Mats
(Bitte unten den Text lesen. Danke.)
You've got a friend in me
You've got a friend in me
When the road looks rough ahead
And you're miles and miles
From your nice warm bed
(You've got a friend in me- Randy Newman)
27.07.2021
3 Tage später
Ärgerlich schlug ich nach meinem Handy, welches mich wecken wollte. Warum musste dieses scheiß Teil immer zuverlässig seinen Job machen? Konnte es nicht einfach mal ausfallen? Ich ließ mein Gesicht wieder in das Kissen fallen, als die Sonnenstrahlen meine Augen durch die Jalousien hindurch blendeten. Verzweifelt schaute ich auf die Uhr. Aber diese hatte auch kein Mitleid mit mir. Stöhnend zog ich die Decke beiseite. Schwerfällig erhob ich mich. Als ich mich streckte rückten einige Wirbel wieder an ihren richtigen Platz. Dann suchte ich mir Klamotten für das Frühstück zusammen. Im Augenwinkel sah ich, dass Jule sich auch bereits regte. In den letzten Tagen hatten wir uns geeinigt, dass wir nur noch meine Wecker nutzten und ich ihn im Zweifel weckte. Ich zog mir gerade ein T-Shirt über den Kopf, als ich ein lautes Knallen hörte. Ich wirbelte herum, um dann in schallendes Gelächter auszubrechen. Jule lag auf dem Boden neben dem Bett und rieb sich stöhnend die Hüfte. Mir ging währenddessen langsam aber sicher die Luft aus.
,,Hey!", beschwerte sich Julian während er sich wieder auf das Bett hochzog. Ich versuchte durchzuatmen. Dann kam das Bild von dem auf dem Boden liegenden Julian wieder. Ok, der Versuch ist kläglich gescheitert. Ich sah das Kissen, welches mir entgegen flog früh genug und schnappte es mit der Hand aus der Luft. Jule sah beleidigt zu mir. Ich schüttelte nur belustigt mit dem Kopf. Das Klingeln meines Handys durchbrach die Situation. Schnell nahm ich es vom Nachtschränkchen und nahm dann den Anruf entgegen. Schon eine Millisekunde später bereute ich es mal wieder.
,,Hallo Schatz. Es freut mich so sehr, dass du endlich mal Zeit hast um den Anruf anzunehmen." Meine Mutter klang wie immer freundlich. Sie schien also nicht bemerkt zu haben, dass ich ihre Anrufe bewusst ignoriert hatte. Und eigentlich hatte ich auch nicht vorgehabt dies zu ändern. Am liebsten hätte ich mir für meine eigene Dummheit an die Stirn gefasst. Julian schaute aber eh schon verwirrt und ich wollte ihm nicht noch mehr Grund zur Sorge geben. ,,Gregor? Schatz, bist du noch dran?" Ich konnte vor mir sehen, wie meine Mutter verwundert die Stirn kraus zog. ,,Ja." ,,Gut, denn ich muss dringend mit dir reden." Ich hoffte wirklich, dass sie sich jetzt nicht für meinen Vater bei mir entschuldigte. ,,Ihr müsst euch dringend aussprechen." Ich nickte, auch wenn sie es nicht sehen konnte. ,,Dein Vater ist so ein Dickkopf. Könntest du dich nicht einfach bei ihm entschuldigen?" Ok, sie hatte es geschafft meine schlimmste Befürchtung noch zu übertreffen. Das konnte doch nicht ihr verdammter Ernst sein? Ich sollte mich entschuldigen? Für was? Dafür das mein Vater mich als faulen Sack bezeichnet hatte? Ganz sicher nicht!
,,Schatz? Hast du mir überhaupt zugehört?" ,,Ja Mama. Ehrlich gesagt bin ich gerade ein bisschen sprachlos. Ich werde mich ganz sicher nicht entschuldigen. Ich weiß auch gar nicht, wofür ich das sollte. Das kannst du ihm auch gerne so ausrichten. Schönen Tag noch." Damit legte ich auf, noch bevor meine Mutter etwas antworten konnte. Irgendwie tat sie mir ja schon Leid. Sie stand halt wohl oder übel zwischen den Stühlen. Aber das sollte nicht mein Problem sein. Erschöpft ließ ich mich nach hinten auf das Bett fallen. Dann schob sich eine Tasse in mein Blickfeld. ,,Ich dachte mir schon, dass du nach diesem Telefonat einen gebrauchen könntest."
Freundlich begrüßten uns Marco und Erling, als wir uns zu ihnen auf unsere angestammten Plätze setzten. Ich brachte nur eine kurze Erwiderung hervor. Noch immer war ich in Gedanken bei dem Gespräch von vor ein paar Minuten. Diese wurden jedoch durch ein lautes Räuspern unterbrochen. ,,Guten Morgen Jungs. Also folgendes ist für heute geplant: Gleich geht es für euch alle in den Kraftraum und heute Nachmittag werden wir auf den Platz gehen. Ansonsten war es das glaube ich für heute." Zicko schüttelte jedoch den Kopf. ,,Wir bekommen heute mal wieder Zuwachs. Mats kommt wahrscheinlich genau passend zum Abendessen an." Marco Rose nickte verstehend. ,,Dann bis nachher Jungs."
