Spießroutenlauf
Did someone hurt you,
Make you feel small
You take it out on me
'Cause it makes you feel tall
I bet you're scared and alone
If you looked in my eyes, you'd see
Hey, bully, you're a lot like me
(Hey Bully- Morgan Frazier)
Am nächsten Morgen stand ich nicht noch einmal verfrüht sondern passend auf dem Parkplatz am Trainingsgelände. Trotzdem war noch keine Menschenseele hier. Nur ein einziges silbernes Auto stand in einer Ecke des Parkplatzes. Die anderen, die nachher zum Spiel fuhren, schliefen wahrscheinlich noch. Deren Autos würden wohl erst hier stehen wenn für mich der Trainingstag beendet war. Wenn ich an den Tag dachte, hatte ich nach wie vor einen Kloß im Magen. Trotzdem hatte ich beschlossen, so positiv wie möglich zu sein und es einfach mit nett sein zu versuchen. Vielleicht hatte er sich ja auch wirklich über Nacht beruhigt.
Ich überwand mich und stieg aus dem Auto. Dann suchte ich mir den Weg zur Kabine, welchen ich schließlich auch relativ schnell wieder fand. Unter der Tür drang bereits Licht hindurch. Dies bestätigte meine Vermutung: Roman war schon da und das Auto war seines gewesen. Ich atmete einmal tief durch und griff dann nach der Klinke. Roman war am anderen Ende der Kabine und schon halb umgezogen. ,,Guten Morgen", sagte ich und versuchte dabei relativ neutral zu klingen. Auf keinen Fall wollte ich vor ihm als schwach dastehen. Die Antwort jedoch ließ mich zusammen fahren.
,,Mit dir kann es doch gar kein guter Morgen werden." sagte er mit schneidendem Unterton, schien sich aber dann ein lachen über diesen unfassbar guten ,,Witz" nicht verkneifen zu können. Mein Herz zog sich zusammen. Was hatte ich ihm getan? Warum ging er nicht einfach zum Trainer oder zu den Bossen, wenn ihm etwas an seiner Situation nicht passte? Ich nahm auf einem Bankstück nahe des Eingangs Platz und begann damit mich umzuziehen. In der Kabine herrschte Stille. Keiner von uns war an einer Konversation besonders interessiert. Roman war als erster fertig. Ich erwartete definitiv nicht, dass er auf mich warten würde. Die Tür knallte auch heute wieder hinter ihm zu. Dramatische Abgänge waren wohl sein Ding.
Ich beeilte mich, mir den Weg auf einen der Trainingsplätze zu suchen, auf dem heute trainiert wurde. Von weitem erkannte ich Roman und einen mittelalten Mann. Als dieser mich sah, kam er mir entgegen gelaufen. Auch er stellte sich mir erst einmal vor, als er vor mir zum Stehen kam: ,,Hallo Gregor. Ich bin Matthias, aber du kannst gerne Matze sagen. Ich bin euer Torwarttrainer." ,,Freut mich. Du kannst mich auch gerne Greg nennen." Ich spürte Romans stechenden Blick auf mir, während ich mit Matze redete. Gemeinsam gingen wir zu ihm. ,,Ich gehe jetzt mal davon aus, dass ich euch beiden nicht mehr vorstellen muss." Fragend schaute Matze zwischen Roman und mir hin und her. ,,Leider nicht.", brummte Roman.
Als Matze verkündete, dass wir heute nur eine verkürzte Einheit vorhatten und dann in den Kraftraum wechseln würden, war meine Erleichterung groß. Auch bei Roman meinte ich, etwas Erleichterung im Gesicht gesehen zu haben. Wir hatten wohl doch eine Gemeinsamkeit: Wir waren beide nicht unbedingt scharf darauf, Zeit mit dem jeweils anderen zu verbringen. Während des Trainings schoss Roman immer wieder gegen mich. Und es war auch noch so gut platziert, dass Matze es nicht mitbekam. Bei der ersten Bemerkung hatte er zwar schon etwas komisch geschaut, aber nichts gesagt. Ich freute mich jetzt schon darauf, dass morgen der Rest der Mannschaft wieder hier war. Die kannte ich zwar genau so wenig, aber es würde besser werden als heute. Da war ich mir sicher.
Eigentlich konnte ich immer die Zeit vergessen, während ich den Bällen hinterher sprang. Heute jedoch, verging dieser Teil des Trainings nur sehr langsam. Meiner Meinung nach viel zu langsam. Erst im Kraftraum konnte ich ein bisschen abschalten und mich auspowern. Diese Art von Training kam mir an so einem nervenaufreibendem Tag gerade recht. Ich genoss den Überblick über das Gelände, während die Musik in meinen Ohren dudelte und meine Arme zu brennen begannen. Ich hörte jedoch nicht auf, als Matze die Einheit beendete, sondern wechselte einfach nur das Gerät. Es fiel zum Glück niemandem auf. Ich wollte Roman ein paar Minuten Vorsprung geben. Dieser verließ tatsächlich umgehend den Raum, als es hieß, dass er gehen durfte.
