025

„Ja." Ich nickte. „Wer zum Teufel ist Jack?"

„Jack? Olis Mitbewohner? Mein bester Freund? Mein Bruder? Der Typ, der ständig hier ist? Der eben auf deinem Bett saß?"

„Warte, was?" Irritiert sah ich sie an. „Ich dachte er heißt Robin?"

Ihre Augen weiteten sich noch ein wenig mehr. „Das ist wirklich dein Ernst?"

„Ja!" Ich nickte. „Er hat sich als Robin vorgestellt. Also glaub ich... Es kann sein, dass ich es gesagt habe, weil es an seiner Tür stand, aber ich hab ihn auf jeden Fall schon so genannt und er hat nie etwas gesagt... Aber... Also... Okay... Robin heißt also eigentlich Jack?"

„Ne, andersrum.", widersprach sie. „Also er heißt offiziell schon Robin, Robin Daniels. Aber jeder nennt ihn Jack. Das musst du doch mal gehört haben!"

Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Ihr habt ihn noch nie Jack genannt. Das wäre mir doch aufgefallen. Das habt ihr nie getan! Mir ist es doch auch jetzt aufgefallen, dann hätte ich das doch auch sonst gemerkt, wenn ihr ihn Jack genannt hättet, aber das habt ihr nie. Wirklich nicht."

„Wie dem auch sei, wir nennen ihn Jack."

„Ja, aber... Wieso denn Jack?", fragte ich, weil ich es wirklich nicht verstand.

„Naja, Robin Daniels, weißt du?"

„Nein?"

„Daniels. Jack Daniels. Der Whiskey?"

„Aha.", murmelte ich kopfschüttelnd.

„Aber zurück zum Thema. Versuch nicht abzulenken. Du kommst hier nicht raus." Sie grinste mich an. „Jetzt, erzähl doch. Mit wem hast du rumgemacht? Jack war es ja wohl kaum. Ich mein, du hasst ihn!"

„Ich... hasse ihn nicht...", murmelte ich.

„Oh. Mein. Gott!" Sie sprang auf und ihr Grinsen wurde noch breiter. „Ich fasse es nicht! Du hast mit ihm rumgemacht! Du und Jack!"

„Nein, so war das gar nicht..." Ich schüttelte den Kopf. „Ich schuldete ihm doch noch einen Kuss... Erinnerst du dich?"

„Das war mehr als nur ein Kuss."

„Erzähl es bitte keinem... Ich... Ich will es einfach nur vergessen..."

„War der Kuss so schrecklich?"

Ich gab mich geschlagen. Sie würde sowieso nicht locker lassen und vielleicht tat es mir ja gut mit jemanden zu reden. Außerdem konnte ich nicht noch mehr Sachen in mich hineinfressen. Es gab so viel, was ich mit mir selbst ausmachte und so viel über das ich nicht mit Kim sprach, obwohl sie mir wohl die beste Freundin seit einer langen Zeit geworden war, da konnte ich nicht noch ein Thema hinzufügen. „Nein... Ganz im Gegenteil... Der Kuss war... toll..."

„Also verstehe ich das richtig?" Sie setzte sich wieder neben mich. „Jack hat dich, dicht wie er gestern war, darauf aufmerksam gemacht, dass du ihm noch einen Kuss schuldest. Der Kuss, der dabei in Stande gekommen ist, war so gut, dass er dir einen Knutschfleck verpassen konnte, aber jetzt bereust du es, weswegen du es ausnutzt, dass er einen Filmriss hat?"

„Das ist korrekt." Sie hatte es perfekt zusammengefasst.

„Okay..." Sie sah mich fragend an. „Und warum bereust du es, wenn es doch so gut war?"

„Das ist doch jetzt nicht dein Ernst, oder? Es geht schließlich um Robin."

„Ja, und?" Sie schüttelte den Kopf. „Elle! Er ist ein guter Kerl!"

„Er... Er..."

„Er ist großartig!", beendete sie meinen Satz, auch wenn mir ganz andere Worte im Sinn gewesen waren. „Wann wirst du das endlich einsehen? Außerdem, und das musst selbst du zugeben, er ist echt heiß!"

„Er ist nicht mein Typ."

„Was?!", fragte sie, völliger Unglaube in ihrer Stimme. „Er ist jedermanns Typ!"

„Nein." Ich ließ mich nach hinten auf den Rücken fallen und rieb mir seufzend über das Gesicht. „Jetzt mal abgesehen von seinem Charakter, wenn wir nur sein Aussehen betrachten, sprich in meinen Augen alles gegen ihn."

„Das musst du mir erklären.", forderte sie und setze sich in den Schneidersitz, sodass sie mich anblicken konnte.

„Das ist jetzt sehr oberflächlich und wenn sein Charakter stimmen würde, dann wäre mir das alles auch total egal, aber so ist es ja nicht, also..."

