Breakdown
It's okay to not be okay
To dive in your pain
And it's alright to not be alright
(24/7- Kehlani)
Euphorisiert ließ ich mich nach dem Spiel auf meinen Platz in der Kabine fallen. Die Jungs um mich herum feierten den Sieg. 5:2. Und davon hatte ich nur einen Schuss durchlassen müssen. Es war perfekt gelaufen. Zufrieden wischte ich mir mit einem Handtuch den Schweiß von der Stirn. Marco drückte mir ein Bier in die Hand. Ich nahm einen großen Schluck von der kühlen Flüssigkeit. Grinsend lehnte ich mich zurück und beobachtete die Jungs. Jude lag auf dem Rücken auf dem großen Tisch in der Mitte der Kabine. Halb lachend und halb hustend ließ er sich von Erl eine Flasche Bier einflößen. Ich musste schmunzeln. Ein paar Minuten vergingen, bis ich schließlich mit der Eistonne dran war. Dann stellte ich mich unter die Dusche.
Als ich wieder in die Kabine kam, hatte sich die Partystimmung verflüchtigt. Die Stimmung war aber trotzdem noch gut. Ich zog mich um und lauschte währenddessen den Gesprächen über das Spiel. Bis Erling und Marco sich rechts und links neben mich fallen ließen. Ich spürte wie sie beide ihre schweren Arme um meine Schultern legten. ,,Greggyyyy...", raunte Marco und ich sah, dass er sein nettestes Lächeln aufsetzte. So als könnte er niemandem etwas zu Leide tun. Erl hingegen lachte bereits laut. Mir schwante böses. Dennoch wollte ich wissen, was genau die beiden planten. ,,Ja?" ,,Gehst du mit uns feiern?" Da würde ich mich lieber in ein Becken voller Haie stürzen. ,,Ganz sicher nicht!" Beleidigt schob Marco die Unterlippe vor und brachte mich so zum Lachen. ,,Warum sollte ich?" ,,Because we are cool.", kam es daraufhin von Erling. ,,Jungs, nein heißt auch bei sowas nein!", rief Mats zu meiner Erleichterung durch die Kabine. Daraufhin suchten sich die beiden ein neues Opfer.
Ich hatte so einen kurzen Moment Ruhe. Gerade im richtigen Moment fühlte ich mein Handy in meiner Tasche vibrieren. Schnell zog ich es hervor. Leider ohne darüber nach zu denken, wer es sein könnte. Es war eine Nachricht. Ich erwartete, dass es meine Mutter war. Falsch gedacht. Es war schlimmer. Ein kalter Schauer überlief mich. Mein Vater. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Ich schluckte, noch bevor ich die Nachricht geöffnet hatte. Zum Glück hatte sich die Kabine mittlerweile geleert. ,,Wir kommen Montag und schauen den Supercup." Kein ,,Hast du gut gemacht", keine Grußworte geschweige denn ein ,,Ich bin stolz auf dich" oder eine Entschuldigung. Typisch. Stumpfe Befehle. Nicht mehr und nicht weniger. Und fragen, ob das für mich okay sei oder es früher ankündigen muss auch nicht sein.
Ich spürte wie meine Halsschlagader anschwoll. Gleichzeitig wurden meine Augen verdächtig feucht. WIESO SCHAFFTE DIESER VERDAMMTE KERL DAS UND WIESO WAR ER ÜBERHAUPT SO?!?! Eine Träne stahl sich aus meinem Auge, bevor ich sie wegblinzeln konnte. Ich zuckte zusammen, als sich eine Hand auf meine Schulter legte. Schnell blickte ich auf. Die Kabine war vollkommen leer. Mats hockte vor mir. Seine Hand ruhte weiterhin auf meiner Schulter. Verwundert sah er mich an. Dann schien er mit einem Blick auf mein Handy zumindest ein bisschen zu verstehen. Er zog mich wortlos in seine Arme. Damit brachte er den Damm endgültig zum Brechen. Die Tränen liefen in Strömen und leise Schluchzer verließen meine Kehle. So sehr es auch schmerzte, ich fühlte dennoch eine gewisse Erleichterung.
