Wiedersehen

Denn ich bin wie ein Bumerang
Ich komm' zurück zu dir, ein Leben lang
Egal wohin du gehst, du ziehst mich an
Wie ein Bumerang
Komm ich immer wieder bei dir an

(Bumerang- Moritz Garth)


Die Fahrt über die Autobahn lief um diese Uhrzeit leider alles andere als entspannt. Der Berufsverkehr brachte mich fast um den Verstand und mein Kaffee war auch schon halb leer. Die andere Hälfte würde ich auf der Rückfahrt aber noch bitter benötigen. Ich war heilfroh, als ich einen der Flughafenparkplätze erreichte und den Motor ausstellen konnte. Das Problem war jetzt aber, dass ich nun keine Ablenkung mehr hatte. Ich wusste nicht was schlimmer war. Die Begegnung mit Luisa vorhin oder die Tatsache, dass ich gleich meinen Eltern gegenüber stehen würde. Wahrscheinlich war es eine Kombination aus beidem, die mir das Bedürfnis verschaffte in einen der Büsche am Rand des Parkplatzes zu kotzen. Trotzdem konnte ich zumindest Lu das ganze irgendwie nicht übel nehmen. Ich würde ja nicht anders reagieren. Als ich ausstieg legte sich dieses Bedürfnis aber durch die frische Luft schnell wieder. Hoffentlich blieb das so. Das durfte mir vor meinem Vater auf keinen Fall passieren.

Der eigentlich kurze Weg vom Parkplatz bis zum Terminal mit der Ankunftshalle kam mir vor, als wäre er kilometerlang. Mit jedem Schritt fiel mir das Laufen schwerer. Tausendmal ging ich in Gedanken durch, wie die erste Begegnung gleich laufen könnte. Vor allem die mit meinem Vater. Nur leider konnte ich nicht in die Zukunft sehen. Der Lärm der immer mehr wurde, je näher ich meinem Ziel kam, schaffte es meine Gedanken zumindest ein bisschen zu übertönen. Ich warf einen sehnsüchtigen Blick zum Himmel. Zum Flugzeug, welches gerade mit lautem Getöse über mir abhob. Egal wohin es flog, ich wäre sofort eingestiegen. Aber ich wusste, ich konnte vor meinen Problemen nicht davonlaufen. Schon gar nicht vor meinen Eltern. Das würde alles nur noch schlimmer machen. Die Ankunftshalle war gut gefüllt. Überall standen Menschen und warteten sehnsüchtig auf ihre Angehörigen. Meine Eltern waren noch nicht in Sicht. Ich suchte mir also einen Platz etwas abseits und zog mein Handy aus meiner Hosentasche.

Ich bemerkte nicht, dass meine Eltern mit einer Traube anderer Menschen die Ankunftshalle betraten. Zu sehr war ich in mein Handy vertieft. Mein Vater entdeckte mich hingegen schnell. In zügigem Tempo kam er auf mich zu. Meine Mutter hatte wahrscheinlich mal wieder Schwierigkeiten ihm folgen zu können. Ich zuckte zusammen, als ich ein sehr lautes Räuspern hörte. Mein Blick schnellte nach oben. Mein Vater stand so nah vor mir, dass seine Schuhspitzen meine berührten. Meine Mutter näherte sich uns keuchend. Ich spürte seinen stechenden Blick wieder einmal auf mir. Trotzdem verspannte ich mich augenblicklich. ,,Immer wieder schön zu sehen, wie sehr du dich auf uns freust Sohn." Seine Stimme triefte vor Sarkasmus. Immerhin sah er es selbst. Wut kochte in mir hoch. Jedoch schluckte ich einmal heftig. Ich wollte das definitiv nicht hier vor all diesen fremden Menschen klären. Aber was hatte ich schon erwartet. Meine Mutter drängte meinen Vater zur Seite. Gott wusste wie sie das geschafft hatte. Bevor ich mich wehren konnte, hatte sie mich schon zu sich gezogen und mir ein Küsschen auf die Wange gedrückt. ,,Ich freue mich so dich zu sehen mein Schatz." Ich konnte darauf einfach nichts erwidern.

