We are family 2

Ich wartete vor dem Hotel. Und das eine ganze Weile, bis meine neue Familie wieder kam. Von hier aus waren es nur 10 Minuten bis zu Lus Wohnung. Aber diese wurden für mich viel länger. Meine Mutter hatte sich gerade wieder angeschnallt, als sie sich wohl endgültig nicht mehr zurück halten konnte. ,,Jetzt erzähl schon Schatz. Hach, ich bin ja so aufgeregt!" Bald konnten sie nur noch die Fledermäuse hören. Sie strahlte über das ganze Gesicht. ,,Was willst du denn hören?", war mein lächerlicher Versuch etwas Zeit zu schinden. ,,Wie wäre es mit den grundsätzlichen Sachen? Name? Alter? Aussehen? Wie habt ihr euch kennengelernt? Wie verliebt? Und vor allem: Wann?" Wolfgang lachte sich hinten bereits wieder kaputt. Ich atmete einmal tief durch und beschloss, dass Aufschieben bald eh nichts mehr brachte. ,,Sie heißt Luisa und ist 21 Jahre alt. Das Aussehen wirst du gleich selber sehen Mama." Meine Mutter machte einen enttäuschten Gesichtsausdruck, nickte aber.

,,Und den Rest über sich kann sie euch gleich selber erzählen." Wir waren Gott sei Dank vor ihrem Wohnhaus angekommen. Während ich ihr schrieb, beäugte meine Mutter neugierig das Haus. Es dauerte nur einen kurzen Moment, bis sich die Haustür öffnete und Lu auf den Bürgersteig trat. Meine Mutter stieg aus und schloss die Tür hinter sich. Ich konnte also leider nur erahnen, über was die beiden Sprachen. Das Gespräch dauerte zum Glück aber nur ein paar Sekunden. Dann nahm Lu auf dem Beifahrersitz Platz und meine Mutter wechselte nach hinten. ,,Hey" Bevor ich reagieren konnte (nicht das ich es gewollt hätte) hatte Lu sich über die Mittelkonsole gelehnt und mir einen Kuss auf die Wange gedrückt. ,,Hey" Ich lächelte sie kurz an und startete den Motor wieder.

Für einen kurzen Moment war es im Wagen still. Meine Mutter räusperte sich, sagte aber nichts. Komisch. Sie räusperte sich nochmals. Lu neben mir begann zu kichern. Ich warf ihr einen kurzen verwirrten Blick zu. ,,Junge, du bist ein Tölpel!", kam es entrüstet von meiner Mutter. Lu und Wolfgang brachen in schallendes Gelächter aus. Nun war ich endgültig verwirrt. ,,Ich hatte dir doch eigentlich Manieren beigebracht mein Sohn." Nun ging mir ein Licht auf. ,, Achso, entschuldigt. Lu, dass ist mein Stiefvater Wolfgang. Wolfgang, dass ist Lu." Ich sparte bewusst an einer Bezeichnung. ,,Hi Wolfgang. Freut mich." Lu drehte sich lachend nach hinten. ,,Hallo Lu. Freut mich ebenfalls." Auch Wolfgang lachte noch immer. Es dauerte noch eine Weile bis dieses abklang.

Wir waren schon fast an unserem Ziel angekommen, als meine Mutter als erste ihre Sprache wiederfand. ,,Und wie habt ihr euch kennen gelernt?" Wäre ja auch zu schön gewesen um diese Fragen herum zu kommen, oder?" Aber Lu blieb ganz entspannt. ,,Ähm, ich weiß nicht ob Greg das schon erzählt hat, aber ich bin die Schwester der Freundin seines Kollegen Mats." ,,Nein, das hatte er noch nicht erwähnt." Meine Mutter klang leicht angepisst. Dieser Eindruck verhärtete sich, als ich einen unfassbar liebevollen Tritt in meinem Rücken spürte. ,, Das ist kein Grund gewalttätig zu werden!" ,,Du hättest es auch einfach erzählen können!" Ich erwiderte darauf nichts. Ja, ich hätte etwas erzählen können. Ich hätte auch generell mehr den Kontakt zu meiner Familie pflegen können. Hätte, hätte, Fahrradkette. Ich wusste schließlich genau, warum ich all dies nicht getan hatte. Lu schien es genauso zu wissen. Sie warf mir einen mitleidigen Blick zu. Zum Glück fuhren wir genau in dem Moment vor dem Acqua vor. Dann drehte ich mich um. Der Rest unserer Gruppe stieg gerade hinter uns aus dem Mietwagen. ,,Lasst uns reingehen."

Das Acqua war brechend voll. Aber gut, was hatte ich bei einem gut gehendem Restaurant an einem Sonntagabend schon anderes zu erwarten. Die Kellner schufen trotzdem ohne zu meckern einen Platz für uns. Das war ganz klar Promibonus. Als schließlich alle saßen (Lu links neben mir, meine Mutter rechts, Daniel mir gegenüber) bemerkte ich die ersten Blicke. Von quasi jedem der umliegenden Tische drehten sich die Köpfe neugierig in unsere Richtung. Naja, noch genauer schauten sie zu mir. Aber ich versuchte sie zu ignorieren. Wir alle begannen durch die Karten zu blättern. Am Tisch war es still. Es brauchte auch gar keine Unterhaltung. Im Gastraum war es laut genug. Aus allen Ecken kamen rege Unterhaltungen. Zwischendurch hörte man immer wieder lautes Lachen. Die Leute schienen eine gute Zeit zu haben. Der Kellner kam zeitnah zurück und wir bestellten. Ich hatte mich für Penne entschieden.

