24. Gefahr gebannt

1. Februar, 2101

Daves Sicht

Heut ging mir einfach alles viel zu schnell. Zu viele Ereignisse in zu schneller Reihenfolge hintereinander. Zu schnell für meinen Geschmack. Vor allem früh morgens.

Ich kannte ja einige Personen die - im Gegensatz zu mir - keine großen Probleme mit der morgendlichen Frühe hatten. Gute Beispiele waren Tessa oder Kalifa und ich könnte bestimmt noch ein paar andere Personen aufzählen, die immer mit einer beängstigten fröhlichen Energie in den Tag starteten . 

Ich konnte ja vieles ertragen, aber Hektik schon früh am Morgen war der reinste Horror für mich. Ein schlechter Tag also...

Zuerst war ich  von Simon quer über den Campus gescheucht worden, da ich das Meeting mit Tessa vergessen hatte. Das Meeting hatte dann doppelt so lang gedauert wie eigentlich geplant, da Tessa mich mal wieder mit jedmöglichen Müll zulaberte. Als würde das nicht schon genügen, ging dann auch noch der Alarm los.

Im ersten Moment war ich nichts anderes als genervt, so ziemlich der ganze Tag war somit für mich gelaufen. Dann aber begann ich mir Sorgen zu machen. Der Alarm warnte von einem Eindringling.

Was, wenn das Ian war? Das war zumindest mein erster Gedanke. Was, wenn er sich unbeaufsichtigt aus dem Zimmer geschlichen hatte und nun durch das Hauptquartier irrte? Dann kam die Befürchtung, die noch schlimmer war: Was, wenn er zu fliehen versuchen würde?

Und welcher Depp wäre dann dafür verantwortlich, da er die Tür nicht zugesperrt hatte? Ich natürlich. Ich verfluchte mich mal wieder für meine Naivität und Vergesslichkeit und hoffte, dass es sich bei dem Eindringling nicht um Ian handeln würde.

Außerdem hielt ich Ian nicht für die Art Person, die sich einfach aus dem Staub machte. Ich nahm mir nicht das Recht über andere Leute und ihren Charakter zu urteilen, aber bei dem Argentinier hatte ich das Gefühl, dass er eine Aktion solcher Art nicht durchziehen würde. 

Meine Beunruhigungen begannen dann mehr oder weniger Gestalt anzunehmen, als ich am Rande des überfüllten Flures stand und plötzlich einen völlig orientierungslosen Ian entdeckte, der sich inmitten des reißenden Menschenstromes befand. Anstatt sich jedoch von der Menge treiben zu lassen, um zum Ausgang zu kommen; versuchte er jedoch inmitten der Strömung Halt zu fassen und blickte wie wild um sich, auf der Suche nach etwas. Oder jemandem.

Als ich sein Blickfeld streifte heftete er seine Augen an mich und begann sich plötzlich durch die Menschenmenge durchzuschlagen. Es war ein harter Kampf für Ian sich durch die Ansammlung an Personen zu drängen, wenn man seine Größe beachtete. Die panischen Leute bemerkten den Weißhaarigen nicht im Eifer des Gefechtes, waren nur darauf fixiert den Ausgang sicher zu erreichen. Er wurde zurückgedrängt und beiseite gestoßen, auf die Seite geschoben und weggedrückt. 

Bevor er wieder in den Fluten untergehen konnte, kam ich ihm entgegen, packte ihn am Arm und zog ihn weg von der Menschenmenge in einen kleinen leeren Nebengang. 

Er erklärte mir, dass es höchstwarscheinlich Leute aus seiner Militärbasis waren, die in das HQ eingedrungen waren. Es schien mir zwar mehr oder weniger eine paranoide Behauptung zu sein, aber seine Augen leuchteten vor beängstigter Überzeugung. Dennoch fragte ich nach, ob er sich da sicher wäre. 

Das mit dem Chip war dann die nächste Sache. Ich musste die ganze Zeit blind gewesen sein, dass ich das mit Blut versehene Tuch um seinen Arm nicht bemerkt hatte. Ich fluchte innerlich und inspizierte die Schnittwunde, aus der er den Chip entfernt hatte. Er hatte präzise gearbeitet, dass musste man ihm lassen. Die Wunde war nicht zu groß geraten und auch nicht zu tief. Er befand sich nicht in Lebensgefahr. Er würde es überleben. 

Nach dem ich mich versichert hatte, dass Ian nicht aufgrund von Blutverlust den Löffel abgeben würde, und er mir erläuterte, was es mit dem Chip auf sich hatte, hielt ich es für eine gute Entscheidung einen der Sicherheitsleute aufzusuchen. 

Erst dann kam mir eigentlich der Gedanke. Es war schon ein wenig seltsam - auf Ian bezogen - dass er so auf diese Weise handelte. Er hätte gerade die perfekte Chance gehabt entwischen zu können. Er hätte sich einfach mit der Menge hinaustreiben lassen können, um dann in dem Labyrinth der Hauptstadt London zu verschwinden. Es war von großer Wahrscheinlichkeit, dass niemand ihn je finden würde. 

Aber nein.

Stattdessen entfernt er selbst höchstpersönlich den Chip, der seinen Leuten seinen Aufenthaltsort vermitteln würden; läuft quer durch das Hauptquartier um mich zu suchen und mir von der ganzen Verschwörung zu erzählen und somit indirekt helfen die ungebetenen Eindringlinge zu enttarnen. 

