Hausparty Teil 2

I saw it with my own two eyes
So you can wipe off that grin, I know where you've been
It's all been a pack of lies

(In the air tonight- Phil Collins)

Schon nach ein paar Schritten wurden wir aufgehalten. Wir hatten das Wohnzimmer noch nicht mal wirklich betreten, als Janina aufsprang und uns mit schnellen Schritten entgegen kam. Sie hatte Sorgenfalten auf der Stirn stehen. Ihre Lippen waren zu einer schmalen Linie zusammen gepresst. Mats kam ihr ebenso besorgt hinterher. ,,Gott, wo warst du? Ich habe mir solche Sorgen gemacht." Hörte nur ich den angepissten Unterton, oder war sie wirklich ein bisschen sauer. Wenn ja, dann fragte ich mich warum? Sie schien ja bisher einen guten Abend gehabt zu haben. Aber Luisa war das anscheinend genau so aufgefallen. ,,In der Küche. Aber dafür, dass du dir ja so große Sorgen gemacht hast, hast du mich erstaunlich wenig gesucht." Sie klang enttäuscht. Im Augenwinkel sah ich, dass sie einen Schritt nach hinten machte. Ihr Fluchtinstinkt schien wieder aufzukommen. Wut stieg in mir hoch.

Auch Janina bemerkte anscheinend, dass ihre Schwester die Aussage gerade gar nicht cool fand. Sie machte schnell einen Schritt auf sie zu und zog sie in ihre Arme. Ich warf Mats einen fragenden Blick zu, konnte die Situation ehrlicherweise überhaupt nicht einschätzen. Er bedeutete mir, meinen Kopf zu ihm zu bewegen. Dann flüsterte er: ,,Nimm ihr das nicht übel. Sie war verdammt aufgeregt und glaube ich einfach überfordert. Und weil die beiden eigentlich unzertrennlich sind, hat sie Lu dann überredet mitzukommen." Mir ging ein Licht auf. Luisa hatte eigentlich gar nicht mit gewollt und war dann auch noch vergessen worden. Dann hätte ich auch einfach nur weg gewollt.

Währenddessen hatten die beiden Frauen sich wieder voneinander gelöst. Dann drehte Jamina sich um und griff nach Mats. Mit der anderen Hand hielt sie die ihrer Schwester. Schnell verschwanden die 3 gemeinsam in der Menge. Was sollte das denn jetzt? Ich erhaschte noch ihren entschuldigenden Blick in der Menge. Dann verlor ich ihren Blick. Jedoch hatte ich das Gefühl, dass sie sich nach wie vor nicht wohlfühlen würde. Und ich fühlte mich mit einem Schlag auch nicht mehr wirklich wohl. Ab und zu meinte ich ihren hellblonden Schopf zu entdecken, oder die blauen Augen. Aber diese Sekunden vergingen immer zu schnell. Ich weiß nicht, wie lange ich noch so dastand. Aber es interessierte niemanden. Zumindest dachte ich das.

Eine Hand legte sich auf meine Schulter, eine zweite Strich über meine Brust. Ich fühlte das Kratzen künstlicher Fingernägel durch den Stoff meines Hemdes. Warmer Atem an meinem Hals verursachte bei mir eine Gänsehaut. Vor Ekel. ,,Hey, nice guy." Die Latina, welche vorhin bei Roman und seiner Freundin saß, schmiegte sich an meinem Körper. Ich kämpfte dagegen an, doch ich hätte ihr am liebsten in den viel zu tiefen Ausschnitt gekotzt. Billiger hätte sie sich nicht geben können. Doch diesmal schien das Schicksal auf meiner Seite zu sein. Noch bevor ich sie von mir stieß, erweckte schon ein Rufen ihre Aufmerksamkeit. ,,Kommst du Tay?" Romans Freundin stand im Eingangsbereich und blickte fragend zu uns. Besagte Tayra hauchte ein kurzes ,,Yes.", bevor sie sich wieder mir zuwandte. Mein ganzer Körper spannte sich an. Sie suchte nach einer meiner Hände, welche ich zu Fäusten gebildet hatte. Trotzdem drückte sie ein kleines Zettelchen dazwischen. Dann stellte sie sich auf ihre Zehenspitzen und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Ich machte einen Schritt zurück, doch hinter mir war eine Wand. ,,Call me nice guy." Dann verschwand sie. ,,Was war das denn für eine?" Scarlett kam fassungslos auf mich zu. Ich zuckte auch nur sprachlos mit den Schultern.

Es wurde dann tatsächlich noch ein recht lustiger Abend. Ich hatte mir ein paar Bierchen gegönnt und die meiste Zeit bei Jule und Louise verbracht. Die beiden waren verdammt süß zusammen. Luisa hatte ich nicht wieder gesehen. Wahrscheinlich war sie bei ihrer Schwester, denn Mats hatte sich irgendwann neben mich gesetzt. Er hatte irgendwann genug vom Tratsch über heiße Schauspieler und die besten Nagellackfarben. Damit hatte er mir ein Lachen entlockt. Anscheinend war seine Freundin in dieser Hinsicht ein Klischee. Unwillkürlich keimte in mir die Hoffnung auf, dass Luisa nicht so war. Sie war mir zumindest in den wenigen Minuten unserer Begegnung nicht so vorgekommen. Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass mein Kopf zu platzen drohte. Es war laut und eine echt beschissene Luft hier drin. Also beschloss ich ein paar Minuten frische Luft zu schnappen.