Etwa eine Dreiviertelstunde später trat ich frisch geduscht und umgezogen aus dem Gebäude. Mein Plan hatte funktioniert. Von Roman war keine Spur mehr, als ich die Kabine betreten hatte. Sein Auto war auf dem Parkplatz auch nicht mehr zusehen. Stattdessen sah ich, den Parkplatz gerade betretend, dass es nun brechend voll war. Viele meiner Kollegen waren gerade dabei ihre Taschen in die schon vorgefahrenen Mannschaftsbusse zu packen. Marco rief nach mir und joggte auf mich zu. ,,Hey, wie ist es gelaufen?" ,,War okay." Ich zuckte mit den Schultern. Hinter Marco war nun auch der andere Blonde von gestern aufgetaucht. ,,Wirklich?", fragte dieser nun skeptisch. ,,Roman sah nicht besonders gut gelaunt aus, als er raus gekommen ist." ,,MARCO! JULIAN! Einsteigen jetzt und zwar zackig!", brüllte Rose quer über den Parkplatz und ich dankte ihm dafür. Die beiden schauten entschuldigend zu mir, dann joggten sie zum Bus. Ich rief ihnen noch ,,Viel Glück" hinterher. Dann stieg ich in mein Auto.
Am Nachmittag machte ich es mir auf der Couch bequem und versuchte den Tag einfach zu vergessen. Das gelang mir eher schlecht als recht. Immer wieder schweiften meine Gedanken zum heutigen Vormittag. Ich hatte schon längst keine Ahnung mehr, um was es in der Serie ging, die ich angemacht hatte. Irgendwann kam mir eine Idee. Ich nahm mein Handy und wählte Gonzos Nummer. Hoffentlich hatte er Zeit. Er hatte früher schließlich immer einen guten Rat für mich gehabt. Endlich ertönte das Freizeichen.
,,Castro." ,,Kobel hier." ,,Schön, dass du auch mal wieder von dir hören lässt." Ich konnte quasi hören, wie er dabei die Augen verdrehte.. Aber ich musste zugeben, dass er recht hatte. ,,Ja, ich weiß. Tut mir wirklich leid.", entschuldigte ich mich. ,,Alles gut. Ich weiß ja, dass man halt manchmal nicht dazu kommt. Glückwunsch zur Natinominierung übrigens." ,,Danke. Du ich bräuchte da vielleicht mal einen Rat..." Ich konnte ihn lachen hören. ,,Ich wusste, dass du nicht ohne Grund anrufst. Na los, spuck schon aus." Jetzt fühlte ich mich endgültig schlecht, dass ich mich nicht schon früher gemeldet hatte. ,,Wie bekomme ich Roman dazu mich zu mögen?" Gonzo wusste bestimmt etwas, er hatte ja schließlich auch schon mit Roman zusammengespielt. In der Leitung blieb es jedoch still. Dann fragte Gonzo erstaunt: ,,Denken wir gerade an denselben Roman?" ,,Meiner heißt mit Nachnamen Bürki." Gonzo war schockiert. ,,Wie hast du das denn hinbekommen. Ihr könnt doch sonst beide eigentlich keiner Fliege was zur Leide tun!"
Ein paar Minuten später hatte Gonzo auflegen müssen und ich war gefühlt genau so schlau wie vorher. Einen wirklich guten Ausweg hatte Gonzo mir auch nicht aufzeigen können. Aber ich wusste nun zumindest, dass ich ihn jederzeit anrufen konnte. Er hatte mich quasi dazu verpflichtet, ihn ab jetzt auf dem laufendem zu halten. Ich holte mir ein neues Getränk aus dem Kühlschrank und wechselte dann zu BVB TV. Ich wollte ja schließlich meiner Mannschaft beistehen.
Das Spiel war letztendlich nicht überragend, aber wie ich fand eine solide Leistung. Meine Laune hatte sich aber nicht gehoben, als ich mein Tagebuch hervor nahm.
Liebes Tagebuch,
Der Tag war wie erwartet beschissen. Die nächsten Tage können eigentlich nur besser werden, meine Motivation ist aber trotzdem an einem absoluten Tiefpunkt angekommen. Und wenn ich dann noch darüber nachdenke, dass ich in gut 10 Tagen mit Roman ins Trainingslager muss, könnte ich jetzt schon kotzen. Aber zur Not könnte ich ja auch von dort aus jederzeit mit Gonzo telefonieren. Also wenn ich denn dann die Zeit dazu finde. Aber vielleicht ist es besser, jetzt erst nur von Tag zu Tag zu denken.
Greg
Hey Leute,
Willkommen zum neuen Kapitel. Zu erst einmal hoffe ich, dass es euch gefallen hat. Ich will an dieser Stelle klar stellen, dass ich nichts gegen Roman habe. Es passt mir einfach gut in die Geschichte und ich kann euch schon verraten: Wir sind noch nicht am Ende der Gemeinheiten angekommen. Ansonsten habe ich gerade eine kleine Schreibblockade. Zum Glück habe ich aber noch ein paar Kapitel fertig, so dass ich die nächsten Tage keinen Druck habe schreiben zu müssen. Ich wünsche euch noch ein schönes Wochenende:)
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