Es gab mir Rätsel auf, was er damit bezweckte.

Das nächste Problem  war das plötzliche Auftauchen dieses argentinischen Soldaten.

Gott, hatte ich mich erschrocken, als der Typ plötzlich aufgetaucht war. Es war wie aus dem nichts. Plötzlich stand er einige Meter hinter Ian. Dieser war ebenso erschrocken gewesen wie ich und bewegte sich keinen Zentimeter. Er schien sich in einer Art Schockstarre zu befinden, seine Miene war wie versteinert. Seine starren, weit aufgerissenen Augen richteten sich auf den Eindringling. Sein Gesicht schien von Minute zu Minute, die er dort stand, blasser und blasser zu werden.

Die ersten Worte des anderen Argentinier waren an einen Kommandanten gerichtet. Ich schloss aus der Situation und den anwesenden Personen, dass er zu Ian gesprochen hatte, wobei mich ein eiskalter Schlag traf. 

Ian hatte die Kampfkraft, die physiche Kondition und den Stand einer führenden Autorität im argentinischen Militär. Ein Kommandant, um den ich mich die letzten Wochen über gekümmert und mit zusammengesessen hatte. Großer Gott, ich hatte mit ihm Cluedo gespielt, als wären wir seit Jahren miteinander befreundet. 

Der Eindringling erschien weniger vertrauenerweckend. Die Art wie seine Augen zu Schlitzen geformt waren und das hämische Lächeln, welches sich auf seinem Gesicht abzeichnete - alles ließ ihn wie einen bösartigen Dämon erscheinen.

Er forderte Ian auf mit ihm mitzukommen. 

Ian verharrte in seiner Starre. Minutenlang bewegte er sich nicht. Er schien hektisch am überlegen zu sein. Ich verblieb an meinem Ort und fand mich nicht im Stande irgendetwas zu tun, so überfordert war ich mit dieser Situation. Vielleicht wollte ich auch nur auf Sicherheitsabstand bleiben. 

Als Ian dann seine Entscheidung traf, war ich geschockt zu sehen, dass er sich langsam aber zögernd auf den anderen Argentinier zu bewegte. Dieser hatte sich bereits auf den Weg gemacht den kleinen Garten zu verlassen. Ich war verärgert. Da kümmert sich man wochenlang um jemanden und so wird es jemandem gedankt? Doch dann musste ich mich an den Augenblick erinnern in dem Ian den argentinischen Soldaten erblickt hatte. Sein geschocktes schon fast ängstliches Gesicht, die zitternden Hände zu Fäusten geballt, so stark zusammengepresst, dass das Weiße der Knöchel hervorstand. So verhielt sich kein Kommandant, der auf einen seiner Untertanen trifft. Aber der Weißhaarige machte ein Gesicht, als würde er dem Tod gegenüber stehen. 

Er hatte Angst auf Seinesgleichen zu treffen. Er hatte Angst seine Leute würden ihn finden und jetzt hatten sie ihn gefunden und wollten ihn wieder zurück schleppen. Er konnte sich beim direkten Gegenüberstehen nicht wiedersetzten, er war es gewohnt seinen Leuten zu gehorchen und er wusste das der Befehl, welcher der grinsende Dämon ausgesprochen hatte, ein Befehl von ganz weit oben war. 

Er schien seinen Weg zu verzögern, so langsam wie nur möglich ans Ziel zu gelangen.Ich erinnerte mich, dass ich durchaus Macht über meinen Körper, Muskeln und meiner Stimme hatte. Dieses Mal ergriff ich sie. Ich nahm all meinen Mut zusammen, bevor ich aus vollster Kehle schrie. 

"Espera Ian" 

(Warte, Ian)

Wie aufs Stichwort drehten sich Ian und der fremde Soldat zu mir um. Während mich der Argentinier eher gelangweilt, genervt und ein bisschen überrascht anblickte, zog Ian eine dankbare Miene und sah schon fast froh aus, dass ich irgendetwas gesagt hatte. Unter der Beobachtung von den beiden Soldaten fand ich mich plötzlich nicht mehr in der Lage irgendetwas weiteres zu sagen. Mein Mund öffnete und schloss sich, doch ich fand nicht die richtigen Worte. Vor mir standen zwei Killermaschinen, von denen mich mindestens eine töten würde. Ich sollte meine Worte mit Bedacht wählen.

"No deberías salir..."

(Du solltest nicht gehen...)

Ich überlegte wieder, fand aber sofort die Worte und hatte das Gefühl sicherer zu sein. Er sollte nicht gehen, wenn er es nicht wollte. Und ich war mir ziemlich sicher, dass er nicht wollte. Nicht bei der Reaktion und bei den Ereignissen die sich in seiner Vergangenheit ereignet hatten. Bei dem was ich in seinem Tagebuch gelesen hatte. Dann erinnerte ich mich an das Tagebuch und fühlte plötzlich sein Schweres Gewicht in meiner Kitteltasche. Stimmt ja ich hatte es die ganze Zeit bei mir. 

Es war wahrscheinlich der denkbar schlechteste Zeitpunkt ihn damit zu konfrontieren aber wenn es meiner Antwort Ausdruck verleihen sollte...

