Verpasste Chance

Bye Bye, Bye Bye meine Liebe des Lebens
Und ja, wir beide werd'n uns nie wieder seh′n
Kann schon sein, dass man sich im Leben zweimal begegnet
Doch es beim zweiten Mal dann einfach zu spät ist

(Bye Bye - Cro)

04.08.2021

Ich war komplett gerädert, als der Wecker mich aus dem Schlaf reißen sollte. Ich hatte die ganze Nacht nicht wirklich ein Auge zu gemacht. Immer wieder hatten mich meine wirren Träume aus dem Schlaf gerissen. Draußen ging gerade erst die Sonne auf. Ich ließ mich zurück in die Kissen fallen, als mir klar wurde, dass ich eigentlich noch viel länger im Bett bleiben konnte. Immerhin etwas positives an diesem Morgen. So langsam wurde es allerdings doch Zeit zum Aufstehen. Ich ließ Luft in mein Schlafzimmer, dann nahm ich mir frische Sachen und ging ins Badezimmer. Die Dusche lockerte meine verspannten Muskeln. Sie spülte die Belastungen des gestrigen Tages weg. Der anschließende Kaffee hob meine Laune immerhin auf ein Level, auf dem ich mich darauf freuen konnte meine Kollegen gleich zumindest online zu sehen.

Die Sonne schien durch die Fenster und tauchte das Wohnzimmer in ein warmes Licht. Gegen kurz vor 9 kramte ich mein Macbook aus den Untiefen meines Couchtisches hervor und verband meine Kopfhörer. Dann lehnte ich mich zurück und wählte mich in die Konferenz ein. Es erfüllte mich mit einer komischen Art von Freude zu sehen, dass die anderen genauso fertig aussahen wie ich. Keinem schien es die Nacht über besser ergangen zu sein. Aber es hatten nur Jule und Thomas einen wirklich guten Grund dafür. Aber gut, die Sorgen hatte der Rest der Mannschaft auch. Vielleicht nicht dieselben wie ich, ganz sicher nicht dieselben wie ich, aber mit Sicherheit hatte hier jeder welche. Plötzlich hörte ich ein Knacken, dann verschwanden meine Kollegen von meinem Desktop und der Konferenzraum des Trainingsgeländes erschien. Marco Rose stand an seinem gewohnten Platz.

,,Guten Morgen, Jungs. Es freut mich euch zu sehen. Jule, Thomas, wie geht es euch?" Die Leitung knackte, schien aber stand zu halten. Leise hörte man Julian. Seine Stimme war angeschlagen, ansonsten ging es ihm aber gut. Thomas berichtete ähnliches. Erleichterung durchfuhr mich. Es war eben etwas ganz anderes es zu hören, als es nur aufgeschrieben zu sehen. Dann räusperte sich Marco Rose. ,,Aber jetzt wirklich zum Thema warum wir hier sind. Wir haben jetzt ein Team organisiert, welches morgen früh zum Trainingsgelände kommt und noch einmal Tests durchführt. Wann jeder einzelne von euch morgen erscheinen muss, teile ich euch nachher noch per Whatsapp mit. Der Plan wird leider gerade erst erstellt. Wenn sich niemand mehr angesteckt haben sollte, werden wir am Vormittag noch eine entspannte Einheit machen. Wir fahren dann gegen 14 Uhr am Freitag hier weg und werden ca. 3 Stunden unterwegs sein. Noch irgendwelche Fragen?" Dafür hatten wir uns jetzt hier treffen müssen? Für diesen 5 Minuten Vortrag? ,,Was ist wenn jetzt noch mehr von uns positiv getestet werden?", fragte Marco. ,,Das entscheiden wir, wenn es soweit ist." Ich konnte nur mit dem Kopf schütteln. In diesem Moment ploppten eine Nachrichten auf meinem Bildschirm auf. In unserer Mannschaftsgruppe häuften sich entsetzte Emojis. Aber niemand äußerte sich dazu.

Gegen kurz nach 10 klappte ich meinen Laptop zu und ließ meinen Blick aus dem Fenster schweifen. Mein Bewegungsdrang zog mich noch immer nach draußen und ich wollte auch nicht komplett aus meinem Trainingsrythmus fallen. Plötzlich knurrte mein Magen. Ok, Planänderung. Erst ein Snack, dann Bewegung. Schnell lief ich zum Kühlschrank und öffnete die Tür, nur um dann bitter enttäuscht zu werden. Bis auf ein Päckchen Butter und eine Gurke herrschte gähnende Leere. Ich Trottel hatte vergessen einzukaufen. Ich sah kurz durch die Schränke, bis ich eine einsame Banane in der Obstschale auf der Theke entdeckte. Schnell öffnete ich sie, um meinen Magen zu beruhigen. Dann fasste ich einen Plan und zog meine Laufschuhe aus dem Schuhschrank im Flur. Ich zog die Wohnungstür hinter mir zu und schulterte meinen Rucksack.

Es war für das gute Wetter am Phönixsee verhältnismäßig wenig los. Wahrscheinlich lag das einfach nur an der Uhrzeit und daran, dass es Mittwoch war. Die Sonne glitzerte auf dem Wasser, auf welchem Enten schwammen. Die Wärme übertrug sich auf meinen Körper und brachte meine Haut zum schimmern, während ich einige Runden um den See drehte. Keuchend wich ich irgendwann von meiner Runde ab und machte mich auf den Weg zum Supermarkt. Die Ruhe des Sees wich dem Dortmunder Alltagslärm. Autos, Busse und quatschende Menschen. Ich musste einige Male mein Tempo anpassen und war froh, als ich um die Ecke bog hinter der der Supermarkt lag.

