Ein weiterer Champions League Abend
Dich das erste Mal geseh'n, das mit uns erstmal gar nicht geseh'n
Intressant, wie sich Dinge dann dreh'n
So schnell, so schnell
Mir wird schwindlig
(Chaos- Mathea)
28.09.2021
wieder zwei Wochen später
Die letzten zwei Wochen waren nicht sonderlich interessant. Wir hatten Union Berlin besiegt, aber leider gegen die andere Borussia aus Mönchengladbach 1:0 verloren. Heute Abend stand das erste Champions League Heimspiel dieser Saison an. Sporting war heute Abend unser Gegner. Dieses Mal war ich deutlich weniger aufgeregt, als noch vor zwei Wochen bei dem Spiel in Istanbul. Ich verbrachte den Dienstag möglichst entspannt und machte mich pünktlich auf den Weg zum L'Arrivée. Wieder würde ich das Auto über Nacht hier stehen lassen, denn nach dem Spiel würden wir alle noch gemeinsam Essen gehen. Wieder hatte Marco dies eingefädelt. Und Mats und Janina würden mich mitnehmen. Und hoffentlich auch Lu. Ich hatte sie seit der Gartenparty nicht mehr gesehen.
Als ich aus dem Auto stieg und auf den Hoteleingang zusteuerte, begann wieder das altbekannte Kribbeln in mir hoch zu kommen. Einerseits wegen des Spiels. Aber der Gedanke an ein Wiedersehen mit Luisa ließ mein Herz ebenfalls höher schlagen. Dabei wusste ich noch gar nicht, ob sie überhaupt kommen würde. Mats hatte mir gestern noch versprochen mal wieder seine besten Überredungskünste hervor zu holen. Ich hatte jedoch gar nicht wirklich Zeit mir noch mehr Gedanken darüber zu machen. Das übliche Prozedere vor einem jeden Spiel begann. Erst die Zeit im Hotel mit einer letzten Besprechung, dann die Fahrt mit dem Bus zum Stadion. Ein kurzer Moment auf dem Platz, danach zum Umziehen in die Kabine. Noch einmal zum Aufwärmen raus auf den Platz und ein letzter kurzer Moment in der Kabine. Dann lief sie endlich wieder: Die Champions League Hymne.
Das Stadion bebte schon beim Aufwärmen. Und es waren leider wieder nur 25.000. Aber die Sportingfans hatten durchaus einiges zu bieten. Sie jagten mir durchaus Respekt ein, da ich sie ja mindestens eine Halbzeit im Rücken haben würde. Und da konnte ich mir schönere Situationen vorstellen. Und meine Befürchtungen bewahrheiteten sich, als die Polizei in den Gästeblock ging. Ich konnte die Situationen zu meiner Freude vom anderen Ende des Feldes beobachten. Ich hatte das Spiel über nicht wirklich etwas zu tun. Donny schoss uns zum 1:0 Sieg. Glücklich verließ ich den Platz. Es war kalt und dunkel und ich war froh in die Kabine zu können. Dort wartete die Eistonne. Die Jungs feierten zu meiner Überraschung nicht, als ich in die Kabine kam.