Langsam schob ich meine Hand in die Tasche und meine Finger ertasteten den ledernen Rücken des Tagebuches. Ich umfasste es, zog es heraus und hielt es den beiden vor die Nase. Ians vorheriger Gesichtsausdruck wechselte von Dankbarkeit zu blankem Entsetzten. Ich konnte mir gut vorstellen was in seinem Kopf gerade vorging und doch irgendwie nicht. Mir war das bereits beim gemeinsamen Spielen aufgefallen: Man konnte noch so hart über seine Gedankengänge nachdenken aber er würde einen mit jedem weiteren Zug aufs Neue überraschen. 

Doch Ian musste klar werden, dass er sich nicht so behandeln lassen sollte. Er war viel zu intelligent um solchen Sklaventreiber zu gehorchen. Und nun bot sich ihm die Chance zu entscheiden.

Nun, da Ian wusste, dass das Tagebuch in meinem Besitz war, war es auch irgendwo logisch, dass ich es gelesen hatte. Es hatte keinen Nutzen mehr es zu leugnen, also konnte ich es gleich zugeben. 

Mitten in meiner Erklärung wurde ich dann aber plötzlich von dem grimmigen Argentinier unterbrochen. Mit einem Aufschrei rannte er brüllend auf mich zu, mit einer schon fast unmenschlichen Geschwindigkeit. Seine Gesichtszüge waren von Wut gekennzeichnet und man konnte schon fast ein anschwellende Ader auf seiner Stirn erkennen. 

Die Klinge die er währenddessen aus seinem Gürtel gezogen hatte blitzte hell und gefährlich im trüben Licht, welches durch die Glaskuppel strahlte. Das Beängstigende war die ungeheure Geschwindigkeit, mit der sich der argentinische Soldat auf mich zubewegte. Wie ein Schnellzug, von dem es kein Entkommen gab und jeder Ausgang auf jeden Fall tödlich sein würde. Ich stolperte zurück, doch der Mann mit dem Messer hatte mich schneller erreicht, als ich gedacht hatte. 

Ich machte mich schon auf das Schlimmste gefasst. Darauf, dass er mir mit seinem spitzen Messer mein Gesicht zerkratzen würde und erst von mir ablassen würde, wenn ich mich vor Schmerz krümmend am Boden liegen würde. 

Und dann stand er vor mir, mit seiner Hand zum Zuschlagen ausgeholt, die Klinge des Messers über mir. 

Ich sandte ein letztes Stoßgebet gegen Himmel und hoffte auf ein Wunder.

Und dann stand Ian vor mir, den ich in diesem Falle ein Wunder nennen konnte. Er schob sich plötzlich zwischen mich und den anderen Soldaten und bewahrte mich davor, dass die scharfe Klinge mich zweiteilen würde. Unser Gegenüber machte ein Gesicht, als wäre er aus allen Wolken gefallen. Ungläubig blickte er Ian an. 

Dieser wartete nicht lange und hatte den Argentinier innerhalb von wenigen Sekunden von seinem Messer getrennt und ihn einige Meter weggestoßen, um Abstand zwischen uns zu bringen. Es dauerte einige Sekunden bevor sich der Kontrahent wieder aufrappelte und erst einmal die Situation überblicken musste. 

Inzwischen war Ian weiter vor getreten und hatte eine Stellung eingenommen, die mir auch von unseren Militärs bekannt war. Es war eine der Grundhaltungen. 

Erst dann erkannte ich sein Vorhaben: Ian würde kämpfen. Kämpfen gegen diejenigen, die ihm Leid zugefügt hatten. 

Nur kurz herrschte reglose Stille, ein Moment, in dem sich nichts und niemand bewegte. Ich nahm mir die vorhandene Zeit, um langsam und unauffällig an den Rand des kleinen Gartens zurückzutreten. Es waren nun nur noch die zwei Argentinier, die auf dem grünen Rasen standen. 

Der argentinische Soldat war der erste der seinen Zug tat. Mit der gleichen Geschwindigkeit, mit der er sich mir genähert hatte, schoss er nun auf Ian zu. Es folgte der erste Hieb, den Ian aber mühelos konterte. Der zweite Schlag folgte sofort, aber auch diesen konnte Ian abwehren und ihn zu seinem Vorteil nutzten, sodass er eine schneidende Wunde an der Innenseite des gegnerischen Oberschenkel hinterließ. 

Obwohl es ein Kampf um Leben und Tod war bewegten sich beide Soldaten mit der Leichtigkeit einer Katze. Die Schläge hatten glatte Überläufe, der Kampf schien nicht ein mal ins Stocken zu geraten. Es war beeindruckend und erschreckend zugleich und erst jetzt wurde ich mir der Kampfkraft von Ian bewusst. Trotz seines miserablen gesundheitlichen Zustandes, konnte Ian beim Kampf ohne Probleme mithalten. Ich wollte mir gar nicht ausmalen zu was er mit voller Körperkraft fähig wäre. 

Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als jemand seine Hand auf meine Schulter legte.

 Hinter mir standen mein Vater, der Kanzler zusammen mit einem großgewachsenen Mann in einer Kommandanten-Uniform und feuerroten Haaren, einige andere Politiker und Vertreter, Angestellte und Ärzte und ein ganzer Trupp an Sicherheitskräften. Sie starrten völlig verwirrt auf die Szene, die sich vor ihnen abspielte. Mein Vater warf mir einen fragenden Blick zu, als ob ich alles beantworten könnte. Als nach wenigen Minuten des Zurückstarrens immer noch nicht geantwortet hatte fragte er dann:

"Dave, was zum Teufel geht hier vor?"

