3. Schlimmer geht es immer
-22. Januar 2101-
Daves Sicht:
Es war ein schöner Tag. So schön wie noch nie. Den ganzen Winter über hatte es geregnet keine einzige Flocke war vom Himmel gefallen. Die ersten dicken, fetten Schneekristalle regneten herunter. Die Nächte über hatte es durch geschneit, sodass nun eine Ein-Meter Schicht die gesamte Erde bedeckte.
Und heute schien dann auch noch die Sonne! Das Spiel aus tanzenden mikroskopisch kleinen Diamanten und flimmernden Sonnenstrahlen war atemberaubend. Dort, wo das Gelb auf den Bode schien, warf der Schnee einen scheinenden Schimmer zurück.
Und der Rest der Angestellten und Arbeiter mussten an einem Tag wie diesen im Hauptquartier versauern. Mein eigener Atem verwandelte sich in weißen Nebel, nur um kurz darauf wieder zu verschwinden. Meine Hände fühlten sich mittlerweile taub an durch die Kälte, denn obwohl die Sonne ihre Wärme nur so ausschüttete, war es immer noch klirrend kalt. Wie lange ich mich schon in diesem Schneegestöber befand, hatte ich bereits vergessen. Jedoch hoffte ich inständig, dass es nicht mehr als 20 Minuten gewesen waren.
Ich war nicht gerade warm angezogen ins Freie getreten. Lediglich mit halblanger Jeanshose, einem bereits ein wenig ausgeleiertem T-Shirt darüber ein weißer Doktorkittel mit kurzen Ärmeln. Es sollte eigentlich ja nur ein fünf Minuten Aufenthalt werden, jedoch hatte mich das Schauspiel vor mir so fasziniert, dass ich mich einfach nicht losreißen konnte.
Und wer hätte auch gedacht, dass Simon, der zweite Assistent meines Vaters, auch so lange braucht um mich zu finden. Apropos Simon, wo blieb der Kerl eigentlich?
Es war doch sonst auch nicht so schwer mich zu finden. Er hatte sich hoffentlich zum Schluss doch nicht verlaufen, so groß wie die Basis hier war. Meine Gedankengänge wurden urplötzlich unterbrochen als mich jemand an der Schulter packte und herumwirbelte. Gegenüber von mir stand ein kleingewachsener junger Mann, mit langen struppigen, schwarzen Haaren und erdbraunen Augen. Für einen 20-jährigen war Simon wirklich sehr klein geraten. Er beschwerte sich auch immer, wenn sich Leute über seine Größe lustig machten oder ihm seltsame, aber passende, Spitznamen gaben.
Jedoch schien es so, als ob ich jetzt ein ganz ein anderes Problem hätte. Denn der kleine Zwerg blickte mir mit böse funkelnden Augen entgegen.
„Du...",brachte er schwer atmend heraus.
Mit einem verschwitztem Lächeln lächelte ich ihn an: „Ah, Simon, ich hab mich schon gefragt, wann du kommst. Hab mir schon ernsthaft Sorgen gemacht."
Doch Simon schien von der Sache gar nicht begeistert zu sein. Immer noch finster dreinblickend packte er mich plötzlich am Kragen meines T-Shirts. „Das...war heut... das allerletzte mal... dass ich...dich suchen gegangen bin. Das nächste Mal... lass ich dir einen Ortungschip einpflanzen... sodass ich dir nicht mehr...hinterherrennen muss."
Mein Lächeln verschwand blitzartig, meine Augen geweitet vor Schock. „Das meinst du doch nicht ernst, oder?", fragte ich ihn, da ich nicht mehr von meinem Freund überzeugt war.
„Ohhh nein Dave, das ist mein voller Ernst. Ich werd ganz sicher nicht noch einmal durch alle 26 Stockwerke rennen, nur um dich zum täglichen Meeting zu holen, zu dem du ständig nicht erscheinen willst. Da kann dein Vater noch so viel sagen wie er will. Nochmal mach ich mich nicht zum Affen!"
Simon war fertig mit reden, holte tief Luft und beruhigte sich langsam wieder von der langen Rennerei durch das Gebäude. Ja, ja das täglichen Meeting. Das langweiligste was es auf der Welt gab.
Und das jeden Tag aufs neue. Es wird gelabert und abgesprochen wie jeder den Rest des Tages handelt oder was zu erledigen ist. Alle Ärzte und ihre Assistenten treffen sich dort in aller Hergottsfrühe. Wer will denn schon bitte um 6 Uhr auf der Matte stehen? Ich eigentlich nicht.