Mats wartete bereits fertig geduscht, als ich zu meinem Platz ging. Ich beeilte mich, da wir eh schon die letzten in der Kabine waren. Es war stockdunkel und still, als wir aus der Kabine zu den Parkplätzen gingen. ,,Setz dich nach hinten.", flüsterte Mats mir zu. Ich war verwundert, fragte ihn aber nicht nach dem Grund. Er steuerte auf einen schwarzen Kleinwagen mit Dortmunder Kennzeichen zu, der mir absolut unbekannt war. Er verstaute unsere Taschen im Kofferraum, dann tat ich wie mir geheißen. Und wurde überrascht. Lu saß auf dem zweiten Sitz der schmalen Rückbank. Kurz dachte ich, zwischen Lederjacke und Jeans ein kleines Stück eines Trikots erkennen zu können. Ich hatte einen kurzen Moment um sie zu beobachten, bis sie meinen Blick auf ihr spürte. Schnell stieg ich ein. Mats nahm auf dem Beifahrersitz Platz.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass der eigentlich kurze Weg zum Acqua heute verdammt lang werden könnte. Janina startete den Motor, dann ging es los. ,,Hey Gregor, gutes Spiel,", kam es zum Glück ziemlich schnell von Janina. ,,Danke." ,,Wie geht's?" ,,Ich kann mich nicht beschweren." Das war eine glatte Lüge, aber so ehrlich wollte ich dann in dem Moment doch nicht sein. Die Autofahrt war eh schon wieder beendet. Janina parkte am Straßenrand einige Meter vom Acqua entfernt. Der Parkplatz war schon mit vielen Sportwagen gefüllt. Wir waren wie erwartet die letzten, die sich an den Tisch setzte. Es waren nur noch vier, davon zwei je gegenüberliegende Plätze frei. Während Mats und Janina sich setzten stand Lu unschlüssig neben mir. Schnell zog ich ihr den Stuhl zurück. Mir wurde warm, als sich auf ihren Lippen ein kleines Lächeln bildete.
Nachdem wir alle unsere Getränke bestellt hatten, widmete ich mich der Speisekarte. Neben mir hörte ich wie Lu die Luft einzog, dann ein flüstern, welches wahrscheinlich mehr zu sich selbst gesprochen war. ,,Hier kann ich mir maximal einen Salat leisten." BAAAM! Jemand hatte mir mit Schwung gegen das Schienbein getreten. Ich unterdrückte ein Keuchen und schaute erschrocken über den Tisch. Mats gestikulierte wild, deutete dabei immer wieder erst auf mich und dann auf Lu. ,,Ich bezahle für dich!" Ich beeindruckte mich selbst damit, dass es wirklich wie etwas Feststehendes geklungen hatte. Überrascht sah sie von ihrer Karte zu mir auf. ,,Ich kann selbst zahlen!" ,,Das hat sich gerade noch anders angehört." Ich sah ihren inneren Kampf auf ihrem Gesicht. ,,Wir teilen uns nachher ein Taxi und ich zahle es." Ich war überrascht von dieser Aussage. Sehr überrascht. Und sie hatte doch eigentlich ihre Schwester, welche sie fuhr. Aber ich wagte es gar nicht, diesen Gedanken weiter zu denken. Stattdessen nahm ich schnell die Hand, die sie mir entgegen hielt. ,,Gut gemacht.", leuchtete es wenig später auf meinem Handy auf.
Es wurde noch ein langer lustiger Abend. Mir ging immer wieder das Herz auf, wenn ich Lu neben mir herzhaft Mitlachen sah. Irgendwann erwischte ich sie dann aber beim Gähnen. Es war spät und wir waren mittlerweile der letzte Tisch im Restaurant. ,,Müde?", fragte ich sie. Sie nickte. Und ich rief uns das Taxi, auf welches wir uns vorhin geeinigt hatten. Schnell holte ich noch meine Tasche aus Janinas Auto. Dann stiegen wir gemeinsam in das Taxi. Der Fahrer steuerte zuerst ihre Wohnung an, denn sie lag eh auf dem Weg zu meiner. Lu nickte während der Fahrt mit dem Kopf an der Fensterscheibe ein. Ich nutzte meine Chance sie einfach ungestört beobachten zu können. Die Fahrt verging viel zu schnell. Sie wachte auf, als das Taxi hielt und drückte mir einen Schein in die Hand.
Als das Taxi wieder anfuhr zog ich mein Handy aus meiner Hosentasche. Und mich erwartete mal wieder eine Flut an Nachrichten. Viele davon kamen von meiner Mutter. In den letzten zwei Wochen hatte sie mir oft geschrieben. Und ich hatte auf keine der Nachrichten geantwortet. Ich konnte mich einfach nicht dazu überwinden. Und sie hatten eigentlich alle immer denselben schwafelnden Inhalt gehabt. Aber diese hier war anders. ,,Wo bist du?" In diesem Moment hielt das Taxi vor meinem Wohnhaus. Ich bezahlte schnell und holte meine Sachen aus dem Kofferraum. Erst dann sah ich das fremde Auto, welches auf dem Hof stand. Es fuhr mit einem Schweizer Kennzeichen. Als ich mich näherte stiegen zwei Personen aus.