Draußen hatte es begonnen zu regnen. Mit Erstaunen stellte ich fest, dass das Wetter sich meiner Stimmung angepasst hatte. Missmutig zog ich die Koffer durch den Regen, während meine Eltern mir schweigend folgten. Völlig durchnässt und frierend erreichte ich schließlich als erster mein Auto. Das T-Shirt war heute keine gute Idee gewesen. Ächzend hob ich die Koffer in den Kofferraum, während meine Eltern sich schon ins Auto setzten. Mein Vater saß auf dem Beifahrersitz. Meine Mutter hatte sich auf der Rückbank ausgebreitet. Die Fahrt verging wie ich erwartet hatte quälend langsam. Jedoch scheiterte es überraschenderweise nicht an meinem Vater. Der starrte nur missmutig aus dem Seitenfenster.

Das Problem war meine Mutter. ,,Wie gefällt es dir denn bisher in Dortmund Schatz?" Aus ihrer Stimme hörte man die typische mütterliche Besorgnis. ,,Es läuft gut. Ich kann mich nicht beschweren." Ich war stolz darauf, dass das immerhin nur zur Hälfte gelogen war. Aber von Roman wollte ich meinen Eltern nun wirklich nicht erzählen. ,,Wirklich?" Sie schien mir nicht so recht glauben zu wollen. ,,Wirklich!" Noch schaffte ich es nicht genervt zu klingen. ,,Und wie sind deine neuen Kollegen?" ,,Nett." Leider sah ich im Rückspiegel, dass diese Antwort meine Mutter absolut nicht befriedigte. ,,Nur nett? Schatz, du musst endlich mal ein bisschen kontaktfreudiger werden. Ich will ja schließlich bald Oma werden." Um Gottes Willen. Neben mir hörte ich meinen Vater stöhnen. Ausnahmsweise schienen wir mal einer Meinung zu sein. ,,Was denn?", fragte meine Mutter arglos. ,,Vielleicht hat eine der Spielerfrauen ja eine hübsche Freundin." Wenn du wüsstest Mama.

Ich war heilfroh, als ich auf den Parkplatz des Hotels fuhr und den Motor abstellte. Ich war schon dabei mich abzuschnallen, als meine Mutter abwinkte. ,,Wir schaffen das schon. Gönn dir mal einen Moment Ruhe. Wir kommen so schnell wie möglich wieder um zu dir zu fahren und dann etwas zu essen." Ich atmete einmal tief durch, als ich die Klappe des Kofferraums zuschlagen hörte. Viel zu schnell waren sie wieder da und wir fuhren zu meiner Wohnung. Natürlich hatte ich die richtige Vorahnung gehabt. Das Putzen hatte sich spätestens gelohnt, als mein Vater sich ächzend auf die Couch fallen ließ. Ich nutzte die Zeit um mich umzuziehen und kurz ins Bad zu gehen. ,,Schön hast du es hier Schatz.", flüsterte meine Mutter mir zu, als ich wieder zu ihnen ins Wohnzimmer kam. ,,Ich habe Hunger!", kam es von meinem Vater.

Liebes Tagebuch,

Dieser Tag war beschissen. So richtig beschissen. Aber ich sollte wahrscheinlich vorne anfangen. Ich mal wieder überhaupt nicht geschlafen. Das sollte ich dringend mal in den Griff bekommen. Heute bin ich Lu beim Einkaufen begegnet. Endlich hatte ich eine Gelegenheit mich bei ihr zu entschuldigen. Ob das jetzt so erfolgreich war sei mal dahin gestellt. Dann musste ich Mama und Papa vom Flughafen abholen. Als wäre das alleine nicht schon schlimm genug, sind wir auf dem Rückweg zum Auto komplett nass geworden. Papa hat zum Glück nicht besonders viel geredet. Dafür hat Mama mich die ganze Zeit über ausgefragt. Sogar noch beim Abendessen. Und sie hat es geschafft mich zu überreden morgen früh mit den beiden frühstücken zu gehen. Das bereue ich jetzt schon wieder, schließlich steht morgen Abend ein wichtiges Spiel an.

Greg

Hey Leute, 

Willkommen zu diesem neuen Kapitel. Wie findet ihr es? Ich mag mittlerweile den Vibe von Gregs Eltern zum Schreiben richtig, auch wenn es für ihn ja anscheinend nicht so geil ist. Und ich bin irgendwie traurig, dass die Saison vorbei ist. Und gleichzeitig freue ich mich darüber, dass Rose geht. Und ich endlich mal ordentlich Zeit zum Schreiben habe.

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