Kapitel 3 - Selena



Selenas neues Zimmer war beinahe so groß wie die gesamte Unterkunft der Novizinnen, in der sie zuvor gelebt hatte. Unsicher sah sie sich um und legte die Kiste mit ihren wenigen Habseligkeiten, auf das große weiche Himmelbett.

„Gefällt es dir?", fragte die Ordensschwester, die sie in ihr neues Zimmer begleitet hatte. Selena sah sich um. Außer dem großen Himmelbett standen mehrere Schränke und Kommoden in dem Raum. Ein offenes Fenster, zeigte nach Osten, so das Selena, von der Sonne geweckt werden würde. Über dem Fenster und der gesamten Decke verteilte, war der komplette Mondzyklus gestaltet worden, doch nicht einfach mit weißer und blauer Farbe, sondern ausschließlich aus Silber und Weiß. Alles war hell, offen und Freundlich. Und Leer. Niemand sonst würde in diesem Raum Leben, nur Selena. „Es-ist...G...ut.", murmelte sie leise. Die Ordensschwester, ihr Name war Fiona, nickte zufrieden. „Ordensmutter Beatrice erwartete dich gegen Mittag. Sie will dir einige wichtige Persönlichkeiten vorstellen, die alle für einen Teil der Krönungszeremonie verantwortlich sind. Wenn du noch etwas brauchst, dann ruf einfach nach mir."

Selena nickte und Fiona schloss die weiße Tür.

Unsicher, sah die junge Novizin sich um. Das Zimmer war gemütlich, doch allein seine Größe, ließ sie sich klein und unbedeutend vorkommen. Und sie war noch nie alleine in einem Zimmer gewesen. Mit einem mal schienen die Wände um sie herum enger zu werden. Immer dichter kamen sie an Selena heran, drohten sie förmlich zu ersticken.

Selena presste sich die Hände auf die Schläfen. Sie musste raus aus dem Zimmer!

Sie sprang auf und lief auf das Fenster zu. Eine schmale Holztür, die so weiß war, wie der Stein, öffnete sich und führte zu einem kleine Balkon. Panisch schnappte Selena nach Luft und stützte sich auf das Geländer. Das Meer trug salzige Schwaden zu ihr hinauf. Beruhigt vom ständigen rauschen der Wellen, schloss Selena die Augen und fühlte wie die Panik verschwand. Das Meer hatte sie schon immer beruhigt und getröstet. Wie viele Halbelfen, die an den ausgedehnten Küsten lebte, die das Land der Halbelfen von fast allen Seiten umgab, liebte sie das weite, offene Meer.

Sie stand noch ein ganze weile auf dem Balkon und sah den Wellen zu, wie sie sich an der Küste brachen. Dann holte sie tief Atem und machte sich auf den Weg, zur Obersten Ordensmutter.

Wie schon am Vortag, durchquerte Selena die große Kuppelhalle, und suchte den Weg zu Beatric Arbeitszimmer. Doch Egal wie lange sie suchte, sie fand den Weg nicht, der zur Ordensmutter führte.

Verzweifelt sah sie sich um. Die weißen Wände aus Marmor sahen alle gleich aus. Jede hatte große Fenster, jede hatte die gleichen Dianen Statuen. Tränen sammelten sich in Selenas Augenwinkeln. Wo war das Arbeitszimmer? Sie musste zur Ordensmutter!

„Kann ich dir helfen?".

Selena fuhr herum und rutschte auf den glatten Fließen aus. Beinahe wäre sie gestürzt, doch die Halbelfe, die sie angesprochen hatte, hielt sie fest. „Ups. Vorsichtig. Es ist rutschig."

Selen nickte und lächelte ihre dankbar zu.

Die Halbelfe, sie hatte blaugrüne Haare, lächelte zurück. „Du bist Selena, oder? Die Novizin, die die Ordensmutter ausgewählt hat."

Selena nickte.

„Dann bringe ich dich mal zu ihr.", die Ordensschwester, legte Selena einen Arm um die Schulter und führte sie zurück in den Kuppelsaal und eine Treppe hinauf zum Arbeitszimmer der Ordensmutter.

