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Newt P.O.V.

Die Sirene ist das schlimmste.
Dieser anhaltende, schrille Ton, welcher das Trommelfell zum reissen bringt und jegliche Worte verschluckt, selbst wenn sie nur gedacht sind.
Der Boden zittert, die Metalltür klappert in ihren Angeln und die Holzbetten knirschen, als sie durch das Beben gegen die Wand gedonnert werden. Verzweifelt hält Chuck sich die Ohren zu, die anderen Lichter rennen panisch hin und her, treten gegen die Zellentür, schreien um Hilfe. Alby versucht sie zu beruhigen, doch seine Worte sind nicht zu verstehen, nur seine Lippen bewegen sich und lassen den Zusammenhang der Laute erahnen.
Ellie klammert sich verzweifelt an meinen Ärmel fest, ihre Nägel bohren sich dabei in meinen Unterarm, doch ich entziehe mich ihr nicht. Sie soll mit dem Gefühl sterben, dass sie jemanden an ihrer Seite hat, so, wie sie es im ganzen Leben verdient hätte. Geborgenheit.

Meine Gedanken schweifen zu Lux. Was sie wohl gerade tut? Ob sie weiß, was hier los ist? Ich hoffe nicht. Es war dumm, hierher zu kommen, aber ich musste es tun. Ich war es Alby einfach schuldig.
Dagegen wollte ich Ellie nicht mit hineinziehen. Nie werde ich mir verzeihen, dass dieses Mädchen wegen mir zurückgekommen war, um mir beizustehen. Auch wenn es dumm von ihr war, so steckt doch ein großer Funken Mut und Treue darin. Es rührt mich und macht mich traurig zugleich.

"Wir kommen hier nie mehr raus"
schluchzt sie in mein Shirt und ich streichle ihr beruhigend den kleinen Kopf. Wobei sie natürlich recht hat; es ist vorbei. Wir werden zusammen mit ANGST untergehen, so viel steht fest.
Wieder muss ich an Lux denken. Was würde ich dafür geben, sie noch einmal umarmen zu dürfen? Küssen zu dürfen? Ich hätte ihr sagen sollen, was ich für sie empfinde. Warum habe ich das nie getan? Weiß sie, wie viel sie mir bedeutet? Und das mit den Emails... das hätte ich ihr auch erzählen sollen. Dass sie seit ihrer Existenz in ihrem Mutterleib das Heilmittel gespritzt bekommen hat, damit ihr Körper als Geheimversteck und Vorrat für jenes dient. Und dass ihre Mutter dies nicht freiwillig gemacht hat; oh nein, sie wurde mehr oder weniger dazu gezwungen. Dies hätte ich ihr sagen sollen. Und dass ich sie liebe.