Nur einen Morgen würde ich gerne ausschlafen und erst so gegen Mittag aufstehen. Selbst wenn ich dabei das Frühstück verpassen würde.
Aber kein Wunder, dass ich jeden Tag völlig übermüdet bin. Aber leider hab ich keine Wahl.
Seit ich, Dave Warner, der erste Assistent meines Vaters geworden bin, der einer der führenden Ärzte im HQ war, musste ich der Versammlung täglich beiwohnen. Beziehungsweise sollte ich es. Ich weigerte mich aber sehr stark dagegen. Normalerweise wurden dann die guten alten Verstecke wie die Putz- oder Vorratskammer benutzt, jedoch hatte ich das bisher so oft gemacht, dass mich jetzt schon jede Putzfrau (oder Putzmann), und jeder Koch oder Köchin mich nicht mal in die Nähe eines Raumes ließ, da so oder so mittlerweile jedem klar war, was ich dort wollte.
Bis heute hatte ich mal gehofft durch meine Aktionen das gesamte Meeting zu verpassen. Leider ist das bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nie passiert. Außerdem schien mittlerweile fast jeder in der Basis gegen mich zu sein und mich an Simon oder meinen Vater zu verpfeifen. So mit der Zeit gingen mir jedoch meine Verstecke aus. Heute wäre ich wieder auf der Suche nach einem neuen gewesen, als mich dann plötzlich die wunderbare Aussicht des 11-ten Stockwerkes gepackt hatte. Und dann wars vorbei gewesen.
Jetzt hatte Simon mich gefunden und nun musste ich doch noch zum verhassten Meeting gehen.
Ich gab einen tiefen Seufzer von mir, da mir jetzt klar war, dass ich nicht mehr fliehen und mich nun auch nicht mehr herausreden konnte.
„Ist ja gut, ich komm schon." sagt ich, meines Blickes zur Seite gewand um meinen Gegenüber nicht in die Augen sehen zu müssen. Mich einfach so geschlagen zu geben war schon ein wenig deprimierend.
„Was?", Simon blickte mich verwundert an, „du kapitulierst? Sonst wehrst du dich mit Händen und Füßen dagegen von mir zu den Hörsälen geschleift zu werden. Woher der plötzliche Sinneswandel?"
„Mir gehen die Verstecke aus. Und bei dir bin ich mir eh sicher, dass du mich nach kürzester Zeit wieder finden würdest. Hast ja deine ganzen Kontakte in der Basis hier."
Der Blick des Kleineren wechselte nun von Verwunderung zum diabolischen Grinsen.
„Dann kennst du mich ja schon gut.", er sah mich herausfordernd an.
„Nun ja", meinte ich, mit dem Blick auf meine Armbanduhr, „wir haben noch fünf Minuten bis das Meeting beginnt. Wenn wir rennen, könnten wir es noch schaffen." Mein Kopf schwenkte zum Gesicht des Schwarzhaarigen. Dessen Blick versprühte großen Hass und sagte so viel wie „du-willst-mich-doch-verarschen". Er wollte gerade etwas erwidern, da machte ich schon auf dem Absatz kehrt und sprintete zu den Treppen.
„Wieso die Treppen?", fragte Simon, der mir hinterher hechtete und nur mit Mühe mithalten konnte, da dieser (fast) seine gesamte Energie für den vorherigen Sprint verbraucht hatte. „Die Aufzüge sind immer völlig überfüllt!!", brüllte ich zurück, während ich versuchte dem stetigen Gegenverkehr des Morgens auszuweichen und die Stufen herunter hastete. Meine eichenholzbraunen Haare nahmen mir immer wieder die Sicht, da sie mir durch die Rasche Geschwindigkeit immer wieder vor die Augen flogen. Ich stieß auch einige male mit Personen zusammen, dene ich gerade nur lauthals Entschuldigungen über die Schulter zurufen konnte. Vom elften in das dritte Stockwerk zukommen war sehr Zeit aufreibend. Vor allem wenn man sich nicht auskannte, konnte man sich sehr schnell in den unendlichen Nebengängen und Fluren, Kreuzung und Hallen verlieren.
Ein Glück hatte ich jedes einzelne Stockwerk genauestens unter die Lupe genommen. Deshalb war das Finden des richtigen Weges längst kein Problem mehr gewesen ist. Und heute war es sogar möglich den gesamten Weg innerhalb von vier Minuten zurückzulegen. So kam es dazu, dass ich und Simon schwer schnaufend und völlig außer Atem im Hörsaal 21 ankamen, bevor die Türen geschlossen wurden, und die Besprechung beginnen konnte. Ich blickte mich in den großen Gewölben um.