„So, da wären wir. Ich lass dich dann mal alleine.", die Ordensschwester klopfte ihr sanft auf die Schulter, dann ging sie wieder.

Selena sah ihr nach und für einen Moment, spürte sie den Wunsch, ihr zu folgen. Dann jedoch strich sie sich ihre graue Robe glatt und klopfte zögerlich an die Tür.

„Herein!", rief Beatrice mit strenger Stimme.

Selena senkte den Blick und öffnete die Tür.

„Selena. Da bist du ja. Wir warten schon auf dich.", begrüßte sie die Ordensmutter. „Setzt dich. Es gibt einiges zu besprechen."

Schüchtern sah Selena sich um. Außer Beatrice, die hinter ihrem dunklen Tisch saß, waren noch fünf weitere Halbelfen im Raum. Alle waren Männer.

Einen erkannte sie, den Janus, den Anführer der Janusbrüder, dem Zwilling des Glaubens an Diana. In den Orden der Janusbrüder, wurden nur Männer aufgenommen, die jeden Tag zur Sonne beteten. Der Anführer der Janusbrüder, wurden immer als, der Janus, bezeichnet und war mehr ein Titel, als ein Name. Der Janus verbeugte sich vor Selena und die Goldkettchen, die seine Kleidung schmückten, klirrten. „Es freut mich, euch kenne zu lernen, Novizin Selena.", er hatte eine sanfte Stimme, die seine Worte wie einen Singsang klingen ließ.

Selena neigte ebenfalls den Kopf.

„Ist sie das? Ist sie das Mädchen, das unserer neuen Königin den Ring anstecken wird?", fragt ein Halbelf, mit strengen Gesicht und blauen Haaren.

Beatric nickte. „Ja, Hand Aidan. Selena ist eine unserer besten."

Selenas Augen wurden groß. Aidan. Die Hand der Königin!

In Abwesenheit einer regierenden Königin, oder eines regierendes Königs, die mächtigste Person im Land der Halbelfen. Selenas Hände begann zu zittern und ihr Hals schmerzte.

Aidan musterte Selena, die schüchtern den Blick senkte.

„Ich vertraue eurem Urteil, Ordensmutter Beatrice.", die Hand der Königin rückte seinen Weißem Umhang zurecht. „Also. Die junge Selena wird ihr den Ring der Könige anstecken. Wo ist der Ring?"

Beatrice holte die Kiste aus Besellstahl aus dem geheimen Fach und gab einen Tropfen Blut auf den Drachenkopf. Die Kiste öffnete sich und ein schwaches rotes Leuchten kam aus ihrem Inneren. Vorsichtig holte Beatrice das Kissen aus der Kiste und der rote Rubin leuchtetet schwach.

Ein raunen ging durch die Gruppe. Die beiden Männer mit Schwertern an der Seite, einer hatte einen roten Umhang, der andere einen Goldenen, flüsterten leise. Es waren die Kommandanten der Stadtwache und der Königlichen Garde.

„Der Königsring.", raunte Aden ergriffen. Er wollte nach dem Ring greifen, doch Beatrice zog die Kiste zurück. „Hand.", sagte sie warnend.

Aidan zog sich zurück und berührte geistesabwesend das goldenen Abzeichen auf seiner Brust, der eine Hand zeigte

„Die anderen Kronjuwelen befinden sich in eurer Hand.", führte Beatrice aus. „Die Krone der Sonne und das Schwert der Drachen. Die Krone ist bei den Janusbrüder und das Schwert liegt noch immer im Palast."

„Und am Tag der Krönung werden wir der Prinzessin die Insignien der Macht übergeben und sie kann die Herschafft über die Halbelfen antreten.", der Janus hob die Hände zum zur Decke. „Gelobt sei Janus, der Herr der Sonne."

Beatrice wartete geduldig, bis ihr Ordensbruder, seine Litanei beendet hatte. „Die Krönung wird abgehalten, sobald die Prinzessin und ihr Bruder in die Hauptstadt kommen.", erläuterte sie dann weiter. „Dann wird Prinzessin Milenn die Regierung übernehmen.

