Direkt, direkter, Marco
An guten Tagen
Ist unser Lachen echt
Und alle Fragen weg
Auch wenn's nur jetzt und nicht für immer ist
(An guten Tagen- Johannes Oerding)
Mir war verdammt heiß geworden. Das Trikot in einem weinrot war offenbar nicht für direkte Sonneneinstrahlung konzipiert worden. Ich hatte jetzt schon Befürchtungen was anstrengendere Spiele bei noch heftigerem Wetter anging. Ich war jetzt schon schweißgebadet. Dabei waren es nur 45 Minuten und ich hatte noch nicht einmal viel zu tun gehabt. Darüber war ich auch auf Grund meiner körperlichen Verfassung froh gewesen. Die Dusche schrie geradezu nach mir. Während ich mich also auszog und die Dusche auf eiskalt drehte, lehrte sich die Kabine.
Als ich gerade die Dusche wieder abdrehte, hörte ich mein Handy in der Kabine klingeln. Schnell schlang ich mir ein Handtuch um die Hüften und begab mich zu meinem Sachen. Die glitschige Spur, welche ich dabei hinterließ, beachtete ich erst einmal nicht. Es war meine Mutter, die versuchte mich zu erreichen. Kurz zögerte ich. Dann aber fiel mir auf, dass sie nur weiter versuchen würde mich anzurufen, wenn ich nicht ranging. Um dieses Gespräch würde ich also nicht drum herum kommen. Ich versicherte mich kurz, dass die Kabine wirklich leer war. Dann ließ ich mich auf die Bank fallen und nahm an.
,,Hallo mein Schatz.", flötete meine Mutter gut gelaunt ins Telefon. ,,Hey." Ich versuchte nicht allzu genervt zu klingen. ,,Wir schauen gerade das Spiel. Wir sind so stolz auf dich Greggy." Ich fragte mich, ob meine Mutter sich sicher war, dass mein Vater das genauso war. Ich wusste, dass er tief in seinem inneren ein guter war. Diesen guten liebevollen Vater, der mir sagte, dass er stolz auf mich war, hatte er mir jedoch nie wirklich gezeigt. Ganz wollte ich die Hoffnung nicht aufgeben, dass er es irgendwann tat. Gerade sprach er so wie immer. ,,Warum spielt jetzt dieser andere Kerl und nicht du?", fragte er im scharfen Tonfall. ,,Der Trainer will mir noch ein wenig Zeit geben und mich schonen.", versuchte ich so ruhig wie möglich zu erklären. ,,Schonen!?!? Einen fitten jungen Mann wie dich?!?! Du bist doch fit, oder?" Mein Vater wirkte ungehalten, als er dies fragte. Als ahnte er, dass ich ihm etwas verschwieg. Naja, genau genommen tat ich das auch. Nur das auch der Trainer nichts davon wusste.
,,Nein Papa. Es ist alles gut. Ich bin fit. Keine Ahnung, warum er mir noch Zeit geben will. Ich bin schließlich selbst kein Trainer und kann auch nicht in seinen Kopf gucken." Zum Glück war ich äußerlich nur sehr schwer aus der Ruhe zu bringen. Sonst hätte man mich wahrscheinlich schon längst in eine Klapse einweisen können. Mein Vater schien registriert zu haben, dass ich selbst nicht mehr wusste, als ich ihm erzählt hatte. Deswegen erklärte er das Gespräch auf seine ganz eigene Art und Weise für beendet. Er legte einfach auf. Ich ließ mich seufzend gegen den kalten Putz der Wand hinter mir fallen. Es war wieder eines dieser Male, dass ich meine Eltern am liebsten eingetauscht hätte. So wie bei Tauschrausch. Kennt das noch jemand?
Ich beeilte mich, mich umzuziehen um dann zu den anderen zu kommen. Das Spiel lief schon längst wieder. Ich wollte nicht, dass sie sich Gedanken machen mussten wo ich blieb, deshalb zog ich mir schnell saubere Klamotten an und hastete nach oben. Marco hatte mir einen Platz freigehalten. Auf diesen ließ ich mich nun fallen. Ich warf einen prüfenden Blick auf die Anzeigetafel. Es war die 70. Minute und wir lagen 2:0 zurück. Marco blickte fragend zu mir. ,,Hast du dir unter der Dusche noch einen runtergeholt oder warum kommst du jetzt erst?" Kurz fragte ich mich, ob mein Gehör richtig funktioniert hatte. Eine Mischung aus prusten und empörungslauten nahm mir diese Hoffnung relativ schnell. Blut schoss mir in die Wangen. Seinen Mut hätte ich gerne Mal. Er schaute mich immer noch neugierig an und schien sich keiner Schuld bewusst. ,,Meine Eltern haben angerufen." Diese Information reichte ihm glücklicherweise und er wandte sich wieder dem Spiel zu.
Das nächste Mal schaute ich auf mein Handy, als der Bus sich gerade Richtung Dortmund in Bewegung setzte. Gonzo hatte mir einen einfachen Daumen hoch geschickt. Ich antwortete mit einem Lach-Emoji. Dann legte ich mein Handy zur Seite. Im Bus war es still. Für alle war es ein anstrengender Nachmittag gewesen. Niemand hatte Lust auf Konversation, geschweige denn auf Mario Kart. Die meisten hatten Kopfhörer in den Ohren und hatten es sich im Sitz bequem gemacht. Hinter mir vernahm ich ein leises schnarchen. Ich kramte meine Airpods und mein Tagebuch aus meinem Rucksack. Ich versicherte mich noch einmal, dass niemand mich beachtete, dann fing ich an zu schreiben.
Liebes Tagebuch,
Das Spiel ist gut gelaufen. Alle hier sind einigermaßen zufrieden mit dem Verlauf des Tages und auch mit meiner Leistung. Na gut, meinen Vater mal ausgeklammert. Der war einfach er selbst. Mehr muss ich dazu glaube ich nicht sagen. Das einzige, was mir jetzt schon wieder ein bisschen Sorgen bereitet, ist das Training am Montag. Roman wird mein guter Auftritt mit Sicherheit gar nicht gut gefallen. Aber ich werde versuchen, mir den Sonntag nicht durch diese Befürchtung kaputt machen zu lassen.
Greg
Hey Leute,
Herzlich Willkommen zu diesem neuen Kapitel. Ich weiß, es ist mal wieder nicht so besonders, aber ich verspreche euch, es geht voran. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Ich hätte da mal eine Frage an euch: Wer ist euer Lieblingsspieler? Ganz egal ob BVB oder nicht. Ich wünsche euch noch ein schönes Restwochenende.
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