Hallo Vater. Ja, mir geht es gut. Danke der Nachfrage.

Ich starrte zurück auf das kämpfende Duo vor mir, ehe ich mich den fragend Blicken zuwand und sie mit einer kurzen Erklärung begnügte. 

"Ian nimmst sich den argentinischen Eindringling vor."

Es waren einige ungläubige und verwunderte Ausrufe hinter mir zu hören wie "Wie bitte?" oder "Bitte was?". Auch mein Vater starrte mich erst ungläubig an ehe seine Miene zu dem unverwechselbaren Gesicht zurückkehrte, das Ruhe und Kontrolle ausdrückte. Er packte mich mit seinen Händen an beiden Schultern und blickte mir tief in die Augen. 

"Ian? Dein Patient? Bist du dir sicher? Bist du dir sicher, dass nicht er es war, der den Alarm ausgelöst hatte?"

Das war mal wieder klar, dass so etwas von meinem Vater kommen würde. Aber irgendwo konnte ich seine Zweifel verstehen. Also begann ich für meinen Vater und den übrigen Anwesenden mit einer schnellen und kurzen Erklärung, die alles Nötige zusammenfassen sollte. Von zu seiner Flucht aus dem Zimmer, dem Alarm, seinem Bericht bei mir über den Chip und das plötzliche Auftauchen des anderen Argentiniers. Das mit dem Kommandanten-Status ließ ich mal vorweg, dass mussten sie nicht unbedingt erfahren...

Mein Vater hatte nur den Finger an sein Kinn gelegt und nickte nachdenklich, während ich erklärte. Zum Schluss brachte er nicht weiter als ein "Ich verstehe" heraus. Der Kanzler hatte anscheinend zugehörte, starrte aber immer noch auf die zwei Kontrahierenden. 

Beide waren immer noch hoch konzentriert bei der Sache, wobei es so aussah, als ob Ian bei seinem Gegner ein oder zwei Treffer gelandet hatte. Eine weitere Schnittwunde klaffte am gegnerischen Arm und eine breite, klare, rote Linie zog sich von seinem Schlüsselbein bis zu seiner Schulter. Doch auch Ian schien das Gefecht schaffen zu machen. Seine Bewegungen wirkten ein wenig langsamer und schwerer als zuvor und auch in seinem Gesicht waren Anzeichen von Müdigkeit und Schmerzen zu erkennen. Aufgrund seines verletzten Knies hatte er zu hinken begonnen und machten ihn weniger bewegungsfähig. 

Der Kanzler sprach mit ruhiger und tiefer Stimme.

"Wird er es schaffen?"

Ich und viele andere drehten sich zu dem älteren Mann mit einem "Was?" auf den Lippen. Er starrte mich dann mit seinen dunklen klaren Augen an ehe er seine Frage für alle wiederholte.

"Wird dein Freund es schaffen den anderen argentinischen Soldaten zu besiegen."

Es überraschte mich ein wenig, dass der Kanzler Ian gleich meinen Freund nannte. War das denn so offensichtlich? Offiziell war es noch nicht, aber mein Ziel war es. Dennoch glaubte ich, dass Ian noch ein wenig anders über unsere "Freundes-Status" dachte. Mein Blick ging zurück zu Ian und dann zum Kanzler. Angesicht der Situation war der Weißhaarige deutlich im Nachteil, aber ich vertraute auf seine Fähigkeiten. 

Ich nickte, ehe ich zuversichtlich erwiderte. 

"Ich bin mir sicher er wird es schaffen."

Er starrte einige weitere Sekunden in meine Augen, ehe er sich überzeugt wegdrehte.

"Nun gut."

Der Kanzler schien zu spüren, dass ich Ian bei seinen Taten vertraute.

Jedoch schrie einer der Politiker hinter uns entrüstet auf.

"Aber Kanzler, das kann doch nicht ihr Ernst sein! Ihr lasst sie einfach weiterkämpfen? Dieser argentinischer Abschaum ist nicht besser als die anderen seiner Art, die sind doch alle glei-..."

Der Kanzler unterbrach den Aufgebrachten mit bebender Stimme.

"Sir...glauben sie mir, ich habe vollstes Vertrauen in diesen jungen Mann," er warf mir einen schweifenden Blick zu, " und ich vertraue ihn bei seiner Entscheidung seinen Freund diesen Kampf austragen zu lassen." 

Sein Blick war streng und lag schwer auf dem anderen Mann, der es nicht einmal wagte einen Widerspruch zu äußern. Der Kanzler war ein netter und freundlicher Kerl, aber wenn jemand sein Urteilsvermögen oder Vertrauen in Frage stellte, dann war mit ihm nicht gut Kirschen essen.

Nach dieser kurzen Auseinandersetzung richtete ich meine Aufmerksamkeit zurück auf den Kampf, nur um mitzubekommen, wie Ian die volle Breitseite abbekam. Sein Gegner hatte es durch die stetig fallende Flinkheit von Ian geschafft einen harten Schlag an seiner Hüfte zu landen, wodurch der Weißhaarige ein wenig aus seiner Bahn geworfen wurde. Der argentinische Soldat nutzte das aus und setzte gleich nach. Der erste folgende Schlag traf noch, doch dem Rest konnte Ian durch schnelle Reflexe und Verteidigung entgehen.