,,Also jetzt erzählt schon!", platzte es mal wieder aus meiner Mutter heraus. Das war irgendwie schon klar. Die Spannung in meiner Mutter hatte sich wahrscheinlich schon seit Wochen aufgebaut. Lu lehnte sich nach vorne und ergriff das Wort. Ich warf ihr einen dankbaren Blick zu. ,,Also Gregs Kollege Marco hatte zu einer Party eingeladen. Die Spielerfrauen waren mit eingeladen. Meine Schwester war gerade mit Mats zusammen gekommen und wollte nicht alleine neu dort sein. Und da bin ich halt mitgekommen." Sie zuckte mit den Schultern und griff nach ihrem Getränk. ,,Und dann? Ich brauche mehr Infos." Meine Mutter konnte sich vor Aufregung kaum noch auf dem Stuhl halten." Lu begann zu lachen. ,,Schon gut, schon gut. Ich erzähle ja schon weiter. Also wir sind in Marcos Küche das erste Mal aufeinander getroffen." ." ,,Awww.", kam es einhellig von den Frauen am Tisch. Warum auch immer. Damit war das Thema zum Glück zum Großteil durch. Meine Mutter hatte das nachbohren aufgegeben.

Man wendete sich anderen Themen zu. Unter anderem der Arbeit von Wolfgang und Daniel bei der Polizei. Ich entspannte mich, je weiter der Abend fortschritt. Das Lu so entspannt machte es mir definitiv leichter. Sie lachte und fügte sich erstaunlich einfach ein. Der Abend verging letztendlich doch sehr schnell. Gegen kurz nach neun hielt mein Wagen wieder vor dem Hotel. Nur ein paar Minuten später sperrte ich meine Wohnung auf. ,,Netflix?", fragte ich, als wir beide uns Schuhe und Jacke abgestriffen hatten. Lu nickte schnell. ,,Klar." Ich räumte ihre Sachen ins Schlafzimmer, dann wechselte ich schnell zu Pulli und Jogginghose. Als ich wieder ins Wohnzimmer kam, hatte Lu Netflix bereits aufgerufen. Ich ließ mich neben ihr nieder, als sie genau in dem Moment aufstand. Verwirrt sah ich sie an. ,,Ich gehe mich auch kurz umziehen." Damit verschwand sie im Schlafzimmer.

Eine halbe Stunde später lief Grey's Anatomy leise im Hintergrund. Ich hatte meine Beine auf dem langen Stück ausgestreckt und meinen linken Arm um Lu geschlungen. Diese hatte ihren Kopf auf meiner Brust- und ihre Hand auf meinem Bauch abgelegt. Wir verfolgten beide nicht wirklich was auf dem Bildschirm passierte. Die Wärme lullte uns beide ein. Irgendwann drückte Lu sich jedoch hoch, um mir ins Gesicht schauen zu können. ,,Warum denkt deine Mutter eigentlich wir wären zusammen?" Die Frage kam für mich aus dem nichts. ,,Ähm naja. Also irgendwie hat sie da vielleicht was missverstanden und ich habe es nicht korrigiert." Ich sah sie entschuldigend an. Ein kleines Grinsen bildete sich auf ihren Lippen. ,,Schon ok." Damit ließ sie sich wieder auf mir nieder. ,,Um ehrlich zu sein ist mir vielleicht mit meinen Eltern etwas ähnliches passiert und ich habe es auch nicht korrigiert." Nun musste auch ich schmunzeln. ,,Also sind wir uns einig?" ,,Ja.", flüsterte Lu. Sie schob sich selber ein Stück höher.

Einen kurzen Moment schauten wir uns einfach nur in die Augen. Dann drückte sie ihre Lippen zart auf meine. Flüssiges Glück durchströmte mich. Was als harmloser Kuss begann entwickelte sich schnell zu einer wilden Knutscherei. Nach einem kurzen Moment mussten wir uns jedoch voneinander lösen, brauchten beide dringend Luft. Und Lu nutzte diese Gelegenheit. ,,Da wir unseren Beziehungsstatus jetzt geklärt hätten: Kommst du an Weihnachten mit zu meiner Familie? Mats fährt auch mit und meine Eltern würden dich auch gerne kennenlernen." Lu wich meinem Blick aus, schien sich Gedanken über meine mögliche Reaktion zu machen. Doch ich musste gar nicht lange überlegen. ,,Klar komme ich mit.", nuschelte ich bereits wieder gegen ihre Lippen. Ich konnte Lu's grinsen an meinen Lippen spüren. Dann drückte sie ihre Lippen wieder auf meine.

Hey Leute,

Willkommen zu diesem neuen Kapitel. Jetzt ist es nur noch der Besuch bei Lus Familie, dann endet diese Geschichte. So langsam werde ich ein bisschen wehmütig, aber ich freue mich auch gleichzeitig irgendwie auf das Ende. Ganz komische Kombi. Aber habt jetzt erstmal eine schöne Woche.

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