,,Glaubt ihr, dass er wirklich mit dieser Lisa zusammen ist?" ,,Safe nicht. Dann hätte er doch Pest gegen Cholera getauscht." Ich konnte nicht anders als interessiert zuzuhören. So gut es eben in der Geräuschkulisse des Trainingsraumes ging. Viel beizutragen hatte ich zwar selbst nicht, aber es konnte doch nur gut sein schon etwas über die Menschen zu erfahren bevor man sie traf. Zumindest meistens. Manch ein von mir aus gutes Bild wurde auch schon mit dem Kennenlernen hoffnungslos zerstört. Ich glaube ihr wisst wen ich meine, oder? ,,Mir hat er auch nur geschrieben, dass er neu glücklich vergeben ist." Marco zuckte mit den Schultern. Selten hatte ich ihn so gleichgültig erlebt. Jule war das anscheinend ebenfalls aufgefallen. ,,Ist was, Bro?" ,,Emmi ist krank." Emmi war Marcos Tochter und sein ein und alles. ,,Wird bestimmt alles wieder." ,,Ja, aber ist trotzdem scheiße dann nicht da zu sein. Aber lass mal das Thema wechseln."
,,Wann ist eigentlich das Einstandssingen?", kam es aus irgendeiner Ecke des Raumes. Welches Einstandssingen meinen die bitte?!?! ,,Am letzten Abend.", brummt Marco. ,,Weißt du schon was du singen willst, Greg?", fragte Jule mich von der Seite. ,,Kann mich mal jemand aufklären?" Jule sah mich erstaunt an, fing sich aber schnell wieder. ,,Das Einstandssingen ist hier eine liebgewonnene Tradition. Immer im Sommertrainingslager müssen die neuen Spieler ein Lied ihrer Wahl vor dem Rest der Mannschaft zum Besten geben." Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Panik machte sich in meinem Körper breit. Ich würde mich bis auf die Knochen blamieren. Vor allen. Und Roman neues Kanonenfutter liefern.
,,Just chill.", kam es von Erl, welcher sich zu unserer kleinen Gruppe auf eines der Fahrräder gesellte. ,,Ich habe dabei noch niemanden erlebt, der wirklich singen konnte.", kam es von Marco. Die hatten alle leicht reden. Die hatten es ja auch schon hinter sich. ,,Jetzt mal im Ernst. Es ist zwar in dem Moment peinlich, aber niemand, wirklich niemand hier hat das Recht dich irgendwie deswegen auszulachen oder runterzumachen." Jule legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter. ,,Und wenn es doch irgendwer macht, dann bekommt er es mit uns zu tun!"
Glücklich ließ ich mich am Nachmittag auf den Rasen des Trainingsplatzes fallen. Die Sonne schien durch die Bergspitzen und kitzelte auf meiner Haut. Schweiß lief mir über die Stirn. Erschöpft griff ich nach meiner Wasserflasche. Angeekelt verzog ich mein Gesicht, als ich spürte wie das warme Wasser meine Kehle herunter lief. Matze joggte auf mich zu. Er grinste mich zufrieden an. ,,Gut gemacht, Gregor. Wenn du dieses Niveau auch später in wirklichen Spielen hinbekommst, dann wirst du hier eine super Zeit haben." Ich konnte nicht anders als zu lächeln. ,,Danke."
Als der Platz sich langsam leerte, schaffte ich es endlich mich aufzuraffen und aufzustehen. Jeder Muskel in meinem Körper wehrte sich gegen diese Bewegung. Das würde morgen einen schönen Muskelkater geben. Kurz streckte ich mich. Dann schleppte ich mich zu den Fahrrädern. Jule wartete im Schatten eines Baumes auf mich. Er trug bereits seinen Helm und sein Rad lehnte am Baum. ,,Gutes Spiel, Bro." ,,Danke." Ich beugte mich über mein Fahrrad und Jule kicherte. ,,Du läufst wie ein alter Opa." ,,Wie unfassbar freundlich mal wieder von dir." ,,Ich beschreibe nur den aktuellen Zustand." Ich lachte. So ganz unrecht hatte er eben nicht.
Gegen 7 Uhr machten wir uns frisch geduscht auf den Weg zum Abendessen. Im ganzen Hotel roch es bereits nach essen und mir lief das Wasser im Mund zusammen. Generell gab es hier in den letzten Tagen wirklich gutes Essen. Der Saal war wie immer gut gefüllt, als jule und ich ihn betraten. Während Jule zu unseren Plätzen ging machte ich mich auf den Weg zum Buffett. Dort war es zum Glück gerade relativ leer. Ich hasste es, wenn man sich gefühlt zu den Behältern durchboxen zu müssen. Ich entschied mich für eine Portion Nudeln mit Tomatensoße und ein paar Fleischbällchen. Dann nahm ich mir noch ein Schälchen mit Salat und drehte mich wieder zu den Tischen.