Es war klein im Vergleich zu einigen Lagerhallen, aber groß genug um ca. 500 Leute weiterzubringen.
Ein Hufeisenförmiger Tisch stand in der Mitte des Raumes, darum herum Umengen von Stühlen für diejenigen die zur Sitzung kamen. Einige waren bereits besetzt von Doktoren oder Doktorinnen und von Ärzten oder Ärztinnen oder ihren Assistenten. Ich blickte mich in der Menge um und versuchte meinen Vater auszumachen. Und das dauerte auch nicht lange. Meinen Vater hatte ich sehr schnell gefunden.
Er hatte bereits Platzt genommen, am runden Tisch. Rechts neben ihm, zwei freie Plätze, höchst wahrscheinlich für seine zwei, gerade erst gekommenen, Assistenten. Mit schnellen Schritten eilten wir zu den freien Stühlen, da der Rest der Gesellschaft begann sich zu setzten und die massiven Türen von Dienern geschlossen wurde. Kaum hatten wir uns gesetzt, wandten sich die Worte meines Vaters an mich. „Das ich das noch erleben darf, dass du pünktlich zur Sitzung erscheinst. Was ist los? Bist du krank?", fragte er ohne mich dabei anzublicken.
„Dir auch einen wunderschönen guten Morgen, Dad.", entgegnete ich ihm ironisch.
„Na was auch immer. Schön das du heute pünktlich gekommen bist. Das Thema heute könnte dich interessieren.", mit einem lächeln blickte er mir in die Augen.
„Wenn es so wie immer wird, bezweifle ich das allerdings."
„Nur, das es heute nicht so sein wird wie immer. Die Regierung, der Kriegsrat, sowie der Kanzler werden der Sitzung heute beiwohnen. Soweit ich mitbekommen habe, wurde von der Südfront ein Gefangener der Argentinier hergebracht. Von dem was ich mitbekommen habe, soll er schwer verletzt sein."
Ich blickte in die Richtung in die der Kopf meines Vater zeigte.
Ein älterer Herr, der Uniform und den Orden zufolge, der Kanzler, saß auf einem etwas erhobenen Stuhl. Für das dass er bereits 60 Jahre auf dem Buckel hat, sah er noch ordentlich frisch aus. Eine tiefe Narbe zierte seine linke Gesichtshälfte, die von der Stirn bis zum Kinn hinunter verlief.
Der Kanzler, desses Vornamen Gregor lautete, war ein guter Freund meines Vaters. Er hat mir oft von der „guten alten Zeit", so wie er sie nannte, erzählt. Als Dave selbst noch klein war, hatte er den Geschichten seinen Vaters mit unvorstellbaren Interesse zu gehört. Sie waren quasi seit Kindesalter zusammen, gingen in den gleichen Kinderhort, auf die gleiche Schule und studierten gemeinsam, wobei mein Vater Richtung Medizin einschlug. Mein Alter wusste bereits, dass Gregor es zu was bringen wollte, groß heraus kommen wollte, doch nie hätte, weder er noch Gregor, erwartet so weit zu kommen. Wer erwartete auch von seinem Toilettenkumpel einmal die mächtigste Person des Landes zu werden.
Zur Rechten und Linken des Kanzlers saßen jeweils fünf Vertreter des Kriegsrates und der Regierung. Alle in ihren täglich Uniformen mit haufenweisen Orden und hast du nicht gesehen, zurück gegelten Haaren und der typische Blick der Härte und Sicherheit aber keineswegs auch nur einen Funken Schlafmangel ausstrahlte.
„Aus Argentinien? Ein Compater?", fragte ich und wandte mich nach Rechts, versuchte meine Stimme so monoton wie möglich zu halten. Es kam selten vor, bzw. gar nicht, dass ein Fremder sich von England schnappen ließ und schon gar nicht Argentinier.
"Genau...ein Compator"
Anfangs der Geschichte wurde das Extol bereits erwähnt. Viele Leute waren in der Lage, sich mit dem Erz, dann in Form eines Kampfanzuges, zu verbinden und somit psychische (geistig und physische Leistungen zu steigern. Man bezeichnete sie als Conector . Allerdings war das nicht allen möglich und sie wurden von dem Extol abgestoßen. Meist wurde das schon in dem Kindesalter geprüft um spätere Kandidaten für das Militär auszuwählen.
