nächsten Tagen dann nachkommen und euch alles erklären..."

Während ich Dave und seinen Vater beim diskutieren zusah, wanderte mein Blick hinter die zwei, wo der Essensstand seine 'Fish und Chips' verkaufte.
Oder zumindest verkaufen sollte.
Das seltsame war, dass kein einziger Kunde anstand.
Noch seltsamer ist, dass trotz dem brutzelnden Fett und laufenden Herdplatten, kein zuständiger Verkäufer am Stand war, der bediente. Und das seit mehreren Minuten.

Irgendwas daran löste ein extrem ungutes Bauchgefül in mir aus. Etwas stimmte nicht und ich war mir nun sicher dass Lennard recht hatte: Wir mussten hier weg. Und zwar alle.

Ich drehte mich zu Dave und Lennard um und wollte auf mich aufmerksam machen, da beide immernoch miteinander zanken.

Ich kahm jedoch kaum dazu meine Worte mit den Fingern anzudeuten, da versank die Welt um uns herum mit einem schrecklichen Krachen in einem Sturm aus Feuer, Rauch, Schrotteileund heißem Fett.

Na was ist denn das?!?
Doch nicht etwa ein neues Kapitel??? 😱
Ja es ist wahr, ich habe es endlich geschafft meine faulen Hintern aufzuraffen und ein neues Kapitel herauszubringen.
Nachdem ihr alle so geduldig gewartet habt - und dafür will ich mich ganz deutlich bei euch bedanken - denk ich mal wirds auch eindeutig Zeit.

Da werdet ihr jetzt ein bisschen enttäuscht sein, dass ich euch so einen Cliffhanger auftischen...

Für ein baldiges nächstes Kapitel kann ich leider erstmal nich garantieren, dennoch wünsche ich euch schon mal ein frohes neues Jahr und hoffentlich wird 2020 produktiver 😅

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