Es tat schon beim Zusehen weh.

Doch Ian zog einen Vorteil aus dem schnelle Gefecht und schaffte es selbst einen Schlag auszuteilen. Mit schnellen Schritten trat er seinem Kontrahenten die Füße weg, wodurch dieser strauchelte und nach hinten zu kippen begann. Der Weißhaarige wirbelte herum, nahm sein Messer in die linke Hand und ließ es auf den gegnerischen Leib zufliegen.

Sein Gegenüber wollte sich wegdrehen - weshalb es für ihn schließlich tödlich ausging.

Ian hatte auf eine Region im Brustbereich gezielt, doch durch die Bewegung des Gegners traf das Messer statt den Oberkörper - direkt in die Halsschlagader. 

Die Zeit schien für Minuten still zu stehen während alle Anwesenden mit ansahen, wie der Körper wie ein schwerer Sack Kartoffeln zu Boden fiel. 

Einige der Beistehenden und Zuschauer schrien erschrocken auf und begannen zu murmeln und miteinander zu tuscheln. Einige drehten sich vor Ekel von der ganzen Szenerie weg. Es war wirklich nicht appetitlich mit anzusehen. Der gründe Rasen wurde dort, wo der Soldat lag, in die rubinrote Farbe des Blutes getränkt. Das mittlerweile blutige Messer, welches immer noch in der Wunde steckte; der noch zitternde und zuckende Körper am Boden; die röchelnde und gurgelnden Geräusche, die der gefallene Argentinier in den letzten Minuten seines Daseins von sich gab. Selbst mein Vater und der Kanzler waren einige Schritte zurück getreten. 

Ian war von seinem argentinischen Mitbürger weggetreten, auf den Boden gesunken und starrte mit weite aufgerissenen Augen, bodenlosem Schrecken und Ekel auf den nun leblosen Körper hinab. Es war als hätten ihn seine eigene Taten überrascht und gleichzeitig angeekelt. Als wäre er sich nicht im Klaren, was er gerade getan hätte. 

Ich löste mich aus der Menschentraube und lief auf Ian zu. Als mich neben ihm auf die Knie niederließ schien er mich nicht mal wirklich wahrzunehmen, als würde er sich der Situation nicht bewusst sein. Seine Hände zitterten unkontrollierbar; die linke in der er davor das Messer gehalten hatte, war blutig und schimmerte rot im schwachen Licht. Ich sprach ihn einige Male an, doch erst mit dem dritten Versuch schien ich Ian zu erreichen. Als er seinen Kopf dann zu mir wandte sah ich erst den wirklichen Terror und den Schrecken in seinen Augen. 

Um ehrlich zu sein hatte ich eine solche Reaktion nicht von Ian erwartet. Als Soldat, nein sogar als Kommandant, ging ich davon aus, dass er - so absurd es auch klingen mochte - das Töten gewohnt war. Aber dieser Anblick der sich mir darbot überzeugte mich genau von dem Gegenteil. Ian litt unter seinen Taten, dass hatte ich schon in seinem Tagebuch gelesen. Aber nun so direkt vor mir war ich völlig ratlos was ich tun sollte. 

Ich packte ihn an seinen Schultern um ihn endgültig in die Realität zurück zu holen. 

"Estabas bién?"

(Geht es dir gut)

Eine saublöde Frage. Eine wirklich idiotische Frage. Natürlich war er NICHT okay!

Ian verzog ein wenig das Gesicht und deutete auf sein Knie und an die Stelle an der Hüfte, an der ihn sein Gegner getroffen hatte. Offenbar war er nicht okay. Ich wollte Ian so schnell wie möglich weg von hier bringen, um seine Wunden zu behandeln und um ihm Ruhe zu gönnen. 

Doch der Abgeordnete, der bereits vorher seine Zweifel vor dem Kanzler vorgetragen hatte, ließ uns auch dieses Mal nicht so einfach gehen. 

"Haben sie das gesehen? Er hat ihn umgebracht!! Eiskalt ermordet!! Ich sag es ihnen doch: sie sind alle gleich! Argentinischer Abschaum!!"

Der Mann war ebenfalls, zusammen mit einigen der Sicherheitskräften, aus der Menge getreten und zeigte nun vorwurfsvoll auf Ian, während sich die anderen Männer um uns herum positionierten. 

"Was soll das?", fragte ich beunruhigt. Ich stand auf und stellte mich schützend vor Ian, auch wenn ich so gut wie nichts hätte ausrichten könnte. 

"Dieser Junge stellt eindeutig eine potentielle Gefahr dar! Wir sollten ihn in Gewahrsam nehmen bevor er noch mehr Schaden anrichtet!"

Langsam kochte Wut in mir auf. Diese Konversation machte mich aggressiv! Wäre die Person keine angesehene Persönlichkeit und stünde nicht die Hälfte der Regierung von London vor mir, einschließlich Kanzler, hätte ich dem Schwätzer mit Freude die Nase gebrochen. 

"Jetzt warten sie mal! Sie haben ja keine Ahnung was sich hier abgespielt hat!", warf ich ihm entgegen. Er sollte sich nicht so aufplustern, wenn er nicht einmal wusste, was genau hier passiert war. 

