Die erste Auswärtsfahrt
06.08.2021
Die Sonne wärmte sanft mein Gesicht und kitzelte meine Nase. Ich schlug die Augen langsam auf und streckte mich. Es war still und ich konnte die Vögel durch das geöffnete Fenster zwitschern hören. Jedoch war es ungewöhnlich hell draußen. Verwundert drehte ich mich zu meinem Handy, nur um dann festzustellen, dass es nicht an seinem Platz lag. Sofort stieg mein Stresslevel. Ich wühlte mich durch die Decke. Aber fand es nicht. Ich schaute unter dem Bett. Aber dort war es nicht. Dann hörte ich ein leises Klingeln aus dem Wohnzimmer. Schnell sprang ich aus dem Bett. Die Decke verfing sich zwischen meinen Beinen und ich stolperte ins Wohnzimmer.
Mein Handy lag auf der Couch, eingeklemmt in der Sofaritze. Ein Name leuchtete auf dem Bildschirm auf. Marco. Schnell checkte ich die Uhrzeit. Viertel vor 10. Oh fuck. Schnell ging ich ran und stellte auf Lautsprecher, während ich wieder ins Schlafzimmer lief. ,,Guten Morgen Kumpel", brüllte Marco ins Mikrofon. ,,Morgen", murmelte ich, aber Marco hörte mir gar nicht zu. ,,Kann es sein, dass du etwas vergessen hast?" Ich konnte hören, dass Marco sich wahrscheinlich das Grinsen verkneifen musste. ,,Bin unterwegs." Dann legte ich auf und stürmte aus der Tür.
Völlig abgehetzt kam ich auf dem Trainingsgelände an. Die Jungs verließen gerade die Kabine, als ich sie betrat. Marco warf mir noch einen vielsagenden Blick über die Schulter zu. Dann verschwanden die Jungs aus der Tür. Schnell kramte ich meine Sachen heraus und zog mich um. Gerade so rechtzeitig stand ich neben den Jungs auf dem Platz. Ich glaube ich war noch nie so froh, dass nur eine leichte Einheit anstand. Ich hatte weder gefrühstückt, noch hatte ich meinen geliebten Kaffee intus. ,,Wie ich sehe, hast du es doch noch pünktlich geschafft." Marco musterte mich, während wir begannen unsere Runden um den Platz zu laufen. ,,Aber gut siehst du, auch wenn du länger geschlafen hast, nicht aus." Er grinste böse. Ich ignorierte ihn. Stattdessen schaute ich verwundert durch die Gruppe. Erstaunt stellte ich fest, dass statt Roman Luca neben Marwin lief.
Marco folgte meinem Blick. ,,Marw hat vorhin erzählt, dass Rose Roman gestern mitgeteilt hat, dass er nicht mehr für den BVB auflaufen wird. Deswegen wird Luca ab jetzt immer an dabei sein dürfen." ,,Freut mich für ihn." Das war noch nicht einmal nur, weil Roman nicht mehr dabei war. Das war, weil ich es jedem gönnte eine Chance zu bekommen. Trotzdem war ich erleichterter als ich gewollt hätte. Jetzt musste ich mir bei meinem ersten ernsthaften Spiel für den BVB immerhin nicht über ihn Gedanken machen. Ohne dass ich es merke schleicht sich ein Grinsen auf mein Gesicht. Es fällt mir erst auf, als Marco wissend zurück grinste. Schweigend drehten wir noch eine gute halbe Stunde unsere Runden, bevor Rose uns entließ.
Ich war der Erste, welcher am frühen Nachmittag das Trainingsgelände wieder betrat. Die Busse standen schon abfahrbereit auf dem Parkplatz, die Gepäckluken und Türen bereits geöffnet. Ich stellte mich mit meinen Sachen in den Schatten. Dort lehnte ich mich an das Gebäude und verfolgte von dort aus das bunte Treiben. Es dauerte nur ein paar Minuten, bis ich Kinder über den Parkplatz hüpfen sah und es sich langsam füllte. Wieder kam Neid in mir hoch und wieder fragte ich mich, woher dieser kam. Schnell holte ich mein Handy hervor und wendete den Blick ab. So merkte ich leider auch nicht, dass ein gewisser bekloppter Norweger es auf mich abgesehen hatte. Ich realisierte es erst, als ich Bekanntschaft mit dem harten Steinboden machte, Erling über mir. Aus der Ferne hörte ich Marco lachen, dann kam dieser mit schnellen Schritten zu uns. Seinen Koffer zog er hinter sich her, auf der Schulter trug er eine große Sporttasche. Erl drückte sich hoch, dann reichte er mir seine Hand und zog mich auf seine Beine. Verwundert, fast schon empört, sah er dann Marco an. ,,Why hast du meinen nicht mitgebracht?" ,,Weil du zwei gesunde Beine hast.", antwortete Marco und rollte mit den Augen. ,,Heute mal wieder hyperaktiv.", flüsterte Marco, während Erling quer über den Parkplatz zu seinem Koffer rannte.