Unbehagen breitete sich in mir aus. Erst als sie ins Licht trat erkannte ich meine Mutter. Sie strahlte mich an. ,,Hallo Schatz, wo warst du denn?" Sie breitete die Arme aus und kam mit schnellen Schritten auf mich zu. Ich ließ es einfach zu, war komplett überfordert. Was machte sie hier? Meiner Mutter schien meine Starre sorgen zu bereiten. ,,Was ist los Schatz?" Das beendete meine Starre. ,,Was machst du hier Mama?" Ein verträumter Ausdruck huschte über das Gesicht meiner Mutter. Dann jedoch kam eine gewisse Ernsthaftigkeit hinzu. ,,Ich würde dir gerne jemanden vorstellen." Dann drehte sie sich zu der zweiten Person um und wank sie zu uns. Aus dem Dunkeln heraus trat ein mittelgroßer älterer Mann mit Mondgesicht. Das schütter werdende graue Haar bildete mit dem kleinen Bauchansatz ein harmonisches Gesamtbild. Ich musste schlucken, denn in mir kam eine Vorahnung hoch.
,,Schatz, dass ist Wolfgang. Bärchen, das ist mein Sohn Gregor." BÄRCHEN? Was zur Hölle? Nie hatte sie meine Vater auch nur ansatzweise ähnlich genannt. Aber der hätte das auch nie hören wollen. Besagter Wolfgang hielt mir freundlich lächelnd die Hand hin. Ich brauchte einen kurzen Moment um zu reagieren. Dann ergriff ich die Hand und setzte ebenfalls ein freundliches Lächeln auf. Dann wurde es still. Aber ich fand auch nicht, dass ich es war, der ein Gespräch anfangen musste. Doch meiner Mutter fiel eh immer etwas ein. ,,Wir waren heute bei deinem Spiel Schatz. Du hast das super gemacht, ich bin so unendlich stolz auf dich!" Sie strahlte wie immer, wenn sie über mich sprach. Mittlerweile standen wir schon eine ganze Weile in der Kälte. Ich zog die Nase hoch und wandte mich an meine Mutter. ,,Wie lange bleibt ihr?" ,,Bis morgen Abend. Wir würden gerne morgen Mittag mit dir Essen gehen." ,,Ich schreibe dir morgen früh eine Adresse. Gute Nacht." Dann ging ich ins Haus und in meine Wohnung. Es war fast 4 Uhr morgens. Dennoch holte ich mein Tagebuch hervor, um nicht morgen alles nachtragen zu müssen.
Liebes Tagebuch,
Heute war ein verrückter Tag. Ein verdammt verrückter Tag. Aber ich sollte wohl wieder vorne anfangen. Das erste Heimspiel in der Champions League in dieser Saison haben wir 1:0 gewonnen. Donny hat für uns gegen Sporting getroffen. Wir hatten ja schon geplant, dass wir danach alle zusammen ins Acqua essen gehen. Lu ist tatsächlich mitgekommen. Und wir haben uns sogar einigermaßen gut verstanden. Sie hat mich ihr essen bezahlen lassen, dafür haben wir uns ein Taxi geteilt, welches sie dann bezahlt hat. Aber das kommt mir schon so unfassbar weit weg vor. Meine Mutter hat schon vor der Tür gestanden und auf mich gewartet. Und ich komme nicht so ganz darauf klar, dass sie einen neuen Kerl hat.
Greg
Hey Leute,
Willkommen zu diesem neuen Kapitel. Irgendwie fällt mir immer wieder auf, das wir gerade nicht so wirklich von der Stelle kommen und ich irgendwie dadurch nicht mehr so motiviert bin weiter zu schreiben. Ein ganz paar Kapitel habe ich noch auf der hohen Kante, trotzdem sollte ich mich vielleicht langsam mal aufraffen. Immerhin komme ich langsam den interessanteren Kapiteln entgegen. Ich würde nur gerne mal wissen ob ihr es auch so empfindet? Habt ein schönes Wochenende.
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