Am Tag danach
13.11.2021
Gleißendes Licht fiel in den Raum. Es war bereits helllichter Tag. Doch das weckte uns beide erstaunlicherweise nicht. Ich wurde zuerst wacht. Ich saß noch halb aufrecht. Mein linker Arm lag noch immer um Lu geschlungen. Wirklich spüren tat ich ihn allerdings nicht mehr. Lu's Kopf lag auf meinem Bauch, ihre Nase in den Stoff meines Pullis gedrückt. Selbst noch im Halbschlaf begann ich ihr durch die Haare zu streifen. Doch dieser Moment blieb leider viel zu kurz. Er wurde von zwei unterschiedlichen lauten Klingeltönen zerstört. Mein Handy lag auf dem Couchtisch. Lu's Handy war zwar nicht zu sehen aber zu hören.
Und leider schien auch Lu es zu hören. Sie wurde unruhig. ,,Man, was soll denn dieser Lärm?", nuschelte sie verschlafen in meinen Pulli. Dann stützte sie sich hoch. Ein ,,Fuck" kam ihr über die Lippen, dann hörte man es irgendwo in ihrem Körper knacken. Aber Zeit für irgendwelche Lockerungsübungen blieb uns beiden nicht. Schließlich gaben unsere Handys immer noch nervenraubende Töne von sich. Während Lu nach ihrem kramte griff ich meines vom Couchtisch. Was wollte Mats denn jetzt von mir?
,,Ja?" ,,Ist Lu bei dir?" Mats kam direkt zur Sache. ,,Ja, wieso?" ,,Gott sei dank." Mats atmete erleichtert auf. Jedoch schien im nächsten Moment auch eine leichte Wut in ihm auf zu kommen. ,,Wieso hat sie nicht Bescheid gesagt." ,,Ähm naja..." Kurz schaute ich zu Lu. Sie telefonierte ebenfalls. ,,Naja, eventuell sind wir beide einfach eingeschlafen. Entschuldige." ,,Ach was, alles gut. Viel Spaß noch mit ihr." Damit legte er auf. Ich atmete einmal tief durch und lehnte mich zurück. Lu telefonierte noch immer. ,,Ja, ja... ja mir geht es wirklich gut. Ja... ja wirklich." Ich musste grinsen, während ich Lu zusah und zuhörte. Sie schien so langsam ein bisschen zu verzweifeln. ,,Ja, er hat sich gut um mich gekümmert." Sie machte eine kurze Pause. ,,Ja, er hat sich benommen." Lu rollte mit den Augen. ,,Bis nachher. Hab dich auch lieb." Dann drückte sie den roten Hörer und atmete auf.
,,Hunger?", fragte ich sie. Lu nickte. ,,Definitiv." ,,Dann schau ich mal, was ich noch da habe." Ich ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Und in diesem herrschte gähnende Leere. Ist irgendwie immer so, oder? Kurz fragte ich mich, warum ich gestern nicht noch einkaufen gegangen war. Ich wusste es nicht. ,,Ähm, kleines Problem was die Sache mit dem Frühstück angeht.", rief ich Lu zu, welche noch immer auf der Couch saß. ,,Wieso?" ,,Naja, der Kühlschrank ist irgendwie leer." ,,Wie irgendwie leer?" Ich konnte Lu lachen hören, bevor sie neben mir auftauchte. ,,Naja, leer halt." Ich zuckte mit den Schultern. ,,Wie wäre es wenn wir frühstücken gehen und ich dich anschließend nach Hause fahre?" ,,Klar, können wir so machen." ,,Dann würde ich kurz duschen gehen, wenn das ok ist und dann können wir los." ,,Klar, ich ziehe mich dann in der Zeit auch um."
Zwanzig Minuten später war ich frisch geduscht und Lu trug wieder ihr normales Outfit von gestern. Wir stiegen gemeinsam in mein Auto. Ich steuerte es zu dem einzig mir bereits bekannten Café in ganz Dortmund. Das Oma Rosa. Erinnerungen an meine ersten Tage in Dortmund kamen hoch. Mit meinen Eltern. Aber es war heute nicht mehr so wie damals. Heute war ich mit Lu hier. ,,Alles gut?" fragte Lu mich, als wir aus dem Auto stiegen und das Cafe betraten. Ich nickte und setzte ein Lächeln auf.
Nach unserem Abstecher ins Café fuhr ich Lu nach Hause. Als wir vor dem Haus standen stellte ich den Motor meines Autos ab. ,,Kannst du vielleicht noch mit hoch kommen? Ich will Jani und Mats nicht alleine erklären was... naja." Lu zuckte mit den Schultern. Ich nickte schnell. ,,Klar, ich würde das auch nicht alleine machen wollen." Wenn Janina auch nur ansatzweise so schlimm war wie Mats würden wir gleich beide ausgepresst werden wie zwei Zitronen. Bis auf den letzten Tropfen. Gemeinsam betraten wir das Haus und kurz darauf die Wohnung. Es lief Musik. Im Hintergrund hörte man das Klappern von Töpfen. Ich schloss die Wohnungstür hinter mir und streifte mir die Schuhe von den Füßen.