Es dauerte lange, bis ich es geschafft hatte mich zu beruhigen. Mats ahnte wahrscheinlich gar nicht, wie sehr er mir gerade half, nur in dem er einfach da war. Er hatte bisher noch keine einzige Frage gestellt. Dafür bewunderte ich ihn. Ich wäre an seiner Stelle vor Neugierde wahrscheinlich geplatzt. ,,Was ist los? Das ist doch bestimmt nur die Spitze des Eisberges. War der schon immer so?" Mats flüsterte. Ich schluckte. Mein Kopf und mein Herz lieferten sich einen harten Kampf. Mein Herz gewann. ,,Ja, der war schon immer so." Das war eine Erkenntnis die mir erneut die Kehle zuschnürte. Dennoch sprach ich weiter. ,,Mein ganzes verdammtes Leben war er so. Nicht einmal hat er mich gelobt. Nie waren meine Leistungen ihm gut genug. Nie kam ein nettes Wort über seine verdammten Lippen. Meine Mutter hat immer gesagt, dass er nun einmal so wäre und mich trotzdem auf seine komplett komische Art liebhaben würde. Als Kind hatte ich immer gedacht, es wäre wirklich so. Alles ging immer so wie er es wollte. ABER ICH BIN KEIN VERDAMMTES KIND MEHR, DASS ER EINFACH SO HERUMKOMMANDIEREN KANN!" Mats hatte mich kein einziges Mal unterbrochen. Ich war zwischenzeitlich aufgesprungen und tigerte durch die Kabine. Die Tränen hatten wieder zu laufen begonnen. Mats zog mich wieder in seine Arme.
,,Hast du jemals darüber geredet?" Ich nickte schluchzend. ,,Ein paar Mal mit Gonzo, als ich noch in Stuttgart war." Er zwang mich ihm in die Augen zu sehen. ,,Du kannst jederzeit zu mir kommen, wenn du wen zum Reden brauchst, okay?" Ich nickte schniefend. ,,Aber ich fürchte, der einzige Ausweg für dich ist, deinem Vater mal eine Runde kontra zu geben." Wieder kam mir die Nachricht in den Sinn. Mein Herz begann erneut wie wild zu schlagen.
,,Ich hatte geplant mit dem Taxi zum Hotel zurück zu fahren. Willst du mit?" Schnell nickte ich und griff nach meinen Sachen. Mats griff währenddessen zu seinem Handy. Wenig später standen wir in einer lauen Sommernacht vor dem Stadion. Die frische Luft tat meinem Kopf gut und meine Gedanken wurden endlich ein wenig klarer. Trotzdem bereute ich es, dass ich Marco und Erling vorhin abgesagt hatte. Eigentlich war Alkohol keine Lösung... Aber manchmal eben doch. Mats verwickelte mich in ein Gespräch. ,,Du hast gut gespielt." ,,Danke, du auch." ,,Lu würde dir gut tun." Okay, das war ein harter Themenwechsel. Dennoch begann das Kribbeln in meinem Bauch wieder. Ein Lächeln schlich sich ungewollt beim Gedanken an sie auf meine Lippen. Das ,,Und du ihr auch.", welches Mats flüsterte, überhörte ich leider.
Eine Stunde später fiel ich endlich ins Bett. Der Wecker zeigte 3 Uhr in der Früh. Das würde eine viel zu kurze Nacht werden. Der Gedanke daran, dass ich morgen nach dem Training meine Wohnung wegen des Besuchs meiner Eltern würde schrubben dürfen, brachte mich fast zum kotzen. Ich verdrängte ihn schnell wieder. Dann griff ich in mein Nachtschränkchen. Jedoch brachte ich nur wenige Sätze zustande, bevor meine Augen zu fielen.
Liebes Tagebuch,
Heute war mein erstes Heimspiel. Wir haben 5:2 gewonnen. Mama und Papa wollen am Dienstag zum Supercup kommen.
Greg
Hey Leute,
Herzlich Willkommen zu diesem neuen Kapitel. Irgendwie scheint es mit Gregors Eltern nicht wirklich besser zu werden. Aber zum Glück hat er ja Mats als sehr guten Kumpel. Mal sehen wo das noch enden wird. Ich werde heute noch den Rest des Nachmittags (abgesehen von Fußball) mit schreiben verbringen. Morgen wird es wahrscheinlich genau so, denn ich komme unter der Woche leider nie dazu. Wenn jemand Tipps hat, wie man eine Schreibroutine aufbaut, dann gerne her damit.
Ich wünsche euch ein schönes Wochenende.
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