„Jetzt rede nicht um den heißen Brei herum. Ich will deine Erklärung hören, warum er nicht dein Typ sein sollte."

„Na gut." Ich seufzte. „Fangen wir oben an: Er ist blond."

„Die meisten stehen auf blond."

„Ich nicht. Dann seine Augen... Sie sind... gruselig..." In Wahrheit fand ich sie im selben Moment unfassbar faszinierend. „Ich mein, sie sind schwarz..."

„Na gut, da ist etwas Wahres dran..."

„Er hat Tunnels."

„Und?"

„Ich steh nicht auf Piercings und von allen auf der Welt hat er ausgerechnet Tunnels!"

„Aber kleine Tunnels!", korrigierte sie mich.

Ich verdrehte die Augen. „Kann ja sein, aber trotzdem!"

Sie verdrehte die Augen. „War das alles?"

„Nein. Er sieht viel zu gut aus.", fuhr ich fort.

„Was?" Sie lachte auf. „Du willst mir sagen, dass er nicht dein Typ ist, weil er zu gut aussieht? Das ergibt keinen Sinn!"

„Doch natürlich!" Ich schloss für einen Moment die Augen. „Ich erkläre es dir."

„Jetzt bin ich gespannt."

„Naja, stell dir mal vor, du bist mit jemanden zusammen, der so viel besser aussieht als du selbst. Das ist doch furchtbar anstrengend. Du weißt, dass er jede haben könnte und du weißt, dass jede, naja sagen wir viele, etwas von ihm wollen würden. Es gäbe Leute, die tuscheln würden, warum er mit dir zusammen war und nicht mit jemand hübscheren und selbst wenn du eigentlich keine eifersüchtige Person wärst, wäre es trotzdem immer in deinem Hinterkopf, dass er quasi jede haben könnte und dass er sich jeden Tag eine bessere aussuchen könnte."

„Das würde Jack nie tun."

„Ach nein?" Ich warf ihr einen skeptischen Blick zu. „Wirklich nicht? Ich erinnere dich daran, dass selbst ich seinen Ruf als Weiberheld mitbekommen habe, nach nur einem Tag und daran, dass er gestern am Flirten war mit diesem Mädchen und dann mit mir rumgemacht hat. Am selben Abend."

„Naja, flirten ist aber auch etwas anderes.", widersprach sie. „Er hatte ja nicht mit euch beiden rumgemacht. Außerdem wäre es was anderes, wenn er in einer Beziehung wäre. Glaub mir, er würde niemanden betrügen. Wirklich nicht. Niemals. Er nicht."

„Wenn du meinst." Ich seufzte. „Außerdem ist er riesig."

„Ach komm schon. Du kannst mir jetzt nicht erzählen, dass du große Typen nicht magst. Das glaub ich dir nicht."

„Nein, natürlich nicht." Ich schüttelte den Kopf. „Ich mag großen Typen und auch, wenn das alles andere als feministisch ist, mag ich es, dass der Typ größer ist als ich, aber eine Sache ist größer, die andere ist, dass er ein Riese ist! Er überragt mich um mehr als einen Kopf! Das ist nicht einfach nur groß."

„Und?"

„Das, zusätzlich damit, dass er doch ziemlich stark zu sein scheint..." Ich rieb mir über die Stirn. „Ich finde den Gedanken, dass ein Mann mir körperlich so sehr überlegen ist, irgendwie... beängstigend? Nein, das ist das falsche Wort... oder vielleicht auch nicht, keine Ahnung. Irgendwie beunruhigend."

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass Jack dich angreifen würde oder, dass er dich... zu irgendetwas zwingen würde... oder?"

„Nein... Ja... Also nein. Eigentlich nicht."

„Eigentlich?" Aus Kims Gesicht war jeder Spaß, der vorher da gewesen war, verschwunden.

„Nein, ich glaube es nicht." Ich seufzte. „Es geht mehr um den Gedanken, dass er dazu in der Lage wäre, weißt du? Denn das ist doch meistens das Problem. Man glaubt nicht, dass das passiert und dann passiert es. Obwohl man einer Person vertraut hat. Weißt du was ich meine?"

Kim schwieg eine Zeit lang, doch dann seufzte sie. „Ja, ich weiß, was du meinst... Aber trotzdem, versichere ich dir, dass Jack so etwas niemals tun würde."

„Kann ja sein..." Wieder vergingen einige Sekunden des Schweigens. „Auf jeden Fall ist er oberflächlich betrachtet nicht mein Typ und wie gesagt, wenn sein Charakter stimmen würde, dann könnte ich das ignorieren, aber so? Deswegen bitte, Kim, wirklich, ich bitte dich aus tiefsten Herzen, bitte erzähl es niemanden. Auch nicht Oli und ganz sicher nicht Robin."

„Was machst du, wenn Jack sich doch noch daran erinnert?"

„Das sehe ich dann."

„Na gut, ich schweige wie ein Grab."

„Danke."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top