Fast wäre ich mit jemandem zusammengestoßen. Nur knapp schaffte ich es in der Bewegung zu stoppen, damit es keine Kollision gab. Der Teller rutschte schon verdächtig über das Tablet. Mein Gegenüber schien gute Reflexe zu besitzen. Blitzschnell brachte er mein Tablet wieder in die Waagerechte. Dann lächelte er mich entschuldigend an. ,,Sorry, ich hätte schauen sollen wo ich hin laufe." ,,Schon ok." Ich wollte mich gerade zum Gehen wenden, als er mich aufhielt. ,,Du bist Gregor, oder?" Ich nickte verwirrt, dann jedoch erkannte ich um wen es sich handelte. ,,Ich bin Mats. Freut mich dich kennen zu lernen." Er lächelte freundlich.
,,Wo bleibst du, Greg?", hörte ich Marco rufen. Dann sah ich ihn schon auf uns zukommen. Aber mich hatte er längst vergessen. Er sprintete geradezu durch den Saal. ,,MATSIIIII" Mit Schwung sprang er Mats in die Arme. Dieser musste einige Schritte rückwärts machen, damit die beiden nicht hart auf dem Boden aufkamen. Aber er grinste trotzdem freudig, als er Marco wieder auf dem Boden abstellte. Ich musste lächeln. Auch die anderen erhoben sich von ihren Plätzen um Mats zu begrüßen. Schon bald hatte sich eine Traube von Menschen um uns herum angesammelt. Ich beschloss einfach schon zu meinem Platz zu gehen. Mich beachtete hier gerade eh keiner.
Kurz nach dem Essen fand ich mich in einem fremden Zimmer wieder. Es war genau so eingerichtet wie das von Jule und mir, aber deutlich weniger chaotisch. Ich hatte mich auf einem der Sessel nieder gelassen. Marco und Erl teilten sich das Bett während Mats sich gerade auf den zweiten Sessel fallen ließ. Jule telefonierte gerade in unserem Zimmer mit seiner Freundin, weswegen dieser frei geworden war. Es herrschte Stille. Mats ignorierte unsere erwartungsvollen Blicke gekonnt. Belustigt sah ich, dass Marco kurz vor dem Platzen stand. ,,Jetzt spuck schon aus!", brach es irgendwann aus ihm heraus. Erl prustete belustigt. Mats schaute Marco verwundert an. Man konnte ihm das Fragezeichen quasi vom Gesicht ablesen. ,,Was läuft da jetzt mit dieser Lisa?" Mats schien ein Licht auf zu gehen. ,,Gar nichts. Das war eine einmalige Sache. Keine Ahnung warum das jetzt so aufgespielt wird." Er zuckte mit den Schultern. Für Marco war dies allerdings keine wirklich befriedigende Antwort. ,,Na, und wer ist es dann?" ,,Ein Gentleman genießt und schweigt." Dann begann er zu lachen, als er Marcos enttäuschtes Gesicht sah. Auch Erling und ich stimmten mit ein. Marco musterte uns beleidigt. Mats schnappte nach Luft. Dann beschloss er wohl doch Marco ein bisschen Befriedigung zu geben. ,,Ok ich habe eine neue. Sie heißt Janina, ist Studentin und lebt mit ihrer Schwester in Dortmund. Reicht dir das?" Marco wollte schon mit dem Kopf schütteln, doch Erl stoppte ihn mit einem Klaps auf den Hinterkopf.
,,Und? Wie war es?", fragte Jule mich in dem Moment in dem ich unser Zimmer betrat. ,,Gut." Was sollte ich auch noch viel mehr berichten. ,,Und hatte Marco recht?" Gott, Jule wurde schon so nervig neugierig wie Marco. Dieser Kontakt tat ihm definitiv nicht gut. Er sah mich bettelnd an. ,,Na gut. Mats hat eine neue, aber nicht diese Lisa. Sie heißt Janina, studiert und lebt gemeinsam mit ihrer Schwester in Dortmund. Mehr weiß ich auch nicht." Jule sah ein bisschen enttäuscht aus, beließ es aber dabei. ,,Wie geht's Luise?", fragte ich ihn, während ich mir meine Schlafklamotten über striff. Sofort war er Feuer und Flamme für das Thema. Ich lauschte seinen Erzählungen, während mir langsam die Augen zu fielen.
Hey Leute,
Willkommen zu diesem neuen Kapitel. Zuerst muss ich euch eine unschöne Ankündigung machen. Das hier ist das letzte Kapitel welches an einem Dienstag erscheint. Ich schaffe es auf Dauer nicht mehr aufrecht zu erhalten zwei Kapitel in der Woche hochzuladen. Die Samstagskapitel werden aber definitiv bleiben, also keine Sorge. Danach jetzt noch eine gute Nachricht: Ich habe die nächsten 3 Kapitel schon geschrieben und Greg lernt gerade eine junge Dame kennen. Hat irgendwer Vermutungen wann, wo und wie sie sich vielleicht begegnen könnten. Ich bin gespannt, ob es jemand von euch errät:-)
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