Dieses Mal war der Platz neben mir im Bus wieder frei. Erling und Marco unterhielten sich in der Reihe hinter mir lachend. Der Bus stand noch auf dem Parkplatz. Draußen standen noch die Spielerfrauen und die Kinder meiner Kollegen tobten über den Parkplatz. Man hörte die wilden Schreie gut. Meine Gedanken schweiften zu meiner Kindheit. Zu den Tagen, als meine Mutter eine dieser Spielerfrauen und ich eines der Kinder war. Damals, als mein Vater mit seinem Eishockeyteam zu Auswärtsfahrten gefahren ist und meine Mutter dem Bus traurig, sehnsüchtig hinterher sah. Und dazu, dass sie nie wollte, dass ich es mitbekam, wie schlecht es ihr ohne ihn ging.
,,Ist hier noch frei?" Mats riss mich aus meinen Gedanken. Gleichzeitig spürte ich den Ruck, als der Bus sich in Bewegung setzte. Benommen nickte ich und ließ meinen Blick ein letztes Mal über den Parkplatz schweifen. ,,Will ich wissen, wo du mit deinen Gedanken warst?" Ich schüttelte mit dem Kopf. ,,Will ich wissen, wo du mit deinen Gedankenwarst?" Ich schüttelte mit dem Kopf. Mats seufzte, dann zog er etwas aus seiner Tasche. Fragend sah er mich an und hielt mir seine Nintendo Switch hin. ,,Oh, gute Idee.", brüllte Marco querdurch den Bus. Dann hörte man hinter uns Taschen rascheln. Aus der Nummer würde ich wohl nicht so schnell wieder rauskommen. Zum Glück bot Mats mir an ein Team zu bilden, damit ich nicht vollkommen versagte.
Die Busfahrt verging schnell. Am späten Nachmittag hatten wir unser Hotel erreicht und checkten ein. Dieses Mal hatte ich das Zimmer wohl oder übel für mich, denn Jule war ja aus bekannten Gründen verhindert. Das Zimmer war bei weitem nicht so groß und luxuriös wie in Bad Ragaz, aber für eine Nacht war es vollkommen ausreichend. Erschöpft ließ ich mich auf das Doppelbett fallen. Bis zum Abendessen hatte ich noch ein paar Minuten und auspacken lohnte sich eh auch nicht. Jedoch klopfte es in dem Moment an der Zimmertür. Ich erhob mich und öffnete. Mats stand mit all seinen Sachen im Hotelflur. ,,Ähm, hey. Im Zimmer von Rapha und mir geht der Strom nicht. Kann ich vielleicht hier schlafen?" Schnell nickte ich. ,,Klar, komm rein."
Am Abend nutzte ich die Gelegenheit, dass Mats noch mit den anderen im Aufenthaltsraum des Hotels war. Ich zog mich um, zog die Rollläden zu und nahm das Tagebuch aus meiner Tasche. Dann ließ ich mich auf das Bett fallen und drückte auf den Kugelschreiber.
Liebes Tagebuch,
Morgen geht es endlich los. Naja, irgendwie habe ich auch immer noch einen großen Respekt. Es fühlt sich immer noch so unwirklich an. Noch hält sich die große Aufregung aber zum Glück in Grenzen. Und alle anderen doofen Dinge auch. Mama und Papa haben sich noch nicht gemeldet. Aber das wird wahrscheinlich zumindest bei Mama morgen noch kommen. Roman ist auch nicht hier. Er wird nur noch in den aller seltensten Fällen auf Auswärtsfahrten mitkommen. Nicht das ich das bedauern würde.
Greg
Hey Leute,
Herzlich Willkommen zu diesem neuen Kapitel. Ich weiß nicht, wie es für euch beim lesen ist, aber mir kommt es beim schreiben irgendwie mittlerweile sehr langwierig und langweilig rüber. Aber durch den Saisonstart kommt aber zum Glück bald mal ein wenig Schwung in die ganze Geschichte. Ich wünsche euch ein schönes Osterwochenende :-)
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