Die Sonne fiel zwischen den Häusern her und blendete mich. Dennoch erkannte ich den blonden Schopf, der über die Straße huschte. Unwillkürlich bildete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht. Mein Herzschlag wurde nochmals schneller. Sie hatte mich noch nicht gesehen. Wie auch, sie lief ja schließlich vor mir. Ich verschnellerte nochmals mein Tempo. Das Schicksal war anscheinend heute mal auf meiner Seite. Leider erkannte ich aber schnell, warum sie selbst so flott unterwegs war. Sie steuerte eine Bushaltestelle an, an welcher bereits ein Bus stand und Leute einstiegen ließ. Ich war noch mindestens 50 Meter von der Haltestelle entfernt, als die Türen sich schlossen und der Bus anfuhr. Enttäuscht lief ich so sanft es ging aus. Die verwunderten Blicke ignorierte ich so gut es ging. Langsamen Schrittes drehte ich mich wieder um und ging zurück zum Supermarkt, an welchem ich bereits vorbei gekommen war. Die kurze Freude war längst wieder verflogen. Sie war süß. Sie sollte kein falsches Bild von mir haben. Vielleicht fuhr sie ja öfter von dieser Haltestelle ab. Ich nahm mir vor öfter hier vorbei zu schauen. Gott, hoffentlich kam das jetzt nicht Stalker mäßig rüber.

Den Nachmittag verbrachte ich auf dem Balkon. Ich lag entspannt in der Hängematte und hatte eine Netflixserie auf meinem Handy angestellt. Meine Gedanken schwirrten zwischenzeitlich immer noch zurück zum Vormittag, aber ich schaffte es mich auf die Serie zu konzentrieren. Bis eine Nachricht auf dem Bildschirm aufploppte. Mama. ,,Hallo Schatz. Was ist denn jetzt für die nächsten Tage geplant? Wie geht es dir? Liebe Grüße" Eigentlich war ich ja echt ein entspannter Kerl, aber meine Eltern trieben meine Geduld auf die Spitze. Dennoch versuchte ich mich an einer normalen Ausdrucksweise. ,,Mir geht es gut. Morgen werden wir alle getestet und am danach ist normal Training." Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: ,,Dann ist ja alles gut." Nein Mama, es ist nicht alles gut. Kopfschüttelnd verließ ich den Chat und versuchte mich auf meine Serie zu konzentrieren.

Meine Mutter hatte aber anscheinend andere Pläne oder meine Gedanken gehört. Eine weitere Nachricht wurde mir angezeigt. Ich seufzte, als ich sie sah. ,,Das gestern tut mir Leid mein Schatz. Dein Vater hatte gestern einen anstrengenden Tag und er macht sich genauso Sorgen wie ich mir auch." Ich reagierte nicht mehr auf diese Nachricht. Stattdessen stand ich auf und ging rein. Mein Tagebuch lag auf dem Esstisch. Schnell kramte ich einen Kugelschreiber hervor und ging dann wieder auf den Balkon.

Liebes Tagebuch,

Heute war ein komischer Tag. Vielleicht sollte ich erstmal erzählen wie die Geschichte von gestern Abend mit meinen Eltern weiter gegangen ist. Meine Mutter hat sich gerade per WhatsApp für meinen Vater entschuldigt. Mal wieder. Irgendwie versteht sie nicht, dass nicht sie es ist, die sich entschuldigen muss. Vor allem, weil sie sich gestern selbst noch mit ihm gestritten hat. Wenn, dann muss bei ihm selbst die Einsicht kommen. Aber ich habe keine Lust mehr, mich noch mal über ihn auf zu regen. Der Plan für die nächsten Tage ist jetzt, dass wir morgen alle getestet werden und dann der normale Plan hoffentlich wieder greift. Gar kein Bock drauf, dass die erst anfangen müssen zu planen, falls das doch nicht so klappt. Nach der Konferenz bin ich dann laufen gegangen. Ich habe Lou wieder gesehen. Sie ist in einen Bus gestiegen, der von der Haltestelle am Supermarkt abgefahren ist. Also habe ich sie leider nur gesehen aber nicht mit ihr sprechen können. Leider. Ich hätte gerne. Wirklich gerne. Aber man trifft sich ja eigentlich immer 2 Mal im Leben. Hoffentlich auch ein drittes Mal...

Greg

Hey Leute,

Herzlich Willkommen zu diesem neuen Kapitel. Manchmal kann man mit Greg wirklich Mitleid haben. Aber die beiden werden sich bestimmt noch öfter begegnen ;-) Ihr könnt euch nicht vorstellen wie hyped ich eigentlich auf diesen Tag heute war. Endlich wieder volle Hütte und ich hätte sogar mit meinem Vater mit gekonnt. Der hat gemeinsam mit zwei Kumpels eine Dauerkarte für die Süd und beide wären nicht mitgefahren. Aber leider hat meine Mutter Corona bekommen, deswegen bleibt es mal wieder beim schauen am Fernseher. Allen von euch die hinfahren können viel Spaß und reißt die Hütte ab!

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