Es kracht, dann springt plötzlich die Tür auf und ein weiß gekleideter Forscher betritt den Raum. Mehrere Lichter stürmen auf ihn zu und wollen ihn niederrennen, doch dann tauchen bewaffnete Männer hinter ihm auf und sofort weichen die Jungs wieder zurück wie scheue Tiere. Der Arzt winkt den Wachen, welche daraufhin in den Raum getrampelt kommen und uns unsanft auf den Gang treiben. Ich bekomme gar nicht so genau mit, wo wie rechts und wo links abbiegen, schließlich landen wir in einem hell erleuchteten Raum voller Computer und Bildschirme. Die Wand ist übersät mit blinkenden Knöpfen, Hebeln und Schaltern, einige der Bildschirm sind gesprungen und flackern nur noch leicht vor sich hin. Hektisch drückt Weißkittel irgendwelche Tasten, die Wand gegenüber von ihm leuchtet daraufhin bläulich auf und verschwimmt leicht.
Ein Flattrans, kommt mir sofort in den Sinn und ich sehe zu Alby, der nur verwirrt die Stirn runzelt. Er kennt diese Gerätschaft noch gar nicht, er durfte dies nicht mehr erleben.
"Los! Durch hier!"
brüllt uns der Arzt an, doch keiner rührt sich von der Stelle. Da ich wohl einer der einzigen bin, welcher eine geringfügige Ahnung über diese Gerätschaften hat, trete ich vor und mustere meinen Gegenüber abwertend.
"Wo soll der uns hinbringen? In die nächste Zentrale?",
schnaube ich ihn an, doch er schüttelt heftig den Kopf.
"Nein, nein! Der Flattrans wird euch ins Paradies bringen, hoffe ich zumindest. Der Trans am anderen Ende ist stark beschädigt und es kann sein, dass ihr bei der Reise umkommt, doch wenn ihr hierbleibt, sterbt ihr so oder so. Also los!"
Die Stimme des Forschers hat etwas flehendes angenommen, beinahe schon panisches. Verwirrt ziehe ich die Brauen zusammen.
"Warum sollte ANGST uns plötzlich gehen lassen? Außerdem dachte ich, die Daten wären gelöscht worden?"
Der Arzt seufzt gestresst, da knallt es plötzlich und der Raum wird auf einmal durchgerüttelt wie eine Rassel. Die Computerbildschirme springen und Funken fliegen, und der Flattrans beginnt zu flackern. Es findet ein kurzer Blickwechsel zwischen den Lichtern statt, dann laufen die ersten auch schon auf das Tor zu und verschwinden darin. Immer mehr folgen, zögern, doch schließlich treten sie die glibbernde Masse und lassen sich von ihr verschlucken. Mein Blick schweift wieder zu dem Arzt, welcher dem Treiben mit einer gewissen Erleichterung zusieht. Grobe packe ich ihn an der Schulter und drehe ihn wieder zu mir um. Ich will meine Antwort noch haben, unbedingt, bevor ich vielleicht direkt in die nächste Folterkammer stolpere. Mein Gegenüber sieht mich einen Moment lang stumm an, dann seufzt er und schüttelt den Kopf.
"ANGST lässt euch nicht gehen, ich lasse euch gehen. Weil ihr hier nicht sterben sollt, nicht so. Ihr müsst zu euren Freunden. Klar?"
Es verwirrt mich, diese Opfergabe des Fremden, doch ich nicke. Wie auch hätte ich es ablehnen sollen?
Nun doch etwas gestresst, schiebe ich Ellie auf den Flattrans zu, wir sind einer der letzten. Mit einem kräftigen Stoß befördere ich das kleine Mädchen durch die Wand hindurch, ohne auf ihre ängstlichen Blicke weiter einzugehen, dann mache auch ich mich auf den Weg durch den Trans. Doch bevor ich hindurchtreten kann, legt sich eine große Hand auf meine Schulter und ich drehe den Kopf nach hinten. Der Arzt sieht mir in die Augen, seine Lippen sind zu einem schmalen Strich zusammengepresst, als wäre er angespannt.
"Newt..."
sagt er laut, obwohl man es ihm ansieht, dass er gerne geflüstert hätte, doch der Explosionslärm lässt dies nicht zu.
"Newt, ich habe Fehler gemacht. Und ich bereuhe jeden einzelnen. Doch nun kann ich sie nie wieder ausbessern... aber ich habe eine Bitte. Eine letzte Bitte."
Sein Blick wird traurig, trotzdem wirken seine Augen dabei warm und herzlich, als würde er an eine geliebte Person denken, die er sich herbeisehnt.
"Sag Cornelia, ich habe sie immer geliebt. Auch wenn sie mir eiskalt ins Gesicht sagte, ich wäre ein schlechter Vater, weil ich bei ANGST arbeitete. Sag ihr, ich wusste von ihrem grünen Blut. Doch ich hätte sie nie, wirklich nie verra..."
Ein Knall, so tief und donnergleich, dass mir der Kopf in den Nacken sackt, erschüttert den Raum und eine Stichflamme schießt aus einem der Maschienen. Kurz darauf explodiert das Gerät; und ich werde nach hinten geschleudert, hinein in den Flattrans. Hinein in das Tor zu einer anderen Welt, hinein in die Freiheit. Doch alles, was ich in diesem lang ersehnten Moment denken kann, ist:
Ich muss Lux finden.

Ich bin krank ._.
Meh.

Wenn ihr das Kapitel scheiße fandet und etwas bisschen besseres lesen wollt, guckt mal bei meiner Story "Körperlos" vorbei. Jaja Eigenwerbung stinkt ._. Bin schon wieder weg.

Tschüss

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