In diesem Moment kam Jani in einer bunten Schürze aus der Küche gestürmt. ,,Wieso hast du nicht Bescheid gesagt? Ich habe mir solche Sorgen gemacht." Mittlerweile hatte Janina ihre Schwester in eine feste Umarmung gezogen. Diese ließ es einfach geschehen. Auch Mats war im Türrahmen zur Küche aufgetaucht. ,,Schatz lass doch das arme Mädchen mal durchatmen." Mats schmunzelte. ,,Du solltest auf ihn hören, wenn du nicht vor hast mich umzubringen." Jani löste die Umarmung schnell. ,,Sorry." Sie sah ein bisschen zerknirscht aus, aber schaltete schnell. ,,Habt ihr Hunger? Das Essen ist gleich fertig." Naja, eigentlich nicht. Aber wir folgten Jani einfach in die Küche. Es gibt Spaghetti mit Lachs und Brokkoli.
Als wir alle am Tisch saßen begann das Fragenfeuerwerk. Hauptsächlich ging es von Janina aus. Von ,,Wie war es bei Blitz?", bis zu ,,Wo habt ihr geschlafen?" war alles dabei. Manches davon schien Lu und auch mir doch ein wenig unangebracht. Mats schien es bald ähnlich zu sehen. ,,Schatz sorry, aber lass den beiden ein bisschen Privatsphäre." Janina schaute zwar ein bisschen beleidigt, aber immerhin war das Thema nun durch. Lu und ich halfen noch beim Aufräumen der Küche, dann begleitete Lu mich zum Auto. Nun standen wir voreinander, keiner schien wirklich den Anfang machen zu wollen. Sie ergriff nach kurzer Zeit das Wort. ,,Ähm danke, also mir hat es echt gut gefallen, aber wir müssen das auch nicht nochmal..." Kurz entschlossen unterbrach ich sie.
Meine Lippen kribbelten, als sie auf ihre trafen. Mir fiel ein Stein vom Herzen, als sie zu erwidern begann. ,,Hab ich dich vom Gegenteil überzeugt?" Lu antwortete mir nicht. Stattdessen stellte sie sich auf die Zehenspitzen und legte ihre Hand in meinen Nacken, zog mich wieder zu sich runter. Und legte ihre Lippen wieder auf meine. Oh verdammt. Das war mal eine eindeutige Antwort. Keine Kompromisse, keine Missverständnisse.
Mir fiel es schwer nach Hause zu fahren. Ich konnte mich kaum auf die Straße konzentrieren. Jedoch musste Lu noch einige Sachen für die Uni erledigen. Ich war froh, als ich zuhause war. Mir war bewusst, dass es an ein Wunder grenzte, dass ich unbeschadet zuhause angekommen war. Und ich wusste, ich musste den Kopf frei bekommen.
Liebes Tagebuch,
Die letzten Tage ist verdammt viel passiert. Wo fange ich am besten an? Ich habe mich gestern Nachmittag mit Lu getroffen. Sie hatte unser Date geplant. Wir sind zum Tierheim gefahren. Zu ihrem Patenhund Blitz. Er ist
Driiiiing, driiiiing, driiiiing. Mein Handy zerstörte meinen Schreibflow. Mein Display zeigte Unheil an. Mama. Ich hatte in den letzten Wochen mal mehr mal weniger Kontakt zu ihr gehabt. Sie war immer noch mit Wolfgang zusammen. Mehr wusste ich nicht. Ich nahm ab. ,,Hallo Schatz.", kam es mir fröhlich entgegen. ,,Hey Mama." Ich freute mich nicht wirklich, aber immerhin kamen die alten negativen Gefühle nicht wieder hoch. ,,Ich rufe eigentlich nur kurz an, um uns für deinen Geburtstag anzukündigen." Und da waren sie wieder, die negativen Gefühle. Ich versuchte mir diese aber nicht zu sehr anhören zu lassen. ,,Uns?" ,,Was?" Meine Mutter schien mal wieder auf dem Schlauch zu stehen. ,,Du sagtest uns." Ich versuchte ihr auf die Sprünge zu helfen. ,,Achso, dein Stiefbruder und seine Familie wollten dich auch mal kennenlernen. Da dachten wir, dass wäre doch eine super Gelegenheit." Ich konnte mir das Strahlen meiner Mutter gerade bildlich vorstellen. Sie schien gar keine Zweifel an dieser Idee zu haben. Nicht auch nur den kleinsten. Und ich sagte nichts. Leider nicht.
Hey Leute,
Willkommen zu diesem neuen Kapitel. Und ich habe schlechte Nachrichten. Diese Geschichte wird in den nächsten Wochen enden, genauer genommen mit dem Weihnachtsfest. Ich habe keine wirklichen Ideen mehr für sie. Stattdessen habe ich aber schon lange eine Idee für eine ganz neue Geschichte über einen Kollegen von Gregor. Und jetzt die guten Nachrichten: Greg und Lu werden in dieser Geschichte immer mal wieder auftauchen. So ganz loslassen kann ich sie dann doch noch nicht.
Habt noch ein schönes Wochenende.
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