„Was ist mit der Schwester des Prinzen?", warf der Kommandant der Königlichen Garde ein.

Beatrice faltete die Hände. „Ich habe über Briefe, mit Prinzessin Milenn Kontakt aufgenommen. Sie will, das Dea ihr das Schwert überreicht."

Der Kommandant der Königlichen Garde hob erstaunt die Augenbrauen. „Das ist überraschend. Wer hat sie dazu überredet?"

„Das müsst ihr sie selber Fragen, Kommandant. Prinzessin Milenn hat mir ihre Gründe nicht genannt, nur ihre Forderungen. Und daran werden wir uns halten.", sie stand auf. „Ich möchte noch einige Worte, mit Novizin Selena besprechen."

Aidan nickte. „Natürlich, Oberste Ordensmutter.", er machte eine leichte Verbeugung und verließ den Raum. Die beiden Kommandanten und der Janus folgten ihm.

Selena sah ihnen nach und zuckte leicht zusammen, als die Tür laut zu viel.

„Selena, Liebes. Wie geht es dir? Gefällt dir dein neues Zimmer?"

Selena fuhr sich mit der Hand über den Hals. „Ich... gut."

„Das ist gut. Wenn du etwas benötigst, dann sprich einfach eine der Ordensschwestern an. Sie werden dir alles bringen was du willst."

„Ich – d-dank-e, e-eu-eu-ch.", stotterte Selena. Peinlich berührt, senkte sie den Kopf und ihr Blick viel auf den goldenen Ring, mit dem Rubin.

Und wie von selbst, bewegten sich ihre Hände auf den Ring zu. Und als ihre Fingerspitzen den Ring berührten, war es als würde Energie durch ihren Ader fließen! Bilder erschienen vor ihrem Inneren Auge und verschwanden so schnell, das Selena sie nicht erkennen konnte.

„Selena!", rief Beatrice entsetzt.

Selena zog ihre Finger zurück. Der Strom von Energie brach ab. Der Kontakt hatte nur einen Augenblick gedauert, doch Selena hatte das Gefühl, ihre Finger würden noch immer in Flammen stehen.

Das rote funkeln verschwand, als Beatrice, den Königlichen Ring zurück in die Stahlkiste legte. „Novizin Selena. Du solltest jetzt in deine Gemächer zurück kehren. Sag niemandem was du getan hast und wir vergessen diesen Frevel!", die Stimme der Ordensmutter war Streng, Hart und unerbittlich. Sie hatte genau gesehen, wie Selena den Ring berührt hatte und für einen kurzen augenblicklich, hatte sie ein rotes Funkeln, in den Augen der jungen Novizin gesehen.

Selena sank unter den kalten Worten der Ordensmutter zusammen. Ihr Hals war wie zugeschnürt, als sie aufsprang und den Abschiedsgruß aufsagte, stotterte sie noch stärker und bekam kaum ein Wort heraus.

So schnell sie konnte, eilte sie aus dem Audienzzimmer und rannte in ihr neues Zimmer..

Das Meer brandete unter ihrem Balkon gegen die Felswände und beruhigte ihre aufgepeitschte Seele. Selenas Hände schlossen sich um das weiße Geländer. Noch immer hatte sie das Gefühl, als wären ihre Finger mit dem Ring verbunden. Und noch immer sah sie die Bilder vor sich.

Ein Mädchen, mit schwarzen Haaren, das ein leuchtendes Schwert schwang. Ein Mann, der in Schatten gehüllt war und eine Frau, die von ihnen heraus leuchtete.

Und über allem, schwebte ein sechszackiger Stern

Selena schmeckte Kupfer und Eisen in ihrem Mund und als sie sich den Mund Abwischte, sah sie einen Streifen Blut auf ihrem Handrücken. Entsetzt lehnte sie sich an die Wand und ließ sich an ihr hinab sinken. Was, bei Diana, passierte hier?

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