"Sie haben uns die Situation doch mit eigenen Worten erklär-..."

"Dann habe ich wohl vergessen zu erwähnen dass Ian es war, der mir das Leben gerettet hat."

Ich betonte vor allem dass er - ein gemeingefährlicher Argentinier - das Leben eines anderen bewahrt hatte, worauf mein Gegenüber ein wenig stutze. Er schien einen verwirrten Eindruck zu machen, dass ein Argentinier ein Leben gerettet statt geendet hatte. 

"Ian war derjenige der sich zwischen uns geworfen hatte, als dieser Mann...", ich deutete auf den toten Soldaten am Boden, "...kurz davor war mich zu erstechen. Ian hat ihn abgewehrt und mir somit das Leben gerettet und all das obwohl er immer noch mit seinen Verletzungen zu kämpfen hatte."

Der Politiker wollte darauf schon etwas erwidern, doch dafür ließ ich ihm keine Zeit. Ich kam gerade richtig in Stimmung es diesem Dummschwätzer zu zeigen.

"Ich sag ihnen jetzt mal was: Sie haben keine Ahnung was diesem Jungen widerfahren ist. Sie waren es nicht, der ihn für fast zwei Wochen betreut hatte. Sie waren es nicht, der sein Tagebuch übersetzt und gelesen hatte, nur um festzustellen mit welchen rabiaten Methoden sie ihn gefoltert und schließlich gebrochen haben. Sie wissen nichts über das Leid, die Verzweiflung und die schrecklichen Erfahrung die er dort im Militär gemacht hat."

Das sorgte für Stille in den Reihen. Die Leute blickten sich fragend an, erwarteten eine Antwort. Ich hätte gehofft dass das Thema somit vom Tisch geschaffen war doch da hatte ich mich zu früh gefreut. Natürlich ließ der Politiker nicht locker. 

Sein Gesichtsausdruck reflektierte Zweifel, er schien wirklich über meine Aussage nachzudenken. Seine Stirn wies Falten auf, seine Augenbrauen waren stark zusammen gekniffen. 

"Das überzeugt mich nicht. Es könnte alles eine Farce sein, ein Betrug. Er könnte das alles inszeniert haben nur um uns zu überzeugen."

Langsam wurde all das Geschwätz von einer Inszenierung nervend und ermüdend. Niemand schreibt mit Absicht falsche Fakten in ein Tagebuch, dem man normalerweise die wichtigsten Dinge anvertraut. Als ob Ian - als ob irgendwer - so weit vorausgesehen hätte. 

Mit diesem Gespräch kam man nirgendwo hin, es würde immer auf das Gleiche hinauslaufen. Doch es nutzte mir nichts, nur den Kanzler auf meiner Seite zu haben. Wenn die Regierung nicht zu 100 % überzeugt war konnte ich Ian in Zukunft schon in einer der Zellen sitzen sehen. Frustrierend schlug ich die Hände vor meinem Gesicht zusammen und dachte kurz nach. Doch mir fiel nichts ein, womit ich den Mann sicher mit Beweisen überzeugen könnte. 

"Dann sagen sie mir was ich - was Ian - tun kann um sie zu überzeugen? Was wäre der ideale Beweis für Ians Unschuld?"

Nun musste der Politiker überlegen. Hilfesuchend wand er sich an seine Kollegen, doch auch diese schienen ratlos zu sein. Niemand konnte mir eine Antwort darauf geben. 

Als nach einer Ewigkeit immer noch keiner etwas gesagt hatte trat auf einmal der rothaarige Mann, der bisher noch kein einziges Wort gesagt hatte, neben dem Kanzler hervor. Beim näheren Betrachten fielen mir seine langen Haare auf die er auf einer Seite mit einem Haargummi fixiert hatte. Noch längere Haare als Ian - das hätte ich mir im Leben nicht erträumt. 

"Sir, wenn ich ihnen einen Vorschlag machen dürfte?"

Er ging auf den Abgeordneten zu, ehe er sich nach vorne lehnte und ihm etwas zuflüsterte. Der Kommandant war um einiges größer, weshalb er sich nach unten lehnen musste, um dem Politiker erreichen zu können. Er hörte aufmerksam zu, was der Rotschopf ihm riet. Er schien kurz zu überlegen und die Idee zu überdenken. Dann nickte er zustimmen, murmelte etwas wie "Bitte, Kommandant, wenn sie sich darum kümmern könnten" und ging zurück zu der großen Menschenmenge am Rande des Gartens. 

Der Rothaarige hingegen deutete den Sicherheitsleuten um uns mit einem Nicken an sich zu entfernen und kam dann langsam auf uns zu. Währenddessen zog er aus einem Halfter an seinem Gürtel eine Pistole hervor und schob den Riegel ein mal nach vorne und ließ ihn zurückschnalzen. Die Pistole war nun geladen.

In mir machte sich ein mulmiges Gefühl breit. Allein einen Kommandanten mit geladener Pistole auf jemanden zugehen zu sehen löste nicht wirklich Gefühlte der Freude aus. Ich warf einen Blick nach hinten und sah Ian an, der mittlerweile vollkommen aus seiner Trance erwacht war und verzweifelt auf die Situation vor sich starrte. Er hatte mit höchster Wahrscheinlichkeit von all dem was wir geredet hatten gerade mal 8 Wörter verstanden. Der Weißhaarige fand meinen Blick und suchte darin verzweifelt nach Antworten. Leider konnte ich ihn nur mit einem flachen Lächeln abspeisen, da ich selbst gerade nicht zuversichtlich war, wie dieses Spektakel ausgehen würde. 