Ich hörte Stimmen, als ich die Tür zur Terrasse öffnete. Vor mir erstreckte sich ein riesiger Garten mit Swimmingpool, Spielbereich und einer Wiese, welche locker auch ein Fußballfeld sein könnte. Ein indirektes Licht sorgte für eine entspannte, fast schon romantische Atmosphäre. Ich erschrak, als ich meinen Blick nach links schweifen ließ. Luisas Augen glitzerten im Mondlicht, als sich unsere Blicke trafen. Sie saß auf einer dort stehenden Liege, ihre Schwester saß ihr gegenüber. Sie sah mich nicht. Eigentlich wollte ich mich einfach umdrehen, doch ich konnte mich nicht von ihrem Blick lösen. Sie war enttäuscht. Ich fragte mich warum. ,,Hallo?!?! Erde an Lu!" Janina schnipste aufgeregt vor ihrem Gesicht herum. Damit war der Blickkontakt beendet. Ich wollte eigentlich die Chance nutzen um wieder ins Haus zu kommen. Doch Janina kam mir zuvor.

Sie wirbelte herum um zu sehen, was ihre Schwester so abgelenkt hatte. Dann erhellte sich ihr Gesicht, als würde sie gerade etwas verstehen. Sie erhob sich und kam mit schnellen Schritten auf mich zu. Mit einem Zwinkern drückte sie sich an mir vorbei ins Haus. Überfordert und unentschlossen stand ich wieder einmal da. Was zur Hölle war das denn jetzt wieder? Dann sah ich wieder zu Luisa. Sie lehnte sich zurück und platzierte auch ihre Beine auf der Liege. Sie starrte Richtung Himmel, wo die Sterne glitzerten. Ich war mir sicher, dass sie mich ignorierte. Trotzdem musste ich sie einfach einen Moment beobachten, bevor ich Ursachenforschung betrieb. Leise ging ich ein paar Sekunden später zu der zweiten Liege und legte mich ebenfalls hin. Der Himmel war heute Nacht verdammt schön. Die Situation war fast schon unangenehm romantisch. Denn es herrschte Stille. Unangenehme Stille.

,,Magst du die Sterne?", fragte ich irgendwann, weil die Stille mich zu erdrücken versuchte. Ich hörte eine Bitterkeit aus ihrer Stimme, welche mir Schmerzen bereitete: ,,Also auf einmal interessierst du dich wieder für mich, wenn deine Alte jetzt weg ist?" Bitte was? Hatte ich irgendwas verpasst? Ihre plötzliche Direktheit überrumpelte mich. So hatte sie vorhin überhaupt nicht gewirkt. Ich brauchte lange um mir eine passende Antwort zu überlegen. Ich wusste nicht, ob das an ihr oder an dem Alkohol lag. Ich hörte sie schnauben, während ich immer noch zum Himmel blickte. Dann knarzte ihre Liege. Mein Blick schnellte zu ihr. Sie schwang ihre Beine von der Liege, drückte sich dann nach oben. Meine Hand schnellte nach vorne, noch bevor ich darüber nachdenken konnte. Sie durfte nicht einfach gehen. Nicht, bevor ich mich nicht erklärt hatte.

Ein Kribbeln brachte mich zum Zucken. Haut traf auf Haut. Meine Hand traf auf ihr Handgelenk. Sie musste dasselbe Glücksgefühl gespürt haben. Ihre Augen weiteten sich, während sie zurückwich. Das war meine Chance. Sie würde mir doch noch zuhören. ,,Die Frau vorhin ist nicht meine Freundin und wird es auch nie werden. Ich kenne sie noch nicht mal wirklich gut. Sie ist zu mir gekommen, dass war nie meine Absicht. Bitte, dass musst du mir glauben." Meine Worte überschlugen sich fast. Doch ich bekam keine Antwort. Keine einzige Reaktion. Denn gerade als ich geendet hatte, trat Janina auf die Terrasse. ,,Mats und ich wollen fahren. Kommst du dann auch?" Luisa nickte hastig. Ich hörte noch ein leises ,,Man sieht sich.", bevor sie die Terrassentür hinter sich zu zog.

Enttäuscht sah ich ihr noch eine ganze Weile hinter her. Ok, genau genommen starrte ich die Tür an. Irgendwann ließ ich mich zurück auf die Liege sinken. Erschöpfung machte sich in meinem Körper breit. Ich hatte keine Lust wieder ins Haus zu den Jungs zu gehen. Sie würden mich nur Löchern, was ich solange hier draußen mit Luisa gemacht hatte. Inklusive dummer Sprüche natürlich. Nein, danke! Das sollte bitte unter uns bleiben. Wie war sie eigentlich darauf gekommen, dass ich mit dieser Frau zusammen war? Hatte sie uns beobachtet? Und hatte ich da vielleicht auch ein bisschen Eifersucht aus ihrer Stimme heraus gehört? Irgendwann fielen mir während des Nachdenkens die Augen zu.

Hey Leute,

Herzlich Willkommen zu diesem neuen Kapitel. Eigentlich wollte ich den heutigen Tag mit Schreiben verbringen, aber meine Mutter hat mich anders eingeplant. Wir haben den Nachmittag mit dem Aussortieren von altem Spielzeug verbracht und dieses dann zu einer Sammelstelle in der Nachbarschaft gebracht. Aber wie sagt man so schön: Eine gute Tat am Tag. Was habt ihr heute so schönes gemacht?

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