Die Personen, die nicht in der Lage waren das Extol zu kontrollieren, wurden auch Compater genannt. Für diese Leute wäre es nie möglich gewesen jemals in eine Rekruteneinheit zu kommen. Sie wurden dann zu den normalen Angestellten, Putzkräften oder Büroarbeiter, konnten aber auch Medizin studieren und Arzt werden, so wie Dave.
In Argentinien hatten Forscher herausgefunden wie man junge Männer, so trainieren kann, dass sie auf dem gleichen Stand wie Conector kämpfen können. Es wurde eine neue Waffe extra für Compater entwickelt.
„Und warum konnten die nicht ein eigenes Meeting dafür planen und ziehen unsere Sitzung dafür unnötig in die Länge? Den Bericht, wie sie den Jungen gefoltert haben, können sie jemanden anders erzählen."
Ein schwerer Seufzer verließ die Kehle meines Vaters.
„Wart ab, du wirst bestimmt gleich aufgeklärt...", sprach er und erhob sich, da die Sitzung nun offiziell für eröffnet galt.
Irgendetwas sagte mir, dass mein Vater mehr wusste, als er mir verraten wollte. Nachdem ich ihn jedoch eine Weile anblickte ohne weitere Erklärungen zu bekommen zog ich mich schwerfällig von meinem Stuhl auf die Füße.
Stille trat ein, nur gelegentlich war Gemurmel unter den Leuten und das Schrammen von Stühlen auf dem Boden zu hören, von anderen Teilnehmern die mittlerweise gerafft hatten, dass das Meeting beginnen würde.
„Ich erkläre hiermit die Versammlung am 22.04.2101 für eröffnet", verkündete ein Mann mittleren Alters. Also dann...lasst den Spaß beginnen.
„Wie ihnen wahrscheinlich bereits aufgefallen ist, werden heute der Kanzler, die Abgeordneten der Regierung, sowie oberste Generäle des Kriegsrat dem heutigen Treffen beiwohnen."
Leises Getuschel war zu vernehmen. Fragen über Fragen häuften sich. Wie konnte ein Meeting so wichtig sein, dass die zwei wichtigsten Gesellschaftsschichten sowie die derzeit regierende Person von England heute auftauchen und meinen gesamten Tagesplan durcheinander brachten.
„Diese Leute sind heute da", setzte er seine Rede fort, „um ein ein ernstes Thema zu besprechen. Da ich selbst keine genaueren Details weiß, bitte ich, der Kriegsrat sollte das Sprechen an meiner Stelle übernehmen. Bitte erklären sie allen Anwesenden die Situation."
Nach unzähligen Nicken Seitens der Mitglieder des Rates und leisem Flüstern, erhob sich schließlich ein älterer Mann. Ich schätzte sein Alter auf ungefähr 40 oder 50 da ihm, obwohl er recht junge Gesichtszüge hatte, bereits das ein oder andere graue Haar seine schwarze Haarpracht zierte.
Die meisten der Generäle waren bereits im fortgeschrittenem Alter, meist geprägt von ihrer erfahrungsreichen Vergangenheit, die sowohl Siege und Freude als auch Rückschläge, Kummer und Niederlagen beherbergten. Alle Kriegsveteranen die bereits alles mögliche erlebt hatten.
„Nun, es ist wahrscheinlich besser zu verstehen wenn ich von ganz von vorne beginne."
Ja, natürlich! Hast ja alle Zeit der Welt, bloß keine Hektik. Innerlich seufzte ich, begann mein Gesicht in meinen Händen zu vergraben und vergrub mich nur noch weiter in meinen Stuhl. Jetzt auch noch eine Geschichtsstunde am frühen Morgen. Das was mir jetzt noch fehlte, wäre Kindermädchen zu spielen. Ich würde schreiend aus dem Saal rennen und in den nächst besten Fluss springen um mich selbst zu ertränken. Haha...Hah.... Ich hatte ja keine Ahnung wie wahr meine schlimmste Befürchtung werden konnte
„Vor drei Tagen noch herrschte ein schreckliches Gefecht an der Südfront bei Plymouth. Die Argentinier hatten unsere Sensoren gehackt, sodass wir sie nicht registrieren konnten, als sie mit ihren Schiffen an der Küste angelegt hatten. Wir bemerkten sie jedoch noch rechtzeitig und waren somit in der Lage sie bei Plymouth abfangen und abhalten weiter ins Landesinnere einzudringen. Es sind viele unserer besten Männer verletzt und getötet worden. Selbst Kommandant Hilson trug eine schwere Verletzung davon.