Dann stand der Kommandant vor uns. Zuerst wandte er sich an mich.

"Würde es ihnen etwas ausmachen für mich zu übersetzten?"

Ehrfürchtig starrte ich ihn an ehe ich antwortete. 

"Nein... ich übersetzte für sie."

Ian hinter mir war aufgestanden und musste sich Mühe geben um nicht wieder umzukippen. 

"Also...", begann der Kommandant als er sich zu Ian drehte," ich werde dir eine Aufgabe stellen. Deine Entscheidung wird bestimmen wie es weitergehen wird..."

Er sprach langsam und deutlich, was es mir einfach machte alles übersetzen zu können. Ian lauschte aufmerksam als ich zu sprechen begann. 

"Deine Aufgabe wird sein: Nimm diese Waffe...", er nahm die Pistole am Lauf und hielt den Griff Ian hin ehe er weiter sprach,"...und erschieße deinen Freund Dave."

Als er die Worte aussprach starrte ich ihn einige Sekunden geschockt an. Mir fehlten ehrlich gesagt die Worte, doch der Kommandant warf mir einen erwartungsvollen Blick zu und wartete auf meine Übersetzung. Ich fasste mich wieder und sprach langsam die Wörter, langsam und zögernd. 

Mit jedem weiteren Wort schienen sich die Augen des weißhaarigen Argentiniers Augen zu weiten und mit dem letzten ausgesprochenen Wort waren seine Gesichtszüge eine Mischung aus Furch und purem Schock. 

Es vergingen Sekunden der Stille. Die Pistole hing wie ein böses Ohmen in der Luft. Mit zitternden und zögernden Bewegungen griff Ian danach, worauf sich der Kommandant von uns ein wenig entfernte. Nun waren es Ian und ich, die auf der grünen Rasenfläche standen. Mit panischen Blicken suchte er bei mir nach Antworten, doch auch dieses mal konnte ich ihm keine geben. 

Also hob Ian die Waffe. Er schien es mit einer Leichtigkeit zu tun die kein anderer hatte, aber man erkannte Elemente von Unsicherheit in seinen Bewegungen. Ich sah die pechschwarze Mündung der Pistole vor mit wie die bodenlose Tiefsee. 

Natürlich schoss mir in diesem Moment die Frage durch den Kopf: Würde Ian schießen? 

Und warum ließ der Kanzler, geschweige denn mein Vater, solch ein Handeln zu?

Die Minuten schienen zu zerlaufen. Ians Arm hatte zu zittern begonnen und die Pistole schwang gefährlich hin und her. Seine Finger umspielten den Abzug, drückten aber nicht ab. 

Es war ein unerträgliches Verweilen. Darauf zu warten, ob man nun draufgehen würde oder nicht. War die Mühe, Vertrauen zu dem jungen Argentinier aufzubauen, vergebens gewesen? Gespannt aber auch quälend wartete ich auf die Entscheidung.

Ian schloss kurz die Augen, ehe er sie wieder öffnete und seinen Arm senkte. Eine Welle der Erleichterung durchflutete mich. Er würde nicht schießen. Zumindest fürs Erste. 

Jedoch erhielt ich die Bestätigung, dass Ian nicht abdrücken würde. Er schien sich mit der Waffe auszukennen, da er ohne herumprobieren das Magazin der Pistole entfernte und es klirrend und scheppernd zu Boden fallen ließ. 

Dann verließ er seinen Standpunkt vor mir und ging auf den Kommandanten zu, der sich zuvor von uns entfernt hatte. Als er vor ihm stand hob er ihm die Pistole mit der gleichen Geste hin, wie der Rothaarige es getan hatte. 

Im ersten Moment blickte er ein wenig verwundert drein, doch dem wechselte bald ein zufriedener Gesichtsausdruck. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen nahm er seine Waffe wieder entgegen bevor er sprach. 

"Eine gute Entscheidung..."

Sofort drehte er sich zu den anderen Schaulustigen um und blickte dem Abgeordneten von vorher ins Gesicht.

"Nun...mit dieser Entscheidung wäre diese Angelegenheit geklärt. Sie haben die Antwort."

Der Angesprochene war eindeutig nicht zufrieden, er hatte erwartet, dass es anders ausgehen würde. Aber er hatte eingewilligt und musste sich nun daran halten, Ian fürs erste in Ruhe zu lassen. 

Grummelnd zog er davon und auch der Rest der Menge löste sich langsam auf. Zurück blieben nur wenige Interessierte, zudem mein Vater, der Kanzler, ein paar Sicherheitsleute und irgendwo am Rand konnte ich Tessas blonde Mähne ausfindig machen. 

Als der Großteil der Leute verschwunden war drehte sich der Rothaarige wieder um. 

"Verzeih bitte diese Unannehmlichkeiten...", begann er zu mir gewandt, "...manche dieser Politiker sind wirklich unausstehlich und hartnäckig. Und bitte entschuldige, wenn ich dir - wenn ich euch - irgendwie Angst eingejagt habe durch diese...rabiate Methode."

Für einen Moment fehlten mir die Worte ehe ich nickte und nur wenige Worte stammeln konnte. 

"Ähh...ja...nun...aber - ihre Methode war wirklich ein wenig...extrem?"

"Ja, dafür entschuldige ich mich aufrichtig. Aber ich war mir ziemlich sicher, dass dein argentinischer Freund nicht schießen würde."

Da war wieder dieses selbstsichere Grinsen auf seinen Lippen.

Er wusste, dass Ian nicht abdrücken würde? Woher?

"Sie wussten...aber woher?"

"Nun, dein Vater redet viel über die Arbeit seines Sohnes und seine Patienten. Er ist eine richtige Tratschtante - kann in seiner Freizeit nicht den Mund halten. Da erzählt er schon mal das ein oder andere..."

"Was erzählst du da für Lügenmärchen über mich, Hughs?"

Mein Vater war hervorgetreten und gesellte sich in unseren kleinen Kreis. Seine Worte waren scharf und unfreundlich, sein Blick und seine Augen aber trotzten vor Sarkasmus und Herzlichkeit. Der alte Mann hatte wirklich einen seltsamen Sinn für Humor. 

Der andere grinste nur schief zurück.

"Ich erzähle nur die Wahrheit, du alter Kauz. Aber verzeiht -", er drehte sich wieder zu mir und Ian," ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Hughs Arnold. Ich bin einer der Kommandanten hier im Hauptquartier. Dein Vater und ich sind alte Schulkollegen."

Noch ein alter Freund von meinem Vater? Davon hatte ich gar nichts gewusst. Verwirrt blickte ich meinen Vater an und sagte zu ihm:

"Das hast du mir nie erzählt."

Er setzte eine unschuldige und überraschte Miene auf, als würde er davon zum ersten Mal hören.

"Wirklich? Ich dachte ich hätte das mal erwähnt."

Hughs setzte schon zu einer Antwort an als Ian neben mir in die Knie ging. Sein Kopf war gesengt und seine Hände pressten gegen seine Hüfte und er schien sich kaum mehr auf den Beinen halten zu können. Erst jetzt schoss mir wieder durch den Kopf, dass er abermals verwundet worden war und auch seine alten Verletzungen ihn zu schaffen machten. Das blieb natürlich nicht unbemerkt. Die Konversation wurde kurzerhand unterbrochen.

"Nun", sprach Hughs der Ian mit einem besorgten Blick betrachtete," ich schlage vor du kümmerst dich zuerst um deinen Freund. Er scheint doch ziemlich was abbekommen zu haben. Und macht euch keine Sorgen um den Rat. Der Kanzler, dein Vater und ich werden uns um diese Angelegenheit kümmern."

Der Kanzler und ein Kommandant setzten sich für Ian ein? Dann konnte ja nicht viel schiefgehen. Ehrlich, das war die beste Nachricht des Tages.

Zum Abschied streckte er mir seine Hand entgegen die ich freundlich annahm. Er murmelte ein "es war mir eine Freude" ehe er zusammen mit meinem Vater den Platz verließ. Der Kanzler schien bereits vor ihnen gegangen zu sein und somit blieben nur noch Ian, Ich und Tessa, die auf uns zugelaufen kam, um mir mit dem Weißhaarigen zu helfen.

Wir schafften es Ian lebend zurück ins Zimmer zu befördern und ihn wieder zu verarzten und zu verbinden. Tessa machte sich danach wieder an die Arbeit während ich darauf wartete, dass das Schmerzmittel, welches ich Ian gegeben hatte, endlich zu wirken beginnen würde. Währenddessen schilderte ich ihm noch einmal die ganze Situation, die er ja nicht verstanden hatte aufgrund von Sprachproblemen. 

Irgendwann war Ian eingeschlafen, was ich ihm nicht verübeln konnte. Bei all den anstrengenden Ereignissen. Also blieb mir nichts anderes übrig als abzuwarten und auf das Beste zu hoffen. Zumindest war ich zuversichtlich. Das Trio aus meinem Vater, dem Kanzler und Hughs Arnold würden das schon irgendwie regeln.


So das hat mal wieder eine Ewigkeit gedauert. Nach langer, langer Zeit habe ich es endlich geschafft auch dieses Kapitel zu veröffentlichen. Die Qualen haben ein Ende!(Zumindest vorerst)

Ich bin mir nicht sicher, ob mir das Kapitel so gut gefällt. Es gibt einige Stellen die mich unsicher machen aber ich hoffe euch gefällt es trotzdem. 

Als Entschädigung für die lange Wartezeit gibt es ein sehr, sehr, sehr langes Kapitel. Ich glaube es ist sogar das längste bis jetzt. (mit über 5600 Wörtern) 

Es ist auch sehr viel passiert, viele plötzliche Wendungen, usw... und es war einer der Höhepunkte, die ich geplant hatte. Hughs ist ein wichtiger Charakter für spätere Kapitel, also bitte merken!

Ansonsten danke fürs Lesen, Kommentieren, Favorisieren, Hinzufügen zu Leselisten, etc....und ich hoffe es hat euch gefallen. Das nächste Kapitel wurde bereits angefangen. 

Wir sehen uns beim nächsten Mal! Viel Spaß mit diesem Kapitel!

Die Bungi

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