Doch wir konnten sie schlussendlich zurückdrängen und den Großteil der feindlichen Armee zu vernichten. Als sich das Gefecht gelegt und der Kanonenrauch sich verzogen hatte, schickten wir Suchtrupps die in der Umgebung nach Überlebenden unserer Einheiten ausschau halten sollten. Dabei entdeckte eine Gruppe einen Soldat der Argentinier.
Der Trupp wollte ihn erledigen. Jedoch hatte der Junge es trotz schweren Verletzungen geschafft, einen gesamten Trupp von fünf Leuten zu Fall zu bringen."
Moment mal. Ein Junge?
Ermachte eine dramatische Pause und wollte gerade wieder zum reden ansetzten als jemand aus der Menge meine Gedanken laut aussprach.
„Verzeihen sie die Unterbrechung, aber...hab ich gerade richtig verstanden? Sprechen sie von einem Jungen der unsere Soldaten überwältigen konnte? Wie alt war er denn wenn sie ihn als Jungen bezeichnet haben?"
„Nun...",antwortete der Erzähler, „er wurde mittlerweile untersucht und wir denken, dass er so um die 18 oder 19 Jahre alt ist."
Jetzt mal langsam. Ich löste mich aus meiner Gammel-Pose im Stuhl und wandte mich nun interessiert dem Gespräch zu.
„Die Frage steht ihnen allen bereits aufs Gesicht geschrieben, deshalb erlauben sie mir bitte meine Schilderung fort zusetzten. Einer der Soldaten aus unserem Suchtrupp war jedoch noch in der Lage gewesen Verstärkung anzufordern. Kommandant Westwood ist mit der Verstärkung ausgerückt und kahm auch gerade noch rechtzeitig.
Sie konnten den Feind mithilfe von Gewehren ausschalten. Westwood war auch derjenige der vor Ort entschieden hatte, den Jungen mitzunehmen anstatt ihn zu töten.
Er meinte er könne uns Informationen liefern die uns im weiteren Gefecht gegen die Argentinier nützlich wären. Die Abgeordneten der Regierung waren gegen diese Option und wollten den Jungen Krieger oder zu töten. Ein Militärarzt hat den nun Kriegsgefangenen untersucht und ihn so gut behandelt wie es seine vorhandenen Mittel erlaubt hatten. Sollte er allerdings in seinem jetzigen Zustand bleiben, sagte er, könnten die Verletzung lebensgefährlich werden.
Der Kriegsrat hat entschieden, dass es, egal welche Richtung wir einschlagen, an erster Stelle steht, dass dem Junge medizinische Behandlung gewährt wird. Wir können immer noch diskutieren was danach mit ihm passiert, wenn er sich von seinen Verletzungen erholt hat. Jetzt ist es wichtiger sein Leben zu retten. Ich bitte somit alle Ärzte," er schwenkte seinen Blick über die Menge, „ dass sich wenigstens einer von ihnen bereit erklärt ihm zu helfen."
Mit diesen letzten Worten, beendete er seine Rede und verbeugte sich, zur Überraschung aller Leute in diesem Saal, vor den gesamten anwesenden Ärzten und Ärztinnen.
„Ich bitte sie.", ließ er noch ein mal seine ruhige Stimme durch das Gewölbe hallen, bevor er sich wieder aufrichtete und sich zurück auf den alten Holzstuhl sinken ließ.
Nun, das war selten. So gesehen waren die Abgeordneten des Kriegsrates, besonders die Obersten Generäle, eindeutig höher Angesehen als Ärzte oder Beamten. Es war schon wirklich eine Seltenheit, dass ein höher Gestellter sich von niedrig Gestellten verbeugte, sozusagen darum fleht ihm zu helfen.
Mittlerweile war betretende Stille eingetreten. Die Ärzte tauschten unsichere Blicke aus. Einige Assistenten wurden unruhig, rutschten auf den Stühlen hin und her, als ob sie Hummeln im Hintern hätten. Wer wäre denn schon so verrückt einen unserer Feinde zu behandeln. Tja. Für Überraschungen sollte ich in Zukunft besser gefasst sein. Denn meine Kinnlade wollte gar nicht mehr zurück auf seinen Ursprünglichen Platz, als ich sah wie mein Vater seine Hand hob, sich dazubereit erklärte den Fremden zu versorgen.
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